Bernhard
Peter
Ladakh
Nubra-Tal: Kloster Samsthangling (4)
Das Kloster Samsthangling bei Sumur ist ein Neubau, der rechts oberhalb des Ortes in idyllischer grüner Kulturlandschaft liegt. Beim Neubau dorthin wurden aber alle alten Ritualgegenstände und Statuen gerettet und mitgenommen. Das neue Kloster ist sehr großzügig angelegt und geräumig, wenngleich ihm natürlich jegliche Patina, die wir an den alten Klöstern so lieben, fehlt. Samsthangling untersteht spirituell dem Kloster Ridzong und ist damit ein Gelbmützenkloster (Gelugpa). Das spirituelle Oberhaupt ist also der Shas Rinpotche von Ridzong.
Hauptaufgang zur Klosterplattform. In der Mitte der Eingang zum Dukhang (Versammlungsraum).
Während des Wartens auf Öffnung des Heiligtums, in dem die Lamas gerade eine Andacht abhalten, komme ich in den Genuß, einer Gruppe junger Mönche beim Kricketspielen zuschauen zu können (separate Bilderserien). Wer Novizendasein als weltabgewandte Askese versteht, wird hier eines Besseren belehrt: Die selbe Energie, die selben kämpferischen Grimassen, die selbe Freude und Begeisterung über einen gelungenen Schlag oder Wurf, die selben gelenkigen Sprünge und der selbe Schmerz, wenn was schiefgeht, wie bei ganz weltlichen Jugendlichen. Novize sein heißt hier in keiner Weise auf Lebensfreude zu verzichten.
Und plötzlich eine besondere Begegnung: Ein Novize, vielleicht 15 Jahre alt, trägt einen Dreijährigen mit Strickmütze auf dem Kopf spazieren und stellt ihn mir und Dorje vor: Das ist kein gewöhnliches Kind, sondern der Bakula Rinpotche, Oberhaupt des Klosters Spituk, Inkarnation des vor wenigen Jahren verstorbenen Abtes von Spituk, oberster Abt der Gelbmützensekte in Ladakh und Herr nicht nur von Spituk, sondern auch der abhängigen Klöster wie Sankar, Sabu und Stok. Wie findet man eine solche Inkarnation? Häufig gibt es Hinweise auf einen Ort oder eine Region, in der die Reinkarnation auftreten wird, entweder in alten Schriften oder durch Andeutungen der letzten Reinkarnation. In der betreffenden Gegend werden nun Gegenstände aus dem Besitz des Vorgängers unter andere Gegenstände gemischt und Kindern passenden Alters vorgelegt. Erkennen sie die Gegenstände als die ihrigen, ist die Reinkarnation erkannt. Der Kleine lebt noch hier in Samsthangling in der Nähe zu seinen Eltern, während Spituk derzeit von einem erfahrenen Lama geleitet wird, bis der Bakula Rinpotche alt genug ist und das Amt übernehmen kann. Kaum zu glauben, daß der leicht knatschig dreinblickende Dreijährige eines der höchsten und angesehensten Ämter der Religion in Ladakh bekleidet. Wir hatten das Glück, ihm hier per Zufall vorgestellt zu werden.
Lichtstudie mit Öllampen.
Brücke über einen Bergbach beim Kloster Samsthangling.
Nach einem kleinen Spazierganz in die Landschaft mit Blick auf kahle Felsen, rauschende Bäche und verschneite Gipfel ist es dann so weit, die Lamas haben ihre Zeremonie beendet, und man kann den rechten, alt eingerichteten Dukhang besichtigen. Er folgt dem typischen Aufbau solcher Gemeinschafträume der Gelbmützenklöster. Auf den Reihen paralleler niedriger Tische stehen noch jede Menge Handglocken, Diamantzepter und andere Ritualgeräte von der vorhergegangenen Zeremonie.
Der linke, neu eingerichtete Dukhang hat nur zwei Tischreihen. Vor den die erhöhte Mitte des Raumes tragenden Stützpfeilern hängen drei lange Thangkas, mit Brokattüchern gegen Licht und anderen Schaden geschützt. Nur zu besonderen Anlässen werden die Bilder enthüllt. In der reich mit Malereien geschmückten Vorhalle zum neuen Dukhang befindet sich das Standardprogramm, das Rad des Lebens und die vier Lokapalas.
Vorhalle zum neuen Dukhang mit reichen Malereien, aber neueren Datums. das Programm sind die vier Lokapalas und das Rad des Lebens.
Linkerhand Wohngebäude.
Blick in die Versammlungshalle auf der rechten Seite, noch etwas unaufgeräumt von der vorausgegangenen Zeremonien.
Über dem Haupteingang zum Versammlungsraum.
Versammlungsraum auf der linken Seite, eine Pfeilerhalle, deren vier mittlere Säulen einen höheren Aufsatz tragen, durch dessen Fenster Licht hereinflutet. Rechts drei verhängte Thangkas.
Altes Nebengebäude des Klosters.
Mönche beim Cricket (1) - Mönche beim Cricket (2) - Mönche beim Cricket (3) - Kloster (4) - Kloster (5)
Literatur, Links und
Quellen
Andere Länderessays lesen
Home
©
Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter
2008
Impressum