Bernhard
Peter
Entwicklung
der arabischen Schriften
Eine kleine Übersicht über die Schriftarten
1. Frühformen, vor
allem im Hidschaz
In der Regel sind diese
Varianten pure Ortsbezeichnungen, wesentliche Differenzen gab es
nicht.
Eher gibt es Beweise für
drei Hauptstile in Medina:
Nur zwei Schriftarten
überlebten in der Folge:
Diese zwei
gegensätzlichen Wesenszüge bestimmten die Entwicklung der
frühen Schrift in Mekka und Medina und führten zu wenigen
Stilen:
Man beachte, daß diese
drei Stile im Hidschaz entwickelt wurden und gebräuchlich waren,
als in Kufa das Kufi entstand, und die Schriftreform
überdauerten.
2. Eckige
Monumental-Schriften der Kufi-Familie
Name nach der Stadt Kufa.
Streng stilisiertes, eckig-ornamentales Schriftbild, im
Extremfall Reduzierung bis auf geometrisches Muster.
Künstlerisches Ziel: Erzeugung einer majestätischen Statik
durch Gewichtungsausgleich. Starke Spannung zwischen horizontalen
und vertikalen Elementen Suche nach einem künstlerisch
effektvollen Gleichgewicht zwischen vertikalen Schäften und
horizontalem Korpus. Verwendung: Hieratische Monumental-Schrift,
Epigraphie von Münzen der Frühzeit, beliebt vor allem in der
Architektur.
Die Reform der
arabischen Schrift
Probleme:
Lösungsversuche:
Im Westen (Maghrib)
setzte sich das neue System langsamer durch, daher findet man
dort länger die alte Punktierung.
2.3. Spezielle Formen
der Kufi-Familie
2.3.1. Ost-Kufi, Qarmaten-Kufi
Buchstaben behalten ihren
eckigen Charakter bei, zeigen aber eine manierierte Form,
Betonung liegt auf ausgewogenem Gleichgewicht des Winkelspiels
von Senkrechten, Waagerechten und Schrägen vor fein
ornamentiertem Hintergrund. Mittelfeldbuchstabenfast zu kleinen
Dreiecken geformt verleihen dem Qarmaten-Kufi eine
besonders raffinierte Majestät.
2.3.2. Florales Kufi,
blühendes Kufi
Die Hastenenden werden
gespalten und zu stilisierten Palmetten geformt, pflanzliche
Ornamente wachsen aus den Buchstaben heraus. Weiterentwicklung:
Ranken stehen in ebenbürtigem Verhältnis zur Schrift, stärker
betont, Lesbarkeit beeinträchtigt.
2.3.3. Kufi auf
Arabesken
Schrift selbst
vorzugsweise schlicht und wuchtig gehalten, hebt sich
wirkungsvoll ab von diskretem Hintergrund aus zartem,
verästeltem Rankenwerk. Spätere Formen: Hintergrund
überwuchert die Buchstaben in ebenbürtiger Betonung.
2.3.4. Flecht-Kufi
Hastenenden miteinander
verflochten oder Ausgangspunkt von rein ornamentalen
Knoten-Ornamenten.
2.3.5.
Schrägschnitt-Kufi
Zähne und Hasten werden
zusammengedrängt und zu einer Spitze abgeschrägt, Schriftbild
verliert dadurch etwas an Strenge und Wucht.
2.3.6. Gestrecktes
Kufi
Dehnung der Horizontalen,
runde Buchstaben werden in eckige Form gebracht, um sich dem
Wechselspiel von Senkrechten und Waagerechten anzupassen, oder
noch betonter gerundet, um ein sanftes Gleichgewicht zur strengen
Eckigkeit zu erzeugen.
2.3.7. Samaniden-Kufi
Ost-Iran, Betonung der
Hasten, Mittelfeld eher unauffällig geschrieben. Umgekehrter
künstlerischer Ansatz im Vergleich mit gestrecktem Kufi.
2.3.8. Animiertes Kufi
Lettern nehmen die Form
von menschlichen Köpfen oder von Tieren an.
2.3.9. Shatrandschi-Kufi,
Ornamentales Kufi
Vollständige
mosaikartige Ausfüllung einer gegebenen Fläche mit
gleichbreiten Schriftbalken und Lücken, höchste Perfektion in
der Keramik und in der Architektur. Typische Beispiele: Minaretts
in Zentralasien und Afghanistan, sehr beliebt auch im Iran und in
Turan.
