Bernhard Peter
Geisterhäuschen in Thailand

Geisterhäuschen sind in Thailand allgegenwärtig, in größter Vielfalt begegnen sie einem allerorten. Von der verträumten alten und liebevoll instandgehaltenen Holzkonstruktion neben einem alten Teakhaus bis zur farbglänzenden und Weihnachtsbaum - Lichterketten - behangenen Geschmacksverirrung vor dem McDonalds in Ayutthaya ist alles zu finden. Es gibt Geisterhäuschen, die den Betrachter wirklich die Anwesenheit spirituell zu berücksichtigender Wesen ahnen läßt, so stimmungsvoll sind sie, es gibt genauso die Ausstellungshöfe der modernen Hersteller von Geisterhäuschen, dort stehen sie grellbunt bemalt in schieren Massen und künden (noch) nur vom Geschäft, fast viktorianischen Briefkästen ähnlich auf ihren Säulen.

Was ist nun ein Geisterhäuschen? Ein jeder, der ein Haus baut, steht vor einem Problem: Der Bauplatz ist ja kein Vakuum, vielmehr wohnen dort schon Wesen, die in Form einer spirituellen Umsiedlung an eine neue Bleibe gewöhnt werden müssen, eben das Geisterhäuschen. Durch den Bau des eigenen Hauses bringt man die angestammte Ordnung des Bauplatzes durcheinander und muß Sorge tragen, daß sich möglichst schnell und zufrieden alle diesen Platz bisher nutzenden spirituellen Wesen in das neue Gleichgewicht einfügen. Und damit die Geister den neuen, menschlichen Bewohnern ihres angestammten Platzes wohlgesonnen bleiben, pflegt und schmückt man das Häuschen für die Geister, man bringt täglich Getränke (Wasserflasche oder Coladose etc.) oder kleine Speisen (Reis, Obst o.ä.), Blumenschmuck in einer Vase (Lotus, Strelizien o.ä.) oder ein Kranz aus Jasminblüten, vielleicht noch mit dunkelroten Rosenknospen oder orangefarbenen Tagetesblüten ergänzt. Räucherstäbchen sorgen schließlich noch für das Rundum-Wohlbefinden der spirituellen Wesen an ihrer neuen Bleibe.

Hinsichtlich Größe und Form sind alle Extreme möglich. Guter Durchschnitt ist ein Häuschen in Tempelform oder Hausform von der Größe eines europäischen Vogelhauses. Bessere Anwesen haben aufwendiger gestaltetere Konstruktionen oder richtige Schreine, sogar richtige begehbare Schreine sind möglich, die fast schon die Größe eines richtigen Tempels erreichen (Erawan-Schrein in Bangkok z. B.). Umgekehrt darf man in einem armen Viertel als Geist nicht viel erwarten, eine einfache Büchse auf einem Stock muß für die Opfergaben und als Wohnstatt genügen.

Einige Regeln müssen beim Bau eines Geisterhäuschens beachtet werden:

Für die Einweihung des Häuschens und die spirituelle Umsiedlung der Geister wird ein astrologisch günstiger Zeitpunkt errechnet, weiterhin muß die Zeremonie vor Mittag beendet sein - genau wie Mönche ab da keine Nahrung mehr zu sich nehmen, hält man sich auch bei Geistern an diese Regel.

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2005
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