Bernhard Peter
Onomichi (Präf. Hiroshima): Shonen-ji


Tempel Shonen-ji
Der Shonen-ji (Shounen-ji) liegt praktisch Rücken an Rücken mit dem Josen-ji, nur durch die zum Warei-Schrein führende Straße getrennt. Doch die jeweiligen Eingänge liegen auf den abgewandten Seiten, so daß man nur nach einem Bogen um das Schreingelände hintenherum zum auf der Ostseite liegenden Eingang des Shonen-ji gelangt, zu erreichen von einer in Alt-Onomichi seltenen zweispurigen Hauptverkehrsstraße (Adresse: 1-5 Nishikubocho, Onomichi). Eine kleine Stichstraße führt zwischen wellblechverkleideten Häusern und Garagen zu einem verspielt wirkenden, schlanken Tor mit Irimoya-Dach auf dem Aufsatz, der zugleich als Glockenturm verwendet wird. Dahinter passiert man ein paar Jizo-Figuren rechts und einen sich bis zu den Bahngleisen erstreckenden Friedhofsbereich links und kommt zu zwei hübschen Hallen, die unlängst renoviert worden sind. Eine davon ist eine Jizo-Halle mit Jizo Bosatsu im Inneren. Im Norden des Hofes liegt noch ein kleiner, leuchtend rot gestrichener Schrein mit Torii. Die heutigen Gebäude sind Edo-zeitlich und stammen aus dem 18. Jh. Auf dem Tempelgelände gibt es einen besonderen Brunnen, den Enmei-no-ido, dessen Wasser im Volksglauben ein langes Leben verleihen soll. Auf den Papierlaternen ist das Kamon des Tempels zu sehen, ein Achteck mit drei parallelen horizontalen Strichen darin.

Der Shonen-ji wurde im 13. Jh. von Kakua gegründet. Der Tempel gehört zur buddhistischen Richtung Ji-shu. Die Schule Ji-shu ist nach der Jodo Shin-shu und der Jodo-shu die drittgrößte amidistische Schule Japans und geht auf den Mönch Ippen zurück. Ippen (1234-1289) war auch zuerst ein Tendai-Mönch auf dem Berg Hiei. Dann schloß er sich der Jodo-shu an und lebte im Tempel Dazaifu auf Kyushu. Später gründete er seine eigene Richtung, indem er die Anrufung Amidas, das Nenbutsu (gesprochen: Nembutsu), mit einem ekstatischen Tanz kombinierte. Diese Praxis des rituellen Tanzens wurde einst von Kuya Shonin (903-972) in Japan eingeführt. Auch in diesem Tempel wird heute noch regelmäßig ein traditioneller Tanz aufgeführt, bei dem unter Trommelbegleitung Amida-Buddha angerufen wird und der Odori Nenbutsu genannt wird. Die Ji-shu erlebte in der Gründungszeit einen rasanten Aufstieg und hatte große Erfolge insbesondere unter der ländlichen Bevölkerung. Der Höhepunkt war in der Muromachi-Zeit erreicht. Danach folgte ein ebenso rasanter Abstieg, wozu mehrere Faktoren beitrugen: 1.) Innere Korruption - immer mehr Wandermönche nutzten die Popularität, um gegen Geldspenden Wiedergeburt im Reinen Land zu versprechen, Trittbrettfahrer. 2.) Die spektakuläre Form der Anrufung durch Tanz und Gesang ließ schnell die Unterhaltung vor das religiöse Erlösungserlebnis treten. 3.) Die Einschränkung der Reisefreiheit brachte das bisherige Wandermönch-Dasein zum Erliegen. 4.) Die Ji-shu hatte keinerlei Lösungsansätze für die desolaten gesellschaftlichen Zustände der Zeit. Vom Niedergang der Ji-shu profitierten andere: Die Samurai wandten sich vermehrt dem Zen zu, die einfache Bevölkerung der Jodo Shin-shu. Seit Beendigung der Zersplitterung der Schule ist der Haupttempel der Yugyo-ji (= Shojoko-ji) in Fujisawa, Kanagawa.


 

Tempeltor, linke Abb.: Außenseite, rechte Abb.: Innenseite.

Glockenturm-Aufbau des Tores

 

Literatur, Links und Quellen:
Shonen-ji auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@34.4131802,133.2059976,20z - https://www.google.de/maps/@34.4132269,133.2059249,58m/data=!3m1!1e3
Shonen-ji:
http://shounenji.fc2web.com/
Shonen-ji:
https://onomichi-shonenji.jimdofree.com/english-page/
Ji-shu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ji-sh%C5%AB
Ippen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Ippen
Elisabeth Moriarty: Nembutsu Odori, Asian Folklore Studies 35 (1), 1976, S. 7-16
Ippen auf JAANUS:
http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/i/ippen.htm
Jogyo-ji:
http://www.jishu.or.jp/ - http://www.jishu.or.jp/english-page


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