Bernhard
Peter
Kyoto,
Sennyu-ji, Teil (1): Beschreibung und Pläne
Lage
und Erreichbarkeit
Der Sennyu-ji ist ein
Tempelkomplex im Südosten der Stadt Kyoto, im Stadtbezirk
Higashiyama (Adresse: Sennyuji, 27 Yamanouchicho, Higashiyama-ku,
Kyoto-shi, Kyoto-fu 605-0977, Japan). Der weitläufige, aber
unübersichtlich in einem Waldtal gelegene Tempelbezirk liegt
östlich des ebenso ausgedehnten Tempelkomplexes Tofuku-ji am
Fuße des Berges Tsukinowa (auch: Tsukiwa). Von der
Hauptverkehrsachse Kujo Dori aus erschließt die Sennyuji michi
den Tempelbezirk des Sennyu-ji. Wer mit der Eisenbahn anreist,
kann sowohl mit der JR Nara Line als auch mit der Kintetsu Main
Line zum jeweiligen Bahnhof Tofukuji fahren, beide direkt
nebeneinander. Das ist die bequemste Art, vom Hauptbahnhof oder
aus Gion anzureisen. Vom Bahnhof sind es 1,20 km zu Fuß bis zum
Sennyu-ji Dai-mon, dem Haupttor zum Tempel. Sinnvoll ist es, den
Besuch mit dem des Tofuku-ji zu verbinden, weil man dann durch
die kleinen Sträßchen der Wohnviertel nur 900 m vom
Ritsukyoku-an bis zum Sennyu-ji Dai-mon hat.
Wer mit dem Bus anreist, hat mehrere Möglichkeiten: Vom Hauptbahnhof Kyoto aus kann man die Linie 5 und ab Bussteig D2 die Linie 208 in Richtung Tofukuji benutzen. An Sonn- und Feiertagen geht auch die Linie 88. Von Hankyu Kawaramachi Station und Shijo Kawaramachi Station aus kann man an der Haltestelle Shijo Keihan-mae den Bus Nr. 207 nach Tofukuji via Kiyomizu-dera nehmen, ebenso von Gion Shijo Station. Von Kintetsu Kyoto Station aus nimmt man den Bus 208. Von Kintetsu To-ji Station aus kann man die Linien 202, 207 und 208 nehmen. Die Linien 202, 207 und 208 halten sämtlich an der Haltestelle Sennyujimichi.
Es ist manchmal unglaublich, was es ausmacht, in der Stadt einen kleinen "Seitensprung" zu machen: Schon ein bißchen mehr Schritte zu Fuß im Vergleich zum Tofuku-ji, und schon ist man in einer ganz anderen Welt abseits der Großstadt und der Touristenströme: Im Vergleich zu anderen Tempelkomplexen ist der Sennyu-ji eine verborgene einsame und lockere Tempelgruppe, die mehr Einheimische als Touristen aufsuchen. Das weitläufige Waldgelände ist unübersichtlich, ein Übersehen von Gebäuden oder ein Verlaufen ist völlig im Bereich des Normalen. Den meisten Touristen sind wohl die paar Meter des Aufwandes zu viel, oder die Wege insgesamt zu lang, oder sie wissen nicht, was sie hier erwartet, jedenfalls wird der Tempel offensichtlich unterschätzt und ist gering besucht; der viel berühmtere Tofuku-ji fängt die meisten Besucher ab. Dafür ist es hier schön ruhig und entspannt. Die Atmosphäre ist ganz anders als in den sonstigen Tempelkomplexen: Wenn in der Stadt die Sonne herabbrennt, ist es hier erfrischend und schattig, und insbesondere nach einem Regenguß wirkt das Gelände wie ein subtropischer Bergnebelwald. Auch hier erlebt man wieder den abrupten Übergang zwischen der dichtbesiedelten Ebene des Beckens von Kyoto in die naturnahe Welt der Berghänge ohne große Übergänge. Die schönsten Tempel sind bevorzugt in dieser Randlage zu finden, vorne Zugang zur Zivilisation, hinten Öffnung in die wilde Natur, die mit voller Kraft eine Symbiose mit den Bauwerken eingeht und ihnen diese ganz besondere Atmosphäre verleiht.
Am Dai-mon bezahlt man den Eintritt für das Gelände, also den Garan Haikan, den Hauptplatz mit den Großgebäuden. Der ehemalige innere Tempel- und Palastbereich (Tokubetsu Haikan) ist separat eintrittspflichtig, und hier ist Photographieren verboten. Von den Subtempeln sind zwei zu besichtigen, der Raigo-in und der Unryu-in. Wie zu erwarten, sind diese wiederum separat eintrittspflichtig. Wer also alles, und das ist für einen ganzen Tempelkomplex im Vergleich zum Daitoku-ji, Myoshin-ji, Nanzen-ji oder Tofuku-ji wenig, gesehen haben will, wird viermal zur Kasse gebeten.
Aufgrund der räumlichen Nähe lassen sich Tofuku-ji und Sennyu-ji gut zu einem tagesfüllenden Programm kombinieren, zuerst den Haupttempel des Tofuku-ji, ehe größere Touristenmengen kommen, dann ein paar einsamere Subtempel, und dann zieht man sich zur Erholung in den Bergwald des Sennyu-ji zurück und geht unter den Bäumen auf Entdeckungswanderung, bis die Füße nicht mehr wollen.
Umfeld:
Tempel rechts und links des Zuweges
Den Beginn des Tempelbezirkes
markiert das aus der Edo-Zeit stammenden So-mon (Sou-mon), ein
weit vorgezogenes Tor auf der Sennyuji michi, 460 m vor dem
Dai-mon. Mit diesem Tor vollzieht sich der Übergang zwischen der
Wohnbebauung beiderseits der Straße und dem danach folgenden
Wald, und die Straße verengt sich abrupt. Das Torgebäude ist
vom Typ des Korai-mon mit einem quer zur Straße stehenden
Satteldach und zwei rückwärtig senkrecht dazu angebauten
kleinen überdachten Torflügelanschlägen. Seitlich grenzt keine
Mauer an, sondern ein schlichter Lattenzaun.
