Bernhard Peter
Eine Totenverbrennung in Pashupatinath, Teil (2)

Endlich hat man die Menschenmenge heil um den Scheiterhaufen und das Traggestell darüber platziert. Doch jetzt wird dieses nicht etwa abgelegt, sondern.....

....in mehreren Runden im Uhrzeigersinn darüber gedreht, wie um die Seele zu verwirren, daß sie den Rückweg nicht findet.

Erst nach der letzten Runde, die für die Beteiligten wegen des Gedränges und der Stufen nicht ganz ungefährlich ist,......

.....wird das Traggestell zur Seite geworfen und der Leichnam von kräftigen Händen (Telefonate beendet) in die vorbereitete Lücke zwischen den obersten Holzscheiten gelegt.

Letzte Zurichtungen durch den Brahmanen, ein kurzer Augenblick,.......

.... den jetzt die Witwe zum Telefonieren nutzt. Ist das Schönste an einem Handy nicht der Aus-Knopf?

Der Herr links hat schon das erste Scheit entzündet. Es ist Aufgabe der Witwe, es entgegenzunehmen und.... - aber sie ist noch nicht bereit.

Das Telefonat ist nun beendet. Die Witwe nimmt jetzt den brennenden Scheit entgegen und umschreitet den Scheiterhaufen im Uhrzeigersinn.

mehrfach.

Vom Brahmanen angeleitet, platziert sie den brennenden Scheit nun am Kopfende der Leiche. Das war das Letzte, was sie für ihren Mann tun konnte, und daraufhin wird sie von den Angehörigen in die Mitte genommen und unter Trost zur Seite begleitet. Für den Scheiterhaufen interessiert sich jetzt niemand mehr von der Familie.

Das übernehmen jetzt die geübten Hände des Brahmanenpriesters. Zuerst sorgt er dafür, daß der Scheiterhaufen nicht nur symbolisch von oben auch richtig Feuer fängt, ......

...dann schichtet er weitere schwere Holzscheite oben auf den Leichnam.....

... und bedeckt alles mit dem durchnäßten Stroh.

Nun kommt das kleine Spaltholz zum Einsatz, das überall von der Seite in die Öffnungen zu den initialen Brandherden geschoben wird.

Die ganze Kunst liegt darin, einen gleichmäßigen Schwelbrand zu erzeugen, unten gutes Verbrennen zu gewährleisten, oben aber große Stichflammen zu vermeiden.

Immer wieder wird mit kleinem Spaltholz nachgebessert, wenn unten zu wenig Flammen sind, ....

.....oder mit nassem Stroh.....

.....wenn eine Stichflamme nach oben durchschlägt.

Das Tragestell wird zerbrochen, denn die Bambusstangen werden zum Schüren des Feuers benötigt.

Bald hüllt eine mächtige Qualmwolke Flußtal und Tempel ein, und die Sonne muß sich andere Plätze in Kathmandu zum Scheinen suchen.

Während die Familie schon längst von dannen gezogen ist, regelt der Brahmane bis zuletzt Feuer und Qualm.

Finis.

Erster Teil

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2009-2010
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