Bernhard Peter
Meisterwerke der plastischen Kunst
im Museum von Patan (3)

Abb. links: Statue des großen Lehrmeisters Padmasambhava aus dem 17. Jh., tibetisch. Padmasambhava ist wörtlich der "Lotusgeborene"; er zählt zu den 84 Mahasiddhas, allesamt große und hochverehrte indische oder tibetische Gelehrte. Padmasambhava war einer der historisch faßbaren Wegbereiter des Buddhismus in Tibet und ein Zeitgenosse des tibetischen Königs Trisong-Detsen im 8. Jh. Die von ihm am meisten beeinflußte Schule ist die Nyingmapa. Im tibetischen Buddhismus wird er fast wie ein "zweiter Buddha" verehrt. Ein anderer Name für ihn ist Guru Rinpoche, kostbarer Lehrer, ein weiterer Name bezieht sich auf seine Herkunft Urgyen bzw. Uddiyana. Seine Darstellung ist grundsätzlich die eines Sitzenden in Mönchsrobe mit einem charakteristischen Hut, der an seine Herkunft erinnern soll. Die rechte Hand ist lehrend erhoben, die linke Hand liegt im Schoß und hält eine Schädelschale.

Abb. rechts: eine weitere Statue des Padmasambhava. Die rechte Hand ist lehrend erhoben, hält im Gegensatz zur vorherigen Darstellung noch ein weiteres Attribut, ein Vajra (tibet. Dorje, Donnerkeil). die linke Hand liegt im Schoß und hält eine Schädelschale, hier wesentlich größer dargestellt als in der vorherigen Skulptur.

Abb.: Milarepa, vergoltete Kupferlegierung, 14.-15. Jh., tibetisch. Milarepa ist ein berühmter tibetischer Heiliger, der im 11./12. Jh. lebte. Auf seinen Lehren basiert die Schule der Kagyupa. Typisch ist die lauschende Darstellung mit der rechten Hand am Ohr.

Abb. links: Amoghasiddhi-Statue, tibetisch, aus dem 17./18. Jh. Amoghasiddhi ist einer der fünf transzendenten Buddhas. Amoghasiddhi bedeutet wörtlich "Der, der sein Ziel unbeirrt verfolgt". Ihm wird als irdischer Buddha der Buddha maitreya zugeordnet und als transzendenter Bodhisattva Vishvapani.

Abb. rechts: Yama mit mystischer Gefährtin. Darstellung aus Tibet, 15. Jh., vergoldete Kupferlegierung. Yama, der Gott des Todes und der Herrscher über die Höllen, steht auf seinem Reittier, dem Wasserbüffel. Er und seine Gefährtin, mit der er sich hier mystisch vereinigt, tragen schädelgeschmückte Kronen. Auch wenn Yama eigentlich ein hinduistischer Gott ist, fand er Aufnahme in das Pantheon des tibetischen Buddhismus als Schutzgottheit.

Abb.: Der historische Buddha Shakyamuni, nepalesische Statue aus dem 12. Jh. Buddha Shykyamuni sitzt hier in typischer Meditationshaltung, eine Hand im Schoß, die andere in Erdberührungsgeste herabhängend (die Erde zum Zeugen aufrufend). Auf dem Kopf ist die Ushnisha zu sehen, der Auswuchs auf dem Schädel, der für übernatürliche Weisheit steht. Zwischen den Augen ist die Urna, ein Zeichen für spirituelle Erleuchtung. Die großen Ohrringe in den stark verlängerten Ohrläppchen deuten auf seine Identität als Prinz Siddharta, und die Mönchsrobe deutet auf den von Gautama bewählten Weg.

Beide Abb.: Dipankara Buddha (auch Dipamkara Buddha), eine nepalesische Statue aus dem 17./18. Jh., teilvergoldete und bemalte Bronze mit Einlagen von Halbedelsteinen. Der Dipankara Buddha ist wörtlich der "Anzünder der Leuchte". Es ist der Legende nach ein Buddha, der lange vor dem historischen Buddha gelebt haben soll, der erste der 24 Buddhas vor dem Buddha Shakyamuni. Er soll in dem Asketen Sumedha den zukünftigen historischen Buddha erkannt und prophezeit haben. Stellvertretend steht Dipankara Buddha auch für alle Buddhas der Vergangenheit, und er wird oft als Dreiheit mit dem historischen Buddha Shakyamuni und dem Buddha der Zukunft, Maitreya, gemeinsam dargestellt als Buddhas der drei Zeiten. Manchmal wird Dipankara Buddha auch mit Adibuddha gleichgesetzt. Im nepalesischen Volksglauben gilt Dipankara als Beschützer der Händler; eine seiner lokalen Bezeichnungen ist Samyak-Gottheit.