Der Weg führt an etlichen Subtempeln vorbei, die aber alle nicht öffentlich zugänglich sind. Direkt vor dem So-mon befindet sich linkerhand im Norden der Straße das mit einer bronzenen Phönix-Figur auf dem First geschmückte Tor (San-mon) zum in der Regel offenen Tempel Sokujo-in (Sokujou-in, auch: Sokujouju-in, 28 Sennyuji), dessen Haupthalle (Hondo) ca. 50 m rechts vom Tor am Ende des großen Vorplatzes steht. In dieser Halle wird Amida Nyorai verehrt; die Heian-zeitliche Figur wird von 25 Bosatsu begleitet, wovon 16 als wichtiges Kulturgut gelten. 22 der Figuren sind Originale. Gegründet wurde der Tempel in der Heian-Zeit von Tachibana no Toshitsuna. Dieser Tempel stand ursprünglich in Fushimi und wurde während der Meiji-Zeit im Jahre 1902 hierhin versetzt, und die besagten 16 Bosatsu-Figuren stammen auch aus dem Fushimi-ji. Gegen eine Eintrittsgebühr kann man näher an die Figuren heran. Die Jizo-Halle (Jizo-do) ist fast geradeaus gegenüber dem San-mon zu finden. In diesem Subtempel befindet sich das das Grab von Fujiwara no Toshitsuna (1028-1094). Nahebei befindet sich das Grab von Ito Kashitaro (1835-1867).
Ca. 120 m hinter dem So-mon befindet sich rechterhand der Eingang zum Tempel Hoon-in (30 Sennyuji). Dieser Subtempel wurde 1326 während der Kamakura-Zeit von Munin Nyodo gegründet. Sein Hauptkultbild (Honzon) ist eine Fukukensaku Kannon. Nur 25 m weiter liegt auf der linken Seite schräg gegenüber der Tempel Kaiko-ji (29 Sennyuji) mit dem Hondo rechts und dem Benzaiten-Schrein links. Dieser in der Regel offene Subtempel (ohne Eintrittsgebühr) wurde 1228 während der Kamakura-Zeit von Jogo Donsho gegründet und kam erst 1645 an die gegenwärtige Stelle. Dieser Subtempel ist berühmt für sein Hauptkultbild, eine hölzerne, über 5 m hohe Statue des Shaka Nyorai, die aus der Kamakura-Zeit stammt und von dem Meister Unkei und seinem Sohn Tankei angefertigt worden ist. Mit Plinthe und Mandorla ist die Statue sogar 10 m hoch. Am Hals der Statue ist eine dunkle rote Färbung - die soll angeblich erschienen sein, als man versuchte, Kaiser Go-Mizunoo zu ermorden. Er überlebte und führte danach noch ein langes Leben. Diese Buddha-Statue wurde aber dadurch berühmt dafür, das Leiden und Unglück anderer Menschen auf sich zu nehmen. Besonders geachtet wurde die Figur seit dem Vorfall natürlich von der kaiserlichen Familie, die die Statue hier aufstellen ließ. Nach einer Straßenabzweigung führt hinter dem Izumiyama-Kindergarten schon die nächste Stichstraße in einen weiteren Tempel mit schräg zurückgesetztem Tor, den Shin-zenko-ji (31 Sennyuji). Dieser Subtempel wurde 1243 während der Kamakura-Zeit von Chigan Nensai gegründet. Sein Hauptkultbild ist ein Amida Nyorai.
Die Sennyuji michi führt weiter nach Südosten und passiert dabei rechterhand den großen Block der Kyoto Municipal Higashiyamaizumi Junior High School, um sich kurz danach zu verzweigen. Im Westen der genannten Schule befindet sich ein weiterer, leicht zu übersehender Subtempel in Richtung der Kyoto Municipal Higashiyamaizumi High School, das ist der Subtempel Hiden-ji. Er wurde 1326 während der Kamakura-Zeit von Munin Nyodo gegründet. Sein Hauptkultbild (Honzon) ist ein Amida Nyorai.
Abb. links: Goshuin des Kaiko-ji, eines Subtempels des Sennyu-ji mit über einer 5 m hohen Statue des Shaka Nyorai, rechte Spalte unten: Datum: 27.8.2019. Abb. rechts: Goshuin des Imakumano Kannon-ji, rechte Spalte unten: Datum: 27.8.2019.
Zurück zur großen Verzweigung: Zum Sennyu-ji geht es rechts, nach links geht es ins Tal hinab 170 m nach Osten über die Brücke Torii-bashi zum Imakumano Kannon-ji. Der Eingang dieses Tempels ist ganz anders als sonst, ohne eigenes Tor, dafür mit einer Brücke, die als eine Art Torii fungiert - hier verschmelzen Einflüsse von Shintoismus und esoterischem Buddhismus miteinander. Zur Gründungslegende gehört, daß hier Kumano Gongen, die Shinto-Manifestation von Kannon, dem Mönch Kobo Daishi (Kukai) erschienen ist, der den Tempel 807 während der Heian-Zeit gegründet haben soll. Gleich einem Torii trennt diese Brücke profan und sakral und reinigt den Darübergehenden symbolisch. Für diesen Tempel wird kein Eintrittsgeld erhoben. Dieser Tempel ist eine Station auf dem Saigoku Sanjusan-sho (Saigoku Sanjuusan-sho), auf einem Pilgerpfad, der insgesamt 33 Kannon-Tempel in der Region Kansai miteinander verbindet, wobei sich die Anzahl 33 an den 33 Erscheinungsformen der Kannon orientiert. Der Imakumano Kannon-ji ist die 15. Station des Pilgerweges und besitzt als Kultbild eine elfköpfige Kannon (Juuichimen Kannon Bosatsu), Davor war der Pilger im Mii-dera (Onjou-ji) in Otsu, Präfektur Shiga, wo er eine Kannon mit wunscherfüllendem Juwel (Nyoirin Kannon) verehrt hat, und nach dem Imakumano Kannon-ji bricht er auf zum Kiyomizu-dera in Kyoto, wo er eine tausendarmige Kannon (Senju Kannon) verehren wird.
