Bernhard Peter
Der schlafende Vishnu in Budhanilkantha (1)

Budhanilkantha, ca. 10 km von Kathmandu entfernt, besitzt eines der wichtigsten Vishnu-Heiligtümer in Nepal, den schlafenden Vishnu. Budhanilkantha bedeutet "im Schlamm vergrabene (budha) Blaukehle (nilakantha)", wobei Nilakantha ein anderer Name für den Gott Vishnu ist. Der Legende nach soll die Figur im Erdreich vergraben gewesen sein und zufällig beim Pflügen entdeckt worden sein, daher der Beiname. Jedenfalls handelt es sich um eine gewaltige, ca. 5 m lange Statue des Gottes in schlafender, auf dem Rücken liegender Position, auf einem Bett aus ineinander verwobenen Schlangenleibern, inmitten eines künstlichen Teiches. Die Schlange ist Ananta (wörtlich: "unendlich"), auf der Vishnu zwischen den Zeiten ruht, wo er wieder einmal die Welt retten muß. Sie ist eine kosmische Schlange im Milchozean, hier durch den Tempelteich repräsentiert. Auf ihr ruht sich Vishnu zwischen den Weltphasen aus. Die Schlange im Wasser stellt den Urozean dar, in den sich die Natur zurückzieht, wenn die Welt wieder einmal aufgelöst wird (Pralaya). Die Schlange ist der Rest, das, was von der vorhergehenden Welt übrig blieb. Sie hat hier 11 Köpfe, rings um Vishnus Kopf zu sehen, eine Art Schutzwall um den schlafenden Vishnukopf bildend. Wenn Vishnu erwacht und die Entstehung einer neuen Welt beschließt, wird aus seinem Nabel ein Lotus sprießen, in dem Brahma thronen wird. Vishnu hat schon viele Weltphasen (Yugas) durchlebt, und je nach Weltphase wechselt Vishnu die Farbe. Vishnu kommt jeweils als Avatara, um die Welt zu retten, als Inkarnation, insgesamt 10, 9 davon sind bisher erschienen (Matsya, Kurma, Eber, Mensch-Löwe, Vamana, Parashurama, Rama, Krishna, Buddha), der zehnte, Kalkin, noch nicht. Die gewaltige Statue ist ein Monolith und stammt wahrscheinlich aus dem 7. Jh.

Unter einem auf vier Pfosten ruhenden orangefarbenen Baldachin wird die Statue morgens geschmückt. Dazu werden von den jungen Priestern die Konturen des Gesichts mit farbigen Linien gezeichnet, er bekommt ein Urdhvapundra Tilak, ein Zeichen aus zwei den Augenbögen folgenden und dann vertikal abknickenden gelben Linien, und in der Mitte eine dritte, rote Linie, Lakshmi repräsentierend. Die Figur wird mit weißen und gelben Tüchern eindedeckt und mit frischen Blumen bestreut.

Vishnu in frischem Blumenschmuck, mit Hibiskus-Blüten auf den Windungen des Schlangenleibes.

Sorgfältig werden mit roten Hibiskusblüten farbliche Akzente verteilt.

Hier besonders gut zu sehen die halbkreisförmig angeordneten kobraartigen Köpfe der Schlange, die einen Schutzwall rings um Vishnus Kopf bilden.

Dieser freundliche Herr verteilt an Gläubige Tilaka, farbige Zeichen auf der Stirn, zum Zeichen des erfolgten Tempelbesuchs, hier zinnoberrotes Sindoor.

Der Priester hantiert mit einer vielflammigen Öllampe und einem Pfauenwedel.

Der Blumenschmuck ist perfekt, so ist Vishnu bereit für den Beginn der morgendlichen Puja.

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2009
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