Bernhard Peter
Jantar Mantar - astronomische Geräte Indiens, Teil 10:
Das Chakra Yantra in Jaipur

Konstruktion des Instrumentes:
Das Chakra Yantra ist ein Kreisinstrument. Es besteht aus zwei aufrechten metallenen Kreisen, die zwischen jeweils zwei verschieden hohen Pfosten an einer Achse frei drehbar aufgehängt sind. Sie sind genau in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, dabei ist die Achse parallel zur Erdachse und weist genau auf den Himmelsnordpol. Eine diagonale Versteifung durchzieht senkrecht zur Drehachse jeden Kreis und erlaubt mittels eines zentralen Ringes die Befestigung eines drehbaren Peilinstrumentes auf der Kreisebene, etwa eines Peilstabes oder Rohres etc. (fehlt heute am Gerät). Damit stehen beide Achsen senkrecht aufeinander, und jeder beliebige Punkt am Himmel kann anvisiert werden. Das untere, südliche Ende der Achse ist in Messingscheiben gelagert, die ein Ablesen der Auslenkung aus der Senkrechten ermöglichen.

Die Ringe haben eine Skalierung in 60 Abschnitten zu je 1 Ghati, die einzelnen Ghatis zu je 6 Grad sind noch einmal in 6 Unterabschnitte zu 1 Grad oder 10 Palas unterteilt. Die massiven Scheiben, in denen das untere Achsenende gelagert ist, sind analog eingeteilt.

Funktionsweise des Instrumentes:
Man erhält Äquatorialkoordinaten: Am Kreis kann man die Deklination ablesen, die Schwenkung des Kreises aus der Ruheposition ist ein Maß für die Rektaszension, ablesbar an den massiven Scheiben. Den Stand der Sonne kann man am einfachsten ablesen: Man dreht den Ring solange, bis er eine Linie als Schatten abbildet – so erhält man die Uhrzeit. Man dreht die Peilhilfe dann so lange, bis sie als Punkt auf dem Boden abgebildet wird und nicht als Strich – so erhält man die Deklination der Sonne. Bei Sternen peilt man des Nachts am besten entlang eines drehbaren Stabes oder durch ein ebenso gelagertes Rohr. Oder, wenn man einen Planeten oder Stern mit bekannten Koordinaten finden will, dann dreht man erst den ganzen Ring entsprechend der Markierungen auf der massiven Scheibe auf die korrekte Rektaszension, dann die Peilhilfe auf die rechte Deklination und visiert dann in den Himmel.

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2005
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