Der erste Eindruck des Tempels ist eine riesige sehr moderne Halle links oberhalb des wieder ansteigenden Weges, davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Es handelt sich um den Dai-Kodo, die große Lehr- und Lesehalle. Am Fuße einer Treppe steht eine Figur des Kinderbeschützers Komamori Daishi. Erst wenn man die Treppenanlage zu dem kleinen Vorplatz hinaufgestiegen ist, sieht man die schöne zweistöckige Haupthalle (Hondo) des Tempels vor sich, die 1712 erbaut wurde. Links daneben befindet sich eine Jizo-Halle (Jizo-do). Hinter der Haupthalle befindet sich der Reikoden. Vom Vorplatz vor der Haupthalle aus gesehen rechterhand liegen entgegen dem Uhrzeigersinn der Glockenturm (Shoro), dahinter im Wald ein Shinto-Schrein und ein Teich, ein Steinbuddha (Sekibutsu), ein Inari-Schrein (Inari-yashiro) und der Schrein Kumano-Gongen-sha für die Schutzgottheit dieser Berge, die Halle Daishi-do (mit Statuen von Kukai, Fudo-myo-o, Aizen-myo-o, Fujiwara no Otsugu (832-843) = Stifter), die Figur der Boke-fuji-Kannon (wird zur Vorbeugung von Altersdemenz verehrt) und etwas höher im Wald eine Tahoto (zweistöckige Pagode, genannt Isei-do, Medizin-Halle, im Sinne des Heilens der Seele). Im Norden befindet sich ein ausgedehnter Friedhof. Es gibt hier auch einen Miniatur-Pilgerpfad im Bambuswald, der mit seinen 33 kleinen Schreinen die Saigoku-Pilgerschaft im Kleinen nachzeichnet. Am Ende des Pfades erreicht man die Pagode. Der Tempel ist völlig untouristisch und wird von den meisten Besuchern des Sennyu-ji übersehen.
Zurück zur Zufahrtstraße: Gegenüber der etwas abschreckend wirkenden modernen Halle liegt auf der südlichen Straßenseite der kleine Subtempel Raigo-in, dessen Tor man von Westen her über eine gebogene Brücke erreicht. Der Subtempel wurde 806 von Kobo Daishi Kukai gegründet. Mehrere Shinto-Stätten im dichten Wald umgeben die Hauptgebäude Hondo (Haupthalle), Kuri (Küchenbau) und Kyakuden (Gästehaus); der Garten liegt auf der Südseite. Das hier verehrte Hauptbild ist ein Amida Nyorai. Der Tempel besitzt ein Teehaus namens Gansuiken, Steinlaternen und Grabpyramiden, alles tief im Wald, feucht und vermoost. Der etwas überalterte und verrottete Eindruck des Gartens liegt sicherlich an der schattigen Lage im feuchten Bachtal, aber auch ein einer gewissen fortgeschrittenen Vernachlässigung: Die pflegende Verjüngung fehlt grundsätzlich, deshalb wirkt die Bepflanzung nicht mehr kunstvoll, sondern herausgewachsen und auf dem besten Wege, wieder zum Wald zu werden. Wer romantische Wildnis sucht, wird sie hier finden. Im Herbst dürfte dieser Subtempel einer der ganz wenigen Orte in Kyoto sein, an dem man Momiji (buntes Ahornlaub) ohne andere Touristen genießen kann, aber ein Lob für die Instandhaltung und Pflege des Gartens ist das nicht. Auch sonst tut man an den Gebäuden nicht viel, um den Subtempel als touristische Sehenswürdigkeit in Schuß zu halten. Oder, etwas böse formuliert: Das touristische Entgegenkommen und Bemühen beschränkt sich auf die Ausgabe des Eintrittstickets. Das Teehaus Gansuiken hat eine Verbindung zur Geschichte der 47 Ronin, denn es war genau hier, wo ihr Anführer Oishi Kuranosuke die Strategie für die Rache an ihrem einer Intrige zum Opfer gefallenen Dienstherrn plante. Der Subtempel beteiligt sich mit der Figur des Glücksgottes Hotei am 2.1. jeden Jahres an einer Veranstaltung zur Verehrung der Sieben Glücksgötter (Shichi-fuku-jin) des Berges Senzan und bildet die vierte Station.
Bevor man weiter geht, lohnt es sich, westlich des Eingangstores zum Raigo-in den Inaridaimyo-Schrein und südlich davon den Zenno-ji anzuschauen, der 823 durch Kobo Daishi Kukai gegründet worden ist und als Hauptbild eine Sho Kannon besitzt. Von dessen Tor geht ein Treppe südwärts hoch direkt zum Hauptplatz des Sennyu-ji, aber es ist schöner, am Verwaltungsgebäude (Jimusho) nordwärts wieder zur Sennyuji michi zurückzugehen, um ab der oben erwähnten Verzweigung 140 m weiter nach Süden zum Dai-mon des Sennyu-ji zu gelangen und den Tempel auf diesem Weg zu betreten.
Geschichte
und Bedeutung
Über die Frühzeit des während der frühen Heian-Zeit
gegründeten Tempels gibt es verschiedene Überlieferungen. Die
Keimzelle des Tempels soll nach der einen Theorie der Horin-ji
(Tempel des Rades der Lehre) sein, von Kukai (Kobo Daishi) in der
ersten Hälfte des 9. Jh. erbaut. Der Priester Tsukinowa Shinshu
(Shinhuu, Shinshu Shonin) soll einer anderen Überlieferung
zufolge 856 auf Wunsch von Fujiwara no Otsugu (774-843) dessen
Villa in den Hügeln in den späteren Sennyu-ji umgewandelt
haben. Wie auch immer - gesichert ist hingegen der Ausbau der
zwischenzeitlich vernachlässigten Anlage im frühen 13. Jh. Die
Neugründung erfolgte durch den Priester Shunjo (Shunjou, Garin
Daishi, 1166-1227), der 1218 nach seiner Rückkehr aus dem
Sung-zeitlichen China mit dem Tempel zwecks Revitalisierung
betraut worden war. Er leitete den neu vergebenen Namen Sennyu-ji
von der auf dem Gelände sprudelnden ("yuu") Quelle ab,
also bedeutet Sennyu-ji "Tempel der sprudelnden
Quelle". Diese Quelle existiert noch heute und ist durch ein
kleines Bauwerk geschützt. Shunjo war seinerzeit nach China
gereist, um dort 13 Jahre lang buddhistische Lehren zu studieren,
deshalb ist in der von ihm geschaffenen Tempelanlage auch etwas
vom Formalismus der chinesischen Song-Zeit zu spüren, trotz
späterer Änderungen. Im Jahre 1226 dürfte die Anlage vollendet
gewesen sein. In dieser Zeit wurden im Tempel, der hauptsächlich
zur Hokkyo Ritsu-Form des Buddhismus gehörte, verschiedene
Glaubensrichtungen gepflegt, Praktiken des Tendai, Shingon, Jodo,
Ritsu und Zen existierten nebeneinander. Auf Shunjo folgte Tankai
als Leiter des Tempels, die Zeit unter diesen beiden
Oberpriestern war eine Blütezeit für den Sennyu-ji.
