Bernhard
Peter
Kyoto,
Tofuku-ji (7): Subtempel Komyo-in, Teil (1)
Lage
und Erreichbarkeit, Touristisches
Der Komyo-in (Koumyou-in, Adresse: 15-809, Hommachi,
Higashiyama-ku Kyoto-shi, Kyoto) ist einer der südlichsten
Subtempel der Tofuku-ji-Gruppe. Zur Erreichbarkeit gilt das beim
Haupttempel Geschriebene. Wer aber nur diesen Subtempel sehen
will, hat einen kürzeren Weg, wenn er mit der Keihan Line zum
Bahnhof Tobakaido fährt, gerade nach Osten läuft, dann die
erste Straße links und wieder die erste Straße rechts nimmt.
Dann läuft er geradewegs auf den Komyo-in zu. Cave - der Tempel
sollte nicht verwechselt werden mit mehreren Tempeln des Namens
Komyo-ji.
Auch wenn das Gesehene hinsichtlich der Gebäude zeitlich jung ist, besitzt der Tempel trotzdem einen sehr schönen und interessanten Garten. Auch die Gebäude haben eine sehr schöne Stimmung. Das Besondere an diesem Tempel ist, daß man völlig frei ist als Besucher. Das fängt schon damit an, daß kein Personal an der Kasse sitzt. Vielmehr steht dort senkrecht in der Ecke ein hohles Bambusrohr mit Münzeinwurfschlitz, und man vertraut den Besuchern, daß sie ihren moderaten Obolus von 300 Yen dort hineinwerfen. Das System nennt man "Shino". Ein sehr schöner Zug, Besuchern auch mal zu vertrauen! Umgekehrt ist das ein sehr gutes Omen - wenn der Tempel es sich nicht leisten kann, hier Personal hinzusetzen, ist er wirklich ein Geheimtipp. Im Inneren kann man sich völlig frei bewegen, und Photo-Restriktionen gibt es auch nicht. Das ist insgesamt ein Aufatmen im Vergleich zu der sonst so oft anzutreffenden Gängelei. Den gepflegten Garten kann man natürlich nicht betreten, aber von der gesamten Westseite und der ganzen Nordseite aus ausgiebig betrachten, wozu herrliche Tatami-Räume einladen.
Es ist der einzige besuchbare Subtempel des Tofuku-ji, der nicht in unmittelbarer Nähe des Haupttempels liegt. Dazu reiht sich der Eingang unscheinbar in die sonstige Bebauung der Straße ein. Entsprechend wenig Besucher haben ihn deshalb auf ihrem Radarschirm, und hier geht es ganz ruhig und still zu. Das ist auch gut so, denn die Räume würden keine Massen vertragen, und die Stimmung wäre schnell dahin. Dieser Subtempel gehört zu den übersehenen Juwelen der Stadt. Es ist überhaupt kein Vergleich zum Haupttempel, und der ist schon um Klassen angenehmer als Fushimi Inari oder Kiyomizudera. Der Zauber der Gartens und der Atmosphäre ist so groß, daß man bei nüchterner Betrachtung zwar in einer Viertelstunde mit der Besichtigung fertig wäre, tatsächlich aber Stunden damit verbringt, sich immer wieder ein neues Plätzchen mit etwas anderer Aussicht zum Genießen zu suchen. Bei solchen Juwelen ist es immer die Frage, ob man sie im Internet loben soll - kurioserweise hat das aber anscheinend überhaupt keinen Einfluß auf die Bersucherzahlen. Denn es gibt schon mehrere begeisterte Berichte im Web - und dennoch laufen die Massen nur auf den ausgetretenen Pfaden, haben zu wenig Zeit, informieren sich zu wenig oder nehmen gar nicht wahr, was Begeisterte über andere schöne Stellen schreiben, sondern folgen lieber blind und stupide dem Standardprogramm überlaufener Hotspots. Sollen sie doch! Übrigens - da der Tempel unbemannt ist, gibt es hier auch keinen Pilgerstempel (Goshuin) für die Sammlung.
Geschichte
und Bedeutung
Der Tempel wurde in der Muromachi-Zeit im Jahre 1391 vom 70. Abt
des Tofuku-ji, Kinzan Myosho, gegründet. Der Tempel wurde aber
in der frühen Meiji-Zeit aufgrund der Bewegung zur Abschaffung
des Buddhismus aufgelassen und verfiel. Die absichtliche und
aktive staatliche Vernachlässigung buddhistischer Stätten
(Haibutsu-kishaku) führte zum Verfall des Subtempels. In der
späten Meiji-Zeit (1911) wurde der Komyo-in zu neuem Leben
erweckt. Deshalb sind die Gebäude auch Showa-zeitlich. Wie auch
der Haupttempel Tofuku-ji gehört der Komyo-in (Koumyou-in) zur
Rinzai-Richtung des Zen-Buddhismus.
