Bernhard
Peter
Feiern
und Feste:
Bewegliche christliche Feste
Die
beweglichen christlichen Feiertage des Osterzyklusses:
Bei weitem nicht alle
christlichen Feste haben ein festes Datum nach dem
Gregorianischen Kalender. In unserer entmystifizierten westlichen
Welt geht häufig das Bewußtsein dafür verloren, daß sich
wichtige Feste des Christentums nicht nach der Arithmetik des
internationalen Kalenders richten, sondern nach dem Mond, und das
in einer sehr komplizierten Weise. Denn der Gregorianische
Kalender zeigt uns im Alltagsleben sein Gesicht als
Solarkalender, doch tatsächlich wird der gesamte Osterzyklus
nach dem Mond berechnet. Dreh- und Angelpunkt ist das Datum des
Ostersonntags (Osterdatum), von dem die anderen in
Bezug auf unser Kalendersystem beweglichen Feste abhängen.
Abb.: Die in Bezug auf den Gregorianischen Kalender beweglichen Feiertage des Osterzyklusses.
Im einzelnen sind dies folgende Feiertage im Osterzyklus:
Ostern:
Ostern gedenkt in christlicher Tradition seit dem 2. Jahrhundert
als jährlich wiederkehrendes Fest der Auferstehung Jesu von den
Toten. Zugleich markiert der Ostersonntag das Ende der 40tägigen
christlichen Fastenzeit, beginnend am Aschermittwoch. Ostern ist
für Christen traditionell das wichtigste Fest im Kirchenjahr -
nicht Weihnachten. Und zugleich das am kompliziertesten
berechnete Fest. Ganz grob vereinfacht liegt Ostern:
Der Berechnung des Osterfestes ist eine eigene Seite (Osterdatum) gewidmet, um diese Übersicht der Feste nicht zu mathematisch werden zu lassen.
Der Name "Ostern" leitet sich eventuell von "Eastre" ab, dem angelsächsischen Namen der teutonischen Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Ihr Fest wurde am Tag vor der Frühlings-Tagundnachtgleiche gefeiert. Von den mit diesem Fest verbundenen Bräuchen kennen wir heute noch den Osterhasen oder die Ostereier, die alte Symbole der Fruchtbarkeit sind. Andere Theorien sind ebenfalls in Umlauf. Andere Bräuche wie Osterfeuer und Osterräder gehen wahrscheinlich auf einen alten germanischen Sonnenkult zurück.
Beispieldaten für den Ostersonntag sind: 27.3.2005, 16.4.2006, 8.4.2007, 23.3.2008, 12.4.2009, 4.4.2010.
Fastnacht:
Die eigentliche Fastnacht ist der Faschingsdienstag und liegt
immer 47 Tage vor dem Ostersonntag. Das war nicht immer so, das
Fastnachtsdatum lag erst am Dienstag nach dem 6. Sonntag vor
Ostern ("Invocavit" oder "Dominicia
Quadragesima", im Deutschen auch "Funkensonntag").
Erst mit dem Konzil von Benevent im Jahr 1091 wurden die 6
Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen. So rückte auch das
Ende der Faschingszeit um sechs Tage zurück auf den heutigen
Fastnachtsdienstag. Noch bis ins 16. Jahrhundert gab es in
Deutschland zwei Fastnachstdaten, die alte Bauernfastnacht
(Burefasnacht) und die neue "Herren-" bzw.
"Pfaffenfastnacht" nebeneinander.
Ursprünglich war Fastnacht in ganz engem Sinne wirklich nur der Vorabend vor der Fastenzeit, wo man sich im Voraus für die kommende Zeit der Buße durch Spaß und Ausgelassenheit entschädigte. Fastnacht ist die Zeit der Fröhlichkeit und überschäumenden Lebensfreude vor Beginn der österlichen Passionszeit, eine Zeit der Buße und des Fastens. Alle Christen sind sich darin einig, daß die Fastnachtszeit am Faschingsdienstag endet. Wann sie jedoch beginnt, darüber herrschen viele verschiedenen Meinungen. Der Beginn der Fastnacht liegt für viele Menschen am 11.11. um 11.11 Uhr, wenn sich die Narren auf das Treiben vorzubereiten beginnen und vielerorts die Regierung in den Rathäusern von den Narren übernommen wird (ob dadurch etwas anders wird, sei dahingestellt). Der eigentliche Beginnn der Fastnacht im engeren Sinne ist jedoch der Donnertag vor Fastnacht, auch Weiberfastnacht genannt. Der Beginn des Osterzyklusses im Kirchenjahr kann ebenfalls als Beginn der Fastnacht angesehen werden. Der Beginn der Fastnacht am Dreikönigstag, am 6. Januar, ist insbesondere im Südwesten Deuschlands (allemannische Fastnacht) üblich.