Der Sennyu-ji trägt noch einen zweiten Namen, Mi-tera. "Tera" bedeutet "Tempel", und das "Mi" ist ein Honorativ-Präfix mit der Bedeutung "zur kaiserlichen Familie gehörend". Der Mi-tera ist also ein Tempel der kaiserlichen Familie. Im Jahre 1224 wurde der Sennyu-ji zu einem Tempel des Kaiserhauses (Chokugan-ji), wenig später wurde er als Begräbnistempel gewählt. Die Kaisergräber wurden seit 1242, beginnend mit Kaiser Shijo, in der Umgebung des Tempels angelegt. Einige der Grabhügel sind noch zu sehen. Der neunte hier beerdigte Kaiser, Go-Kogon, wurde 1374 eingeäschert. Momentan regiert der 125. Tenno. Von den 124 Tenno davor sind 69 in Kyoto bestattet, davon konzentrieren sich allein 29 auf nur drei Grabstätten. Mit 16 hier bestatteten Kaisern ist der Sennyu-ji die umfassendste kaiserliche Grabstätte von Kyoto, gefolgt von Fukakusa mit 10 kaiserlichen Gräbern und 5 in der Nähe des Ryoan-ji. Für über 200 Jahre war der Sennyu-ji exklusiver Begräbnisplatz für die Kaiser. Der Tempel kann daher auch als Koge-ji bezeichnet werden, das ist ein allgemeiner Name für einen Tempel, in denen Ihai = Vorfahren-Tafeln aufgestellt werden. Der Sennyu-ji trägt auch einen Berg-Namen: To-zan (Tou-zan) oder auch Sen-zan. Das Goshuin (Pilgerstempel) des Sennyu-ji trägt in Sumigaki (die schwarze Tusche-Schrift) den Wortlaut "Reimeiden", das ist das Gebäude zur Verehrung der Kaiser (s. u.). Dazu gibt es einen roten Stempel mit der kaiserlichen Chrysantheme. Ein separates Goshuin gibt es an der Halle Yokihi-Kannon-do.
Im Onin-Krieg wurde der komplette Tempel durch Feuer vernichtet. Erst die Reichseiniger Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi bemühten sich um den Wiederaufbau. Wichtige Gebäude wurden aber erst im weiteren Verlauf des 17. Jh. neu errichtet, z. B. der Butsuden im Jahre 1668 unter dem Shogun Tokugawa Ietsuna. Der größte Teil des Baubestandes im äußeren Bereich stammt aus dieser Zeit. Nach einem Brand wurden etliche Gebäude im inneren Bereich 1882-1884 erneuert, so daß diese Gebäude Meiji-zeitlich sind. Typisch für diesen Tempel ist, daß viele Gebäude, sowohl aus der Edo-Zeit als auch aus der Meiji-Zeit, sich in ihrer Geschichte darin ähneln, daß sie einst im kaiserlichen Palast standen und hierhin versetzt wurden. Der Tempel gehört heute der Shingon-Schule an, wobei er eine spezielle, eigene Richtung bildet, Shingon Sennyu-ji. Die Hauptkultbilder des Tempels sind Shaka Nyorai, Amida Nyorai und Miroku Nyorai, die zusammen auch als Sanze-Butsu bezeichnet werden.
Sennyu-ji:
Rundgang und Beschreibung
Man betritt den Sennyu-ji
durch das Dai-mon (wörtlich: Großes Tor). Vom Typ her handelt
es sich um ein "vierbeiniges" Tor (Shikyaku-mon) mit
Satteldach. Es wird auch Higashiyama-mon genannt, wörtlich
Ost-Berge-Tor. Es ist mit schönen Schnitzereien verziert, man
erkennt u. a. eine Schildkröte und eine Raubkatze. Es stammt aus
der Momoyama-Zeit und ist als wichtiges Kulturgut gelistet. Nach
Durchschreiten des Tores in Richtung Osten öffnet sich ein ganz
anderes Bild als bisher. Zum einen geht es bergab, denn das Tor
steht an der höchsten Stelle, so daß man durch die Bäume
hindurch aus einer ganz ungewohnten Perspektive auf die
Hauptgebäude des Tempels hinab blickt. Zum anderen bilden die
Tempelgebäude in strenger Reihung eine langgestreckte Achse in
West-Ost-Richtung, in der auf das Dai-mon (großes Tor) die
Buddha-Halle (Butsuden), die Halle Shari-dono, das Tor für die
kaiserlichen Gesandten (Chokushi-mon) und der Gozasho folgen. In
dieser Anlage spiegelt sich der Formalismus der chinesischen
Song-Zeit wider, der bei der Anlage des Tempels im frühen 13.
Jh. als Vorbild gedient hatte.
Gleich hinter dem Dai-mon liegt linkerhand eine Gebäudegruppe, deren wichtigster Bau die nach Norden gerichtete Kannon-Halle ist (Yokihi Kannon-do). Darin wird eine sitzende, lebensgroße Yokihi-Kannon verehrt, die als wichtiges Kulturgut eingestuft ist. Sie stammt aus China und wurde im 13. Jh. in diesen Tempel gebracht. Ihr zweiter Name ist Kaiserin Yang-Avalokiteshvara, weil sie angeblich nach dem Bilde von Yang Kwei-fei (= Yang Tai Zhen, engl. auch: Yang Guifei, jap. = Yokihi) gemacht wurde, der Geliebten des Tang-Kaisers Hsuan Tsung (= Xuan Zong, 712-756), der nach ihrem Tod (tragische Geschichte, ganz großes Kino: Der Kaiser mußte sie aufgrund einer Rebellion hinrichten lassen, Teil seiner Bestrafung und Anfang vom Ende der Tang-Dynastie) diesen Avalokiteshvara mit ihrem Gesicht erschaffen ließ. Die im Stil Yosegi-zukuri aus zusammengesetzten Zypressenholzblöcken hergestellte Figur mit den sanften, niedergeschlagenen Augen und dem unlesbaren, geheimnisvoll entrückten Gesichtsausdruck, die früher immer weggeschlossen war und nur einmal alle Jubeljahre gezeigt wurde, ist erst seit 1955 öffentlich zu sehen. Wegen der dem Vorbild nachgesagten außerordentlichen Schönheit finden sich hier etliche Menschen ein, die hier für Schönheit beten, und es gibt hier auch Talismane für Schönheit zu kaufen. Die Figur wird von 2x 3 Rakan flankiert. In der Nähe ist der Wunsch-Jizo zu finden (Gankake Jizo). Rechts neben der Kannon-Halle befindet sich ein attraktiver Steingarten (Seki-tei) im Eck zum neuzeitlichen Shinsho-den auf der rechten Seite der Gebäudegruppe. In letzterem, das als Schatzhaus und Museum dient, gibt es wechselnde Ausstellungen zum Buddhismus, Malereien, Schriften, historische Dokumente, Kaiser-Bildnisse. Näher zum Hauptweg steht noch der Glockenturm (Shoro).
