Bernhard Peter
Die
Hoysala-Kultur - Der Hoysaleshvara-Tempel in Halebid
Der Hoysaleshvara-Tempel steht in der ehemaligen Hauptstadt namens Dvarasamudra und wurde 1150 von dem Architekten Kedaraja für den Hoysala-Herrscher Narasimha I (auch Narashima I, regierte 1141-1182) entworfen, er ist dem tanzenden Shiva Nataraja geweiht (und seiner Gemahlin Parvati, daher die Doppelanlage).
Auf den ersten Blick sieht Halebid aus wie ein verzwillingtes Belur. Zwei Einheiten sind mit einer kleinen Halle zu einem Doppel-Heiligtum verbunden. Ein zentrales Quadrat wird jeweils von vier Säulen begrenzt und markiert die Fläche, die für die Tänzerinnen reserviert war. Das Dach der Versammlungshalle wird jeweils von zehn in einer gewinkelten Linie aufgestellten Pfeilern getragen, auf der "Rückseite" liegt es den dortigen massiven Wänden auf. Nach vorne zu lockern Wandelemente aus durchbrochenem Steinwerk die Fassade auf und geben ein schönes Licht im Innenraum. Die beiden Garbhagrihas sind hier besonders groß und jeweils mit drei Nebenräumen versehen, so daß die Cella selbst kreuzförmig wird. Das Kreuzelement wird auch im Außenbereich durch die drei angebauten Nischen zitiert. Die Verbindungsstelle beider Sanktuarien ist durch zwei kleine Vorbauten mit vielen Eckvorsprüngen elegant betont. Die Dachaufbauten sind nicht erhalten.
Neu im Grundriß sind die vier diagonal angeordneten mächtigen Stützpfeiler der Rückwand des Versammlungssaales, die den ganzen Schub des Daches auffangen mußten, weil hier keine Säulen waren.
Ebenfalls neu im Grundriß sind die zwei "Konter-Tempel" in Ostrichtung, beides dem Stier Nandi geweihte Pavillons. Der gesamte Tempelkomplex ist dem tanzenden Shiva, Shiva Nataraja geweiht. Und Nandi als Shivas Reittier kommt daher eine besondere Beachtung zu. Er ist zugleich auch Sinnbild der Lebensenergie. Sein Name bedeutet "der Fröhliche". Die beiden Bauwerke sind unterschiedlich, das südliche Bauwerk ist das größere. Beide sind sehr offene Bauwerke; die Dächer ruhen nur auf gedrechselten Steinsäulen, ansonsten sind die Wände offen. Im Innern enthalten sie beide ein riesiges Stierbild. Auch diese Pavillons haben einen breiten Weg zum Umschreiten auf dem erhöhten Sockel.
Zum Grundriß in hoher Auflösung
Der Grundriß entspricht in seiner Geometrie dem von Belur, nur: Alles ist doppelt! Bestimmende Form ist auch hier ein doppeltes Kreuz (dicke rote Linien im linken Bild). Die abgestuften bzw. gezackten Wände und Sockellinien zitieren das Motiv des Kreuzes vielfältig. Über den gesamten Grundriß zieht sich auch hier ein Netz von Linien, die konzentrische Quadrate wie bei einem Mandala ergeben (Bild rechts). Die sternartige Konzeption des Shikhara-Unterbaus ist hier sehr deutlich realisiert.
Der nördliche Pavillon zitiert als Gestaltungselement eher konzentrische Quadrate, der südliche Pavillon zusätzlich das Kreuzmotiv.
Der Grundriß ist aber wie in Belur noch eine Mischung aus Kreuz mit Betonung dreier Richtungen und Stern. Der vollkommene Stern ist erst in Somnathpur verwirklicht (s.u.).
Die Hoysala-Kultur (1) -
Einführung
Die Hoysala-Kultur (2) -
Stilmerkmale der Tempel
Die Hoysala-Kultur (3) - Herrscher
der Dynastie
Die Hoysala-Kultur (4) - das
Konzept von Belur (mit Zeichnungen)
Die Hoysala-Kultur (4a) - Belur:
Grundriß hoher Auflösung
Die Hoysala-Kultur (5) - das
Konzept von Halebid (mit Zeichnungen)
Die Hoysala-Kultur (5a) - Halebid:
Grundriß hoher Auflösung
Die Hoysala-Kultur (6) - das
Konzept von Somnathpur (mit Zeichnungen)
Die Hoysala-Kultur (6a) -
Somnathpur: Grundriß hoher Auflösung
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Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2005
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