Bernhard
Peter
Jantar
Mantar - astronomische Geräte Indiens, Teil 12:
Großes Jai Prakash Yantra in Jaipur
Konstruktion des Instrumentes:
Das Große Jai Prakash Yantra ähnelt im Prinzip dem Kleinen Jai
Prakash Jantra. Das große Armillarsphären-Instrument basiert
ebenso auf Horizont, Zenith, Polarstern (Himmelsnordpol) und
Himmelsäquator. Man erhält Höhe und Azimut sowie Rektaszension
und Deklination, man kann also ebenfalls zwei verschiedene
Messungen durchführen. Das Besondere am Großen Jai Prakash
Yantra ist jedoch die bauliche Realisierung.
In eine Plattform, die früher vor der Restaurierung noch mehrere Treppenanlagen enthielt, sind zwei Halbkugelschalen eingelassen. Die Treppenaufgänge der Plattform wurden aus Stabilitätsgründen vermauert und bei der Restaurierung durch zwei seitliche Treppen ersetzt. Wichtige Änderungen im Vergleich zum kleinen Jai Prakash Yantra sind: Zum einen wurden die Halbkugeln wesentlich vergrößert. Dann wurde jede Halbkugel in Segmente geteilt, wobei die Längsschnitte Segmente den Rektaszensionslinien folgen, die Querschnitte den Deklinationslinien. Jedes Segment hat eine Breite von 15 Grad. Aus jeder Halbkugel wurden jetzt abwechselnd Segmente herausgeschnitten, so daß jede Halbkugel nur die Hälfte der Segmente enthält, nämlich 6, beide Schalen zusammen aber das vollständige Himmelsgewölbe abbilden mit zusammen 12 Segmenten à 15 Grad = 180 Grad. Erst zusammen ergeben beide Jai Prakash Yantras ein vollständiges Instrument. Ein Konzept, was uns auch beim Rama Yantra begegnet.
Dies brachte einen gewaltigen Fortschritt: Im Unterbau des Instrumentes verlaufen zahlreiche Treppensysteme, so daß man die jeweils fehlenden Segmente betreten kann. Man konnte an den Kanten der einzelnen Segmente entlanggehen und so dieses Instrument auch für die Sternbeobachtung nutzen. Zwar war dies immer nur an den Kanten wirklich exakt möglich, aber im Gegensatz zu den geschlossenen Flächen des Kleinen Jai Prakash Yantra war es ein großer Fortschritt.
Genau wie bei der kleineren Ausgabe dieses Instrumentes ist der Zenith am tiefsten Punkt der Halbkugel eingraviert und der Himmelsnordpol 27° vom Rand nach unten im Süden. Beide Punkte sind von konzentrischen Kreisen für Höhe bzw. Deklination und radialen Linien für Azimut bzw. Rektaszension umgeben. Die Plattform repräsentiert den Horizont, ein Drahtkreuz, das über die Halbkugel in Richtung der vier Himmelsrichtungen gespannt ist und in der Mitte einen kleinen Ring hält, gibt den Inversionspunkt für die Punktspiegelung in der Mitte vor.
Funktion des Instrumentes
Zur Sternbeobachtung visiert
man durch den Ring einen bestimmten Stern an. Erreicht man eine
Segmentkante, können die Koordinaten zusammen in Zusammenhang
mit der Zeit bestimmt werden, sowohl horizontale als auch
äquatoriale Koordinaten. Umgekehrt kann man bei bekannten
Koordinaten einen Himmelskörper suchen, indem man sich genau zu
der Stelle an den Segmentkanten begibt, die diesen Werten
entspricht, und dann durch den Ring den Himmel anpeilt.
Hier sind die beiden Netze der Übersichtlichkeit wegen getrennt dargestellt, aber natürlich sind in beiden Halbinstrumenten beide Gitter überlagernd eingeritzt. Die Skalierung am Rand läuft jeweils von 0 Grad in Osten und Westen zu 90 Grad im Süden und Norden. Jeweils 10-Grad-Abstände sind mit einer Zahl markiert. Die Feineinteilung erfolgt in 1-Grad-Abstände und noch einmal in Zehntelgrad-Abständen auf dem Rand.
Auch durch die Halbkugelschalen ziehen sich zwei Skalen, eine in Nord-Süd-Richtung, die den lokalen Meridian abbildet, und eine quer dazu, die aber den Himmelsäquator abbildet, somit die Rektaszension angibt.
Grenzen des Jai Prakash Jantra:
Das Problem ist wie beim Rama
Yantra auch, daß keine kontinuierliche Messung möglich ist. Das
wäre nur mit einer Halbkugel aus durchsichtigem Material
möglich. So kann man jeweils nur an den Segmentkanten exakte
Werte erhalten und muß sich dazwischen mit Extrapolieren,
Peilhilfen oder Schätzen begnügen, oder so lange warten, bis
eine Position an einer Kante erreicht wird.
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Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2005
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