Bernhard Peter
Tempel: Kyoto, Daikaku-ji (1)


Lage und Erreichbarkeit
Der Daikaku-ji ist ein Tempelkomplex im Stadtbezirk Ukyo-ku, im Norden des Stadtteils Sagano (Arashiyama), 1 km nördlich des JR-Bahnhofs Saga-Arashiyama gelegen. Die Adresse lautet: 4 Saga-Osawa-cho, Ukyo-ku, Kyoto. Am besten erreicht man den Tempel mit der JR Sanin Main Line in Richtung Kameoka, vom Bahnhof ist es eine Viertelstunde zu Fuß. Wenn man sowieso die anderen Tempel in Arashiyama anschaut, sind es nur 600 m Luftlinie in nordöstlicher Richtung vom Seiryo-ji. Wer dennoch den Bus nehmen möchte, nimmt vom Bahnhof Arashiyama die Linie 28 nach Norden; der Parkplatz neben dem Tempelkomplex ist Endhaltestelle. Alternativ verkehrt die Buslinie 91 ab dem JR-Bahnhof Hanazono.

Der Tempel mit 1200jähriger Geschichte, einst ein bedeutendes Zentrum der kulturellen, religiösen und politischen Entwicklung, liegt abseits der großen Touristenströme und ist daher sehr zu empfehlen. Wer bei den Massen im Bambuswald Platzangst bekommt, ist hier genau richtig. Die Stimmung auf dem Gelände und in den Gebäuden ist sehr schön; es ist eine weitläufige und in weiten Bereichen zugängliche Anlage voller Harmonie und Ausgleich zwischen Natur und Architektur. Man kann diesen Tempel in Muße erleben und sollte sich auch wirklich Zeit nehmen. Hier wurden etliche Gebäude ganz unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Alters zu einem harmonischen Ganzen kombiniert. Der Tempel selbst ist uralt, aber die Gebäude sind neuer, Edo-zeitlich bis Meiji-zeitlich. Der Tempel ist sehr photofreundlich eingestellt, fast alles geht bis auf Buddhastatuen im Innern der Heiligtümer. Auch landschaftlich ist das Gelände rings um den See wunderschön, nicht nur zur Kirschblütenzeit oder zur Zeit der Herbstfärbung, sondern auch im Sommer, wenn ca. 300 Lotuspflanzen den See zu einem Blütenteppich machen.


Geschichte und Bedeutung
Der Daikaku-ji heißt mit vollem Namen Kyu Saga Gosho Daikaku-ji Monzeki, wörtlich "alter Saga kaiserlicher Palast Daikaku Tempel unter Leitung von Angehörigen des Kaiserhauses", weil er seinen Ursprung in einer Heian-zeitlichen Villa des Kaisers Saga (Saga Rikyuu-in) hat, die vor 1200 Jahren an dieser Stelle gestanden hat. "Kyu" bedeutet "alt". "Gosho" ist ein kaiserlicher Palast. "Monzeki" bedeutet, daß Prinzen des Kaiserhauses als oberste Äbte eingesetzt werden. Und "Daikaku-ji" bedeutet "Tempel der großen Wissenschaft". In Kurzform war auch "Saga Gosho" üblich, kaiserlicher Palast von Saga, oder auch "Saga-yama" als Berg-Name. Dieser 52. Kaiser lebte 786-842 und war der zweite Sohn des Kaisers Kanmu, der Heiankyo = Kyoto zur Hauptstadt machte. Unter Kaiser Saga erlebte Kyoto eine kulturelle Blütezeit. Er lebte nach seiner Abdankung als Kaiser im Jahr 823 in besagter Villa (Saga-rikyuu), die er bereits 814 erbauen ließ. Insgesamt lebte er fast 20 Jahre zurückgezogen hier in seiner Villa am künstlichen See.

