Bernhard Peter
Symbole
der Jain-Religion
Das Kombi-Symbol: Das Jain-Symbol (oben) wurde anläßlich des 2500. Jahrestages des Nirwana-Eingangs von Mahavira von den Jain kreiert und ist eine Kombination vieler verschiedener Elemente und stellt viele zentrale Jain-Lehren symbolisch dar. Zusammengefaßt bedeutet das Symbol, daß die Lebewesen in Himmel, Erde und Hölle darunter leiden, daß sie im Zuge der Wiedergeburten ein Durchgangsstadium nach dem anderen durchleben, und daß sie Befreiung daraus erreichen können, indem sie dem von den Tirthankaras aufgezeigtem Wege folgen und sich an die Grundprinzipien der Jain-Religion halten, um nach Erreichen von Moksha in der Welt derer leben zu können, die diese Perfektion erreicht haben.
Umriß: Die charakteristische taillierte Umrißform hat folgende Bedeutung: Insgesamt stellt die Form das Universum (Loka) dar. Dieses Universum wurde nach Jain-Lehre weder durch irgend jemanden geschaffen, noch kann es durch irgend jemanden zerstört werden. Das Universum kann seine Form ändern, aber es ist immer da gewesen und wird immer da sein. Dabei sind im einzelnen symbolisiert:
Die erhobene Hand: Die Hand hat mehrere Bedeutungen:
Das Rad in der Hand (Kalachakra): Zeit ist endlos und nur in gleiche Zeitabschnitte unterteilt, aber an sich ohne Anfang und ohne Ende. Das Rad mit 24 Speichen steht für Samsara, die Zyklen der Geburt und des Todes, die wir infolge der Wiedergeburt durchleben. Wenn wir nicht achtgeben, entkommen wir diesem Prozeß nie und erreichen nie unser Ziel, nämlich Nirvana und die Befreiung von der Wiedergeburt. Die 24 Speichen stehen für die 24 Furtbereiter (Tirthankara) der Jain-Religion.
Der Schriftzug in der Mitte des Rades: Das Wort in der Mitte des Rades lautet "Ahimsa" das zentrale ethische Prinzip der Jain-Religion: Nichttöten, Gewaltfreiheit.
Die Svastika: Ein uraltes Symbol erhält hier spezielle Bedeutungen: Die vier Arme stehen für:
Die drei Punkte über der Svastika: Sie stellen die drei Juwelen (Triratna, Jain-Trinität) des Jainismus dar, mit Hilfe derer man spirituelle Befreiung erzielen kann. Sie repräsentieren den Jain-Weg zur Befreiung:
Die drei Punkte stehen aber auch für die drei Welten (Himmel, Erde, Hölle), in denen noch nicht befreite Seelen geboren werden, leben, leiden und sterben.
Der Meniskus (sichelförmiger Bogen) mit Punkt darüber: Das sichelförmige Element steht für eine Zone jenseits der drei Welten, in der die befreiten Seelen nach Erreichen von Moksha leben, ein Bereich namens Siddhashila. Der einzelne Punkt stellt eine solche befreite Seele (Siddha) dar. Diesen Zustand (Moksha) zu erreichen, ist Ziel jedes Lebewesens. Um dieses Stadium zu erreichen, muß sich eine Seele von allem ihr anhaftenden Karma lösen.
Text unter dem Symbol (hier nicht abgebildet): "Parasparopagraho Jivanam" bedeutet so viel wie: Lebendige Wesen sind füreinander da und helfen sich gegenseitig.
Natürlich muß nicht immer das komplette Kombinations-Symbol verwendet werden, zumal es relativ neu ist und sich eher in moderner Jain-Kunst findet. Jedes einzelne Element kann für sich verwendet werden.
Die Jain-Svastika: Insbesondere die Jain-Svastika (unten) begegnet einem in der bildenden Kunst häufig, meist in Kombination mit den drei Punkten oder anderen Elementen, wie z. B. folgende Darstellung, in der vier zusätzliche Punkte die vier irdischen Existenzformen noch unterstreichen:
Das Jain-Om: Weiterhin gibt es an wichtigen Symbolen das in vielen Religionen verbreitete Om oder Aum, das bei den Jain wie folgt aussieht:
Om ist dabei nur die Kurzform, in Wirklichkeit besteht diese Silbe aus fünf Buchstaben und Lauten, nämlich a-a-aa-u-m. Diesen fünf Lauten sind beispielsweise die fünf verehrten menschlichen Vorbilder der Jain-Religion zugeordnet, so daß die Silbe Om oder Aum zugleich diese fünf anspricht:
Damit ist die Silbe Om oder Aum zugleich die Kurzform des Namokar Mantra, des heiligen Gebetes, in welchem der fünf verehrungswürdigen Persönlichkeiten gedacht wird.
Die Jain-Flagge: Weiterhin gibt es die Jain-Flagge, die wie folgt aussieht:
Die Flagge hat fünf Streifen, wovon der mittlere besonders breit ist und eine Jain-Swastika mit drei Punkten für die drei Juwelen des Jainismus enthält. Dabei werden die Bedeutungen wie folgt zugeordnet:
Das HRIM-Mantra: Das Hrim-Mantra wird für die Meditation benutzt. Es steht für die unendliche und göttliche Energie aller Tirthankaras. Wenn man HRIM meditiert, erfährt man Sublimation aller 24 Tirthankaras. Es sieht wie folgt aus:
Das AHRIM-Mantra: Das Ahrim-Mantra oder Arhim-Mantra wird ebenfalls für die Meditation benutzt. Es steht für die Vokale und Konsonanten des Sanskrit, dessen Alphabet mit A beginnt und mit H endet. Meditation über Ahrim ist Meditation über alle Laute der Sanskrit-Sprache. Es sieht wie folgt aus:
Kombinations-Mantras: Dazu gibt es noch das AUM-HRIM-ARHIM-Mantra, das eine Kombination aus drei einzelnen Mantras ist, auch in der optischen Gestaltung die drei einzelnen Ligaturen ineinander verschachtelt.
Ashtamangal: Das sind die sogenannten "Acht Symbole":
Symbol und Ton des Göttlichen -
Die Silbe "Aum"
Symbole der Sikh-Religion
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