Struktur
der Anlage und Beschreibung
Eine Treppe mit Steinstufen
(Ishidan) führt von Westen her zum Tempeltor (San-mon). Dahinter
knickt der Weg nach Nordosten ab und führt an den sanitären
Anlagen vorbei durch den Unrei-Garten zum Eingang des Küchenbaus
(Kuri). Noch vor dem Betreten des Kuri kann man links des Weges
ein Heiligtum für den Gott Marishi-ten sehen, der früher eine
Gottheit der Kriegerklasse war, heute aber für das Erreichen von
Wohlstand angerufen wird. Nach dem Empfangsraum (Uketsuke)
betritt man den Teeraum des Tempels (Chashitsu), gleich hinter
dem Eingang gelegen. Südlich dieser Anordnung führt ein Genkan
(den der Besucher aber nicht benutzt) zum Shoin, von dem aus man
ebenfalls einen Blick auf den Garten hat. Nach Süden geht es zur
Haupthalle (Hondo), auch Hojo (Abtsquartier) genannt. Hier steht
das Hauptkultbild des Tempels (Honzon), und hier steht auch noch
eine Figur des Gründers (Kaisan). Ganz im Süden liegt hinter
der Haupthalle ein Nokotsu-do (Beinhaus), hinter dem sich zur
Straße hin ein kleiner, ummauerter Friedhof befindet. Die
Holzelemente des Nokotsu-do sind zinnoberrot gestrichen.
Wenn wir zurück gehen zum Shoin, können wir von dort die nördlichen Räume erreichen. Auf der Veranda läuft man geradewegs auf ein interessant gestaltetes rundes Fenster des dortigen Teeraumes mit einzigartigem Fenstergitter zu, von der anderen Seite gibt es hübsch gerahmte Ausblicke auf den Garten. Ein nächster Teeraum (Chashitsu) im Nordosten wird Kantei-ro genannt; das Gebäude ist zweistöckig. Separat angebaut ist im Osten noch ein Teeraum, der Ryoko-an genannt wird, das letzte Gebäude vor dem Geländeanstieg. Etwas höher am Hang liegen noch eine Aussichtsplattform und ein weiteres Teehaus, Ragetsu genannt, moosiger Mond. Auf die Wand ist ein großer Mond gemalt, und die Gestaltung des Raumes hat den aufgehenden Mond zum Thema.
Der
Garten
Der Hashin-tei ("Wellengarten", ein
"trocken-Teich-Garten", auch Hashin-no-niwa) genannte
Garten des Komyo-in wurde ebenfalls in der Showa-Zeit im Jahr
1939 vom Gartenarchitekten Mirei Shigemori angelegt, der auch den
Garten des Ryogin-an, des Reiun-in und den Hojo-Garten des
Tofuku-ji-Haupttempels angelegt hat. Typisch für seine Gärten
vom Karesansui-Typ sind die Dominanz von Felsen (mit hohem
vertikalen Anteil) und Moosflächen in recht moderner
Interpretation klassischer Gestaltungsprinzipien. Hier steht eine
weiße Sandfläche für ein großes Meer, umgeben von den
Mooshügeln, die die Berglandschaft um das Meer darstellt.
Insgesamt sind in dem Garten 75 Felsen verteilt, die Linien vom
Zentrum aus bilden. Drei Gruppen aus drei besonders großen
Steinen im Norden, in der Mitte und im Süden des Gartens heißen
"Sanzon Iwagumi" bzw. "Sanzon Ishigumi"; sie
stehen für die drei Buddha-Triaden, Shaka-Triade, Yakushi-Triade
und Amida-Triade (Amida Nyorai zwischen zwei Bodhisattvas, Kannon
= Avalokiteshvara und Daiseishi = Mahasthamaprapta). Die
Azaleenbüsche (Satsuki tsutsuji) im Hintergrund symbolisieren
eine Wolkenbank. Kirschbäume, Azaleen und Ahorne (Kaede)
schaffen ein jahreszeitlich wechselndes Farbbild. Vom Namen her
bedeutet Komyo-in "Subtempel der strahlenden Klarheit",
mit Ko (Kou) = strahlend hell, Sonnenlicht, myo (myou) =
Klarheit, Mondlicht. Beide Kanji zusammen stehen für das Licht,
die Weisheit und die Gnade Buddhas. Dazu paßt die
strahlenförmige Anordnung der 75 Steine im Garten, die das
Ausstrahlen des Lichts symbolisieren sollen.