Abb. links: Tara, tibetische Skulptur aus dem 18./19. Jh., vergoldete Kupferlegierung mit eingelegten Halbedelsteinen.Sie ist eine Emanation des Buddha Amitabha, wie auch Avalokiteshvara, und dies wird durch die kleine Figur des Buddha Amitabha über ihrer Krone angezeigt. Der Name bedeutet wörtlich "die Retterin". Sie ergänzt als weiblicher Aspekt des Erbarmens den Avalokiteshvara und ist wie dieser im tibetischen Volksbuddhismus ein sehr populäres Verehrungsobjekt und rangiert gleich hinter ihm in der Bedeutung. Hinter dem linken Arm wächst ein Lotus empor. In der nach unten gehaltenen Rechten hält sie ein Gefäß.

Abb. rechts: Vajrasattva und Prajna. Der Sanskrit-Name Vajrasattva bedeutet wörtlich "Diamant-Wesen". Er spielt eine Rolle im Vajrayana-Buddhismus und steht dort für das Fähigkeit zur Läuterung, zur Beseitigung von geistigen "Verunreinigungen", zur Erreichen spiritueller Reinheit. Seine rechte Hand, hier im Rücken seiner Gefährtin, hält ein Vaja (tibet. Dorje), einen Donnerkeil, der hier für seine unzerstörbare Eigenschaft steht und für die Mittel zur Erleuchtung. Seine linke Hand, die auf dem linken Bein ruht, hält eine Glocke als Symbol für Erbarmen und für Vergänglichkeit. Auch Prajna (Weisheit), seine mystische Partnerin, hält in den Händen Dorje und Glocke.

Abb. links: Vaishravana, tibetische Skulptur aus dem 17./18. Jh., vergoldetes Kupfer mit eingelegten Türkisen. Vaishravana ist einer der vier Lokapalas (tibet.: Jigten Kyong), königliche Wächter und Weltenhüter, von denen je einer eine Himmelsrichtung in Indras Paradies bewacht. Sie werden auch als Caturmaharajas (vier große Könige) bezeichnet. Sie sind die Schützer der buddhistischen Lehre und der Welt. Als königliche Wächter und Schützer werden sie in kriegerischer Aufmachung mit Helm und Harnisch dargestellt. Kubera, Jambhala oder Vaishravana (tibetisch: Rnam Thas-kyi Bu) ist der Hüter (Dikpala) des Nordens, und er ist der König der schatzhütenden Yakshas. Er ist der Alleswissende und gilt als das Oberhaupt der vier Lokapalas. Sein Attribut ist das Rundbanner, das er hier schrägrechts vor sich hält. Weiterhin begleitet ihn eine juwelenspeiende Manguste, das ist die Manguste, die für Kubera erfolgreich gegen die Schlangen gekämpft hat, die die irdischen Schätze bewachen. Er sitzt auf einem Reittier.

Beide Abb.: Buddha Maitreya, tiebtische Skulptur aus dem 16./17. Jh., Kupfer. Hier ist der reichgeschmückte Buddha der Zukunft auf einem Lotusthron dargestellt. Seine Hände zeigen ihn lehrend, im Himmel Tushita.Zu seinen beiden Seiten wachsen Lotusblüten empor. In der Lotusblüte an seiner linken Schulter ist ein kleines Wassergefäß zu sehen, eines seiner charakteristischen Attribute.

Abb. links: Vajradhara, tibetische Bronzeskulptur aus dem 16./17. Jh. mit Einlagen. Vajradhara ist wörtlich der Träger des Vajra und ein Symbol des Dharmakaya. In seinen Händen hält er Vajra (Dorje, Donnerkeil) und Glocke, zwei der wichtigsten Symbole des tibetischen Buddhismus mit sehr vielen Bedeutungen. Vajradhara ist ein Buddha, aber er blieb als Bodhisattva, um den Menschen zu helfen. Er wird oft mit Vajrasattva und Vairochana gleichgesetzt.

Abb. rechts: Sadakshari Lokeshvara, tibetische Skulptur aus dem 17./18. Jh., vergoldete Bronze mit eingelegten Halbedelsteinen. Es handelt sich um einen Aspekt des Avalokiteshvara, des Bodhisattvas der Barmherzigkeit. Der Name bedeutet "Herr der sechs Silben", wobei das Mantra Om Mani Padme Hum - oh Juwel aus der Lotusblüte - gemeint ist. Oberhalb der Krone ist im Haar eine Statue des Buddha Amitabha zu sehen, als dessen Emanation Avalokiteshvara gilt.

Literatur, Quellen und Links:
Legenden an den Exponaten im Museum Patan
Lexikon der östlichen Weisheiten, 1986 Scherz Verlag, 2005 Albatros Verlag, ISBN 3-491-96136-X

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2009, 2012
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