Bernhard Peter
Durbar Square von Patan (1)
Ensemble aus Palästen und Tempeln (1)

Der Name "Durbar Square" oder "Darbar Square" leitet sich ab vom Nepali-Wort "Darbar" = Palast (Newar: Layaku). Heute bezeichnet der Ausdruck "Durbar Square" das Zentrum von Macht, Verwaltung und Religion rings um einen Königspalast, das administrative und religiöse Zentrum einer Königsstadt, das bauliche Ensemble im Herzen der Altstadt, wo alle Fäden einst zusammenliefen. Es gab in den drei Königsstädten Kathmandu, Patan und Bhaktapur jeweils einen Durbar Square, mit vielen Gemeinsamkeiten und auch vielen lokalen Gegebenheiten geschuldeten Unterschieden. Das Besondere an den Durbar Squares in Patan und Bhaktapur ist, daß 1770 Kathmandu von Prithvinarayan als alleinige Hauptstadt gewählt wurde, und Patan und Bhaktapur verloren ihre Funktion als Residenzstadt, und nicht zuletzt deshalb sind beide Durbar Squares heute hervorragend erhalten ohne tiefgreifende spätere Veränderungen, und der von Patan ist heute der beeindruckendste von allen dreien, was er auch einer guten Restaurierung verdankt und der Tatsache, daß er vom verheerenden Erdbeben 1934 kaum in Mitleidenschaft gezogen worden war. In Patan ist der Durbar Square am Schnittpunkt der zwei wichtigsten Innenstadtstraßen angelegt wurden und bildete so gleichzeitig ein kommerzielles Zentrum, den Mangal Bajar, den großen Markt. Längs der Nord-Süd-Straße verläuft eine Teilung in zwei funktionelle Bereiche: Im Westen der Straße stehen die einzelnen Tempelanlagen, und im Osten der Straße stehen die Palasthöfe mit integrierten Tempeln. Um diesen Komplex herum steht die bürgerliche Bebauung der Stadt, weder von besonderer Ordnung noch von irgendwelchen Begrenzungen abgetrennt; das durchschnittliche städtische Leben schließt sich unmittelbar an das Herrschaftszentrum an.

Von links nach rechts die Dächer von Harishankar-Tempel, Degutaleju-Tempel (verdeckt) und Taleju-Tempel. Rechts im Bild die Taleju-Glocke.

von links nach rechts Krishna-Tempel, Harishankar-Tempel, Vishvanath-Tempel und Bhimsen-Tempel links der Straße, Degutaleju-Tempel, Mul Chowk und Sundari Chowk rechts der Straße. Wie man sieht, sind die Paläste in die urbane Bebauung integriert, wie etwas größere Bürgerhäuser, ohne gesonderte räumliche Abgrenzung, und die Architektur greift typische Strukturen der häuslichen Architektur auf. Die einzelnen Chowks sind eigenständige Einheiten, die aneinanderstoßen können, aber nicht Teil eines größeren Gesamtkonzeptes mit durchgehenden Achsen etc. sind. Jeder Chowk ist eine Palasteinheit für sich, und jeder Chowk hat seinen eigenen Haupteingang zur Straße und seinen eigenen rückwärtigen Ausgang, wo früher einmal Gartenanlagen waren. In Patan erkennt man am besten von allen drei Durbar Squares die Einheit des Chowks als Vierflügelanlage um einen zentralen Innenhof. Die rechts der Nord-Süd-Achse liegenden Palastbauten umfassen die drei Höfe Keshar Narayan Chowk, den genannten Mul Chowk und den genannten Sundari Chowk und mehrere integrierte Tempel, den genannten Degutaleju-Tempel, den Taleju-Tempel und den Agam-Tempel. Ganz im Norden befindet sich noch der öffentliche Brunnen, der Mani Hite, neben einem Mandapa und einem Manimandapa. Die Paläste stammen im wesentlichen aus der Zeit der Könige Siddhi Narasinha Malla (1620-1660) und Shrinivasa Malls (1660-1684).

