Bernhard Peter
Standesgemäße
Fortbewegung: Reittiere der Götter
Agni Widder |
Brahma weiße Gans Hamsa |
Vishnu Garuda |
Shiva Stier Nandi |
Ganesha Ratte |
Indra Elefant Airavata |
Varuna Meerungeheuer Makara |
Sani Geier |
Rudra Stier |
Kama Papagei, Sperling |
Karttikeja/Skanda Pfau |
Yama Büffel |
Parvati - Uma |
Durga |
Kalkin |
Sarasvati |
Pavana / Vayu |
Devi |
Khandoba |
Dattatreya |
Warum haben die Götter ein Reittier (Vahana), ein tierisches Beförderungsmittel oder ein Gefährt? Die alten arischen Götter besaßen noch keine Tiere zur Fortbewegung. Nach der Rigveda hatten sie Luftfahrzeuge, die von schnellen Pferden gezogen wurden, die niemals ermüdeten. Dieses ältere Konzept der Götter betonte damit die Fähigkeit von Göttern, sich ohne Einschränkung und mit hoher Geschwindigkeit im ganzen Universum fortbewegen zu können.
Die Veränderung der Fahrzeuge in vedischer (Rigveda und Atharvaveda) und nachvedischer Zeit in die oben gelisteten Tiere deutet auch auf ein verändertes Götterkonzept hin. Nicht die Fortbewegung steht im Vordergrund, sondern die Ergänzung, das Zusammenspiel mit begleitenden Tieren.
Interessant ist die Kombination von meist anthropomorphen Göttern mit einem Tier als ständiger Begleiter und Reittier vor dem Hintergrund bestehender Tierkulte in Indien. In diesem Sinne scheint die Übernahme von tierischen Begleitern eine Vereinnahmung der Tierverehrung in die Hochreligion zu sein. Durch dieses neue Konzept von Göttlichkeit wird jedenfals die Bedeutung der Tiere in der Religion erheblich aufgewertet, und durch das Vorhandensein göttlicher Tiere wird dem Menschen stets in Erinnerung gebracht, auch in Tieren beseelte Wesen zu sehen, die genauso wie Menschen den Wiedergeburtszyklen unterliegen. Und genauso wie sich göttliche Individualität auf menschlicher Ebene manifestieren kann, kann sie sich auch auf tierischer Ebene manifestieren.
Zwei Dimensionen hat das Reittier: Zum einen ergänzt es den Gott, trägt Eigenschaften bei, unterstützt symbolisch das Wirken des Gottes. Das Reittier hat gewisse Energien oder bestimmte Charakterzüge, die zu dem betreffenden Gott passen und seine Eigenschaften und Energien ergänzen. Zum Beispiel paßt die Antilope mit ihrer Schnelligkeit zum Windgott Vayu, die schlaue Ratte, die in jeden Getreidespeicher eindringt, paßt zu Ganesha, dem Überwinder von Hindernissen, und Löwe und Tiger passen mit ihrer gefährlichen Wildheit zur wilden Durga.
Zum anderen hat das Reittier eine innere Bedeutung. Das Reittier repräsentiert die Wunschnatur, steht im übertragenen Sinne auch für Egoismus, Antriebe, Empfindungen und weltliche Wünsche und damit mittelbar für die Ursache unseres Leidens. Das Reiten symbolisiert die Kontrolle dieser Wünsche und Antriebe, um die grenzenlose Wahrheit und Vollkommenheit zu erreichen. Denn ein kleines Verlangen, das ins menschliche Bewußtsein eindringt, kann unkontrolliert den Menschen beherrschen und damit all seinen materiellen und spirituellen Reichtum zerstören. Ein vollkommener Mensch dagegen beherrscht seine Wunschnatur. Genau das zeigen die Götter mit ihren Reittieren: Ihre vollständige Kontrolle über irdische Wünsche und Antriebe.
Interessant ist auch, daß bestimmte Tiere, die als Reittier eine Rolle spielen, für sich alleine verehrt werden, wie z. B. die Ratte oder die Kuh. Wiederum andere haben einen festen Platz im Tempel ihrer Gottheit, so der Stier Nandi in Shiva-Tempeln oder der Garuda in Vishnu-Tempeln.
Schlangenkult in Indien
Die Kuh - Heilige und
Entsorgungsbeauftragte
Die Reittiere der
Götter
Hochgötter
in Tiergestalt: Vishnu und seine Avatara
Halb
Mensch, halb Elefant und Gott noch dazu: Ganesha
Lexikon
der hinduistischen Mythologie:
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