Bernhard Peter
Kosmologie eines Chedi:

Ein Chedi hat drei Hauptelemente: Sockel = Basis, Glocke und Spitze. Dieser Dreiteilung läßt sich symbolisch wie folgt eine Bedeutung zuordnen:

Architektur

Buddhismus

Trai Bhumi =
Drei Welten

Sockel, Basis

Buddha

Kamadhatu =
Welt der Sinne

Glockenförmige Kuppel

Dhamma = Gesetz, Lehre

Rupadhatu =
Welt der Formen

Nadelförmige Spitze

Sangha = Mönchsorden

Arupadhatu =
Welt der Nicht-Formen

Der Chedi selbst ist die Verbindung dieser drei Welten und wird damit zur Weltachse, axis mundi.

Neben dieser vertikalen Orientierung hat ein Chedi in seiner Architektur auch eine horizontale Einbindung:

In der Ayutthaya-Zeit wurden an den Baukörper in Richtung der vier Himmelsrichtungen Schreine angebaut, jeweils von einem kleinen Chedi gekrönt. Auch finden sich an den vier Kardinalpunkten häufig Buddha-Altäre, an den Zwischenpunkten sind Wächterfiguren (Yaksa).

Spätere Chedis nehmen auch mal Abstand von dem kreisförmigen Querschnitt und haben einen vielfach gestuften quadratisch bis polygonalen Grundriß, so daß hier auch im Grundriß das Element der vier Himmelsrichtungen ausgedrückt ist.

Somit ist ein Chedi ein Punkt, an dem sich horizontale Dimension und vertikale Dimension des Glaubens und der Welt treffen, ein Punkt, wo sich die Linien des Universums treffen, und der Punkt, der die übergeordnete Struktur zusammenhält, ist die im Chedi aufbewahrte Reliquie, sozusagen der Kristallisationskeim der Ordnung des Kosmos.

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2005
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