Bernhard Peter
Ladakh
Nubra-Tal: Sumur (Sumoor) - traditionelles Leben im alten Haus (2)

Dieses Haus steht in besonderer Verbindung mit der Women’s Association in Leh, die sich besonders für die Erhaltung der kulturellen Identität der Ladakhis engagiert und auch hier Kurse abhält.

Blick in die rußgeschwärzte Wohnküche. Links im Zentrum der Herd, rechts liegen vor den Fensteröffnungen auf dem Holzdielenboden flache Sitzpolster, mit Naturmaterial gefüllte und ziemlich harte Matrazen, meistens belegt mit einem Teppich. Vor diesen Sitzpolstern stehen die typischen ladakhischen niedrigen Tischchen, hier in besonders farbenfoher Ausführung.

Der Herd ist das Prunkstück jeder Wohnküche. Hier ist es sehr altmodisches Modell aus Stein, von vorne mit Holz befeuert. In der Mitte ist die Herdfläche offen durchbrochen, hier werden die größten Töpfe mit Rundboden hineingestellt, z. B. der Topf zum Reiskochen. Vorne sind noch zwei muldenförmige Vertiefungen, die nicht durchgehen, hier kann Essen warmgehalten werden bzw. hier werden Speisen zubereitet, die weniger Hitze bekommen sollen, wie z. B. Gemüse.

Im Prinzip sind die heutigen Herde typischer ladakhischer Haushalte ähnlich, aber aus Gußeisen gefertigt und mit durch die Decke führendem Rauchabzugsrohr. Die heute gängigen Modelle sind kastenförmig und an den Seiten mit Messingapplikationen und Einlagen hell schimmernden Metalls reichverziert, Prunkstücke jeder Wohnküche. Moderne ladakhische Familien feuern den Prachtherd aber meistens nur an, wenn Gäste da sind, oder wenn man gleichzeitig wie im Winter heizen will, für den kleinen täglichen Bedarf genügt ein mit der Flasche betriebener Gaskocher.

Neben dem fast lichtlosen Untergeschoß für Vieh und Vorräte wird das kostbare Brennholz für den Winter gestapelt. Im ersten Stock befindet sich die Wohnküche. Der Eckraum im zweiten Obergeschoß mit den großen Fenstern ist der repräsentativste Raum des Hauses und wird als Gästezimmer oder Sommerschlafzimmer genutzt. Für eine angenehme Nutzung im Winter sind die Fensterflächen viel zu groß.

Ab dem ersten Obergeschoß erhellt ein fast quadratischer Lichthof mit umlaufender Galerie die Zugänge zu den Zimmern. Dennoch ist das Innere dieser Häuser generell recht dunkel, zum einen wegen der kleinen Fenster, zum andern, weil Decken und Wände insbesondere der Wohnküche rußgeschwärzt sind.

Das flache Dach aus Lehm mit umlaufender niedriger Brüstung hat in einem traditionellen Haushalt auf dem Lande ebenfalls wichtige Funktionen. Nicht nur dient es im Sommer als angenehm kühler Schlafplatz, sondern es ist auch Trockenplatz für entkernte Aprikosen, die hier auf Tüchern oder Planen ausgelegt werden und im Winter als Vitaminvorrat dienen. Eine weitere Eigentümlichkeit ist hier zu sehen: Geschnittenes Heu wird zu länglichen, handlichen Bündeln zusammengedreht, und diese Bündel werden auf dem Hausdach auf den Umfassungsmauern sowie auf den tragenden Trennwänden aufgeschichtet. So sehen die normalerweise von einer niedrigen Brüstung umsäumten Dächer wie von einer pflanzlichen Brustwehr umgeben aus. Die Vorteile sind, daß die Bündel locker und luftig liegen und gut trocknen können, daß nicht zu großes Gewicht auf den Dachflächen selbst ruht, sondern allein auf den tragenden Mauern, und man macht sich die winterliche Viehfütterung ganz einfach, indem man einfach vom Dach aus die Bündel nach unten in den Viehhof wirft.

Traditionelles Leben in altem Haus (1) - Altes Haus (2) - Sumur (3)

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