Von links nach rechts Harishankar-Tempel, Degutaleju-Tempel und Taleju-Tempel (rechts hinter der Glocke). Es gibt insgesamt sieben Tempel im traditionellen Newar-Stil, den Mani Ganesh ganz im Norden, den Bhimsen-Tempel als nördlichen Abschluß der Hauptstraße, dann nach Süden der Vishnavath-Tempel, der Char Narayan-Tempel, der kleine Narayan-Tempel davor, der Harishankar-Tempel und der etwas zurückgesetzte Biseshavar-Tempel. Dazu gesellen sich vier Tempel im Shikhara-Stil (eine nepalesische Adaptation des indischen Stiles, ganz in Stein gebaut ohne die charakteristischen nepalesischen Holzdächer), der viereckige Krishna-Tempel, der kleine Narasinha-Tempel, der achteckige Krishna-Tempel und jenseits der Straßenkreuzung außerhalb der eigentlichen Denkmalzone der Shiva-Tempel.

Die große Taleju-Glocke, die an einem Glockengalgen auf zwei dicken Säulen hängt und sowohl als Tempelglocke wie auch als Alarmglocke verwendet wurde, ist ein fester Bestandteil eines Durbar-Squares. Diese hier wurde von Shrivishnu Malla und dessen Frau Rani Chandra Lakshmi im Jahre 1736 in Auftrag gegeben, damit ist die die älteste der Glocken auf den drei Durbar Squares des Kathmandu-Tales.

Abb. links: Degutaleju-Tempel zwischen Keshar Narayan Chowk im Hintergrund und Mul Chowk im Vordergrund. Abb. rechts: Ruhepause am Tempel.

von links nach rechts Harishankar-Tempel, Vishvanath-Tempel und Bhimsen-Tempel links der Straße, Degutaleju-Tempel, Mul Chowk und angeschnitten der Sundari Chowk rechts der Straße.

Dachkonstruktion des Taleju-Tempels

Abb. links: Dächer des Agam-Tempels. Abb. rechts: Krishna-Tempel gegenüber des Keshar Narayan Chowks, im Shikhara-Stil erbaut, stark von der Moghul-Architektur beeinflußt. Oben ein zentraler Turm, umgeben von einer Vielzahl kleiner Pavillons. Dieser Tempel hat insgesamt 21 Spitzen aus Messing, die vergoldet sind, acht auf den Aufsätzen des ersten und noch einmal acht auf denen des zweiten Obergeschosses, dann noch einmal vier eine Etage höher und die 21. an der zentralen Spitze. Auf den Steinfriesen rings um den Tempel werden Szenen aus Mahabarata und Ramayana dargestellt.

Der 1637 erbaute Krishna-Tempel (Krishna Mandir), vom Obergeschoß des Keshar Narayan Chowks aus gesehen. Zwischen ersterem und letzterem steht auf einer Säule eine Garuda-Figur.

Vishvanath-Tempel, schräg gegenüber der Nordwestecke des Keshar Narayan Chowks gelegen, zwischen dem viereckigen Krishna-Tempel zur Linken (nicht im Bild) und dem Bhimsen-Tempel zur Rechten. Der Unterbau ist zweistufig, und die Treppe auf der Ostseite wird von zwei aufrecht stehenden Elefanten flankiert. Vishvanath ist ein alternativer Name für Shiva und bedeutet "Herr des Universums".

Vishvanath-Tempel, vom Obergeschoß des Keshar Narayan Chowks aus gesehen.

Literatur, Links und Quellen:
Wolfgang Korn: The traditional architecture of the Kathmandu valley, Bibliotheca Himalayica, Series III, volume 11, Ratna Pustak Bhandar, Kathmandu, 1976/2007, ISBN: 978-99933-0-630-6.
http://www.come-to-nepal.de/sehen.htm
Restaurierung der Tempel:
http://www.kvptnepal.org/projects_cmp.php
http://www.spinybabbler.org/art_complex/display_art_complexes.php?id=patan.htm
Die späten Könige von Patan:
http://www.dspace.cam.ac.uk/retrieve/522633/kailash_04_01_02.pdf
Rainer Krack, Nepal, Reise Know-How Reiseführer, 5. Auflage 2000, ISBN 3-89416-836-6

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