Der Daikaku-ji gehört zur Shingon-Schule (Shingon-shuu, Schule des wahren Wortes, esoterischer Buddhismus) und ist innerhalb dieser Schule ein bedeutender Stützpunkt. Kaiser Saga förderte den Mönch Kukai, den Gründer dieser Schule, die 807 entstand. Dieser Kaiser gab ihm 823 den Tempel To-ji in Kyoto als Lehrbasis. Kukai war auch der Gründer des monastischen Zentrums Koya-san. Postum bekam er den Titel Kobo-Daishi (Koubou-Daishi), Großmeister der Verbreitung der Lehre.

Masako-naishinnou, die dritte Tochter von Kaiser Saga und Ehefrau des Kaisers Junna (regierte 823-833), machte die Villa ihres mittlerweile verstorbenen Vaters im Jahre 876 mit Erlaubnis des Kaisers Seiwa (lebte 850-881, regierte 858-876) zum Tempel. Als oberste Priester des Daikaku-ji, der Monzeki-san heißt, wurden Mitglieder der kaiserlichen Familie eingesetzt, beginnend mit dem Enkel von Kaiser Saga, Prinz Tsunesada, allerdings unter dem Namen Prinz Gojaku Nyudo Shinno. Auch andere Kaiser nutzen den eng mit dem Kaiserhaus verbundenen Tempel als Machtbasis nach ihrer Abdankung, so z. B. Kaiser Go-Uda (1267-1324, regierte 1274-1287), der sich 1307 zum Mönch ordinieren ließ und erst im To-ji, dann im Daikaku-ji lebte.

Von diesem Tempel aus regelte der Mönch gewordene Kaiser Go-Uda seine Regierungsgeschäfte, von denen er nicht lassen wollte. Und hier fand einst 1392 eine Friedenskonferenz statt, nachdem sich Japans Hof 1336 in einen nördlichen und einen südlichen Hof geteilt hatte, die miteinander stritten. Der Daikaku-ji gehörte zum Bereich des südlichen Hofes (südliche Dynastie, Nan-cho). Als Daikaku-ji-to (Daikaku-ji-tou) wurden die Abkömmlinge von Kaiser Kameyama bezeichnet, als sich der Hof unter den Söhnen von Kaiser Go-Saga spaltete. Die Wiedervereinigung beider Höfe, des nördlichen und des südlichen Hofes, erfolgte 1392.

Von der ursprünglichen kaiserlichen Villa sind aufgrund von Geschichte und Bränden keine originalen Bauwerke mehr vorhanden. Ein Brand zerstörte beispielsweise im Jahre 1336 alle Gebäude. Das war die chaotische Übergangszeit zwischen der Kamakura-Zeit und der Muromachi-Zeit. Unter der Herrschaft der Ashikaga-Shogune wurde der Tempel wieder aufgebaut. Was wir heute sehen, stammt hauptsächlich aus dem 17. Jh., als Kaiser Go-Mizunoo Momoyama-zeitliche Bauten aus dem kaiserlichen Palast und von anderen Orten hierher schaffen ließ. Weitere Bauwerke fanden erst im 19. und 20. Jh. ihren Weg in den Komplex, nachdem sie zuvor andernorts zivilen oder religiösen Aufgaben gedient hatten. Diese Inhomogenität, das Fehlen klassischer Tempelstrukturen, dieses Anderssein als andere Tempelanlagen macht die Entdeckung des Tempelkomplexes zu einer spannenden Erfahrung. Am ähnlichsten ist in dieser Hinsicht der Ninna-ji in Kyoto, der ebenfalls aus einer kaiserlichen Villa entstanden ist. Und manchmal kann man sich die Gebäude vor dem inneren Auge auch als weltliche Palastgebäude und als Kulisse des Genji Monogatari (die Geschichte vom Prinzen Genji) vorstellen, wobei der Tempel tatsächlich in dieser berühmten Geschichte Erwähnung findet.