Tempeltor, Sanmon
Sando, Weg vom Tempeltor zum Kuri
Sando, am Genkan vorbei zum Kuri
Eingang zum Kuri, Uketsuke
Hondo (Haupthalle), auch Hojo
im Hondo (Haupthalle)
im Hondo (Haupthalle), Blick von Norden nach Süden
im Hondo (Haupthalle), Honzon
im Hondo (Haupthalle)
im Hondo (Haupthalle), Blick von Süden nach Norden
im Hondo (Haupthalle), Ihai
im Hondo (Haupthalle)
im Hondo (Haupthalle), Blick von Nordwesten nach Südosten
Blick vom Hondo nach Nordosten
Blick von Südwesten nach Nordosten
Hashin-tei, im Hintergrund ein Sanzon Ishigumi
Hashin-tei, rechts und links jeweils angeschnitten ein Sanzon Ishigumi
Hashin-tei
Hashin-tei
Hashin-tei, im Hintergrund ein Sanzon Ishigumi
Hashin-tei, rechts auf dem Hügel ein Sanzon Ishigumi
Blick von Norden entlang der Veranda der Haupthalle (Hondo) nach Süden, links angeschnitten ein Sanzon Ishigumi
im Shoin, Blick von Norden nach Süden
im Shoin, Blick von Nordosten nach Südwesten
Hashin-tei, im Hintergrund rechts und links zwei verschiedee Sanzon Ishigumi
Räume im Kuri, links geht es zum Eingang, rechts zum Nordflügel
im Kuri, linkerhand geht es zum Eingang
Hondo (Haupthalle) von Nordosten gesehen
Hashin-tei, im Hintergrund rechts ein Sanzon Ishigumi
Hashin-tei
Hashin-tei
Hashin-tei
Hashin-tei
Hashin-tei
Hondo (Haupthalle) links und Shoin rechts, von den nördlichen Trakten aus gesehen
im zentralen Teil, Durchsicht bis zum Eingang links hinten, rechts Teeraum
Teeraum mit Tokonoma im Mitteltrakt
Teeraum im Nordtrakt
Raum im Nordtrakt mit Kalligraphie in der Tokonoma
Teeraum im Nordtrakt - man beachte das herausnehmbare Tatami-Stück.
Tokonoma im Teeraum im Nordtrakt
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@34.9739097,135.7738451,19.25z - https://www.google.de/maps/@34.9740858,135.7738161,88m/data=!3m1!1e3
John H. Martin, Phyllis G. Martin: Kyoto - 29 Walks in Japan's
Ancient Capital, 376 S., Verlag: Tuttle Pub. 2011, ISBN-10:
4805309180, ISBN-13: 978-4805309186, S. 144-147
Subtempel des Tofuku-ji auf Jpmanual: http://jpmanual.com/en/komyoin
Komyo-in auf Japanese Gardens: http://www.japanesegardens.jp/gardens/secret/komyo-in-tofuku-ji.php
Komyo-in bei Asano Noboru: http://kyoto.asanoxn.com/places/higashiyama_sth/komyoin.htm
Subtempel Komyo-in auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report596.html
Ian Littlewood, Ayumi Oe Littlewood: Kyoto Without Crowds, A
Guide to the City's Most Peaceful Temples and Gardens, 264 S.,
CreateSpace Independent Publishing Platform, 1. Auflage 2018,
ISBN-10: 1978158998, ISBN-13: 978-1978158993, S. 141-150 zu den
Subtempeln
auf Japan Hoppers: https://www.japanhoppers.com/de/kansai/kyoto/kanko/811/
auf Travel Caffeine: https://www.travelcaffeine.com/komyoin-temple-tips-kyoto-japan-info/
bei Damien Douxchamps: https://damien.douxchamps.net/photo/japan/kyoto/higashiyama/tofukuji/komyo-in/
auf Japan-Kyoto: https://japan-kyoto.de/tofukuji-tempel-in-kyoto/#Komyoin
Tofuku-ji (1): Beschreibung und Tore - Tofuku-ji (2): Gebäude des Haupttempels - Tofuku-ji (3): Hondo, Brücke und Ahornschlucht - Tofuku-ji (4): Fumon-in und Kaisando - Tofuku-ji (5): Subtempel und Engetsukyo-Brücke - Tofuku-ji (6): Kuri, Hojo und Hojo-Gärten - Tofuku-ji (8): Subtempel Komyo-in, Teil (2) - Tofuku-ji (9): Subtempel Funda-in, Teil (1) - Tofuku-ji (10): Subtempel Funda-in, Teil (2)
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