Bernhard Peter
Everybody's
Darling: Ganesha
Abstammung: Sohn von Parvati-Durga und Shiva. Streng genommen muß man ihn jedoch nur als Sohn Parvatis ansehen, die ihn aus Lehm (nach anderen Quellen aus dem Schorf ihres Körpers sowie Salben und Ölen) und Gangeswasser in Menschengestalt formte, als Shiva längere Zeit meditierte, um einen Türwächter für ihr Badezimmer zu haben.
Eigenschaften: Elefantengott, Glücksgott, Gott der Intelligenz, der Weisheit und der Händler. Als Inbegriff der Weisheit ist Ganesha daher der Gott der Schüler und Studenten. Gott des guten Gelingens, des Erfolges und der Überwindung von Hindernissen. Und Hindernisse kann er gut mit seiner dicken Elefantenstirn einfach wegschieben. Damit äußerst beliebt bei Geschäftsleuten. Als Vertreiber von Hindernissen und als Überbringer von Glück gehört Ganesha zu den beliebtesten und populärsten Göttern des Hinduismus. Vor größeren Vorhaben wie Hausbau, Reise, Prüfung, Geschäftsabschluß etc. stimmt man ihn günstig. Auch bei Hochzeiten wird seiner gedacht, damit die Eheschließung ein Erfolg wird. Genauso wird seiner am Beginn eines neuen Tages gedacht, wenn sich morgens die Sonne über den Horizont schiebt. Ganesha ist dafür bekannt, daß er ein freundliches und pfiffiges Wesen hat und ferner dafür, daß er gerne ißt und nascht. Herr der Ganas (Herr der Scharen). Schwerpunktmäßig wird Ganesha in Südindien und in Maharashtra verehrt.
Frauen: Darüber herrscht in Indien keine Einigkeit. Meistens wird in Nordindien die Ansicht vertreten, Ganesha habe zwei Frauen, Buddhi, die Weisheit, und Siddhi, die Klugheit oder der Wohlstand. Beide sind die Shakti von Ganesha. Südindien verehrt Ganesha als unverheiratet im Zölibat lebend. In einigen Teilen Indiens wird Riddhi oder Erfolg statt Buddhi als seine Gemahlin betrachtet. Manche sehen sie aber weniger als reale Gemahlinnen sondern eher als Eigenschaften, die mit Ganesha in Verbindung stehen.
Geschichte: Historisch könnte sich Ganesha aus einem Naturgeist entwickelt haben und somit eigentlich ein alter Yaksa sein, der Karrier bis zum Sohn Parvatis gemacht hat. Dafür sprechen die Darstellung als kugelbäuchiger Gnom sowie seine Attribute, die man auch als landwirtschaftliche Geräte wie Hakenpflug oder Bindeseil für Garben deuten könnte. Dazu paßt auch der Brauch, am Ende des Ganapati-Festes aus Lehm geformte Ganesha-Idole im Meer oder Fluß zu versenken eine aus der Natur gekomme Figur kehrt wieder in den natürlichen Kreislauf zurück. Historisch gesehen ist Ganesha der jüngste wichtige Gott im hinduistischen Pantheon (seit dem 5. Jh.).