Ein Nebenzufluß des Flusses Katsura speist die Wassergräben, die das Tempelgelände mehr oder weniger quadratisch umgeben, und den im Osten der Anlage befindlichen See Osawa-no-ike von ca. 2,4 ha Ausdehnung, durch einen Damm aufgestaut. Bei diesem See mit zwei Inseln am Nordrand handelt es sich um einen der ältesten künstlich angelegten Gartenseen aus der Heian-Zeit, von Kaiser Saga selbst entworfen. Sein Vorbild war der See Dongting Hu (Tungting Hu) in China. Die größere Insel heißt Tenjin-jima nach dem kleinen Schrein; die kleinere heißt Kiku-ga-jima, Chrysanthemen-Insel. Zwischen beiden liegt der Felsen Teiko-seki im Wasser. Diese beiden Inseln symbolisieren Schiffe vor Anker. Ursprünglich war der See nur ca. 1 m tief, zur Sicherheit der bootfahrenden Hofgesellschaften. Während der Kamakura-Zeit wurde der See auf 4 m vertieft, weil er aus Wasserreservoir zur Bewässerung von Reisfeldern genutzt wurde. Der weitläufige Tempelgebäudekomplex liegt hauptsächlich innerhalb des Wassergrabenquadrates westlich des Sees und besteht aus locker durch Galerien verbundenen Einzelbauten.

Der Tempel besitzt einen etwas weiter entfernt gelegenen Subtempel, den Gio-ji. Zwischen beiden Tempeln ist man eine knappe halbe Stunde unterwegs. Ein Kombiticket hilft, das Reisebudget zu schonen. Das Schöne am Gio-ji ist seine Einbettung in einen alten, vermoosten, fast verwildert zu nennenden Garten und seine ruhige, abgeschiedene Lage abseits der Touristenhauptströme.


Rundgang und Beschreibung
Der Besucherzugang liegt im Südwesten des Komplexes und führt durch das Omote-mon in den benachbarten, wesentlich kleineren Hof. Dort ragt der zeremonielle Eingang mit eigenem grünem Dach vor die Gebäudeflucht. Dieser Eingang wurde in der Edo-Zeit vom kaiserlichen Palast Kyotos hierhin versetzt. Als Shikidai bezeichnet man eine breite Stufe oder Plattform der Eingangshalle Genkan. Der dahinter liegende Raum mit einem großflächigen Wandgemälde (Kinpekiga, Malerei auf Goldfolienpapier) im Norden wird Matsu-no-ma genannt. Es handelt sich um eine Reproduktion von Shoheki-ga, eine Arbeit des Künstlers Kano Eitoku (1543-1590). Diese Wandmalereien auf Goldtapete sind noch in anderen Räumen anzutreffen und zeigen ebenso wie andere Architekturmerkmale, daß es sich bei den Gebäuden teilweise um ehemalige Palaststrukturen handelt.

Im westlichen Teil sind die unterschiedlichen Hallen auf komplexem, palastartigem Grundriß mit etlichen gedeckten Korridoren, die zu beiden Seiten offen sind und schöne Ausblicke auf Garten und Architektur erlauben, miteinander verbunden. Das macht auch den besonderen Flair dieses Tempels aus, der aus einer kaiserlichen Villa entstanden ist und deren Architekturmerkmale beibehalten hat und deshalb gar nicht so typisch tempelartig strukturiert ist, sondern eher palastartig.

Die geknickt verlaufenden Galerien haben relativ niedrige Dächer und sind zu beiden Seiten offen. Die Murasame-no-roka-Korridore haben einen Bretterboden, der es unmöglich macht, ungehört zu kommen oder zu gehen. Das wird Uguisu-bari genannt, Nachtigallen-Fußboden. Auch das ist ein konstruktives Element, das aus der Palastarchitektur stammt. Diese weitläufigen Galeriegänge prägen das Besuchserlebnis und sind das typische architektonische Element dieses Tempels.

