Bernhard Peter
Special: Kufi-Ornamente der Bibi-Khanum-Moschee in Samarqand
(3. Teil)

En gewaltiges geometrisches Netzwerk kleidet die Spitztonne des Iwans vor dem Hauptkuppelgebäude innen aus. Die Quadrate sind selbst aus vier repetitiven Einheiten aufgebaut, die jeweils um 90 Grad gedreht sind. Alle lauten "wa-l-hamdu-lillah" bzw. "wa lillahi-l-hamd" - Preis sei Gott. Außen werden die Quadrate von jeweils 4 W-förmigen Strukturen begleitet. Diese lauten: "wa la ilaha illa-llah - wa allahu akbar" - Und es gibt keine Gottheit außer Gott - und Gott ist am größten / Gott ist über allem. In diese wiederum greift ein kreuzförmiges Element ein. Es ist selbst ebenfalls aus vier repetitiven Einheiten aufgebaut, die jeweils um 90 Grad gedreht sind. Dieses Kreuz hat aber bei näheren Hinsehen nur eine C4-Achse als Symmetrie-Element, denn jeder Arm ist um eine Linienbreite verschoben. Alle vier Kreuzarme lauten "subhanallah" - erhaben ist Gott.

Detail aus der Spitztonne. Beschreibung siehe oben.

Damit bildet der gesamte Iwan ein gewaltiges Dhikr (Gedenken an Gott), denn hier sind genau die drei Formeln im flächigen Rhythmus vereinigt, die bei der Lobpreisung Gottes als Dreierkombination Standard sind: Al-hamdulillah - subhanallah - Allahu akbar - Preis sei Gott, erhaben ist Gott, Gott ist über allem. Es ist vielerorts in muslimischen Kulturen üblich, diese drei Formeln in Wiederholung zu sprechen (tasbih), jede 33 mal, entweder an einem Rosenkranz oder an den Fingergliedern abzählend, insgesamt also 99x, stellvertretend für die 99 schönsten Namen Gottes. Die Position der Kalligraphie ist passend, denn nur wer hier zum Gebet im Hof verweilt, kann sie lesen und dabei in seinem Gedenken an Gott unterstützt werden.

Diese Kalligraphie im Eingangs-Iwan (äußerer Iwan, der den frontalen Haupteingang enthält) lautet "La ilaha illah-llah" - es gibt keine Gottheit außer Gott (die gewinkelten Elemente), und " Muhammad rasulu-llah" - Muhammad ist der Gesandte Gottes (die taillierten Elemente).

Das gleiche Motiv findet sich auch an der Außenfassade der Sher Dor Medrese in Samarqand. Hier am Haupteingang der Bibi Khanum Moschee ist das Glaubensbekenntnis (Shahada) Programm - denn genau diese beiden Sätze bilden das Bekenntnis jeden Muslims. Wer sich dazu bekennt, wird zum Betreten der Moschee eingeladen, und gleichsam wie ein Filter wirkt diese Schrift, die Eintretenden im Glaubensbekenntnis vereinend und nach außen ein abgrenzendes Bekenntnis ablegend.

Dieses Band ohne Rahmen befindet sich auf den Seitenwänden des großen Haupt-Pishtaqs. Hier ist ein Ausschnitt des Musters dargestellt, der in zwei gegenläufigen Zeilen insgesamt viermal wiederholt "Allahu Ahad" - Gott ist ein Einziger. Das ist Ausdruck des islamischen Bekenntnisses zum strengen Monotheismus, sozusagen die Kurzform von Sura Al-Ichlas (Nr. 112).

Dieses ist ein Element von der Seite des Hauptpishtaqs der Bibi Khanum Moschee. Es lautet "Allahu akbar" - Gott ist am größten. Weil nur eine kleine Fläche damit geschmückt ist, fällt kaum auf, daß sich das Element schlecht zur flächigen Gesatltung eignet, da Lücken bleiben.

Eine Kalligraphie nur aus dem Namen "Muhammad", jeweils verdoppelt und mit einem gemeinsamen "m" miteinander verbunden.

Ein Flechtmuster aus "Allahu akbar" - Gott ist am größten. Alle Rechteckeinheiten sind gleich gestaltet.Diese Kalligraphie befindet sich am polygonalen Unterbau der den Pishtaq flankierenden Minarette.

Oberer Bereich der Iwan-Rückwand. Hier ist das Kufi sehr stark den geometrischen Anforderungen des Musters unterworfen.

Flächiges Kufi an der Bibi Khanum Moschee

Minarette der Bibi-Khanum-Moschee

Kalligraphien der Bibi-Khanum-Moschee - 2. Teil - Photos (1) - (2)
Kalligraphie - Samarqand
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