Rechts neben dem Dai-mon liegt das Ticketbüro (Haikan uketsuke). Etwas höher im Wald ist der Sutrenspeicher (Kyozo) verborgen. Weiter den Weg hinunter liegt linkerhand der Schrein Chinju-sha mit Honden und Haiden, ein Shinto-Schutzschrein für den Tempel, dahinter gelangt man nordwärts wieder zum Zenno-ji. Rechterhand des Weges auf dessen Südseite liegt das 1897 errichtete Meiji-zeitliche Badehaus (Yokushitsu, Kulturgut der Präfektur Kyoto), dahinter der 1668 erbaute, Edo-zeitliche Quellschrein Mizu Yakata (= Sennyu-sui yakata, wichtiges Kulturgut der Präfektur Kyoto, "Mizu" = "Wasser", "Sennyu-sui"= "Quellfassung der sprudelnden Quelle") neben einem kleinen breitrechteckigen Wasserbecken (Ike), das von einem kleinen Bach gespeist wird. Der Name des Tempels Sennyu-ji enthält die Silber "Yuu", das bezeichnet das Sprudeln einer Quelle, und der Tempel ist nach genau dieser Quelle benannt.
Dann folgen im Garan Haikan die beiden großen Hallen, die Buddha-Halle (Butsuden) und die Halle Shari-dono (auch: Shari-den). Im Norden der ersteren steht ein weiteres Ticketbüro (Haikan uketsuke) für den Nordeingang, im Norden der letzteren steht das überdachte Handwaschbecken (Chouzusha).
Am in der Edo-Zeit im Jahre 1668 mit einer finanziellen Zuwendung von Tokugawa Ietsuna im Zen-Stil erbauten, zweistöckigen Butsuden (wichtiges Kulturgut), einem Musterbeispiel für die chinesisch beeinflußte Architektur jener Zeit und den Karaya-Stil, fallen die schön gestalteten Granitbasen auf, auf denen die Zelkovenholzsäulen stehen. Im Inneren befindet sich eine Buddha-Triade (Sanze-Butsu), von links nach rechts Amida Butsu (Gegenwart), Shaka Nyorai (Buddha Shakyamuni, historischer Buddha, Vergangenheit) und Maitreya Buddha (Miroku, Buddha der Zukunft), alle Figuren etwa gleich groß und vergoldet. Kano Tanyu (1602-1674) malte den Banryu-zu, das Drachenbild, an die Decke, und er malte auch Byakue Avalokiteshvara (= im weißen Gewand) auf die Rückwand hinter der Buddha-Triade. Tatsächlich ist es Innern recht finster, so daß man sich eine bessere Wahrnehmung wünschte.
Der ebenfalls im Zen-Stil errichtete, zweistöckige Shari-dono (Reliquien-Halle, auch: Shari-den) ist als Kulturgut der Präfektur Kyoto gelistet. Ursprünglich stand diese Halle im Kaiserpalast von Kyoto, wurde aber in der Edo-Zeit 1714 hierhin versetzt. Die Halle ist nicht regelmäßig für den Publikumsverkehr geöffnet und wird nur alle 12 Jahre innen gezeigt, das nächste Mal im Jahr 2024. Innen wird ein vergoldeter Ho-to (Hou-tou) aufbewahrt, eine Kamakura-zeitliche Schatzpagode, ca. 1 m hoch und in einem Reliquiar in Pagodenform aufbewahrt. Darin wird ein Butsuge-shari aufbewahrt, eine Zahnreliquie Buddhas, und etwas Asche. Der dritte Abt des Tempels hat angeblich diese Reliquie aus China mitgebracht. Kano Sansetsu malte den Banryu-zu, das Drachenbild, an die Decke. Die jeweils äußeren Zwischenpfostenabschnitte besitzen ein glockenförmiges Fenster.
Hinter dem großen Vorplatz mit den Haupthallen trennt eine bedachte Quermauer die rückwärtigen Bereiche (Tokubetsu Haikan) ab, im südlichen Bereich mit einer abgeschrägten Ecke vorspringend und nach Westen vorgezogen. Drei Tore entsprechen den jeweils mit einer Zwischenmauer gegeneinander abgetrennten Kompartimenten dahinter. Das mittlere Tor in der Hauptachse der Anlage ist das Tor für die kaiserlichen Gesandten (Chokushi-mon), es ist "vierbeinig" und trägt ein Satteldach mit starker konkaver Biegung. Es stammt in seiner gegenwärtigen Form aus dem Jahre 1845. Die Papierlaternen rechts und links tragen das kaiserliche Chrysanthemen-Mon. Das nördliche Tor ist hingegen der Besuchereingang. Gleich hinter dem Tor liegt linkerhand eine Rasthalle mit Getränkeautomaten. Wer das Innere der Tempelgebäude sehen will, folgt dem Weg nach Osten und biegt dann nach links ab, wo man zur Rezeption kommt und zum zweiten Mal Eintritt zahlen darf; von da führt der Weg zunächst in den Kuri und den Hojo (Abtsresidenz).
