Bernhard Peter
Kyoto, Tofuku-ji (9): Subtempel Funda-in, Teil (1)


Lage und Erreichbarkeit, Touristisches
Der Subtempel Funda-in liegt in der Nähe des Haupteingangs zum Haupttempel. Von dessen Nikka-mon aus geht man geradewegs nach Westen die Straße herunter und findet linkerhand nach ca. 100 m den Zugang durch ein kleines Tor auf der Nordseite des Subtempelbereiches. Zur Erreichbarkeit gilt das beim Haupttempel Geschriebene. Wer aber nur diesen Subtempel sehen will, hat zwei Möglichkeiten: Entweder reist man mit JR an und steigt am Bahnhof Tofuku-ji aus. Am Bahnhof geht man ein kurzes Stück nach Osten bis zur Autostraße. Dieser folgt man nach Süden unter der Hauptverkehrsstraße hindurch. Nach 540 m überquert man einen Bach. Dahinter biegt man sofort nach links ab und erreicht den Funda-in nach 85 m. Insgesamt sind das 670 m Wegstrecke. Nur wenig länger ist der alternative Weg (700 m), wenn man mit der Keihan Line zum Bahnhof Tobakaido fährt, sich auf die Ostseite der Gleise schlägt, dann die erste Straße links und dann nach 390 m die dritte ernstzunehmende Straße rechts nimmt, kurz vor dem Überqueren eines Baches. In besagter Querstraße geht man nach Osten und erreicht den Funda-in nach 85 m.

Trotz der engen Nachbarschaft zum Haupttempel geht es hier im Subtempel ganz entspannt zu. Auch wenn in der Hauptsaison der Tofuku-ji selbst überlaufen ist, laden die Tatami-Räume des Funda-in und seine Engawa (Veranda) zum ruhigen Genießen ein, weil die wenigsten Besucher des Haupttempels auch hierhin kommen. Der Garten hat drei Teile und ist relativ überschaubar. Man bleibt während des Besuches auf der Veranda und kann den Garten nicht betreten. Dafür besitzen die Innenräume eine sehenswerte Ausstattung. Der Subtempel ist sehr photofreundlich, keine Einschränkungen.


Geschichte und Bedeutung
Der Name Funda-in bedeutet "Subtempel des weißen Lotus". Der Funda-in ist auch als Sesshu-ji bekannt (s. u.). Die in der Kamakura-Zeit im Jahr 1321 erfolgte Gründung des Tempels geht auf Ichijo Uchitsune (1291-1325) zurück, der kaiserlicher Berater und 1318-1323 Kampaku war, bzw. auf seinen Sohn Ichijo Tsunemichi (1317-1365), der 1338-1342 Kampaku (Regent) war. Der Gründer bot Sozen Jozan die Tempelgründung an, was dieser gerne annahm, und der Funda-in wurde zum Familientempel der Ichijo. Die Gebäude sind Meiji-zeitlich, weil die Haupthalle 1691 abbrannte, unter Kampaku Ichijo Kaneteru zwar wiederaufgebaut wurde, aber 1755 noch einmal abbrannte. Die heutigen Gebäude wurden 1899 erbaut, finanziert durch Kaiserin Shoken (1849-1914), Gemahlin des Meiji-Tenno und Angehörige der Familie Ichijo, denn mit Geburtsnamen hieß dritte Tochter Ichijo Tadakas Ichijo Masako. Der gegenwärtige Hondo stand ursprünglich im Kaiserpalast und wurde hierhin versetzt. Wie der Haupttempel gehört auch der Funda-in zum Rinzai-Zen-Buddhismus.


Struktur der Anlage und Beschreibung
Man betritt das Areal von Norden her durch das Tempeltor (San-mon) bzw. Vordertor (Omote-mon). Man folgt dem Plattenweg nach Süden und biegt nach links ab zum Kuri, dem an der Westseite ein Genkan (formeller Eingang) angebaut ist. Diesen benutzt der Besucher aber nicht, sondern den Eingang links daneben. Etwas verwirrend ist die Zweigesichtigkeit des großen Zentralgebäudes: Der westliche Teil ist der Kuri mit Giebelwand, Dachgaube und Genkan. Der östliche Teil ist der Hondo (die Haupthalle) bzw. der Hojo (die Abtsresidenz). Der östliche Abschluß ist im Gegensatz zur anderen Seite ein halbes Irimoya-Dach. So sind zwei Funktionalitäten unter einem durchgehenden gemeinsamen Dach vereint. An der Nordostecke ist ein Teeraum angebaut; das Teehaus (Chashitsu) heißt Tonan-tei und wurde innen 1969 restauriert. Es erlaubt den Blick auf den Garten durch ein rundes Fenster (Maru-mado, Kreisfenster). Mit den rechteckigen Shoji-Wänden, die somit nur in einem Kreissegment lichtdurchflutet sind, ergibt sich ein reizvoll gerahmter Ausblick. Runde Fenster sind im Zen ein Symbol der Perfektion, des Universums und auch der Erleuchtung, rechteckige Fenster (Kaku-mado) ein Symbol der Täuschung, so daß sich ein symbolisches Zusammenspiel beider Formen ergibt.


