Bernhard
Peter
Kyoto,
Sennyu-ji, Teil (6): Subtempel Unryu-in (Unryuu-in)
Subtempel
Unryu-in
Den südlich gelegenen
Subtempel Unryu-in (Unryuu-in, Berg-Name: Ruri-zan) erreicht man
entweder vom Dai-mon aus auf einem diagonal nach Südosten
verlaufenden Weg oder vom Badehaus aus über eine auf dessen
Ostseite beginnende und nach Süden ansteigende Treppe (Adresse:
36, Sennyuji Yamanochicho, Higashiyama-ku Kyoto-shi). Beide Wege
treffen sich oben wieder. Er gehört zu den beiden Subtempeln des
Sennyu-ji, die man besichtigen kann (der andere ist der
Raigo-in). Der Unryu-in (Un = Wolke, Ryu = Drache, in =
Subtempel; der Drache ist einer der Hachibushu, der acht
Gottheiten, die den Buddhismus beschützen) ist ganz und gar
untouristisch, weil sich von den wenigen Touristen, die zum
Sennyu-ji kommen, noch weniger hierhin begeben, weil der
Subtempel ziemlich versteckt im Wald liegt: Er wird schlicht
nicht gefunden, wenn man nicht von ihm weiß, und deshalb ist er
auch fast unbekannt. Kaiser Go-Kogon (Go-Kougon) gründete diesen
Tempel im Jahre 1372 während der Zeit des nördlichen und des
südlichen Hofes; der Gründungsabt war Chikugan Shoko (Shoukou).
Kaiser Go-Enyu (Go-Enyuu) begann mit der Tradition des Kopierens
von Sutras von Hand, und diese Tradition hat auch heute noch
Bedeutung im Subtempel. Von den originalen Gebäuden der
Gründungszeit ist aufgrund der verheerenden Kriege (Zerstörung
1470 im Onin-Krieg etc.) nichts mehr vorhanden. Im Jahr 1502
bekam der Tempel als Geschenk von Kaiser Go-Kashiwabara die
Palasthalle Okurodo, die einst von Kaiser Go-Tsuchimikado benutzt
worden war. Diese Halle wurde fortan als Zentrum des
Sutra-Kopierens genutzt. Feuersbrünste und Erdbeben verursachten
erneute Schäden. Was wir heute sehen, stammt daher
größtenteils aus der Edo-Zeit. 1639 baute der Mönch Joshu
Shosen (Joshuu Shousen) unter der Schirmherrschaft von Kaiser
Go-Mizunoo den Tempel wieder auf. Wie der Haupttempel gehört
auch dieser Subtempel dem Shingon-Buddhismus der
Sennyu-ji-Richtung an.
In der westlichen Abschlußmauer liegen zwei Tore nebeneinander, beide mit Satteldach-Konstruktionen. Links von beiden Toren befindet sich der Schrein Chinju-sha. Das linke, nördliche, kleinere Tor ist das San-mon, hinter dem der Weg am Glockenturm (Shoro) vorbei zum weit hinten gelegenen Kuri führt. im Kuri befindet sich eine unübliche Darstellung des Glücksgottes Daikoku-ten mit offenem Mund, mit seinem Sack auf einem Lotus-Blatt laufend, laut Tempel-Broschüre aus der Kamakura-Zeit um 1300 stammend. Das Goshuin (Pilgerstempel) des Subtempels trägt als roten Stempel u. a. die kaiserliche Chrysantheme und als weiteren Stempel den Namen Daikoku-ten, welcher einer der Kyoto Senzan Shichifukujin, der sieben Glücksgötter ist. Der Hauptstempel lautet "Ryugeden".
Das rechte, südliche, größere Tor ist das Chokushi-mon oder Akezu-no-mon, hinter dem der breite Weg zur größten Halle (Hondo, Hondou, Ryugeden, letzteres ist ein älterer Name des Tempels, Halle der Drachen-Blumen) führt, deren Dach mit hölzernen, mit Bambusnägeln zusammengehaltenen Schindeln gedeckt ist und rechteckig nach Westen über den Stufen vorgezogen ist. Diese 1646 erbaute, 13,80 m x 12,90 m messende Halle mit Irimoya-Dach ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert. Das Haupt-Kultbild ist ein hölzerner Yakushi Nyorai, ein Medizin-Buddha oder Buddha der Heilung (Bhaisajyaguru), derjenige Buddha, der über das östliche Paradies herrscht. Der volkstümliche Name "Medizin-Buddha" leitet sich davon ab, daß dieser Buddha 12 Versprechen abgab, um die Menschheit von ihrem Leiden zu erlösen. Das siebte dieser Versprechen war, alle fühlenden Wesen von Krankheit zu befreien, Körper und Geist zu reinigen und sie zur Erleuchtung zu führen. Weiterhin gehörte zu seinen Versprechen, die fühlenden Wesen vor Krankheit und Naturkatastrophen zu schützen, den sozialen Standard zu heben, die Umstände der Ernährung, des Kleidens und des Wohnens zu verbessern etc. Die Sitzfigur stammt aus der Fujiwara-Zeit. Genaugenommen handelt es sich um eine Yakushi Sanzon (eine Yakushi-Triade) mit den Bodhisattvas Nikko und Gakko zu beiden Seiten.