Beispielsdaten für den Fastnachtsdienstag sind: 8.2.2005, 28.2.2006, 20.2.2007, 5.2.2008, 24.2.2009, 16.2.2010.
Aschermittwoch:
Aschermittwoch liegt immer 46 Tage vor dem Ostersonntag.
Aschermittwoch ist der erste Tag der christlichen Fastenzeit und
beendet die ausgelassene Fastnachtsperiode. Zum Zeichen der Buße
streuten sich Christen früher Asche auf ihre Häupter, daher der
Name. In der römisch-katholischen Kirche ist es auch heute noch
üblich, den Gläubigen ein Aschekreuz auf die Stirn zu zeichnen.
In der katholischen Kirche ist der Aschermittwoch ein strenger
Fast- und Abstinenztag.
Beispielsdaten für den Aschermittwoch sind: 9.2.2005, 1.3.2006, 21.2.2007, 6.2.2008, 25.2.2009, 17.2.2010.
Fastenzeit:
Die christliche Fastenzeit dauert von Aschermittwoch bis Ostern,
46 Wochentage insgesamt, 40, wenn man die Sonntage, an denen
nicht gefastet wird, nicht mitrechnet (wird seit 1091 AD so
gehandhabt). Um 600 wurde die Fastenzeit von Papst Gregor I.
eingeführt. Erst mit dem Konzil von Benevent im Jahr 1091 wurden
die 6 Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen. Warum 40? Die
Symbolik der 40 begegnet uns in der Bibel häufiger:
Anders als die strengeren Fastenregeln in anderen Religionen bedeutet christliches Fasten im biblischen Sinn, mit den Gaben Gottes und seiner Schöpfung verantwortungsvoll umzugehen und diese maßvoll zu gebrauchen, nicht den totalen Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel. Im erweiterten Sinne bezieht sich Fasten nicht nur auf konkrete Einzelheiten, sondern auf die grundlegende Einstellung zu einem verantwortungsbewußten Leben. Taufbewerber der alten Kirche durchliefen in dieser Periode eine Phase der Buße und Loslösung von alten religiösen Bindungen.
Palmsonntag:
Der Palmsonntag (Dominica in Palmis) ist der letzte Sonntag vor
Ostern, liegt also immer genau 7 Tage vor dem Ostersonntag. Der
Palmsonntag läutet die Karwoche ein. Der Name kommt von einer
Tradition aus der Zeit des historischen Jesus: Früher wurden
Könige oder Feldherren bei ihrem Einzug in die Stadt mit Jubel
und dem Schwenken von Palmzweigen begrüßt. Eine solche
Begrüßung wurde auch Jesus zuteil, als er in Jerusalem einzog.
Allerdings erwartete man einen anderen König als den, der sich
am Kreuz offenbaren würde. Am Palmsonntag werden sogenannte
Palmzweige oder Palmstöcke (meist ein
Ersatz, der botanisch auch nicht das Mindeste mit Palmen zu tun
hat) in der kirchlichen Prozession mitgetragen, mit Weihwasser
gesegnet und in Wohnungen hinter ein Kruzifix gesteckt.
Beispieldaten für den Palmsonntag sind: 20.3.2005, 9.4.2006, 1.4.2007, 16.3.2008, 5.4.2009, 28.3.2010.
Gründonnerstag:
Gründonnerstag ist der Tag vor der Kreuzigung Jesu. An ihm wird
an das letzte Abendmahl erinnert sowie an das Gebet in
Gethsemane. Gründonnerstag ist immer der Donnerstag vor Ostern.
Der Name hat nichts mit der Farbe "grün" zu tun,
sondern leitet sich von "greinen" ab, dem Weinen der
Sünder. An diesem Tag wurden die Sünder, die Buße geleistet
hatten, die "Greinenden", wieder in die Gemeinde
aufgenommen. Die Abendmesse am Gründonnerstag steht in der
Tradition des letzten Abendmahles Jesu mit seinen Jüngern, bei
dem er das Priestertum und die Eucharistie einsetzte. Als
Ausdruck der Trauer verstummen während der Messe Orgel und
Glocke und schweigen bis zur Osternacht. Weiteres Zeichen der
Anteilnahme am Leiden Christi ist die Verhüllung von Kreuz und
Altar.