Anschließend erreicht man über die Räume des Zwischenstücks, Samurai-no-ma und Jochuu-no-ma, die insgesamt sechs Räume des etwas südlicher gelegenen Gozasho, das sind Jokan-no-ma, Jijuu-no-ma, Monzeki-no-ma, Chokushi-no-ma, Kouzoku-no-ma, Gyokuza-no-ma. Der Name des Gebäudes "Gozasho" hat eine große Nähe zu "Gosho", was den imperialen Palast in Kyoto bezeichnet. Dabei drückt das Honorativ-Präfix "Go" den Bezug zum Kaiserhaus aus. Dieses Gebäude, nach einem Brand 1882-1884 wiedererrichtet, diente Mitgliedern der kaiserlichen Familie als Ruhehalle, wenn sie die Gräber der Vorfahren besuchten. Die Gebäude standen einst als "Osato goten" auf dem Gelände des Kaiserpalastes. Der Raum im Nordosteck wurde früher für kaiserliche Geburten benutzt. Der Raum im Südosteck war derjenige für den Kaiser; er ist höher als die anderen Räume und weist die charakteristischen Alkoven-Regale (Chigaidana) auf. Die bemalten Schiebetüren (Fusuma-e) stammen von Hofkünstlern des 19. Jh. Nach hinten in Ostrichtung angebaut ist die quadratische Halle Kaie-do oder Kaikaido, die aus dem Kaiserpalast von Kyoto stammt und 1873 hierher versetzt worden ist. Im Süden dieses Bereiches liegt ein Teichgarten; auch dieser wurde erst 1884 für die Besucher aus dem kaiserlichen Haus angelegt. Die niedrige Steinlaterne im Garten stammt ursprünglich aus dem Sento-Kaiserpalast und ist früh-Edo-zeitlich. Zusammen mit einer ähnlichen Laterne in der kaiserlichen Villa Katsura genießt sie den Ruf, besonders schon im Schnee zu wirken. Nach vorne zum Chokushi-mon hin ist ein erstklassiger, langgestreckter Genkan mit Karahafu vorgebaut.
Das dritte, von zwei kräftigen, nach vorne springenden Mauerabschnitten flankierte Tor im Süden ist vom Typ eines Kara-mon, wobei der First quer steht, der Hindurchschreitende also auf die gerade Traufseite blickt, während die Karahafu-Giebel seitlich sind. Es führt über eine bis auf eine kleine Moosgartenfläche im Südbereich leere und akkurat geharkte Kiesebene zu einer einzelnen, die ganze Breite zwischen den seitlichen Begrenzungsmauern einnehmenden Halle mit rechteckig vorgezogenem Dach, das ist die 1882-1884 auf Weisung von Kaiser Meiji erbaute Halle Reimei-den (Reimei-Halle, Gedächtnishalle, Halle der Geister der Vorfahren); sie dient dem Gedenken der verstorbenen Mitglieder der kaiserlichen Familie. Im Norden ist sie über einen abgewinkelten Korridor mit dem Gozasho verbunden. Diese Halle ist mit Zedernholz-Schindeln gedeckt. Das Kara-mon ist reich verziert und hat wunderschöne filigran durchbrochene Ornamente mit dem Chrysanthemen-Kamon in der Mitte. Die Halle selbst, die ursprünglich im kaiserlichen Palast von Kyoto stand und hierher versetzt worden ist, ist für Besucher nicht zugänglich. Innen befinden sich 130 Namens-Tafeln bzw. Stelen, die an verstorbene Kaiser erinnern, von Kaiser Tenchi und Kaiser Konin bis hin zu Kaiser Showa, inclusive nördlichem und südlichem Hof und der kaiserlichen Ehefrauen.
Nun führt ein Weg rechterhand um den ummauerten Bereich herum nach Süden und dann nach Osten, dem Waldrand entlang: Hinter dem Reimeiden liegt eine große "leere" geharkte Kiesfläche, von der aus eine Treppe zu einem weiteren Tor im Karamon-Stil hinaufführt, das als Friedhofseingang dient (Goryou uganju). Dahinter sind etliche aufwendigere Grabanlagen zu finden, darunter auch 16 japanische Kaiser wie z. B. Shijo (1231-1242), Go-Horikawa (1212-1234), dann die lückenlose Reihe Go-Mizunoo (1596-1680), Meisho (Kaiserin, 1624-1696), Go-Komyo (1633-1654), Go-Sai (1638-1685), Reigen (1654-1732), Higashiyama (1675-1710), Nakamikado (1702-1737), Sakuramachi (1720-1750), Momozono (1741-1762), Go-Sakuramachi (Kaiserin, 1740-1813), Go-Momozono (1758-1779), Kokaku (1771-1840), Ninko (1800-1846) und Komei (1831-1867, Grabhügel im Wald dahinter), dazu noch andere Mitglieder der kaiserlichen Familie. Die ummauerte Begräbnisanlage wird Tsuki no Misasagi (Tsukinowa no Misasagi) genannt, wobei "Tsukinowa" der Name des dahinterliegenden Berges ist und "Misasagi" kaiserliches Mausoleum bedeutet. Im Süden der großen Kiesfläche liegt ein einzigartiges überdachtes Handwaschbecken (Chouzusha) in Form eines Chrysanthemenblütenstandes, dem kaiserlichen Wappen (Ka-mon). Hier ist für den Besucher Schluß mit Besichtigung, weiter kommt man nicht in die Anlage hinein.
Hinter dem ummauerten Friedhof liegt in dessen Südosteck ein weiterer kleinerer Bereich mit mehreren bedachten Mauern, einem Tor und zwei Gebäuden hintereinander in West-Ost-Richtung. Das hintere, quadratische Gebäude ist der Kaisan-do, die Gründerhalle zur Verehrung des Tempel(wiederbe)gründers Shunjo, errichtet während der Kambun-Ära (1641-1677). Diese Halle ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert, ein Edo-zeitliches Kleinod, das man aber als Besucher normalerweise gar nicht findet, wenn man es nicht weiß, weil es so versteckt liegt. Und wenn man es findet, kommt man nicht hinein. Das vordere, langgestreckte Gebäude ist eine allseits offene Halle auf freistehenden Pfosten. Man kann hier aber höchstens über die Mauer einen Blick hinein werfen.
Jenseits dieser mehrfach ummauerten Anlage liegen noch einzelne Kaisergräber vom Typ eines runden Tumulus. Gerade nach Osten befindet sich der Grabhügel für Kaiser Komei (1831-1867) im Wald, und nördlich davon ein weiterer mit südlich vorgebautem Schrein. Der Sohn von Kaiser Komei, Kaiser Meiji, brach mit der Tradition und wurde in Momoyama bestattet, und der Enkel von Komei, Kaiser Taisho, und der Urenkel, Kaiser Showa, sind beide außerhalb von Tokyo bestattet.