Von dem westlichen Komplex führen solche Galerien zur Halle Sho-shinden und noch weiter im Norden zu der isoliert stehenden Halle Reimei-den. Der Momoyama-zeitliche Sho-shinden (wichtiges Kulturgut) mit seinen 12 Räumen ist ein schönes Beispiel für Architektur und Ausstattung dieser Zeit. Der Stil wird Sho-in-zukuri genannt. Im Sho-shinden befinden sich im Raum Okanmuri-no-ma Malereien von Kano Sanraku (1559-1635) und Shiko Watanabe auf den Schiebewänden; die Motive sind Strauchpäonien, rote und weiße Pflaumenblüten und Falken. Der Kenjin-no-ma (Raum der Weisen) besitzt Malereien im chinesischen Stil, schwarz auf weißem Grund. Die Räume für Kaiser Go-Uda sind eine Nachbildung; er hat nicht in diesem Gebäude gelebt, sondern in einem längst zerstörten Vorgängerbau.

Die zur Abwehr von bösen Geistern zinnoberrot und weiß angestrichene Halle Reimei-den kam erst 1958 in den Daikaku-ji. Das Gebäude stammt vom Tempel Nichibutsu-ji in Tokyo. Im Innern befindet sich eine Statue des Amida Nyorai als Hauptbild.

Drei große Hallen, im Westen der Shinden, in der Mitte, also im Norden, die Halle Mie-do und im Osten die Halle Godai-do, nördlich begleitet von der eng benachbarten kleineren Halle Yasui-do, bilden einen nach Süden offenen "Ehrenhof", zu dem ein besonders prächtiges Tor im Karamon-Stil Zugang gewährt, das in die hier einwärts zurückspringende südliche Außenmauer gesetzt ist. Dieses Tor wird Chokushi-mon genannt, Tor für den kaiserlichen Boten, und war für den Besuch des Kaisers und für seine Gesandten reserviert. Der normale Besucher ging durch das Omote-mon weiter westlich. Das Chokushi-mon wurde zwischen 1848 und 1854 wiederaufgebaut. Zwischen diesem und der Halle Mie-do liegt eine steinerne Plattform, das ist der Rest der alten Halle Godai-do, die nicht mehr existiert. Die steinerne Plattform wird gegenwärtig als Bühne für Theater-, Gagaku-, Tanz- und Musikaufführungen benutzt. Vor dem Mie-do stehen zwei große Bronzelaternen.

Der Shinden (= Hauptresidenz) stammt aus dem Besitz des Kaiserhauses. Die 9 x 5 Einheiten große Halle wurde ursprünglich von Tokugawa Masako (ab 1629 Tofuku-mon-in Masako) benutzt, die eine Tochter des zweiten Tokugawa-Shoguns, Tokugawa Hidetada, war und als zweite Ehefrau in das Kaiserhaus einheiratete. Sie lebte 1607-1678 und war auch als Kazu-ko bekannt. Das im Stil Shinden-zukuri errichtete Gebäude ist ein Geschenk des Kaisers Go-Mizunoo (1596-1680), ihres Ehemannes, der 1629 abdankte. Das Gebäude ist innen reich mit Malereien auf Goldtapete geschmückt und erinnert daran, daß es einst als Residenz bei Hofe genutzt wurde. Der Botan-no-ma (Päonienraum) besitzt Reproduktionen von Shoheki-ga-Malereien auf den Schiebewänden. Die hierfür kopierten Originale sind Arbeiten des Künstlers Kano Sanraku (1559-1635). Ein anderer Raum wird nach den Motiven der Shoheki-ga-Malereien Yanagimatsu-no-ma genannt, Weiden-und-Kiefern-Raum, ein nächster Kobai-no-ma, Rote-Pflaumenblüten-Raum, welcher Arbeiten von Kano Sanraku besitzt. Der Fußboden der Veranda ist in der Technik Uguisu-bari (Nachtigallen-Fußboden) gebaut, so daß keine unbemerkten Schritte möglich sind. Vor dem Shinden liegt ein Garten im kaiserlichen Stil mit einem alten Orangenbaum und ebenso alten Pflaumenbäumen.

