Bernhard Peter
Shah-i Sinda - eine Straße voller Mausoleen in Samarqand

Amir Hussein ibn Tughluq Tekin Mausoleum
Andere Namen: Amir Husayn, Tughlu Takin, Emir Hussein, Tuglu-Tekin Mausoleum, im "Pander": Nr. 7 im Grundriß
Erbauungszeit 1376
Dieses Mausoleum steht scharf an der Kante des Abhanges, direkt rechts neben dem mittleren Torhaus oben am Ende der Freitreppe, und irgendwann ist der gesamte rückwärtige Teil eingestürzt. Das Mausoleum, dessen rückwärtiger Teil ja immerhin ganz eingestürzt war, erstrahlt heute wieder in voller Pracht. Original erhalten ist aber nur die Fassade, der Rest ist rekonstruiert. Die drei rückwärtigen Wände, Kuppel - alles ist wieder rekonstruiert worden. Quadratisches Einraum-Mausoleum mit großer Portalnische in Kielbogenform. Der Iwan ist sehr hoch gezogen und mit einer kurzen Spitztonne gedeckt. Dies, die eng benachbarten Mausoleen ähnlichen Zuschnitts und die an dieser Stelle besonders enge und gebogene Straße, die den Blick noch nicht auf das gerade Teilstück freigibt, die Nachbarschaft zum mittleren Torbau, alles zusammen erzeugt ein Erlebnis von Enge und Aufwärtsstreben zugleich. Wiederum ist es die dem Weg zugewandte Fassade, die einen einzigartigen Musterreichtum in weiß und Blautönen zum Ausdruck bringt. Auch dieses Mausoleum gehört wie die Mausoleen 15 und 17 (Zählung nach dem Grundriß im "Pander") zum Typus mit den plastischen Keramikbändern. Wabenartig angeordnete florale Keramik schmückt die Oberfläche der Fassade. Sehr grober geometrischer Dekor füllt das Spitzbogenfeld. Lyraförmige Kapitelle stellen das Mausoleum in die Nähe zu den Mausoleen 15 und 17 (Zählung nach "Pander"). Drei plastisch gestaltete Bänder umziehen den Iwan, davon eines mit Schrift in Arabesken, ganz außen befinden sich noch Rosetten innerhalb quadratischer Einheiten, rechts und links ist noch eine Dreiviertelsäule als Abschluß. Im breiten Schriftband hat die empfindliche Schrift in den Arabesken nur im linken unteren Teil die Zeiten überdauert, oben und rechts sind nur restaurierte Arabesken, weil man den Wortlaut leider nicht mehr ergänzen konnte. Das Portal selbst wird noch einmal extra von einem Schriftfries (Nashi auf Arabesken) eingerahmt. Das Farbsystem ist dreifarbig, den Farbeindruck bestimmen hellblau, weiß und dunkelblau. Schwungvolle weiße Kalligraphie auf blauen Arabesken, feinste florale Schmuckbänder, aufwendig gestaltete Rundsäulen mit reliefierten Glockenkapitellen rechts und links der Portalnische. Die Inschrift lautet etwa so: „Glücklicher Gebieter Amir-Hussein, Sohn des Kara Kutluk, über deinem Grab hat Allah seine Liebe ausgeschüttet.“ Eine andere liest sich: „Sieh hin auf meinen Palast, Saturn kann sich nicht mit ihm vergleichen. In der Tat, man muß das Gift der Welt voll austrinken, um endlich in dieses dunkle Grab ohne Freundschaft und Menschenvertrauen zu versinken. Oh Allah, schütte auf mich deine Liebe aus.“ Die gerippte Kuppel ohne keramischen Dekor ist ebenfalls eine Rekonstruktion aus den Trümmern nach dem Einsturz. Dieses Mausoleum ist das einzige, an dem alle vier Dekorationstechniken zum Einsatz kommen: Relief-Fayence, formgeschnittenes Mosaik, einfaches geometrisches Ziegelmosaik und Cuerda-seca-Platten.

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