Eine weitere, 1867-1868 erbaute Halle (Reimeiden) schließt sich an deren Südosteck an, sie dient der Erinnerung und birgt im Inneren Totentafeln des Kaiserhauses, darunter auch eine für Kaiser Go-Kogon, unter dem der Tempel gegründet wurde. Andere sind für die Kaiser Go-Enyuu, Go-Komatsu und Shoukou. Alle genannten befinden sich in der Mitte. Links sind die Totentafeln für Kaiser Go-Mizunoo und alle nachfolgenden Kaiser bis zu Koumei. Rechts sind die Totentafeln für kaiserliche Prinzen und Prinzessinnen seit ca. 1860. Interessant ist der im Eck zwischen Hondo und Reimeiden gelegene Garten, in dem eine zentral aufgestellte Steinlaterne innerhalb einer kunstvoll aus Sand geformten Chrysantheme steht. Diese Laterne ist ein Geschenk aus der Mitte des 19. Jh. vom letzten Shogun, Tokugawa Yoshinobu. Das Chrysanthemenmotiv finden wir auchauf einem kleinen Wasserbecken,; das Wasser tropft aus einem schräg angeschnittenen Bambusrohr in die ausgehöhlte Mitte des Blütenstandes. Weitere Gärten liegen im Osten des Reimeiden; die Gestaltung ist aber nichts Besonderes; die Gärten wirken größtenteils wenig verfeinert. Dafür sind die Ausblicke aus den Räumen auf die Gärten aber sehr stimmungsvoll.
Chokushi-Mon und Chrysanthemen-Motiv belegen die Nähe des Subtempels zum Kaiserhaus. Das Schönste an diesem Subtempel sind die vielen Tatami-Räume im Shoin, die traditionell eingerichtet sind. Eine Besonderheit ist der rückwärtig zum Garten gelegene Raum Renge-no-ma (Lotus-Raum) mit vier quadratischen Fenstern in den Shoji-Wänden (Yukimi-shoji), durch die man bei einer bestimmten Sitzposition vier verschiedene Gestaltungselemente des Gartens sehen kann, von links nach rechts Kamelie (Tsubaki), Steinlaterne (Ishidoro), Ahorn (Momiji) und Kiefer (Matsu). Der "Raum der Erleuchtung" (Satori-no-ma) liegt noch weiter im Osten und besitzt ein rundes Fenster (Maru-mado, Kreisfenster), durch das man auf einen alten Rhododendronstamm schaut. Das Fenster wird "Fenster der Erleuchtung" (Satori-no-mado) genannt, weil die Form im Zen die Perfektion und die Erleuchtung symbolisiert. Der gleiche Raum besitzt auch noch ein quadratisches Fenster (Kaku-mado oder Mayoi-no-mado), durch das man auf einen Apfelbeerenstrauch (Aronia) blickt. In der Symbolik des Zen steht das Quadratische für die Täuschung, die Verwirrung, das irdische Leiden. Im Zusammenspiel bilden beide Fenster eine perfekte Zen-Symbolik. So etwas Ähnliches ist auch im Funda-in zu sehen, einem Subtempel des Tofuku-ji, ferner im Genko-an im Takagamine-Areal im nördlichen Kyoto. Der Raum des Mondfensters (Gesso-no-ma) besitzt ein Fenster in Form eines Halbmondes in der Tokonoma-Wand. Ein weiterer Raum trägt den Namen Tairin-no-ma (= Dairin-no-ma). Zu den wichtigen Kulturgütern des Subtempels wird eine Kamakura-zeitliche Kopie der Lotus-Sutra gerechnet.
Photos aus dem Unryu-in (Unryuu-in)
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps:
https://www.google.de/maps/@34.9772066,135.7802489,20.21z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@34.9772066,135.7802489,103m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
John H. Martin, Phyllis G. Martin:
Kyoto - 29 Walks in Japan's Ancient Capital, 376 S., Verlag:
Tuttle Pub. 2011, ISBN-10: 4805309180, ISBN-13: 978-4805309186,
S. 142-144
Ian Littlewood, Ayumi Oe Littlewood: Kyoto Without Crowds, A
Guide to the City's Most Peaceful Temples and Gardens, 264 S.,
CreateSpace Independent Publishing Platform, 1. Auflage 2018,
ISBN-10: 1978158998, ISBN-13: 978-1978158993, S. 151-158
Besucher-Faltblatt des Tempels
Subtempel Unryu-in: http://www.unryuin.jp/ - Photos: http://www.unryuin.jp/about/seasons/ - http://www.unryuin.jp/about/winter/ etc.
Subtempel Unryu-in auf Japan-Kyoto: https://japan-kyoto.de/unryuin-subtempel-sennyuji-kyoto/
Subtempel Unryu-in auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report594.html
Subtempel Unryu-in auf Japan Travel Manual: http://jpmanual.com/en/unryuin
Subtempel Unryu-in auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Unry%C5%AB-in
Sennyu-ji, Kyoto, Teil (1): Beschreibung und Pläne - Sennyu-ji, Kyoto, Teil (2): äußerer Bereich - Sennyu-ji, Kyoto, Teil (3): innerer Bereich - Sennyu-ji, Kyoto, Teil (4): Subtempel Sokujo-in - Sennyu-ji, Kyoto, Teil (5): Subtempel Kaiko-ji - Imakumano Kannon-ji, Kyoto
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