Eine weitere Grabanlage befindet sich ganz im Westen der Anlage; man erreicht sie, wenn man vom Dai-mon südwärts auf kleinen Wegen den Hang hinauf geht: In der Nähe des Kyozo (Sutrenspeichers) befinden sich ein steinerner Gorin-seki-to und der Gedatsu-kongo-ho-to.
Subtempel
Unryu-in
Den südlich gelegenen
Subtempel Unryu-in (Unryuu-in, Berg-Name: Ruri-zan) erreicht man
entweder vom Dai-mon aus auf einem diagonal nach Südosten
verlaufenden Weg oder vom Badehaus aus über eine auf dessen
Ostseite beginnende und nach Süden ansteigende Treppe (Adresse:
36, Sennyuji Yamanochicho, Higashiyama-ku Kyoto-shi). Beide Wege
treffen sich oben wieder. Er gehört zu den beiden Subtempeln des
Sennyu-ji, die man besichtigen kann (der andere ist der
Raigo-in). Der Unryu-in (Un = Wolke, Ryu = Drache, in =
Subtempel; der Drache ist einer der Hachibushu, der acht
Gottheiten, die den Buddhismus beschützen) ist ganz und gar
untouristisch, weil sich von den wenigen Touristen, die zum
Sennyu-ji kommen, noch weniger hierhin begeben, weil der
Subtempel ziemlich versteckt im Wald liegt: Er wird schlicht
nicht gefunden, wenn man nicht von ihm weiß, und deshalb ist er
auch fast unbekannt. Kaiser Go-Kogon (Go-Kougon) gründete diesen
Tempel im Jahre 1372 während der Zeit des nördlichen und des
südlichen Hofes; der Gründungsabt war Chikugan Shoko (Shoukou).
Kaiser Go-Enyu (Go-Enyuu) begann mit der Tradition des Kopierens
von Sutras von Hand, und diese Tradition hat auch heute noch
Bedeutung im Subtempel. Von den originalen Gebäuden der
Gründungszeit ist aufgrund der verheerenden Kriege (Zerstörung
1470 im Onin-Krieg etc.) nichts mehr vorhanden. Im Jahr 1502
bekam der Tempel als Geschenk von Kaiser Go-Kashiwabara die
Palasthalle Okurodo, die einst von Kaiser Go-Tsuchimikado benutzt
worden war. Diese Halle wurde fortan als Zentrum des
Sutra-Kopierens genutzt. Feuersbrünste und Erdbeben verursachten
erneute Schäden. Was wir heute sehen, stammt daher
größtenteils aus der Edo-Zeit. 1639 baute der Mönch Joshu
Shosen (Joshuu Shousen) unter der Schirmherrschaft von Kaiser
Go-Mizunoo den Tempel wieder auf. Wie der Haupttempel gehört
auch dieser Subtempel dem Shingon-Buddhismus der
Sennyu-ji-Richtung an.
In der westlichen Abschlußmauer liegen zwei Tore nebeneinander, beide mit Satteldach-Konstruktionen. Links von beiden Toren befindet sich der Schrein Chinju-sha. Das linke, nördliche, kleinere Tor ist das San-mon, hinter dem der Weg am Glockenturm (Shoro) vorbei zum weit hinten gelegenen Kuri führt. im Kuri befindet sich eine unübliche Darstellung des Glücksgottes Daikoku-ten mit offenem Mund, mit seinem Sack auf einem Lotus-Blatt laufend, laut Tempel-Broschüre aus der Kamakura-Zeit um 1300 stammend. Das Goshuin (Pilgerstempel) des Subtempels trägt als roten Stempel u. a. die kaiserliche Chrysantheme und als weiteren Stempel den Namen Daikoku-ten, welcher einer der Kyoto Senzan Shichifukujin, der sieben Glücksgötter ist. Der Hauptstempel lautet "Ryugeden".
Das rechte, südliche, größere Tor ist das Chokushi-mon oder Akezu-no-mon, hinter dem der breite Weg zur größten Halle (Hondo, Hondou, Ryugeden, letzteres ist ein älterer Name des Tempels, Halle der Drachen-Blumen) führt, deren Dach mit hölzernen, mit Bambusnägeln zusammengehaltenen Schindeln gedeckt ist und rechteckig nach Westen über den Stufen vorgezogen ist. Diese 1646 erbaute, 13,80 m x 12,90 m messende Halle mit Irimoya-Dach ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert. Das Haupt-Kultbild ist ein hölzerner Yakushi Nyorai, ein Medizin-Buddha oder Buddha der Heilung (Bhaisajyaguru), derjenige Buddha, der über das östliche Paradies herrscht. Der volkstümliche Name "Medizin-Buddha" leitet sich davon ab, daß dieser Buddha 12 Versprechen abgab, um die Menschheit von ihrem Leiden zu erlösen. Das siebte dieser Versprechen war, alle fühlenden Wesen von Krankheit zu befreien, Körper und Geist zu reinigen und sie zur Erleuchtung zu führen. Weiterhin gehörte zu seinen Versprechen, die fühlenden Wesen vor Krankheit und Naturkatastrophen zu schützen, den sozialen Standard zu heben, die Umstände der Ernährung, des Kleidens und des Wohnens zu verbessern etc. Die Sitzfigur stammt aus der Fujiwara-Zeit. Genaugenommen handelt es sich um eine Yakushi Sanzon (eine Yakushi-Triade) mit den Bodhisattvas Nikko und Gakko zu beiden Seiten.
Eine weitere, 1867-1868 erbaute Halle (Reimeiden) schließt sich an deren Südosteck an, sie dient der Erinnerung und birgt im Inneren Totentafeln des Kaiserhauses, darunter auch eine für Kaiser Go-Kogon, unter dem der Tempel gegründet wurde. Andere sind für die Kaiser Go-Enyuu, Go-Komatsu und Shoukou. Alle genannten befinden sich in der Mitte. Links sind die Totentafeln für Kaiser Go-Mizunoo und alle nachfolgenden Kaiser bis zu Koumei. Rechts sind die Totentafeln für kaiserliche Prinzen und Prinzessinnen seit ca. 1860. Interessant ist der im Eck zwischen Hondo und Reimeiden gelegene Garten, in dem eine zentral aufgestellte Steinlaterne innerhalb einer kunstvoll aus Sand geformten Chrysantheme steht. Diese Laterne ist ein Geschenk aus der Mitte des 19. Jh. vom letzten Shogun, Tokugawa Yoshinobu. Das Chrysanthemenmotiv finden wir auchauf einem kleinen Wasserbecken,; das Wasser tropft aus einem schräg angeschnittenen Bambusrohr in die ausgehöhlte Mitte des Blütenstandes. Weitere Gärten liegen im Osten des Reimeiden; die Gestaltung ist aber nichts Besonderes; die Gärten wirken größtenteils wenig verfeinert. Dafür sind die Ausblicke aus den Räumen auf die Gärten aber sehr stimmungsvoll.
