Bernhard
Peter
Shah-i
Sinda - eine Straße voller Mausoleen in Samarqand
Tuman
Aqa Mausoleum und Tuman Aqa Masdschid
Andere Namen: Tuman Agha
-Komplex, Tuman Aka-Komplex, im "Pander" Nr. 16 im
Grundriß
Erbauungszeit 1404-1406
An der Nordostecke der Nekropole gelegen, bildet es eine
größere Einheit zusammenhängender Räume. Gleich links hinter
dem dritten Torbau liegt dieser Komplex aus Grabkammer
(Gur-Khane) und Andachtsraum (Ziarat-Khane). Er wurde erbaut von
Sheikh ibn Khodja Muhammad Bendkor Tughrasi. Markant ist der hohe
Tambour der Grabkammer auf kubischem Grundbau sowie die diesen
bekrönende flachkonische Kuppel. Insgesamt 4 Portale geben
Zugang von der Gräberstraße aus, davon einer vor, einer im und
zwei hinter dem dritten Torbau. Der Dekor ist rein flächig in
Mosaiktechnik aus passend zugeschnittenen keramischen
Farbflächen.
Das 1. Portal ist ähnlich dem dritten Portal gestaltet. Der Iwan
ist mit einer kleinen Spitztonne überwölbt, in den Nischen und
im Spitzbogenfeld sind geometrische Stern-Ornamente, in diesem
Südportal ist das Gerich-Ornament aber schlechter erhalten als
im entsprechenden Nordportal (3. Tür). Schriftfriese befinden
sich über der Tür und über dem Iwan. Rechts neben dem Iwan
befindet sich noch eine separate Mauernische mit einer
Thuluth-Fläche in Mosaiktechnik darüber.
Das zweite Portal befindet sich innerhalb des Torbaus und ist
schmucklos.
Das 3. Portal (das gleich hinter dem Torbau) ist niedriger als
das darauffolgende und ähnelt dem 1. Portal. Es besitzt zwei
schöne Kalligraphie-Flächen in der Portalnische und ein
exquisites Sternmuster auf den Seitenflächen des Iwans. Über
dem Iwan befindet sich ein weiterer Thuluth-Fries, der in
Anordnung und Machart mit dem entsprechenden Fries auf der
Ostseite des Torbaus befindlichen korrespondiert.
Das 4. Portal (das östlichste) hat über der Tür ein
prächtiges Muqarnas-Gewölbe. Der Dekor beinhaltet im
wesentlichen florale Elemente, verschiedene Schmuckkartuschen,
Thuluth-Schriftbänder. Die Fassade ist von wunderbarer
Qualität: Klare Farben und eine harmonische Linienführung
machen sie zur Augenweide.
Die Rückseite des mit Tambour und Kuppel bekrönten Raumes sieht
unerwartet anders aus als die Vorderseite: Diagonal angebrachte
Kufi-Inschriften verherrlichen Gott durch Anrufung seiner Namen
auf einer Fläche. In kräftigem diagonalen Kufi wiederholen sich
die Worte Allah in schwarz und Muhammad
in Türkis als Muster auf der anderen Wand. Vom darüber
angebrachten breiten Thuluth-Schriftband sind nur Reste
vorhanden. Die glatte Kuppel ist eine einfache türkisfarbene
Melonenkuppel auf einem Tambour mit einem hohen Schriftfries,
dann folgt eine Paneelzone unter dem Kuppelansatz, ein
bemerkenswerter Fries aus vertikalen Platten mit wunderbarer
floraler Ornamentik, darüber kragt die Kuppel ganz leicht aus.
Im Sommer 2006 wurde an der Kuppel gerade gearbeitet, sie ist
eingerüstet.
Insgesamt ist der Dekor ausschließlich formgeschnittenes Mosaik,
durch die Beschränkung auf nur eine Technik, aber Darbietung
höchster Qualität ist dieses Mausoleum eines der schönsten der
Gräberstraße.
Der Innenraum des Gur-Khane ist ärmer an Farben (weiß mit
goldenen Linien), dafür gibt es einzigartige Muqarnas-Gewölbe
in den vier rechteckigen Nischen und in den Pendentifs sowie
Landschaftsmalerei in dem umlaufenden Band am Kuppelfuß, die mit
ihren reichen floralen Motiven Bezug auf islamische
Paradiesvorstellungen nimmt. Der Dekor ist innen in perfekt
restauriertem Zustand. Das Netzwerk auf der Innenkuppel ist
ebenfalls bemerkenswert. Die angrenzende Moschee besteht aus
einem langen Raumkompartiment mit Seitennischen, das von drei
flachen Kuppeln auf Gurtbögen eingedeckt wird. Von der
Dekoration im Innern haben sich nur Reste erhalten. Die Inschrift
ist ein Hadith und besagt: Beeilt Euch, das Gebet zu
verrichten, damit Ihr die Zeit nicht versäumt; beeilt Euch, Reue
zuempfinden, bevor Euch der Tod ereilt.
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Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006
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