Beispieldaten für Gründonnerstag sind: 24.3.2005, 13.4.2006, 5.4.2007, 20.3.2008, 9.4.2009, 1.4.2010.
Karfreitag:
Der Karfreitag erinnert an die Kreuzigung Jesu. Karfreitag liegt
2 Tage vor Ostern. Für Protestanten ist der Karfreitag der
höchste Feiertag des Jahres. Katholiken vollziehen am Karfreitag
keine Eucharistiefeier. Zur angenommenen Todesstunde Jesu (15
Uhr) versammeln sich Katholiken stattdessen zu einem
Gottesdienst, der sich von allen anderen Feiern während des
Jahres unterscheidet, denn im Mittelpunkt stehen die
Kreuzverehrung und Fürbitten. In der evangelischen Kirche war
der Karfreitag einer der wenigen Tage, an dem in fast allen
evangelischen Germeinden das Abendmahl gefeiert wurde.
Beispieldaten für Karfreitag sind: 25.3.2005, 14.4.2006, 6.4.2007, 21.3.2008, 10.4.2009, 2.4.2010.
Pfingsten:
Die christlichen Kirchen feiern Pfingsten als Fest der
Ausgießung des Heiligen Geistes. Die Entsendung des Heiligen
Geistes komplettiert die Dreifaltigkeit. Das Pfingstfest hat aber
uralte Wurzeln im jüdischen Festzyklus. Das Pfingstfest ist das
Ergebnis einer Mischung von altisraelitischen Gebräuchen und
christlicher Heilslehre. Ganz am Anfang handelte es sich um das
Fest der Darbringung der Erstlingsfrüchte. Später wurde es als
"Wochenfest" (Schawuot) bezeichnet. Erst in
nachalttestamentlicher Zeit wurde das Fest 50 Tage nach dem
Passah-Fest angeordnet. Und noch später änderte das Pfingstfest
seinen Rhythmus entsprechend der Osterregel, nach der es immer 50
Tage nach dem Ostersonntag gefeiert wird. Pfingstmontag ist also
der Montag 7 Wochen nach dem Ostersonntag, 50 Tage später. Einst
dauerte das Pfingstfest in Mitteleuropa länger, nämlich 8 Tage,
im Jahr 1094 wurde es auf 3 Tage verkürzt und dann im 18.
Jahrhundert noch einmal auf die heute noch üblichen 2 Feiertage
verkürzt.
Der Name spiegelt die Berechnung wieder: Griechisch "Pentekoste", französisch "Pentecote", hochdeutsch "Pfingsten" - alles bedeutet 50 Tage nach Ostern. Im Rätoromanischen heit das Fest "Tschungcheismas" - was sicherlich vom lateinischen "Quinquagesima" stammt, ebenfalls "50".
Beispieldaten für den Pfingstmontag sind: 16.5.2005, 5.6.2006, 28.5.2007, 12.5.2008, 1.6.2009, 24.5.2010.
Christi
Himmelfahrt:
Seit dem 4. Jh. ist Christi Himmelfahrt als Fest bezeugt.
Christen gedenken an diesem Tag der Himmelfahrt Cristi und seiner
Thronbesteigung im Himmel. An diesem Tag tritt Christus seine
Herrschaft zur Rechten Gottvaters an, wobei man sich für diesen
Glauben auf Lukas 24, 50-52 und Apostelgeschichte 1, 1-11
bezieht.
Christi Himmelfahrt wird immer 39 Tage nach dem Ostersonntag gefeiert. Das ist der Donnerstag nach Rogate oder Donnerstag nach dem 5 Sonntag nach Ostern oder 10 Tage vor Pfingstsonntag.
Beispieldaten für Christi Himmelfahrt sind: 5.5.2005, 25.5.2006, 17.5.2007, 1.5.2008, 21.5.2009, 13.5.2010.