Der Garten
Es gibt insgesamt drei Gartenbereiche. Der größte Gartenbereich ist derjenige südlich der Haupthalle (Hojo Nantei = Südgarten vor der Abtsresidenz). Der Zweitname des Funda-in ist Sesshu-ji (Sesshu-Tempel) bekannt, weil der Zen-Mönch und Künstler Sesshu Toyo (1420-1506, Künstlername = Sesshu, echter Name = Toyo), bekannt für seine schwarz-weißen Malereien (Suiboku-ga) der Muromachi-Zeit, den großen Garten im Süden der Haupthalle zwischen 1460 und 1468 gestaltet hat, der in einer Trockenlandschaft das Motiv des Berges Horai inszeniert. Jenseits einer Fläche aus geharktem Kies liegen in einer Moosfläche zwei Felsenhaufen, die das klassische Inselpaar, die flache Schildkröteninsel (Kame-jima, von der Veranda aus gesehen rechts) und die Kranichinsel (Tsuru-jima, von der Veranda aus gesehen links) mit hoch aufgerecktem zentralen Stein, darstellen. Deshalb heißt der Garten auch Tsuru-kame-no-niwa, Kranich-Schildkröten-Garten. Beide, Schildkröte (Kame) und Kranich (Tsuru), gelten in Japan als Symbole für langes Leben, deshalb findet sich bevorzugt diese Symbolkombination in der Gartenarchitektur; nur sind die Inseln beide meistens in einem Teich, hier aber in einer Moosfläche angelegt. Weißer Sand (Shirasu) und Moosboden (Koke-chi) dominieren den Garten, der im Hintergrund von höheren Bäumen und einem dahinter liegenden Bambuswald (Chikurin) abgeschlossen wird. Vom Typ her ist es ein Ike-niwa, also ein Teichgarten, nur ohne Wasser und statt dessen mit Moosflächen. Die Kranichinsel wurde im frühen 19. Jh. zerstört, weil der Friedhof der Familie Ichijo expandierte. Der Garten wurde von Shigemori Mirei im Jahre 1939 wiederhergestellt; dabei wurde auch die Kranichinsel wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Beide Künstler arbeiteten mit 5 Jahrhunderten Abstand, und doch vereinigen sich ihre Ideen harmonisch bei der Schaffung einer Vision des Berges Horai (Vertikalstein) und einer idealen symbolischen Welt frei von Leiden und Altern. Die Ostseite des Gartens wird dominiert von einerseits kugelförmig beschnittenen Büschen und andererseits kastenförmig geschnitten Heckenelementen.

Es gibt noch im Osten der Haupthalle einen weiteren kleinen und schmalen Garten mit viel Moos, der von Shigemori Mirei 1939 hinzugefügt und angelegt wurde und Steinsetzungen für die vier Inseln der Unsterblichen besitzt. Vor dem Teehaus befindet sich ein kleiner Teegarten (Cha-niwa oder Roji) mit einer Steinlaterne vom Typ Kuzuya-gata (wie ein schilfgedecktes Haus oben abgeschlossen) und mit einem Magatama Chozubachi als Wasserbecken, mit kreisrunder Vertiefung in einem natürlichen Stein.


Ostseite: Sando, Kuri und Genkan


Kuri und Genkan von innen


Hondo bzw. Hojo von innen

 

 

 

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps:
https://www.google.de/maps/dir///@34.9763385,135.7719125,19z/data=!4m2!4m1!3e0 - https://www.google.de/maps/dir///@34.976311,135.7720426,62m/data=!3m1!1e3!4m2!4m1!3e0
Subtempel des Tofuku-ji auf Jpmanual:
http://jpmanual.com/en/fundain
Subtempel auf Japan Kyoto:
https://japan-kyoto.de/fundain-subtempel-tofukuji-kyoto/
Funda-in:
https://kanko.city.kyoto.lg.jp/detail.php?InforKindCode=1&ManageCode=1000202 - http://www.japanesegardens.jp/gardens/secret/funda-in-tofuku-ji.php -
Funda-in:
http://kyoto.asanoxn.com/places/higashiyama_sth/fundain.htm
Subtempel Funda-in (Sesshu-ji) auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report584.html
Ian Littlewood, Ayumi Oe Littlewood: Kyoto Without Crowds, A Guide to the City's Most Peaceful Temples and Gardens, 264 S., CreateSpace Independent Publishing Platform, 1. Auflage 2018, ISBN-10: 1978158998, ISBN-13: 978-1978158993, S. 141-150 zu den Subtempeln


Tofuku-ji, Kyoto, Teil (1): Beschreibung und Tore - Tofuku-ji, Kyoto, Teil (2): Gebäude des Haupttempels - Tofuku-ji, Kyoto, Teil (3): Hondo, Brücke und Ahornschlucht - Tofuku-ji, Kyoto, Teil (4): Fumon-in und Kaisando - Tofuku-ji, Kyoto, Teil (5): Subtempel und Engetsukyo-Brücke - Tofuku-ji, Kyoto, Teil (6): Kuri, Hojo und Hojo-Gärten - Tofuku-ji (7): Subtempel Komyo-in, Teil (1) - Tofuku-ji (8): Subtempel Komyo-in, Teil (2) - Tofuku-ji (10): Subtempel Funda-in, Teil (2)

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