3. Entwicklungen der
Kursiven
Zur Ommayyadenzeit waren
fünf Stile gebräuchlich, die sich hinsichtlich Größe und ein
wenig hinsichtlich Duktus unterschieden:
Tumar:
Ziemlich große Schift, auf ungeschnittenen Bögen verwendet
(daher der Name), rein rechtwinklige Schrift, hat sich
herausgebildet unter Mu`awiyah (661-680), wurde später die
kalifale Schrift. Alif-Breite = Maß aller Schriften, entspricht
24 Pferdehaaren.
Dschalil: Sehr
groß und monumental, reserviert für die obersten
Gesellschaftsschichten, ein bißchen mehr gerundet als obiger
Typ, entwickelt unter `Abd al-Malik (685-705)
Nisf:
Säkulare Schrift, halbe Größe von Tumar
Thuluth: Säkulare
Schrift, ein Drittel Größe von Tumar
Thuluthain;
Säkulare Schrift, zwei Drittel Größe von Tumar
Es gibt noch eine andere
Theorie, die nicht vom Größenverhältnis, sondern vom
Verhältnis gerade/gerundet ausgeht. Je kleiner die Schriften,
desto kursiver werden sie geschrieben.
4. Maghribi
(Qairawani, Fasi, Andalusi, Sudani und andere Lokalstile)
Übergang in der Kunst
von der hieratischen Monumentalschrift zur flüssigen Kursiven
wurde im Westen nicht vollzogen. Künstlerische Aussagekraft
des Gesamteindruckes viel wichtiger als individuelle Schönheit
des einzelnen Buchstabens, im Gegensatz zum arab. Osten, wo der
Buchstabe als tragender Bestandteil des künstlerischen Ganzen
empfunden wurde. Strichführung im Gegensatz zu den Ost-Schriften
eintönig, weist nicht die feine Nuancierung von breiten und
schmalen Linienzügen auf, deshalb weniger spannungsgeladen und
dynamisch als diese. Auffallende Gestaltungswillkür im Gegensatz
zum Osten. Vorliebe für farbige Tinten, insbesondere für
farblich abgesetzte Punkte (altes Punktierungssystem) und
diakritische Zeichen. Achtung: fa wird noch mit einem Punkt unter
dem Zeichen, Qaf mit einem über dem Zeichen geschrieben (altes
System).
4.1. Qairawani
Wuchtige, steife
Strichführung, Erbe des östlichen Kufi, sorgfältige
Punktierung, verkürzte Senkrechten, oft nachlassende
Stileinhaltung am Wortende, Gesamteindruck der Statik bleibt.
4.2. Fasi
Striche uniform dünn,
Buchstaben isoliert betrachtet von eher fahrlässiger
Ausführung, durch nervöse, abgehackte Verbindungsstriche
zusammengefügt, Punktierung oft fehlend, übertrieben weit
ausholende Schlußbogen am Wortende, regelmäßiges,
abwechslungsreiches und ruhiges Schriftbild trotz
Vernachlässigung einiger Details.
4.3. Andalusi (Qurtubi)
Stile der iberischen
Halbinsel: Gesamteindruck von Üppigkeit, zarte bis zierliche
Schrift, geringe Zeilenabstände, tiefe Rundbogen greifen in die
Folgezeile über, übertriebene Rundung der Endbuchstaben,
Trennung von Ober- und Unterlinie wirkt verwischt. Engverwobenes
Gesamtbild ohne sichtbare Texteinteilung, Punktierung meist
vollständig, Strichführung regelmäßig. Der Horizontalen wird
durch dickere Federzüge mehr Gewicht gegeben als den vertikalen,
die eher dünn, manchmal auch verkürzt sind.
4.4. Sudani
Vereinfachte Variante von
Maghribi, dichtgedrängte unregelmäßige Buchstaben,
starke Neigung nach vorn (links), unterschiedliche Strichbreiten
und Bogenspannweite, überdimensionierte Senkrechten, Duktus
wegen seiner ausgeprägten Schwerfälligkeit nur selten mit
anderen Maghribi-Stilen vergleichbar.