Die Halle Mie-do liegt in der Mitte zwischen Shinden und Godai-do. Ursprünglich hat es sich bei dem Gebäude, das erst 1925 an den Tempel Daikaku-ji kam und unter Renovierung hier wiederaufgebaut wurde, um eine Banketthalle für die Krönung von Kaiser Taisho (1879-1926). Im Innern stehen einige Statuen, u. a. von Kaiser Saga, Kaiser Go-Uda, Prinz Gojaku und den Mönch und Gründer der Shingon-Schule Kobo-Daishi.

Die aus der Edo-Zeit stammende Halle Godai-do ganz im Osten der Tempelgebäude ist funktional die Haupthalle (Hondo) des Daikaku-ji, in der auch Sutren transkribiert (abgeschrieben) werden, woran sich auch Touristen beteiligen können; entsprechende Tischreihen sind aufgebaut. Im Innern stehen Bildnisse der Gruppe der Fünf Großen Myouou (Godai Myouou), inclusive Fudo Myouou. Bei diesen Statuen handelt es sich um die wichtigsten Bildnisse des Tempels.

Die aus der Mitte der Edo-Zeit stammende Halle Yasui-do fand erst in der Meiji-Zeit den Weg in den Daikaku-ji. Sie wird auch Gorei-den genannt. Diese Halle war einst der Mie-do des Tempels Yasui Monzeki Renge Ko-in im östlichen Kyoto, in Higashiyama. Während des Haibutsu-kishaku, einer Bemühung zur Abschaffung des Buddhismus (wörtlich: Buddhismus abschaffen und Shakyamuni zerstören), die zur Zerstörung vieler Tempel, Statuen und Schriften führte, wurde die Gründerhalle dort abgebaut und im Daikaku-ji 1871 wieder aufgebaut. Wo der Tempel einst war, steht heute der Schrein Yasui Konpira-gu. In der Halle befindet sich eine lebensgroße Statue des Kaisers Go-Mizunoo (1596-1680). Die Kagami-tenjo-Decke besitzt eine Malerei eines Drachens in Wolken. Eine andere Decke ist völlig anders mit Vögeln und Blumen gestaltet.

Nördlich der Halle Mie-do befindet sich ein achteckiges Gebäude aus dem Jahr 1925, der Chokufu-shingyo-den (Chokufuu-shingyou-den), auch nur Shingyo-den genannt. Darin wird eine von Kaiser Saga transkribierte (unter Rezitation abgeschriebene) Sutra (Hannya Shingyo, Herz-Sutra) aufbewahrt, der kostbarste Schatz des Tempels. Kobo Daishi hatte anläßlich einer Krankheitsepidemie dem Kaiser vorgeschlagen, diese Abschrift selbst zu erstellen, um die Götter mit seiner Bitte um Abhilfe zu erreichen. Die Methode des Kopierens zur Erlangung von Erleuchtung und "Gegenleistung" wird "Shakyo" genannt. Chokufu bedeutet kaiserliche Anordnung, und diese besagt, daß das Gebäude nur einmal alle 60 Jahre für den Publikumsverkehr geöffnet und die handgeschriebene Sutra gezeigt werden (das letzte Mal im Oktober 2018). Ein fünffarbiges Seil überspannt den Zwischenraum und verbindet das freistehende Gebäude mit der Halle Mie-do und schafft so eine symbolische Verbindung zwischen der Hannya Shingyo und der Außenwelt. Dieses Gebäude aus Beton wurde zur Erinnerung des 600sten Jahrestages des Kaisers Go-Uda (regierte 1274-1287, gestorben 1324) und des 500sten Todestages des Kaisers Go-Kameyama (regierte 1383-1392, gestorben 1424) erbaut.

