Bernhard Peter
Fort Frederick in Trincomalee

Trincomalee an der Nordostküste von Sri Lanka liegt auf einer weit in die See ragenden Landzunge, die aus der Landmasse nach Südosten und Süden herauswächst und einen großen Naturhafen umschließt. Aus dieser Landzunge wächst nach Nordosten ein felsiger Fortsatz heraus zwischen Back Bay und Dutch Bay, der für eine Befestigung wie geschaffen ist, denn nicht nur bietet der Felsen (Swami Rock) reichlich natürliche Höhe zur Verteidigung, sondern an seiner schmalsten Stelle läßt sich der Fortsatz effektiv gegen die Landseite hin mit einem Festungswerk schützen.

Die Portugiesen eroberten die Stadt im letzten Drittel des 16. Jh. 1621 erbauten die Dänen ein Fort, und die Steine des von den Portugiesen zuvor zerstörten Koneswaram-Tempels, einer der regional bedeutendsten Hindu-Tempel, verwendeten sie als Baumaterial. Die Dänen blieben aber nur kurz, die Portugiesen bauten nach der Rückeroberung die Festung 1624 ff. unter König Dom Filipe III gen. o Grande, der in Portugal von 1621 bis 1640 regierte und der als Philipp IV. König von Spanien wurde, zu einem befestigten Platz ihrer auf solchen Stützpunkten basierenden südasiatischen Seehegemonie aus. Die Kanonen, mit denen die Wälle bestückt wurden, stammten von dänischen Schiffen, von der 1620 gesunkenen "Kopenhagen" und von der "Christian". Weitere Kanonen brachten die Portugiesen für ihr "Fort of Triquillimale" aus ihrem Stützpunkt Goa her. Einen weiteren Stützpunkt errichteten die Portugiesen 1622 in Batticaloa und noch einen am Fluß Palligamme.

Von diesem ursprünglichen Fort der Portugiesen ist heute nichts mehr zu erkennen, vielmehr von dem zweiten Fort, welches die nächste Kolonialmacht in Trincomalee, die Holländer (Holländische Ostindische Kompanie, VOC), erbauten. Admiral Westerwolt hatte 1638 die Portugiesen geschlagen, das Fort Batticaloa zur Kapitulation gebracht und am 1.5.1639 das alte Fort von Trincomalee eingenommen. Hintergrund war, daß der damalige König von Kandy, durch die Portugiesen und die oben genannten Forts in Bedrängnis geraten, die Holländer 1636 um Hilfe gegen die Portugiesen gebeten hatte und sich 1637 mit ihnen verbündet hatte. Nur kam er vom Regen in die Traufe, denn die Holländer verjagten zwar die Portugiesen, traten aber als Kolonialherren in deren Fußstapfen. Die Holländer, die bereits 1612 auf der Südseite der Bucht von Trincomalee ein erstes Fort errichtet hatten, welches die Portugiesen aber zerstören konnten, lösten die letzteren nun endgültig ab. Trincomalee mußten sie aber 1666 erneut erobern, und diesmal befestigte die VOC in den Folgejahren den Felsen massiv. Das Eingangstor trägt die Jahreszahl 1675 und erinnert an die Rückeroberung durch die Holländer nach einem französischen Zwischenspiel. Die Jahreszahl und der Name des Forts passen zu den Holländern, nicht aber das Wappen über der Inschrift.

Aber auch die Holländer gerieten wiederum selbst in das Visier der expandierenden Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien, die ebenfalls ihr Auge auf diesen phantastischen, ganzjährig nutzbaren Naturhafen geworfen hatten. Die französischen Besatzer hatten 1672 unter de la Haye nur ein kurzes Gastspiel in Trincomalee, wurden aber wieder zurückgedrängt, sie kamen gegen Ende des 18. Jh. noch einmal kurz wieder. Am 5.1.1781 eroberten die Engländer erstmals die Stadt Trincomalee, konnten aber von einer französischen Flotte vertrieben werden. Eine weitere Einnahme von englischer Seite erfolgte am 11.1.1782, ein nächtlicher Überraschungscoup. 1783/84 wurde vertraglich geregelt, daß Trincomalee wieder an die Briten und dann an die Holländer zurückgegeben wurde (Frieden von Paris). Eine kurze Atempause war das nur, nur wenig mehr als ein Jahrzehnt konnte sich die VOC am wiedergewonnenen Fort erfreuen, denn am 26.8.1795 nahmen es die Briten, die nächste europäische Kolonialmacht in Trincomalee, unter General Stewart und Commodore Peter Rainier endgültig ein. Sie blieben hier bis zur Unabhängigkeit Sri Lankas im Jahr 1948, denn die Holländer kapitulierten am 15.2.1796 endgültig und kehrten nie mehr als Kolonialherren zurück auf die Insel. Für die Briten wurde Trincomalee wegen seiner außerordentlichen naturräumlichen Gegebenheiten zum wichtigsten Flottenstützpunkt im Indischen Ozean.

