Bernhard
Peter
Onomichi
(Präf. Hiroshima): Saiho-ji
Onomichi
- Lage und Erreichbarkeit
Die Kleinstadt Onomichi liegt
im Südostwinkel der Präfektur Hiroshima am Nordrand der Seto
Inland-See, etwa 75 km westsüdwestlich von Okayama und 70 km
östlich von Hiroshima. Dadurch, daß der Küste hier direkt
mehrere große Inseln vorgelagert sind, wird die Meeresstraße
fast wie ein Fluß. Von der nicht im Zweiten Weltkrieg
zerstörten Altstadt mit vielen alten Häusern blickt man direkt
auf die Insel Mukaishima, und hier ist das Meer nur 200-500 m
breit. Am besten reist man mit der Bahn an: Onomichi hat zwei
Bahnhöfe, einen Shinkansen-Bahnhof in Shin-Onomichi und einen
"normalen" JR-Bahnhof in der Nähe des Meeresarmes. Der
Shinkansen-Bahnhof ist unverhältnismäßig weit weg von den
Sehenswürdigkeiten, aber es gibt eine gute Busverbindung ins
alte Zentrum. Die beste Kombination sowohl aus westlicher als
auch aus östlicher Richtung ist, mit dem Sanyo Shinkansen nach
JR Fukuyama zu fahren, um von dort einen lokalen JR-Zug nach
Onomichi zu nehmen. Die Entfernung von Fukuyama nach Onomichi
beträgt nur 17 km Luftlinie.
Onomichi liegt abseits der touristischen Hauptroute und ist daher ein oft übersehenes, verstecktes Juwel. Wenn man hier Reisende trifft, dann nur Japaner. Eigentlich ist diese Stadt in eine Art Dornröschenschlaf gefallen und erlebte erst einen Aufschwung in der Wahrnehmung und damit auch eine Wiederbelebung, als die nahe Straßen-Brücken-Verbindung nach Shikoku gebaut wurde; die große Brücke befindet sich im Osten der Altstadt. Onomichi ist eine der wenigen nicht im Krieg zerstörten Städte, zu klein, zu unbedeutend, wegen der steilen Hanglage kein gutes Ziel - deshalb haben sich hier so viele alte Strukturen mit engen Sträßchen und historischen verwinkelten Häusern erhalten, so daß die Stadt abgesehen von modernen Verkehrsmittels, Getränkeautomaten und oberirdischen Stromleitungen wie in alten Zeiten aussieht. Und die Altstadt von Onomichi ist Katzenparadies - auch wenn man in manchen Tempeln keine Menschenseele antrifft, Stubentiger gibt es überall. Und gerade an einem Regentag klagen sie dem Besucher ihre Meinung über das Wetter auf das Unwiderstehlichste. Insbesondere in der "Neko no Hosomichi", der "Katzenallee" in der Nähe des Senko-ji, wimmelt es von Katzen.