Fronleichnam:
Im Jahre 1264 wurde Fronleichnam von Papst Urban IV. allgemein
eingeführt. Das Fronleichnamsfest gilt als das "Hochfest
des Leibes und Blutes Christi" und ist bei Christen meist
mit einer Prozession verbunden, in denen eine Monstranz mitder
Hostie vorangetragen wird. Es handelt sich um ein Erinnerungsfest
an die Einsetzung des Altarsakraments, um ein allgemeines
Kirchenfest zur Verehrung der Eucharistie. Es feiert die
Eucharistie als Opfer, Kommunion und als Objekt der Anbetung. Es
ist also ein typisches Fest der katholischen Amtskirche, nicht
eines der vielen christlich umgedeuteten heidnischen oder
jüdischen Feste. Die evangelische Kirche feiert Fronleichnam
traditionell nicht. In der orthodoxen Kirche ist es ebenfalls
unbekannt. Das Wort "Fronleichnam" steht für den
"Leib des Herrn", den in der geweihten Hostie
präsenten Corpus Christi.
Fronleichnam wird immer am 2. Donnerstag nach Pfingsten gefeiert bzw. 10 Tage nach Pfingsten (Pfingstmontag) oder 60 Tage nach Ostern (Ostersonntag).
Beispieldaten für Fronleichnam sind: 26.5.2005, 15.6.2006, 7.6.2007, 22.5.2008, 11.6.2009, 3.6.2010.
Die
beweglichen christlichen Feiertage des Weihnachtszyklusses:
Von den drei großen
Zyklen des Kirchenjahres (Osterzyklus, Trinitätszyklus und
Weihnachtszyklus) gibt es auch im Weihnachtszyklus bewegliche
Feiertage:
Der
Buß- und Bettag:
Ein weiterer beweglicher Feiertag mehr der evangelischen Kirche
ist der Buß- und Bettag. Gefeiert wird er am Mittwoch vor dem
Ewigkeitssonntag (der letzte Sonntag des Kirchenjahres), also am
Mittwoch vor dem 23. November bzw. 11 Tage vor dem ersten
Adventssonntag bzw. am Mittwoch zwischen dem 16. und 22.
November. Achtung: In der Schweiz liegt der Tag traditionell
abweichend am 3. Sonntag im September.
Beispielhafte Termine des Buß- und Bettages für Deutschland sind: 16.11.2005, 22.11.2006, 21.11.2007, 19.11.2008, 18.11.2009 und 17.11.2010.
Der
Christkönigssonntag:
Am letzten Sonntag des Kirchenjahres, eine Woche vor dem ersten
Advent, feiern Katholiken den Christkönigssonntag. Das Fest
stellt Jesus Christus in den Mittelpunkt, von dem die Christen
glauben, daß er als König wiederkommen wird. Das
Christkönigsfest ist sehr jung. Papst Pius XI. hat es erst 1925
zum Andenken an das 1600-jährige Jubiläum des Konzils von
Nizäa eingeführt, welches den Glauben an die Gottheit Jesu
bekannte. Protestanten feiern an diesem Tag den Ewigkeitssonntag
bzw. Totensonntag. Für beide Konfessionen ist es der letzte
Sonntag im Kirchenjahr.
Die
Adventssonntage:
Nicht von Ostern, sondern von Weihnachten hängen die
Adventssonntage ab: Der 1. Advent, der 4. Sonntag vor
Weihnachten, der 2., der 3. und schließlich der 4. Advent, der
letzte Sonntag vor Weihnachten. Da Weihnachten selbst an das
Datum im Gegorianischen Kalender gebunden ist, der Adventssonntag
aber ein Sonntag sein muß, verschiebt er sich jedes Jahr in
Relation zu Weihnachten ein bißchen und ändert sein Datum nach
unserem Kalender. Am 1. Advent beginnt in der katholischen und
evangelischen Kirche ein neues Kirchenjahr. Der 4. Advent kann
auf den 24. Dezember fallen. Heiligabend ist nämlich nur der
Vorabend von Weihnachten.
Beispieldaten für den 1. Advent sind: 27.11.2005, 3.12.2006, 2.12.2007, 30.11.2008, 29.11.2009, 28.11.2010.
Abb.: Die in Bezug auf den Gregorianischen Kalender beweglichen Feiertage des Weihnachtszyklusses.
Weitere
bewegliche Feiertage: Das Ernedankfest
Seit dem 3. Jh. feiern die Christen Erntedank und danken Gott
für die erfolgreiche Ernte, "die Frucht der Erde und der
menschlichen Arbeit". Es gibt weltweit keinen einheitlichen
Termin, weil die Erntezeiten im Bereich der Christen zu stark
auseinanderfallen. Für die deutsche Kirche haben die Bischöfe
1972 den 1. Sonntag im Oktober als Erntedankfest definiert.
Feste der Christen - Jahresübersicht
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