In die Zeit der englischen Eroberung paßt nun der große und etwas verwitterte Wappenstein über dem Eingang zum Fort. Es handelt sich um das Wappen von König George III (1760-1816) aus dem Haus Hannover, wie er es seit dem "Act of Union with Ireland" führte. Das Wappen ist geviert: Feld 1 und 4: England, in Rot drei goldene, hersehende, schreitende Löwen (Leoparden) übereinander (eng.: Gules three lions passant guardant in pale Or armed and langued Azure), Feld 2: Schottland, in Gold innerhalb eines außen und innen mit Lilien besteckten Zwillingsinnenbordes ein roter Löwe (engl.: Or a lion rampant within a double tressure flory counter-flory Gules), Feld 3: Irland, in Blau eine goldene Harfe mit silbernen Saiten (engl.: Azure a harp Or stringed Argent). Ein mit einem Kurhut gekrönter Mittelschild zeigt die Herkunft des englischen Königs aus dem Hause Hannover: göpelförmig gespalten, Feld 1: in Rot zwei goldene, hersehende, schreitende Löwen (Leoparden) übereinander (Fürstentum Braunschweig), Feld 2: in goldenem, mit roten Herzen bestreutem Feld ein blauer Löwe (Fürstentum Lüneburg), Feld 3: in Rot ein silbernes, aufspringendes Pferd (Hannover, Welfenroß). Während man im hier vorliegenden Stein die Felder des Hauptschildes gut erkennen kann, wird es beim Mittelschild schon deutlich schwieriger, weil der Steinmetz die Figuren relativ groß herausgearbeitet hat, wodurch die Feldergrenzen verschwinden, desgleichen ist der eigentlich dahingehörende Herzschild, rot mit einer goldenen Kaiserkrone (sog. Krone Karls des Großen), nicht aufgelöst, und Verwitterung tut ihr Übriges dazu. Durch diese spezielle Form läßt sich das Wappen auf die Zeit 1801-1816 datieren.

Gut zu erkennen sind hingegen die Prunkstücke: Um den ovalen Schild liegt das Band des Hosenbandordens mit der Aufschrift "Honni soit qui mal y pense" - "Ein Schelm, der Böses dabei denkt" (Garter), unten ist eine weitere Devise: "Dieu et mon droit" - "Gott und mein Recht". Zwei Schildhalter flankieren das Wappen, heraldisch rechts ein goldener, rotbewehrter, gekrönter, hersehender Löwe für England (engl.:a lion rampant guardant Or crowned), links ein silbernes, golden bewehrtes und bemähntes Einhorn für Schottland, um den Hals eine goldene Krone, heute meist mit daran hängender goldener Kette dargestellt (engl.: sinister a unicorn Argent armed, crined and unguled Proper, gorged with a coronet Or composed of crosses patée and fleurs de lys (a chain affixed thereto passing between the forelegs and reflexed over the back also Or)). Ein Wappen identischen Aufbaus, aber besserer Erhaltung, befindet sich am historischen Fort in Galle an der Südwestküste Sri Lankas.

Auch heute noch wird das Gelände von der Armee von Sri Lanka genutzt, ist entsprechend militärisch bemannt, kann aber besichtigt werden. In der Tat herrscht hier sogar ein sehr reger Besucherverkehr durch die vielen Pilger, die zum Heiligtum auf der Felsspitze gehen.

Literatur, Links und Quellen:
Stephan Diller, Die Dänen in Indien, Südostasien und China (1620-1845), Harrassowitz 1999, online http://books.google.de/books?id=2zvvSpaWcTIC.....u&f=false
Heraldik Großbritanniens:
http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_Supporters_of_England - http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_coat_of_arms_of_the_United_Kingdom - http://www.royal.gov.uk/Home.aspx - http://www.royal.gov.uk/MonarchUK/Symbols/Coatsofarms.aspx - http://www.heraldica.org/topics/britain/royalarm.htm - http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_Arms_of_England
Einnahme von Trincomalee:
http://en.wikipedia.org/wiki/Capture_of_Trincomalee - http://en.wikipedia.org/wiki/Capture_of_Trincomalee_%281795%29
Lennox A. Mills, Ceylon Under British Rule, 1795-1932, online:
http://books.google.com/books?id=YyHG9ZKl3bwC
G.C. Mendis, Ceylon under the British, online:
http://books.google.com/books?id=ppHNLqowf1cC
Humphrey William Codrington, a short history of Ceylon, online:
http://books.google.com/books?id=4hyiaAXhNd8C
Colvin R. De Silva, Ceylon under the British occupation, 1795-1833, online:
http://books.google.com/books?id=uxwVAQAAIAAJ

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