Der rückwärtige, nördliche Teil ist parkartig gestaltet. Der Godai-do, die östlichste der drei Hallen um den großen Kieshof, ragt im Osten mit seiner Terrasse darüber hinaus und grenzt direkt an den See. Am Nordwestufer des Sees liegt noch ein kleiner Shinto-Schrein, und am Nordrand der Seehälfte des Geländes befindet sich noch eine kleine Gebäudegruppe mit einer zweistöckigen, rot-weiß angestrichenen Pagode (Shingyo-ho-to) im Tahoto-Stil, welche 1967 zur 1150 Jahr-Feier der Anfertigung der Abschrift der Herz-Sutra durch Kaiser Saga errichtet worden ist. In der Pagode wird eine Statue des Mönches Kukai aufbewahrt. Das Äußere täuscht, tragend ist nicht Holz, sondern Beton. In der Nähe befindet sich der Goma-do, eine kleine Halle. In diesem Teil der Anlage stehen etliche verwitterte buddhistische Steinbildnisse, die noch aus der Heian-Zeit stammen.

Der Daikaku-ji besitzt eine lebendige Ikebana-Tradition, die auf Kaiser Saga selbst zurückgeht; die Schulrichtung wird als Saga Goryu bezeichnet. Im Frühling findet am Todestag des Kaisers Saga auf dem Tempel-Gelände ein Blumenarrangement-Fest (Kado-Matsuri, Kadou-Matsuri, auch Kadou-sai) statt. Bei diesem Fest werden auch Bugaku-Tänze auf der oben erwähnten Plattform aufgeführt. Besucher können tagsüber an Bootsfahrten auf dem See teilnehmen. Im Herbst findet die Saga-giku genannte Veranstaltung statt, das bezieht sich auf eine wild auf der im See Osawa-no-ike liegenden Insel Kiku-ga-jima vorkommende Chrysanthemenart und ist eine Chrysanthemen-Ausstellung (Chrysantheme = Kiku, wird in Zusammenhang mit dem Namen Saga zu Saga-giku). Der ganze Tempel wird dann im November mit den Sagagiku dekoriert. Sie haben eine charakteristische Anordnung mit Blüten auf drei Ebenen übereinander. Dieser See ist ebenfalls im Herbst Schauplatz der mehrtägigen Veranstaltung Kangetsu-no-yube, Mondbetrachtungs-Zusammenkunft. Das geht auf Kaiser Saga zurück, der auf dem See Osawa-no-ike Pond mit seiner Gästegesellschaft eine Bootstour zur Betrachtung des Mondes und seiner Spiegelung machte, ein in der Heian-Zeit beliebtes Vergnügen. Die Hofgesellschaft der Heian-Zeit vergnügte sich in kleinen Booten auf dem See, um zu Koto-Musik (japanische Zither) Verse über den Vollmond zu verfassen. Der Mond gilt im achten Mondmonat des Jahres als besonders schön. Besucher können bei diesem Fest in traditionellen Booten auf dem See fahren; Priester beten derweil für Glück und gute Ernte. Nahe der Pagode gibt es Verpflegungsstände. Zu den religiösen jährlichen Höhepunkten gehört im Sommer Yoi-Kobo, ein traditionelles und von Kobo-Daishi eingeführtes Gebet für Schutz vor Bösen und für Glück; zu diesem Anlaß ist der See voller Lichter, und ein Feuer wird abgebrannt. Im Frühling findet Hoshi Matsuri an Setsubun (traditionelles Neujahr) statt.


Außenmauer des Tempelbezirkes im Süden. Im Hintergrund rechts eine Brücke zum Chokushi-mon.

Besucherzugang im Südwesten, Ansicht nach Passieren des Omote-mon.

zeremonieller Eingang, dahinter der Shikidai und die Eingangshalle Genkan.

Fasan auf Kiefer, Kinpekiga, Malerei auf Goldfolienpapier, im Matsu-no-ma.

Roter Ahornzweig neben Kiefer, Malerei auf Goldfolienpapier, im Matsu-no-ma.

westliche Schmalseite des Shinden

Südliche Längsseite des Shinden

Der Botan-no-ma (Päonienraum) im Shinden besitzt Reproduktionen von Shoheki-ga-Malereien auf den Schiebewänden.