5. Die klassischen 6
Stile der Kursiven
Künstlerisches Ziel:
Zelebrierung der Schönheit des Einzelbuchstaben.
5.1. Naskhi
Zügig geschriebene
praktische Kursive. Weniger schlank als Thuluth. Senkrechte ohne
hakenförmigen Ansatz, aber oben verdickt, nach unten
nachlassender Druck, dadurch unterschiedliche Breite der
Vertikalen.
5.2. Thuluth, Thulthi
Wörtl. ein
Proportionsverhältnis: 1/3. Definiertes ausladendes
Proportionsverhältnis der Buchstaben, das die Hasten sehr
schlank erscheinen läßt. Senkrechte mit hakenförmigem Ansatz.
Monumentale Kursive, zu Dekorationszwecken verwendet. Hieratische
Schrift unter den Kursiven. Höchste Vollendung in
raumausfüllender Überlagerung in Schriftbändern oder
Kartuschen.
5.3. Muhaqqaq
Feiner, eleganter Stil,
merkliche Abrundung der eckigen Buchstaben Kaf, Schluß- Lam, ha,
kha, Dschim, 'ain, Ghain. Betonte Vertikalen, tief in die
Unterlinie reichende, unter die nächsten Buchstaben gezogene
schmale Bogen. Schriftzug leicht nach vorn geneigt, Bogen der
Unterlinie verbinden die Wörter.
5.4. Raihani
Zierliche und sehr
elegante Schriftart mit Gemeinsamkeiten mit Thuluth und Muhaqqaq.
Wie in M. Rundungen der Buchstaben auf der Mittellinie leicht
zugespitzt, Bogen der Unterlinie stark entwickelt und unter das
nächste Wort gezogen. Vokalisierungen des R. feiner, häufig mit
anderer Tintenfarbe geschrieben. Mit dem Th. hat R. die schlanken
und geraden Vertikalen gemeinsam.
5.5. Ruq'a
Wesentlich kleinere
Schrift als Naskhi oder Thuluth, eher eine Schrift für den
persönlichen Schriftverkehr. Volle runde Ausläufe der
Endbuchstaben, gedrängter Schriftzug, lückenloses, von
Rundungen durchzogenes Schriftbild. Blütezeit unter den Osmanen
1300-1789, danach einfache Volksschrift, heute
"Handschrift".
5.6. Tawqi`, Tawaqi`
Stil der
Abbassidenkhalife beim Unterschreiben amtlicher Dokumente.
Ähnlichkeiten mit Thuluth und Ruq'a, aber schwerfälligere
Hasten als ersteres und schwächere Rundungen als letzteres.
Interessante Ligaturen oben zwischen den Hasten, d. h. zwischen
letztem Buchstaben eines Wortes und oben beginnendem Alif z. B..
6. Iranische
Schriftarten
Künstlerisches Ziel:
graphische Dynamisierung, sowohl im Duktus als auch in der
höheren Gewichtung der Ligatur gegenüber dem Einzelbuchstaben
6.1. Ta`liq
(Hängen) Betont
diagonale Schriftrichtung, schräg von oben nach unten geführte
Feder, Buchstabengrundlinie sinkt mit der Position des
Buchstaben im Wort. Nach Ansicht einiger Autoren entwickelt aus
einer kaum bekannten altarabischen Schrift namens Firamuz, die
bis ins 9. Jh. in Gebrauch war. Allgemein anerkannt ist aber,
daß Taliq sich erst entwicklete, nachdem Riyasi im 9. Jh.
etabliert wurde und von Ruq`a und Tawqi` stark beeinflußt wurde.
Poetische Schrift, weniger für religiöse Zwecke.
6.2. Nasta`liq
Luftige, schwebende
Schrift, Weiterentwicklung des Ta'liq, starke Dynamik des
Striches, oft unter Federwechsel geschrieben (Feder mit zwei
verschieden breiten Enden im Wechsel benutzt). Verkürzte Hasten,
wellenförmige Höcker statt Zacken. Extreme Diagonalisierung
sowohl im Wort als auch in der Anordnung der Schriftzeilen.
Verschwenderisch breite Dehnung der Horizontalen, die Buchstaben
Sin und Shin hängen wie lose gespannte Seile zwischen den
einzelnen Wortteilen. Komplizierte Buchstabenkombinationen sind
durch willkürliche Verstümmelung unwichtiger Verbindungsstriche
reduziert. Entwickelt im 15. Jh.
