Bernhard Peter
Eine Totenverbrennung in Pashupatinath, Teil (1)

Die Familienangehörigen versammeln sich vor der Verbrennung auf den Stufen der Ghats.

Der Tote liegt in gelbe und weiße Tücher gehüllt und mit Tagetes-Girlanden verziert auf einem aus grünem Riesenbambus gezimmerten leiterartigen Gestell auf den Stufen.

Stets wird der Kontakt zu den heiligen Wassern des Flusses gesucht. Sämtliche Verunreinigungen organischer oder anorganischer Art können der Heiligkeit des Flusses keinen Abbruch tun.

Ein kleiner Lingam wischen den Stufenfluchten wird verehrt: Wasser, Teelichter und viel rote Farbe.

Frauen bereiten auf der untersten Stufe am Wasser kleine Opfergaben vor, aus mit kleinen Stäbchen zusammengesteckten grünen Blättern wird ein vegetabiles Boot voll Opfergaben hergestellt, das dafür bestimmt ist, den Wassern des Flusses übergeben zu werden.

Während die Witwe ebenfalls die Farbe des Sakralen, leuchtendes Gelb trägt, .......

......tragen die meisten anderen anwesenden Frauen intensive Rottöne.

Zwischen den Stufenfluchten der Ghats sind mehrere Podeste. Auf einem derselben ist bereits ein langrechteckiger Scheiterhaufen errichtet. Die Steine sind mit einer Lage grünen Grases bedeckt, darauf sind mächtige Scheite geschichtet.

Die Menschenmenge kommt in Bewegung und ergreift zum Klang eines Muschelhornes (links oben) das Tragegestell mit dem in Tücher gehüllten Toten darauf......

.... und trägt diesen zum vorbereiteten Scheiterhaufen.

So schnell geht das jedoch nicht, denn erst einmal wird der Tote wieder oberhalb der für ihn vorbereiteten Verbrennungsplattform abgelegt.

Währenddessen nässen die jungen Männer Strohbündel ein. Es soll ja kein lichterlohes Feuer werden, sondern das nasse Stroh dient in erster Linie dazu, ein lichterlohes Hochschlagen der Flammen zu verhindern und für einen stark qualmenden Schwelbrand zu sorgen..

Tempeldiener reinigen den Ort der bisherigen Zeremonien, denn Unmengen floralen und nicht floralen Materials haben sich angesammelt, Blütengirlanden, Bonbonpapiere, Hibiskusblüten, Plastikverpackungen, grüne Blätter, Zigarettenkippen, schwarze Plastiktüten und Tagetesschnüre. Alles wird in den heiligen Fluß entsorgt.

Der Brahmane bringt unterdessen gebündeltes gespaltenes Holz heran und stapelt es neben dem leuchtend gelben Bündel.

Das Bauen eines Scheiterhaufens ist eine Wissenschaft für sich. In die Lücken wird leicht entflammbares Material als Anzünder gesteckt.

Doch dann beschließt der Brahmane, daß das alles nichts taugt und neu geschichtet werden muß. Die Scheite werden wieder auf die oberste Terrasse gewuchtet.

Ergänzt durch neue, zusätzlich herangeschaffte Scheite wird alles neu aufgebaut, anscheinend sowohl luftiger als auch gleichmäßiger. Denn der Scheiterhaufen soll gleichmäßig brennen und vor allem nicht vorzeitig einstürzen.

Und wieder werden Anzünder in die Lücken gesteckt.

Etwas fassungslos betrachte ich den unmittelbar am Toten stehenden Herrn, offensichtlich ein naher Angehöriger, der permanent durch dringende Handy-Gespräche am Anpacken gehindert wird, was dafür die alte Frau übernimmt.

Die Trauergemeinde hebt das Traggestell an....

......und schafft auf Weisung des Brahmanen den schwierigen Weg einer dichtgedrängten Menschenmenge über Stufen und Holzscheite, .....

.......wobei die Witwe kräftig mitanpackt.

Fortsetzung: zweiter Teil

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2009-2010
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