Bernhard
Peter
Toshev
Davlat - Miniaturist und Kalligraph in Bukhara
In den schattigen Nischen eines Basargewölbes, in das durch die entfernten Eingänge nur gedämpftes Licht dringt, während sich durch die Deckenöffnungen der Kuppeln ab und zu mal ein scharfer Lichtpunkt auf den Wänden abbildet, umgeben von Teppichhändlern, die ihre Ware aus Turkmenistan auf dem Boden ausgebreitet haben, hallt alles wieder von den Rufen der Händler, dem Handeln der Käufer, dazwischen inmitten seiner ausgestellten Blätter an seinem Tisch ein Kalligraph, der mit unendlicher Konzentration arabische Schriftzeichen und florale Ornamente mit Feder und hauchdünnem Pinsel auf ein hauchdünnes elfenbeinfarbenes Papier aufträgt - das ist keine Szenerie aus Märchen einer verschwundenen Welt, das ist wieder Realiät in Bukhara. Toshev Davlat ist Teil dieser wiederbelebten Tradition.
Mit der Selbständigkeit des Staates Usbekistan war der Weg frei für die Wiederbelebung der alten kunsthandwerklichen und künstlerischen Traditionen. Zum Glück waren weder die alten Techniken noch die alten Fertigkeiten verlorengegangen. Künstler wie Toshev Davlat knüpfen an die große Tradition der Miniaturenmalerei und Kalligraphie an, die die Region einst zum Zentrum bedeutenden künstlerischen Schaffens machte. Er gilt als einer der Mitbegründer der neuen "Schule von Bukhara" und ist einer der versiertesten Maler.
Kalligraphisches Blatt von Toshev Davlat mit zwei Detail-Vergrößerungen
Er ist zu Recht stolz auf seine Fertigkeiten. Eine Kundin interessiert sich für eine Miniatur und ist entzückt von der Feinheit der Arbeit, und auch den Preis findet sie akzeptabel. Toshev Davlat: "Wissen Sie, warum ich Ihnen das so günstig anbieten kann? Ich bin ein Meister - und ich kann es so oft in dieser Feinheit malen, wie ich will."
Er zeigt mir unter den an der Wand in dem kleinen halboffenen Raum ausgestellten Abeiten eine Miniatur, in der Ibn Sina mit dem Elefanten dargestellt ist. Eine schöne Arbeit, feine Linien, dezente Farben. Ich ahne nicht, was jetzt kommt: "Wisen Sie, wer das gemalt hat? Meine zwölfjährige Tochter. Sehen Sie, das ist Tradition bei uns!"
Als Papier verwendet er Seiten aus alten unbeschriebenen Büchern, weil das alte Papier wunderbar glatt und hauchdünn ist, eben das berühmte Papier, an dessen Qualität neues Papier nicht heranreicht. Ein weiterer großer Vorteil dieses alten Papieres ist, daß es durch den anderen Herstellungsprozeß säurefrei ist. Die handgeschnittene Feder gleitet leicht über das glatte Papier, während er schreibt.
Kalligraphisches Blatt von Toshev Davlat im Muhaqqaq-Stil
Das Anknüpfen an die alten Vorbilder geht nicht ohne ausgiebiges Studium der Literatur, nach deren Vorlagen Toshev Davlat malt. Er zeigt mit stolz seine größten Schätze, seine Bücher über geometrische Ornamente, arabische Schriftkunst, persische und türkische Miniaturen, Bücher über türkische kalligraphische Blätter. Für ihn, der für die Wiederbelebung der künstlerischen Tradition kämpft, sind solche Bücher die größte Sehnsucht, denn heute ist es für ihn immer noch schwer, an Literatur aus dem Ausland zu kommen. Seine größte Bitte: Literatur senden, denn er hat zwar Zugang zu Internet, aber die internationalen Versandbuchhandlungen machen bei Usbekistan Schwierigkeiten. Mit vielen Gesten illustriert er seinen Vorschlag: Bücher über Kalligraphie und Miniaturen per Post senden, Lieblingsbild markieren und "Sssssst" - schwebt ein imaginärer Briefumschlag zwischen seinen Händen durch den Raum - wird er dem Verschicker des Buches dieses Bild malen und zuschicken.
Toshev Davlat ist zu finden im Toki Sarrafon, 1st Cupol, B. Naqshband Street, Bukhara, Uzbekistan 705018 (das ist auch seine Postanschrift). email: davlat.t@rambler.ru,Tel. (+99865) 715 37 86, 224 49 84
Bukhara - Kalligraphie
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Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2006,
Abbildung der Graphiken mit freundlicher Genehmigung von Toshev
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