Beeindruckend ist die Lage, denn hier gibt es nur ein kleines ebenes Vorfeld in der Bucht, das praktisch nur bis zum Bogen der Bahngleise reicht. Eigentlich trennt die Eisenbahn Onomichi in zwei verschiedene Welten. Das ebene Vorfeld ist die Hafenstadt, mit Werkhallen und Fabriken, Docks und Piers, nicht immer schön anzusehen. Und hafenstadttypisch gibt es hier durchaus auch schäbig aussehende Viertel. Ebenso liegt hier die moderne Einkaufsstadt mit Geschäften (insbesondere in der fast 3 km langen gedeckten Einkaufsmeile Hondori), Restaurants, Hostels und Hotels. Hinter dem Bogen der Eisenbahnlinie, die von unzähligen Über- und Unterführungen gequert wird, steigt das Relief steil zu den umliegenden Hängen an, und der alte Ort ist in den Hang hineingebaut. Hier sind die Zeugen des vergangenen Wohlstands der Hafenstadt zu sehen, die von den wohlhabenden, im Reis- und Fernwarenverkehr tätigen Handelsmännern errichteten Tempel und Schreine. Das führt zur zweiten Besonderheit: Die alten Wege am Hang sind praktisch alles enge Fußwege mit unendlich vielen Treppenstufen. Da hier Autos nur die Hauptstraßen benutzen können, sind die ganzen Hangwege de facto unfreiwillig Fußgängerzone, maximal für Mopeds geeignet. Hier gibt es noch viele alte, traditionelle Häuser, und hier spürt man einen Hauch Japans, wie es früher einmal gewesen ist. Die Häuser staffeln sich malerisch übereinander, weil sie extrem eng auf dem steilen Berghang gebaut sind, quasi beginnt ein Haus gefühlt auf der Hinterkante des anderen, und jeder Zwischenraum wird genutzt, für Treppen, Gärtchen und auch mal für einen Friedhof. Und die Hanglage bringt mit sich, daß man von den hochgelegenen Sehenswürdigkeiten einen wunderbaren Ausblick genießen kann. Einen Zahn muß ich dem Besucher leider sofort ziehen: Die sogenannte Burg Onomichi-jo hat NULL historischen Kern, es handelt sich um ein reines Phantasieprodukt. Den besten Ausblick hat man vom Berg Senko-ji aus, von hier schweift der Blick über die Inseln der Seto-Inland-See.
Der
Tempel-Pfad von Onomichi
Onomichi besitzt unzählige
alte Tempel, die über die Berghänge verstreut liegen. Die Stadt
hat einen eigenen Onomichi-Temple-Walk ("Koji Meguri")
zusammengestellt, der ca. 2,5 km lang ist und an 25 der
bekanntesten Tempel von Onomichi vorbeiführt. Der Zustand
variiert, einige sind bestens in Schuß, andere wirken aufgegeben
und verfallen, und alle anderen liegen irgendwo dazwischen. Die
Qualität ist so, daß sie ihre Bedeutung in ihrer Gesamtheit
erhalten. Anders herum ausgedrückt: Nur wenige Tempel sind so
überragend schön in ihrer Architektur oder bedeutend in ihrer
Ausdehnung oder kunsthistorisch wertvoll in der Bausubstanz, daß
sie ein Ziel für sich darstellen (hervorhebenswerte Ausnahmen:
Saigoku-ji, Jodo-ji, Saigo-ji). Vielmehr ist es das einzigartige
Gesamtensemble, das den Reiz der Tempelroute ausmacht, die hohe
Dichte der historischen Bauten in der doch recht überschaubaren
Stadt. Der Eintritt ins Tempel- oder Schreingelände ist überall
frei. Auch wenn die Tempel verlassen wirken, kann man dennoch auf
dem Gelände frei herumlaufen. Auf der anderen Seite sind viele
Tempelhallen verschlossen, so daß sich die Besichtigung meistens
auf die Außenansicht der Gebäude beschränkt. Viele Tempel
besitzen eine Säule mit Audio-Erklärungen. Die Benutzung ist
einfach: Sprache wählen, los. Aber es ist ziemlich peinlich, wie
laut diese Dinger eingestellt sind - und das in Japan, wo man
alle Geräusche vermeidet, die andere Leute stören könnten, und
dann noch an einem Ort der Andacht: Einmal ausprobieren
(schnell den Blick aufsetzen "Nein, ich gehöre nicht
dazu....") und nie wieder.
Einige dieser Tempel spielen eine Rolle als Stationen auf dem Chugoku-Kannon-Pilgerweg (Chugoku Sanjusan Kannon Reijo), der insgesamt 33 Kannon-Tempel in der Region Chugoku miteinander verbindet. Der Pilgerpfad ist relativ neu; die Route wurde erst 1981 festgelegt. Zu diesen Stationen gehören die Tempel Jodo-ji, Saigoku-ji und Senko-ji. In den Tempeln des Pilgerweges stehen jeweils als Hauptkultbild (Honzon) verschiedene Erscheinungsformen des Bodhisattvas der Barmherzigkeit, manchmal in einem eigenen Kannon-do (Kannon-Halle).
