Bernhard Peter
Frauen-Power im Pantheon: Sarasvati und Lakshmi

1. Lakshmi:

Eigenschaften: Göttin des Glücks und der Schönheit, sie ist die Kraft, die die Schöpfung erhält. Mit "goldener Hand" segnet sie alle Anhänger mit Wohlstand, wenn diese sie aufrichtig verehren. Wohlstand beinhaltet mehr als einfach materiellen Reichtum. Dazu gehören moralische und ethische Werte, die nobleren Aspekte des Lebens, mentale Kraft und intellektuelle Stärke. Als Göttin des Glückes und des Wohlstandes ist sie die Göttin guter Geschäfte für indische Kaufleute.

Familie: Gattin des Hochgottes Vishnu. Vishnu verfügt über allen Reichtum, den er durch Lakshmi, der Göttin des Wohlstands, seine Shakti, manifestiert.

Darstellung: Darstellung auf einer Lotusblüte sitzend oder auch stehend, mit roten Lotusblüten in den Händen, was bedeutet, daß sie in der höchsten Realität verankert ist. Sie erinnert damit den Menschen an sein letztendliches Ziel. Sie besitzt insgesamt zwei vier Hände, zwei davon halten rote Lotusblüten. Wenn sie vier Arme hat, erteilt sie mit den restlichen zweien den Segen, entweder in der Wunschgewährungsgeste (Varadamudra) oder in der Schutzverheißungsgeste (Abhaya-Mudra). Lakshmi trägt meist ein Brustband, im Gegensatz mit der oft ähnlich dargestellten Parvati, die kein Brustband hat. Aus ihren Händen regnen manchmal Geld und Reichtum. Eine besondere Darstellung ist die als Gajalakshmi: Rechts und links von ihr stehen zwei Elefanten, die mit ihren Rüsseln Wasser aus Kugelvasen über die Göttin gießen. Wasser bedeutet Fruchtbarkeit und Leben und ist die Voraussetzung für Glück und Wohlstand. Diese Darstellung ist oft über dem Türbalken indischer Häuser abgebildet und drückt den Wunsch nach Glück, Fruchtbarkeit und Fülle in diesem Anwesen aus.

Geschichte ihrer Entstehung: Kam bei der Quirlung des Milchozeanes zum Vorschein. Dämonen und Götter wühlten einst zusammen den Milchozean auf, um das Lebenselixier zu gewinnen. Als Griff des Rührstockes benutzten sie einen Berg, als Seil eine Schlange. Durch die Quirlung zogen sie mit vereinten Kräften verschiedene Schätze aus den verborgenen Tiefen des Milchozeanes, darunter das Lebenselixier. Auch die Göttin Lakshmi entstieg dabei dem Ozean; sie trug dabei eine Girlande. Sie vermählte sich dann mit dem Hochgott Vishnu. Der Ozean steht dabei symbolisch für den reinen Geist des Suchers. Der Vorgang des Aufwühlens reinigt die innewohnenden Tendenzen des Menschen. Ist der Sucher durch seine spirituellen Bemühungen eins mit der höchsten Realität, gewinnt er auch spirituelle und weltliche Reichtümer. Und die Begleiterscheinung dieses Prozesses ist die Wahrheit, repräsentiert durch Lakshmi.

Lakshmis Avatara: Lakshmi ist ihrem gatten eine treue Gemahlin. Wenn er als Avatara mal wieder die Welt retten muß, ist sie ebenfalls als Verkörperung an seiner Seite, so begleitet sie den Zwerg als Padma, den Rama mit der Axt als Dharani, Rama aus dem Ramayana als seine Frau Sita, auch Krishna begleitet sie in Form des Mädchens Radha.

Namen: Lakshmi ist auch als „Sri“ bekannt, „die Schöne“, als „Jaladhija“, „die aus dem Ozean Geborene“. Der Name „Gajalakshmi“ kennzeichnet eine bestimmte Darstellung mit Wasser gießenden Elefanten, „Dipalakshmi“ ist eine Lakshmi-Darstellung in dienender Pose mit Öllampe.

 

2. Sarasvati:

Eigenschaften: Göttin der Gelehrsamkeit, der Wissenschaften, des Lernens, der Literatur, der Musik, der Sprachgewandtheit und Beredsamkeit und der Weisheit. Göttin der Kunst und des Wissens. Sie verkörpert alles Wissen, einschließlich der Künste und Wissenschaften. Sie gilt als die Erfinderin der Sprache des Sanskrit, des Schreibens und damit auch der Devanagari-Schrift. Aus diesen Gründen erfährt Saraswati höchste Verehrung in gebildeten Kreisen und an indischen Universitäten. Während des zehntägigen Navaratri-Festivals verehren die Menschen Sarasvati am letzten Tag. Sie legen dann Bücher vor ihr Bild, um ihre Gnade und ihren Segen zu erhalten.
Familie: Gattin und Shakti des Schöpfergottes Brahma, dessen Haupte sie entsprang. Als seine Frau wird sie zur Mutter der gesamten Schöpfung.

Darstellung: Sie ist weiß gekleidet (weiß versinnbildlicht das Gegenmittel für die dunkle Welt der Unwissenheit) und spielt die Vina (einfache Stabzither) oder die Mahativina (große Zither). Sie hat 2 oder häufiger 4 Arme, mit zweien macht sie Musik auf der Zither, in den freien Händen hält sie eine Mala (Rosenkranz) und eine Pustaka (Palmblattmanuskript). Das Buch und die Zither weisen jeweils auf den Pfad des Wissens und den Pfad der Hingabe, über die der Mensch sein Ziel erreichen kann. Die vier Hände repräsentieren auch die vier Aspekte der menschlichen Persönlichkeit: 1.) Geist (manas), 2.) Intellekt (buddhi), 3.) Ego (ahamkara) und 4.) konditioniertes Bewußtsein (Chitta). Das bedeutet, daß Sarasvati vollständig die intellektuellen Fähigkeiten des Menschen in sich vereinigt und beherrscht. Ihr eigenes Reittier ist ein Pfau.

Geschichte: Saraswati ist aus einer alten vedischen Göttin für Sprache namens Vac entstanden.

Namen: Der Name "Sarasvati" bedeutet: diejenige, die Essenz (Sara) des eigenen Selbst (Swa) gibt, ferner "die Fließende". Sarasvati repräsentiert einen immer fließenden Strom göttlicher Gnade. Sarasvati ist als Gattin Brahmas auch unter dem Namen Brahmi bekannt.

Lexikon der hinduistischen Mythologie:
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