Bernhard Peter
Kalender und Zeitrechnung:
Monate und Tage im lunisolaren Kalender Japans

Monate des Mondkalenders: Anzahl und Länge
1 lunisolares Jahr besteht aus 12 synodischen Monaten = Mondmonaten. In Schaltjahren gibt es 13 Monate in einem Jahr. Die Länge der Monate wird astronomisch bestimmt. Da es Mondmonate sind, haben die Monate 29 oder 30 Tage, denn der echte Mondmonat (synodischer Monat) hat 29.53 Tage und liegt dazwischen. Dabei kann ein bestimmter Monat in einem Jahr 29, in einem anderen Jahr aber 30 Tage haben. Es besteht keine generelle Zuordnung eines Monats zu einer bestimmten Länge desselben. Im Prinzip folgt hierin der japanische Kalender dem chinesischen. Beachte: In Japan wird aber ein anderer Längengrad zur Berechnung zugrundegelegt. Dadurch kann es im Detail zu geringfügigen Unterschieden zwischen dem japanischen und dem chinesischen Kalender kommen.

Monatsnamen:
Die modernen japanischen Namen für die Monate sind einfach nur Zahlen mit dem Suffix "-Monat" ("Gatsu"), also "Erster-Monat", "Zweiter Monat", "Dritter Monat" usw.

Daneben sind noch traditionelle literarische Bezeichnungen für die Monate in Gebrauch. Sie sind sehr alte Begriffe, die die landwirtschaftliche Bedeutung der Monate zum Ausdruck bringen. Sie waren schon in Gebrauch, als die Chinesen ihre Monate einfach durchnummerierten. Die Assoziationen passen manchmal nicht so recht in den gregorianischen Kalender, weil die Monate im alten lunisolaren Kalender später im Jahr lagen. Erst später, aber noch vor den Meji-Reformen, wurden die alten Bezeichnungen zugunsten einer einfachen Zählung aufgegeben.

Nr. Monats-Entsprechung, früher ungefähr, seit 1873 genau literarische Bezeichnungen und assoziierte Bedeutungen moderner Name moderner Namen (Durchzählen)
1 Januar Mu tsuki
("Monat der Harmonie" - an Neujahr kommt die ganze Familie zusammen)
Ichigatsu
2 Februar Kisaragi, Kisa tsuki
(verschiedene Interpretationen: "Monat des Kleiderwechsels", weil es wärmer wird - das gilt im alten Mondkalender, aber nicht mehr im gregorianischen Kalender, wo die Monate anders liegen; "Pflanzen wachsen wieder")
Nigatsu
3 März Ya tsuki, Yayohi oder auch Yayoi
("Verdichtung des Grüns")
(Yayoi ist auch ein Mädchenname)
Sangatsu
4 April Uzuki, Utsuki
("Monat des Reispflanzens", "U" werden auch die "Blumen der Deutzie" genannt)
Shigatsu
5 Mai Satsuki
(verschiedene Schreibweisen, "Monat der Reiskeimung", "schneller Monat")
(auch ein Mädchenname)
Gogatsu
6 Juni Mina tsuki oder Mina zuki
("wasserarmer Monat", Bewässerungsmonat - das gilt für die alte Lage im Mondkalender, nicht mehr im gregorianischen Kalender)
Rokugatsu
7 Juli Fumi zuki oder Fu zuki
("Buch-Monat", "Literatur-Monat", "Brief-Monat" - am 7. des Monats schreiben sich die Menschen Briefe zum Fest)
Shichigatsu
8 August Ha zuki
("Blattmonat", die Blätter beginnen sich herbstmäiß zu färben)
Hachigatsu
9 September Naga tsuki
("langer Herbst-Monat")
Kugatsu
10 Oktober Kana zuki oder Kan'na zuki oder kamina zuki
("Monat ohne Gott", nur in der Provinz Izumo "Kamiari zuki" "Monat mit Gott", weil alle Götter sich im Oktober im Izumo-Schrein versammeln)
Juugatsu
11 November Shimo tsuki
("Frostmonat", "Reifmonat" - Frost senkt sich über das Land)
Juichigatsu
12 Dezember Shihasu oder Shiwasu
("Wintertristesse")
("Lehrer laufen", weil Lehrer zum Jahresende ganz gegen die ihnen nachgesagte Faulheit laufen mußten, um ihre Bezahlung einzufordern) Ausdruck heute noch sehr gebräuchlich.
Junigatsu

Der erste Monat wurde auch "Shogatsu", Anfangsmonat genannt.