Chokushi-Mon und Chrysanthemen-Motiv belegen die Nähe des Subtempels zum Kaiserhaus. Das Schönste an diesem Subtempel sind die vielen Tatami-Räume im Shoin, die traditionell eingerichtet sind. Eine Besonderheit ist der rückwärtig zum Garten gelegene Raum Renge-no-ma (Lotus-Raum) mit vier quadratischen Fenstern in den Shoji-Wänden (Yukimi-shoji), durch die man bei einer bestimmten Sitzposition vier verschiedene Gestaltungselemente des Gartens sehen kann, von links nach rechts Kamelie (Tsubaki), Steinlaterne (Ishidoro), Ahorn (Momiji) und Kiefer (Matsu). Der "Raum der Erleuchtung" (Satori-no-ma) liegt noch weiter im Osten und besitzt ein rundes Fenster (Maru-mado, Kreisfenster), durch das man auf einen alten Rhododendronstamm schaut. Das Fenster wird "Fenster der Erleuchtung" (Satori-no-mado) genannt, weil die Form im Zen die Perfektion und die Erleuchtung symbolisiert. Der gleiche Raum besitzt auch noch ein quadratisches Fenster (Kaku-mado oder Mayoi-no-mado), durch das man auf einen Apfelbeerenstrauch (Aronia) blickt. In der Symbolik des Zen steht das Quadratische für die Täuschung, die Verwirrung, das irdische Leiden. Im Zusammenspiel bilden beide Fenster eine perfekte Zen-Symbolik. So etwas Ähnliches ist auch im Funda-in zu sehen, einem Subtempel des Tofuku-ji, ferner im Genko-an im Takagamine-Areal im nördlichen Kyoto. Der Raum des Mondfensters (Gesso-no-ma) besitzt ein Fenster in Form eines Halbmondes in der Tokonoma-Wand. Ein weiterer Raum trägt den Namen Tairin-no-ma (= Dairin-no-ma). Zu den wichtigen Kulturgütern des Subtempels wird eine Kamakura-zeitliche Kopie der Lotus-Sutra gerechnet.
Kunstschätze:
Nationalschätze und wichtige Kulturgüter
Als Nationalschatz gilt das dem Sennyu-ji gehörende Sennyu-ji
Kanenso, das Priester Shunjo Kaiser Go-Toba gewidmet hat, datiert
auf 1221. Es ist ein Dokument über die Ursprünge des Tempels
und seine Geschichte, Tinte auf Papier, 40,6 cm x 2,96 m messend.
Ebenfalls von Shunjo stammt das Fuhojo, geschrieben 1227, im
letzten Monat vor seinem Tod, es dokumentiert buddhistische
Lehren für seinen Schüler Shinkai. Ebenfalls in diese Kategorie
fällt ein farbiges Seidengemälde des Priesters Wuzhun aus der
chinesischen Song-Zeit. Weiterhin ist eine Bittschrift um Spenden
eben dieses Priesters Wuzhun (1177-1248) erhalten, sie genießt
den gleichen Status.
Als wichtige Kulturgüter gelten 16 Bosatsu von 25 im Subtempel
Sokujo-in, das Dai-mon des Haupttempels, die Figur der Yokihi
Kannon, der Kaisan-do und die Buddha-Halle. In diese Kategorie
fällt auch eine Kamakura-zeitliche Kopie der Lotus-Sutra des
Subtempels Unryu-in, ebenso dessen Hondo (Ryugeden).
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps:
https://www.google.de/maps/@34.9779512,135.780748,18.75z - https://www.google.de/maps/@34.9779662,135.780676,153m/data=!3m1!1e3
eigene Webseite: http://www.mitera.org/
John H. Martin, Phyllis G. Martin: Kyoto - 29 Walks in Japan's
Ancient Capital, 376 S., Verlag: Tuttle Pub. 2011, ISBN-10:
4805309180, ISBN-13: 978-4805309186, S. 142-144
Ian Littlewood, Ayumi Oe Littlewood: Kyoto Without Crowds, A
Guide to the City's Most Peaceful Temples and Gardens, 264 S.,
CreateSpace Independent Publishing Platform, 1. Auflage 2018,
ISBN-10: 1978158998, ISBN-13: 978-1978158993, S. 151-158
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Besucher-Faltblatt des Tempels
Subtempel Unryu-in: http://www.unryuin.jp/ - Photos: http://www.unryuin.jp/about/seasons/ - http://www.unryuin.jp/about/winter/ etc.
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Subtempel Unryu-in auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report594.html
Subtempel Unryu-in auf Japan Travel Manual: http://jpmanual.com/en/unryuin
Subtempel Unryu-in auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Unry%C5%AB-in
Sokujo-in auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report579.html
Hoon-in auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report1066.html
Kaiko-ji auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report580.html
Shinzenko-ji auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report1460.html
Imakumano Kannonji auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report593.html
Imakumano Kannonji auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Imakumano_Kannon-ji
Imakumano Kannonji, eigene Webseite: http://www.kannon.jp/
Imakumano Kannonji auf Sacred Japan: http://sacredjapan.com/Temple%2015/Temple%2015.htm - http://sacredjapan.com/Temple%2015/Places15.htm
Raigo-in auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report362.html
Sennyu-ji, Kyoto, Teil (2): äußerer Bereich - Sennyu-ji, Kyoto, Teil (3): innerer Bereich - Sennyu-ji, Kyoto, Teil (4): Subtempel Sokujo-in - Sennyu-ji, Kyoto, Teil (5): Subtempel Kaiko-ji - Sennyu-ji, Kyoto, Teil (6): Subtempel Unryu-in - Imakumano Kannon-ji, Kyoto
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