Bernhard Peter
Hikone (Präf. Shiga), Schrein Gokoku-jinja


Der Gokoku jinja von Hikone befindet sich direkt am mittleren Wassergraben (Nakabori) der Burg Hikone auf ehemaligem Sannomaru-Gelände, im Südosten der Burg zwischen dem Rathaus, der Residenz Umoreginoya und der den Weg zur Burg säumenden Kiefernreihe. Die Adresse lautet: 1-59 Osuecho, Hikone, Shiga 522-0001. Dieser Shinto-Schrein gehört zu einer Gruppe von Gokoku-Schreinen, in denen gefallene Soldaten, Patrioten, Helden des Landes etc. als Kami, Shintogötter, verehrt werden. Durch einen unnatürlichen oder gewaltsamen Tod, wie er in den meisten Fällen eingetreten ist, kann man zum Kami werden. Gokoku-Schrein bedeutet "Schrein der Landesverteidigung"; der Ausdruck ist ab 1939 gebräuchlich. Früher hießen diese Schreine Shokon-jo (Shoukon-jou), Ort zur Herbeirufung der Seelen, oder von 1875 bis 1939 Shokon-sha (Shoukon-sha), Schrein zur Herbeirufung der Seelen. Deshalb sind diese Schreine alle relativ jung, weil sie erst ab der Mitte des 19. Jh. errichtet wurden. Pro Präfektur gibt es nur einen designierten Schrein für die Seelen (Saijin) derjenigen, die auf dieser Präfektur oder der betreffenden Stadt stammen, die anderen stehen als nicht designierte Schreine eine Stufe tiefer. In dem Shakaku genannten Rangsystem hatten die Gokoku-Schreine keinen Platz. Designierte Schreine standen in etwa im Rang eines präfekturalen Schreines, nichtdesignierte auf der eines einfachen Dorfschreines. Heute müssen diese den Kriegstoten gewidmeten Schreine, die keinerlei Privilegien mehr genießen und genau wie alle anderen als religiöse juristische Personen gelten, genau wie alle anderen unter dem Dach der Jinja Honchou (Verband der Shinto-Schreine) ums Leben und Überleben kämpfen, nehmen weitere Seelengeister auf und organisieren gerne Hochzeiten und andere familiäre Übergangsriten, verkaufen Goshuin und Amulette etc. und befriedigen das Schutzbedürfnis der Bevölkerung bei ihren Alltagssorgen. Dieser Schrein heißt Shiga-ken-gokoku-jinja, also Schrein (jinja) der Verteidigung des Landes (go + koku) der Präfektur (ken) Shiga. Die hier eingeschreinten Gottheiten sind die Helden der Präfektur Shiga, die in Kriegen, in nationalen Angelegenheiten und Naturkatastrophen ihr Leben ließen, vom Meiji-Boshin-Krieg über den Chinesisch-Japanischen Krieg, den Russisch-Japanischen Krieg bis zum Zweiten Weltkrieg.

Man betritt die Anlage entweder von Südosten oder von Südwesten her durch jeweils ein graues Torii. Beide Wege treffen sich in der Nähe einer Mutterstatue (Haha-no-zou). Das Hauptgebäude besteht aus drei hufeisenförmig vereinten Teilstrukturen mit der Andachtshalle (Haiden) in der Mitte, an die rückwärtig der eigentliche Schrein, der Honden, angebaut ist. Letzterer ist noch einmal auf drei Seiten von einem Zaun umgeben. Das Schreinbüro liegt in der Südecke des Geländes und ist mit dem linken Flügelbau der zentralen Einheit baulich verbunden. Außen neben dem rechten Flügelbau befindet sich die Halle Shiga-ken-eirei-kenshokan, in etwa Gedenkhalle für die Geister der Helden der Präfektur Shiga. Das Wasserbecken für die rituelle Reinigung steht unter Bäumen vor dem Nordostflügelbau, und in der Nähe derselben befinden sich etliche Grabstellen. Ein Typ der hier erhältlichen Ema zeigt einen roten Helm mit goldenen Hörnern, wie er typisch für Rüstungen der Familie Ii ist und in mehreren Exemplaren im Palast-Museum auf dem Burggelände ausgestellt ist.

Im April 1888 wurde dieser Schrein aufgrund eines Erlasses des Innenministeriums von Ii Naonori II. (22.5.1848-9.1.1904), dem früheren Herrn von Hikone (Daimyo 1860-1871), an seinem derzeitigen Standort in Auftrag gegeben. Bis Mai 1898 war der erste Bauabschnitt abgeschlossen, und die ersten 26 vergöttlichten Helden wurden eingeschreint. Damals hieß der Schrein noch anders, Shokon-sha, erst 1939 wurde er in Gokoku-jinja umbenannt, und bis 1945 wurde er erheblich erweitert. Nachdem der Schrein 1945 wieder umbenannt wurde, erhielt er 1952 wieder die Bezeichnung Gokoku-Schrein. 1955 wurde das Hauptheiligtum repariert und bekam ein neues Dach, und der Haiden bekam zu beiden Seiten ein Querschiff. Als das Rathaus errichtet wurde, wurden das Schreinbüro, die Bestattungshalle und andere Einrichtungen an die heutige Stelle versetzt. Zeitweise befand sich hier im Schreingelände die historische Noh-Bühne, die sich jetzt im Burg-Palastmuseum eingebaut befindet. 1978 wurden mit Ausnahme der Haupthalle die bisherigen Zypressenrindendächer durch Kupferdächer ersetzt. 1985 wurde auch das Dach der Haupthalle in gleicher Weise ersetzt. Hinter dem Hauptschrein wurde 1989 eine Erdmauer errichtet. 2016 errichtete man die Gedenkhalle für die Geister der Helden. Eine besondere Aufgabe des Schreines ist auch die Bewahrung von Memorabilia, die die betreffenden Familien oder Nachfahren der hier eingeschreinten Personen dem Schrein übergeben.


 

 


Literatur, Links und Quellen
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@35.2749419,136.2562907,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@35.2750557,136.2563464,77m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Allgemein über Gokoku-Schreine:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gokoku-Schrein
Webseite des Schreines für Shiga:
https://www.shigagokoku.jp/ - Geschichte: https://www.shigagokoku.jp/about/


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