Darstellung: Darstellung als kleiner, gedrungener Mann mit einem großen, dicken Kugelbauch (der Bauch symbolisiert, daß Ganesha alle Erfahrungen konsumieren und absorbieren kann), gelber Hautfarbe, einem Elefantenkopf mit einem Zahn und mit zwei oder häufiger vier Armen (Diese vier Arme repräsentieren die vier Aspekte des feinstofflichen Körpers: Geist, Intellekt, Ego und Bewußtsein). Er sitzt mit einem Bein über das andere geschlagen. In seinen Händen hält er gewöhnlich eine Muschel, ein Chakra (Diskus), eine Wasserlilie oder einen Lotus (über den Lotus siehe gesonderten Artikel) und einen Stab, wie er zum Antreiben von Elefanten benutzt wird. Andere Darstellungen zeigen ihn mit einem abgebrochenen Stoßzahn in der Hand, mit einer stilisierten Schlinge (damit zieht Ganesha den Sucher aus seinen weltlichen Problemen), einer Axt (symbolisiert die Zerstörung aller Wünsche und Bindungen), einer Frucht oder einem Reiskloß (symbolisiert a) Ganeshas Naschhaftigkeit und b) die Belohnung spiritueller Suche). In Ganeshas Nähe befindet sich schmackhafte Nahrung, die als Opfergabe dargebracht wurde. Die Attribute sind aber zu seiner Erkennung weniger wichtig, denn der typische Elefantenkopf springt sofort ins Auge. Die Augen sind klein, aber durchdringend, sie können das winzigste Detail jedweden Gegenstands untersuchen, darüberhinaus verfügen sie über die innere Schau, den Geist Gottes in allem und jedem sehen zu können.
Reittier: Eine Ratte. Die Ratte trägt oft einen Aksamala (Rosenkranz) in der Schnauze. Die Ratte (akhu) ist ein Symbol dafür, daß in jedem noch so kleinen Tier soviel göttliche Energie steckt, daß es sogar einen Elefanten tragen kann. Ratten genießen daher bei seinen Anhängern einen ganz besonderen Schutz. Im übertragenen Sinne steht die Ratte auch für Egoismus und weltliche Wünsche und damit mittelbar für die Ursache unseres Leidens. Das Reiten auf der Ratte symbolisiert die Kontrolle, für die Benutzung des Körpers, der Empfindungen und der Antriebe steht, um die grenzenlose Wahrheit und Vollkommenheit zu erreichen.
Woher der Elefantenkopf? Darüber sind mehrere Geschichten in Umlauf:
Egal wie es nun geschah: Ein Elefantenkopf auf einem menschlichen Körper repräsentiert höchste Weisheit. Symbolisch läßt sich der Elefantenkopf auch interpretieren: Die dicke Stirn schiebt Hindernisse beiseite. Der Rüssel repräsentiert die Unterscheidungskraft, die aus Weisheit hervorgeht, denn ein Elefantenrüssel besitzt die Fähigkeit gröberer (Baumstämme heben) wie auch sehr feiner (feine Blättchen zupfen) Kraftausübung. Der Gott erfaßt das Grobe und das Feine, das Reich der Materie und das des Geistes, und vor allem auch die Weisheit, beides voneinander zu unterscheiden. Ganeshas große Ohren und Kopf weisen auf Weisheit hin, die durch Sravana (Hören) und Manana (Denken) erworben wurden.
Warum nur ein einziger Stoßzahn? Dafür gibt es wiederum viele verschiedene Erklärungen.
Man kann es auch noch philosophisch deuten: Zwei Stoßzähne symbolisieren Dualitäten, Gegensatzpaare. Ein einziger Stoßzahn deutet darauf hin, daß Ganesha alle Dualitäten überwunden bzw. transzendiert hat. Der Leser möge sich die ihm liebste Version heraussuchen. Insgesamt läßt sich sagen, daß jeder Teil von Ganeshas Körper damit ein spirituelles Prinzip darstellt.
Namen: Der Name Ganesha beudeutet "Herr der Scharen", "Herr (Isha) der Vielheit (Ganah)", "Ganah-Isha". Ganeshas zweiter Name ist Ganapati. Der Name "Vighnantaka" bedeutet "Der Herr, der die Hindernisse beseitigt". Auch "Vighnesvara", "Zerstörer von Hindernissen" oder Vinayaka. Weitere Namen von Ganesha sind: Ekadanta, "der mit dem einen Stoßzahn", Varada "der Wohltaten Schenkende" oder Sidhhita "der, der Erfolg bei der Arbeit gibt".
Lexikon
der hinduistischen Mythologie:
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