6.3. Schikasta
"gebrochen",
Kompliziert und schwer lesbar. Flüchtige Übersteigerung des
letztgenannten Schriftstiles, Schriftzug wild und scheinbar
unkontrolliert extreme Abwechslung zwischen gedrängten und
lockeren Buchstabengruppen, kaum noch ein durchgehender Rhythmus.
Verzichtet bisweilen auf eine akkurate Punktierung,
künstlerischer Schwerpunkt ist nicht mehr der Buchstabe selbst,
sondern seine Verbindungsmöglichkeit zum nächsten. Individuelle
Buchstaben sind nicht länger Sinn- und Schönheitsträger dieser
Schrift.
6.4. Schikasta-amiz
Ornamentaler Bruder der
Schikasta, größer und weniger kompakt, wird gewöhnlich auf
illuminiertes oder gefärbtes Papier geschrieben, in Kanzleien
und Büros in offizieller Mission verwendet.
7. Sonstige
Kursivschriften
7. 1. Staubschrift,
Ghubar al-Halbah
Abgeleitet von der
Riyasi-Schrift im 9. Jh. In der Frühzeit stark gerundet ohne
eine einzige gerade Linie, vereint später Elemente von Thuluth
und Naskhi. Ursprünglich für Brieftaubenpost entwickelt.
Später für Miniatur-Qur'ane verwendet.
7. 2. Tumar
Eine der ältesten
Kursiven ist unter diesem Namen bekannt. Gleichen Namens bleibt
die im 10. Jh. abgewandelte Form, die zwar den schweren und
großmaßstäblichen Charakter beibehält, aber den statischen
und angularen Charakter verliert. Ähnelt unter Kalligraphen wie
Ibn Muqlah, Ibn al-Bawwab oder Yaqut al-Musta`simi einem
übertrieben großen Thuluth mit eleganten Kurvaturen.
8. Spätere
Entwicklungen
8. 1. Behari, Bihari
Indien, 14. Jh., weite,
schwergewichtige Horizontalen, dünne und feine Vertikalen.
Obwohl offensichtlich kursiv, starke Ähnlichkeit mit einer
Wiederbelebung des Kufi im Herat des 14. Jh. (Herati-Kufi),
häufig farbige Tinten
8.2. Sini
Chinesische Variante,
feine Linien übertriebener Rundung, vorzugsweise auf Keramik zu
finden. Ein rein ornamentaler Stil existierte gleichfalls, die
Vertikalen sind sehr stark oben verdickt, fast dreieckig, die
Horizontalen eher unbetont.
8.3. Siyaqat
Osmanische Schrift,
beeinflußt von dem Herati-Kufi, funktionale Schrift für die
Verwendung in Büros. Relativ winklig, gerade und schwerfällige
Linien.
8.4. Diwani
Osmanische
Kanzleischrift, abgeleitet von Ta'liq, entstanden im 15. Jh..
Osmanische Parallele zur Schikasta. Bindungsregeln des Diwani
gehorchen eigenen Gesetzen. Das gewohnte Gesetz von Verbinden-
und Nichtverbindendürfen nach links wird aufgehoben durch
schlanke, rückwärtslaufende Schlingen.
8.5. Jali Diwani,
Humayuni (d. h. kaiserlich)
Ornamentale Variante des
Diwani.
8.6. Diwani qirmani,
gebrochenes Diwani
Raschere und flüchtigere
Varianten des klassischen Diwani. Einer der kompliziertesten
Stile.
8.7. Idschaza
Charakteristikum: Kleine
Querstriche an den senkrechten Hasten., Schleifenförmige
Ligaturen oben zwischen den Hasten. Abgeleitet von Tawqi`.
8.8. Kalligraphische
Embleme
Anordnungsprinzip durch
äußere Form bestimmt, häufig verwendet Pflanzen oder
geometrische Formen, selbst Gebäude. Künstlerische Idee: Das
Herausbilden und graphische Ausleben einer übergeordneten
Struktur oder eines zugrundeliegenden Rhythmus' aus der Schrift
steht über den Gesetzen der zugrundeliegenden Kursivstile.