Tempel
Saiho-ji
Der Saiho-ji liegt etwas
abseits der ganzen anderen Tempel 480 m nördlich des Bahnhofs
links am Berghang, westlich des Senko-ji-yama (Adresse: 1
Chome-15-6 Kuriharahigashi, Onomichi). Der Tempel ist sehr ruhig,
überschaubar, hübsch und irgendwie typisch für alle - nichts
Besonderes, über viele, viele Stufen zu erreichen, aber in
schöner Lage mit tollem Blick. Da er abseits der Standardroute
liegt, trifft man hier kaum Besucher. Eine steile Treppe führt
von Südwesten her zum Tor mit Satteldach, direkt dahinter liegt
die Haupthalle. Wappen des Tempels schmücken die verglasten
Schiebetüren der Haupthalle und die aus Stein gehauenen
Wasserauffangbehälter unter den Fallrohren des Vordachs. An der
linken Seite der Terrasse steht der Glockenturm mit Irimoya-Dach,
dahinter kommt der Friedhof, der mit ganz vielen Ebenen,
Terrassen und Stufen in den Hang gebaut ist - gut schauen, wohin
man tritt. Zurück zur Hauptebene: An den Dachziegeln des Tores
entdeckt man ein interessantes Kamon (Wappen) mit zwei
schräggekreuzten stilisierten Vogelfedern in einem Ring. Rechts
der Haupthalle liegt der Wohnbereich, zu dem ein Genkan rechts
der Haupthalle führt.
Saiho-ji, Sanmon
Saiho-ji, Sanmon
Saiho-ji, Sanmon
Saiho-ji, Shishi auf dem Dach des Sanmon
Saiho-ji, Kamon mit zwei schräggekreuzten Federn auf den Ziegel-Stirnseiten
Saiho-ji, Glockenturm (Shoro)
Saiho-ji, Haupthalle
Saiho-ji, Haupthalle
Saiho-ji, Haupthalle und Eingang (Genkan) in die Wohntraktre
Saiho-ji, Haupthalle
Saiho-ji, Haupthalle
Saiho-ji, Kamon des Tempels in Stein und auf Glas
Saiho-ji, Frontseite der Haupthalle mit Kalligraphie-Tafel
Saiho-ji, Haupthalle
Saiho-ji, Haupthalle
Saiho-ji, Ausblick von der Tempel-Terrasse
Saiho-ji, Ausblick von der Tempel-Terrasse
Saiho-ji, steile Treppenwege führen hoch zum Tempel
Literatur,
Links und Quellen
Onomichi temple walk: https://www.japan-guide.com/e/e3477.html
Onomichi temple walk: https://www.japanvisitor.com/japan-temples-shrines/onomichi-temples
Der Tempel-Weg in Onomichi: https://www.japan.travel/de/japan-heritage/onomichi/
Eintrag im Hinomaple-Blog über den Tempelweg: https://blog.hinomaple.com/2016/03/14/onomichi-temple-walk-an-overview/
Die Tempel des Onomichi Temple Walk: http://www.travel-around-japan.com/k72-12-onomichi.html
Stadt Onomichi: http://www.ononavi.com/ - http://www.ononavi.com/facilities/#menu2
Bildergalerie zu Onomichi: http://nihonisan-onomichi.jp/en/
Onomichi: https://itsyourjapan.com/onomichi-japan/
Saiho-ji auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@34.4089986,133.1919729,20.25z - https://www.google.de/maps/@34.4089986,133.1919729,98m/data=!3m1!1e3
Saiho-ji: https://www.ononavi.jp/sightseeing/temple/detail.html?detail_id=27
Prospekt der Stadt: http://www.ononavi.com/pdf/pamphlet2012.pdf
Stadtgeschichte: http://www.ononavi.com/history/
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