Sonderbegriffe:

Uruu Tsuki Dai Sho

Daisho-Reki-Kalender
Während der Edo-Zeit (1603-1867) kamen Kalenderblätter in Gebrauch, die Daisho-Reki genannt wurden, Kurz-Lang-Kalender. Sie gaben nicht die einzelnen Tage in detaillierter Auflistung an, sondern nur die kurzen und langen Monate. Denn im Mondkalender hatten die Monate entweder 29 oder 30 Tage, dazu kam hin und wieder mal ein Schaltmonat. Bestimmend für ein Jahr ist die Abfolge kurzer und langer Monate, und anstatt 365 einzelne Kalenderblätter zu verwenden, kann man ein Jahr hinreichend exakt und minimalistisch charakterisieren, indem man lediglich angibt, welche Monate kurz und welche lang sind. Diese minimierte Information in Form einer aufwendigen Graphik, eines Bildes mit Ideogrammen oder Bilderrätsels zu verstecken, evtl. noch mit dem symbolischen Jahrestier kombiniert, wurde zu einer eigenen Kunstgattung während der Edo-Zeit. Mit der Einführung des gregorianischen Kalenders wurde diese Kunstgattung überflüssig.

Schaltmonate und Schaltjahre
Genau wie im chinesischen Kalender (dort ausführlich beschrieben). Beachte: In Japan wird ein anderer Längengrad zur Berechnung zugrundegelegt. Dadurch kann es im Detail zu geringfügigen Unterschieden zwischen dem japanischen und dem chinesischen Kalender kommen.

Tage:
Der chinesische Kalender kennt keine Sieben-Tage-Woche, aber der japanische Kalender. Nach der Übernahme des chinesischen Kalenders wurde eine Zeitlang auch für die Tage das sexagesimale System benutzt, doch seit 807 AD ist eine 7-Tage -Woche in Japan bekannt. Das geht aus Unterlagen des Mönches Kôbô Daishi hervor, die neben der 6-Tages-Zählung noch von einem versteckten Tag ("Mitsubi") sprechen, eben dem Sonntag. Seit 807 wird der versteckte Tag als Mitsubi oder Nichiyubi (Sonntag) in die Kalender geschrieben. Um 1007 schon scheint der Gebrauch der Planeten-Wochentage allgemein verbreitet zu sein. Genau wie in vielen anderen Kulturen sind die einzelnen Wochentage (Yôbi) Sonne, Mond und den Planeten (Himmelskörper des Sonnensystems = "Sei") gewidmet (Fukuzawa Yukichi):

Wochentag deutsch Wochentag (Yôbi) japanisch Himmelskörper (Sei) wörtlich Zeichen
Sonntag Nichi Yôbi Taiyô - Sonne Sonne-Tag
Montag Getsu Yôbi Tsuki - Mond Mond-Tag
Dienstag Ka Yôbi KaSei - Mars Feuer-Stern-Tag
Mittwoch Sui Yôbi SuiSei - Merkur Wasser-Stern-Tag
Donnerstag Moku Yôbi MokuSei - Jupiter Baum-Stern-Tag
Freitag Kin Yôbi KinSei - Venus Gold-Stern-Tag
Samstag Dô Yôbi DôSei - Saturn Erd-Stern-Tag

Interessant die japanischen Wurzeln der Bezeichnungen für die Himmelskörper: Außer Mond und Sonne sind es fünf Planeten, die den fünf Elementen zugeordnet sind, die Silben Hi (Feuer), Tsuchi (Erde) und Mizu (Wasser) werden uns bei den Himmelsstämmen wieder als alternative Bezeichnung mittels der Elemente begegnen, und Baum steht dem Element Holz sehr nahe, sowie Gold dem Element Metall, womit die 5 Elemente komplett wären.

Jeder Tag des Monats trägt dazu noch einen eigenen Namen:

Tag Nr. Eigenname Tag Nr. Eigenname Tag Nr. Eigenname
1 Tsuitachi 11 Juichinichi 21 Nijuichinichi
2 Futsuka 12 Juninichi 22 Nijuninichi
3 Mikka 13 Jusannichi 23 Niusannichi
4 Yokka 14 Juyokka 24 Nijuyokka
5 Itsuka 15 Jugonichi 25 Nijugonichi
6 Muika 16 Jurokunichi 26 Nijurokunichi
7 Nanoka 17 Jushichinichi 27 Nijushichinichi
8 Yoka 18 Juhachinichi 28 Nijuhachinichi
9 Kokonoka 19 Jukunichi 29 Nijukunichi
10 Toka 20 hatsuka oder auch Nijunichi 30 Sanjunichi oder Misoka

Der allerletzte Tag im Jahr trägt den Namen "Omisoka".

Jahr und Jahresbeginn:
Im Prinzip genau so geregelt wie beim chinesischen Kalender! Beachte: In Japan wird ein anderer Längengrad zur Berechnung zugrundegelegt. Dadurch kann es im Detail zu geringfügigen Unterschieden zwischen dem japanischen und dem chinesischen Kalender kommen.

Japanischer Kalender 1: Einführung in den japanischen Kalender und Geschichte
Japanischer Kalender 2: Der Sonnenkalender im japanischen Kalender
Japanischer Kalender 3: Monate und Tage im lunisolaren Kalender Japans
Japanischer Kalender 4: Das E-To-System des japanischen Kalenders
Japanischer Kalender 5: Günstige und ungünstige Tage nach dem Rokuyo-System
Japanischer Kalender 6: Die vier Zeitrechnungen Japans

andere Kalendersysteme, Literatur zu Kalendersystemen
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