Beispiele sind
8.8.1. Spiegelschrift
Muthanna oder Aynali oder Ma`qus
8.8.2. Tughra-Schrift
(Osmanisches Sultans-Monogramm)
ursprünglich die
Unterschrift eines osmanischen Herrschers, zusammengesetzt aus
den Buchstaben seiner Namen und Titel. Später auch verwendet
für Darstellung häufig kalligraphierter Formeln wie die
Bismillah usw. Reines Emblem, durch die Form beschränkt auf
wenige Wörter.
8.8.3. zoomorphe
Schriften (ab dem 15. Jh.)
Buchstaben so angeordnet,
daß sie möglichst ohne Zutaten weiterer Federstriche weitgehend
einem Löwen, einem Pferd, einem Falken, auch Gesichter usw.
ähneln.
8.8.4.
Pflanzen-Schriften
Buchstaben so angeordnet,
daß sie möglichst ohne Zutaten weiterer Federstriche weitgehend
einer Tulpe, einer Rose und ähnlich beliebten Pflanzen ähneln.
usw.
8.9.
Phantasieschriften oder Effekt-Schriften
Künstlerische Idee:
Modische Verwendung bestimmter Details, keine eigentlich neue
Schrift, sondern systematische Verwendung einer
"Masche".
8.9.1. Zitterschrift
8.9.2. Pfauenschrift
8.9.3. Halbmondschrift
8.9.4. Vollmondschrift
8.9.5.
Blumenbeetschrift
8.9.6.
Kronenbuchstaben, Huruf al-Tadsch
Ägypten 1930 von Muhammad
Mahfuz für König Fu´ad I entworfen, der Großbuchstaben
ins arabische Alphabet einführen wollte. Aussehen: Der jeweils
erste Buchstabe wird nicht direkt nach links verbundern, sondern
die Linie steigt an, geht zurück, überschlägt sich in einer 8,
geht rechts am Anfangsbuchstaben vorbei nach unten und geht unter
dem Buchstaben wieder nach links zum Restwort. Maddah wird als
symmetrische, breite, unten offene 8 geschrieben.
8.9.7. Flammenschrift,
Harf al-Nar
(in der Türkei
entworfen), ähnelt Flammenzugen, vom Diwani abgeleitet
8.9.8. al-Khatt
al-Sunbuli
schwere und hoch
stilisierte Schrift, vom Diwani abgeleitet
8.9.9. Zulf-i`arus
(Haarlocke der Braut)
verwandt mit Rayhani und
Nasta`liq
8.9.10.
Gulzar-Schriften
In Kombination mit
anderen Stilen, Technik des Ausfüllens der Buchstabenspreite mit
Ornamenten wie Streublumen, geometrischen Mustern, Jagdszenen,
Portraits, kleinere Schriften usw.
8.9.11.
Musalsal-Schrift
Extreme Ligatur,
Buchstaben durch die Schrift dominierende, sich überschneidende
Schleifen nach oben miteinander verbunden, Ziel: die gesamten
Buchstaben ohne abzusetzen zu schreiben. Buchstaben wirken wie
Teile einer Gliederkette. Buchstabenkörper selbst z. B. aus dem
Thuluth entlehnt.
8.9.12. Khatt-i
nakhun, Fingernagel-Schrift
Schrift wird in die
Rückseite des Papiers mit dem Fingernagel
"eingraviert". 16. Jh. Nizamuddin Bukhari, die
Fertigkeit findet sich heute noch ganz vereinzelt in Pakistan.
8.9.13.
Kalligraphische Malerei
Verwendung von Pinseln
und Zurschaustellung der Pinsel-Eigenschaften als Kontrast zum
eigentlichen Charakter der arabischen Schrift als typische
Federschrift. Damit ist nicht das Ausmalen einer vorgezeichneten
Form mit Pinsel gemeint, sondern die gezielte Verwendung von
Borstenpinseln, so daß man die Spuren der einzelnen Haare sehen
kann. Von Kalligraphen klassischer Stile eher argwöhnisch
betrachtet, verlassen die Beispiele doch allzuoft die klassischen
Regeln oder betrachten die Buchstaben, immerhin die Buchstaben
des Qur'ans, als Spielzeug. Verglichen mit einem vollendet
geformten Buchstaben aus der Feder wirken Pinselbuchstaben nicht
innovativ, sondern hingeschmiert.
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Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2005
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