Die hierfür kopierten Originale sind Arbeiten des Künstlers Kano Sanraku (1559-1635).

Botan-no-ma (Päonienraum) im Shinden.

Botan-no-ma (Päonienraum) im Shinden

Botan-no-ma (Päonienraum) im Shinden

Botan-no-ma (Päonienraum) im Shinden

Botan-no-ma (Päonienraum) im Shinden

Raum daneben mit Kiefer-Darstellungen

Kraniche in Kiefern, beide Symbole für langes Leben

Detail: Kranich in Kiefer

Detail: herabfliegender Kranich

Blick in die beiden südlichen Haupträume des Shinden

"Rollo" über dem Fenster des Shinden

Südliche Längsseite des Shinden mit hochgeklappten Gittern

Südliche Längsseite des Shinden mit zweistufiger Veranda und Treppe


Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@35.0282148,135.6783479,19z - https://www.google.de/maps/@35.0281982,135.6782289,156m/data=!3m1!1e3
eigene Webseite des Tempels:
https://www.daikakuji.or.jp/ - https://www.daikakuji.or.jp/english/ - Rundgang: https://www.daikakuji.or.jp/english/scene/ - jährliche Ereignisse: https://www.daikakuji.or.jp/english/annual-events/
John H. Martin, Phyllis G. Martin: Kyoto - 29 Walks in Japan's Ancient Capital, 376 S., Verlag: Tuttle Pub. 2011, ISBN-10: 4805309180, ISBN-13: 978-4805309186, S. 265-267
auf Discover Kyoto:
https://www.discoverkyoto.com/places-go/daikaku-ji/
auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Daikaku-ji - https://en.wikipedia.org/wiki/Daikaku-ji
auf Japan Guide:
https://www.japan-guide.com/e/e3964.html
auf Japan-Kyoto:
https://japan-kyoto.de/daikakuji-tempel-kyoto/
auf Kyoto Travel:
https://kyoto.travel/de/shrine_temple/163
auf JNTO:
https://www.jnto.go.jp/eng/spot/shritemp/daikakuji.html
Tale of Genji:
http://www.taleofgenji.org/daikakuji.html
Places of interest in Kyoto:
http://kyoto.asanoxn.com/places/arashiyama/daikakuji.htm
auf Japan Visitor:
http://www.japanvisitor.com/japan-temples-shrines/daikakuji-temple
JW Webmagazine:
https://jw-webmagazine.com/the-hidden-treasure-temple-in-kyoto-daikakuji-temple-e5883b8eb476
auf Japanhoppers:
https://www.japanhoppers.com/de/kansai/kyoto/kanko/1615/
auf Sharing Kyoto:
http://sharing-kyoto.com/see_Daikaku-ji-Temple
Grundriß:
https://www.daikakuji.or.jp/wp-content/uploads/2014/09/map.jpg
Kado Matsuri:
https://www.discoverkyoto.com/event-calendar/april/kado-matsuri-daikakuji/
Kangetsu no Yube:
https://www.discoverkyoto.com/event-calendar/october/kangetsu-no-yube-daikakuji/
Kaiser Saga:
https://de.wikipedia.org/wiki/Saga_(Tenn%C5%8D)
Shingon-Schule:
https://de.wikipedia.org/wiki/Shingon-sh%C5%AB
Mönch Kukai:
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C5%ABkai
Mondbestrachtungsfest:
http://www.taleofgenji.org/daikaku.html
Broschüre des Tempels
auf JPManual:
http://jpmanual.com/en/daikakuji
auf Kyotofukoh:
https://kyotofukoh.jp/report416.html
Kenji Miyamoto: Sugu wakaru jiin betsu shouheki-ga no mikata - eine leicht verständliche Art, Wandmalereien nach Tempeln zu betrachten, 2008, ISBN-10: 4808708574, ISBN-13: 978-4808708573


Kyoto, Daikaku-ji (2) - Kyoto, Daikaku-ji (3) - Kyoto, Daikaku-ji (4)

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