Bernhard Peter
Meisterwerke der plastischen Kunst
im Museum von Patan (2)

Abb. links: Steinerne Vishnu-Darstellung aus dem 10./11. Jh. Vishnu steht in der Mitte, in einer Art Bedeutungsmaßstab erheblich größer dargestellt als die beiden Begleiter zu seinen Seiten. Zu seiner Rechten steht seine Frau Lakshmi in königlicher Kleidung, und zu seiner Linken steht sein Reittier, der schlangenumgürtete Garuda, erkennbar an den in seinem Rücken herabhängenden Flügel-Umhang, mit zusammengefalteten Händen. Alle drei Figuren haben einen Flammenkranz um das Haupt und stehen gleichermaßen auf einer stilisierten und podestartig geformten Lotusblüte. Ein noch größerer stilisierter Flammenkranz umgibt die gesamte Komposition. Vishnu hat hier vier Arme, die beiden oberen Hände halten Diskus und Chakra (Streitkolben, Keule), die beiden unteren einen Padma -Samen (Lotus-Samen) und ein Muschelhorn (Shankha). Wenn diese vier Attribute auf die beschriebene Weise verteilt sind, heißt die Vishnu-Darstellung "Shridara". Neben dieser Darstellung gibt es noch 24 weitere, ganz ähnliche, darunter die "Keshava Narayana" und die "Trivikrama".

Abb. rechts: steinerne Skulptur von Padmapani Lokeshvara, der Buddha der Barmherzigkeit, besser bekannt unter dem Namen Avalokiteshvara. Die rechte Hand ist in einer Geste der Barmherzigkeit offen nach unten ausgestreckt, die linke Hand hält einen langgestielten Lotus, dessen Blüte über der linken Schulter zu sehen ist. Dieser Lotus ist die Ursache für den Alternativnamen Padmapani, was soviel bedeutet wie "der mit dem Lotus in der Hand". Eine weitere Lotusblüte ist hinter der nach unten ausgestreckten rechten Hand zu sehen. Auf der großartigen Krone sitzt ein kleiner transzendenter Buddha Amitabha.

Diese Metallplastik aus dem 17./18. Jh. stellt Vishnu dar, wie er auf seinem Sonnenvogel Garuda durch die Himmelssphären fliegt, wobei letzterer bis auf die Flügel und Füße mit sehr menschlichen Zügen dargestellt wird. Garuda krallt mit seinen Vogelklauen zwei Schlangenleiber. Schlangen finden sich auch in seinem Hals- und Ohrschmuck wieder. Der königlich dargestellte Vishnu hat vier Arme, die beiden oberen Hände halten Diskus und Chakra (Keule), die beiden unteren einen Lotus und ein Muschelhorn (Shankha).

Detailaufnahme.

Beide Abb.: Bronzefigur einer Lakshmi-Narayana. Diese Darstellung zeigt zwei Götter in einem, denn Vishnu (rechte Hälfte) und Lakshmi (links Hälfte) verschmelzen zu einer Figur, halb ersterer, halb letztere. Diese Kombinationsdarstellung gibt es nur im nepalesischen Hinduismus und ist außerhalb des Landes unbekannt. Jede Seite hält die der jeweiligen Figur zugeordneten Attribute, so sieht man auf der Vishnu-Seite z. B. das Muschelhorn.

Beide Abb: Steinrelief eines Narada, eines himmlischen Musikanten, aus dem 15./16. Jh. Er gehört zu den sieben Rishis und ist einer der Prajapatis. Um den Hals hat Narada, dem einige Hymnen des Rigveda zugeschrieben werden, eine der Rudraksha-Ketten, wie sie uns auch häufig bei Sadhus begegnen. In die Asketenrichtung geht auch das Band, das seine Beine zusammenhält, "Yogapatta" genannt, welches Asketen zur Fixierung der Beine während der Meditation benutzen. Die Figur ist mit Armbändern und großen Ohrgehängen geschmückt. Er sitzt auf einer steinernen Stufe, von der der Kopf und die beiden Vorderbeine eines Büffelfelles herabhängen. Das Instrument wird "Vina" oder "Mahati" genannt, eine Art Laute, die Narada erfunden haben soll.

Beide Abb.: synkretistische Bronzefigur von Hanu-Bhairava, eine Komposit-Gottheit, Hanuman und Bhairava in einem, ersterer eher mit dem Vishnuismus assoziiert, letzterer mit dem Shivaismus. Das ist eine seltene Kombination aus dem Affengott Hanuman, der als Avatar Vishnus gilt, und Bhairava, der als tantrischer, zorniger Aspekt Shivas gilt. Die Merkmale beider verschmelzen zu einer einzigen Figur. Der Körper und das mittlere Gesicht mit der vorstehenden Affenschnauze sind hier von Hanuman übernommen. Vier weitere tierische Gesichter kommen hinzu, ein Eber, ein Garuda, ein Tiger oder Schakal, und ganz oben noch ein Pferdekopf. Zu den insgesamt fünf Gesichtern passen zehn radial gestellte Arme, die jede Menge Attribute zorniger Götterdarstellungen halten. Bemerkenswert ist der Gegenstand in der obersten linken Hand: Das ist Gandhamadana, ein medizinischer Berg, ein mit Hanuman assoziiertes Symbol. Zu Füßen der Kompositgottheit liegt eine menschliche Figur.

Beide Abb.: eine weitere Darstellung von Hanu-Bhairava, einer Komposit-Gottheit aus dem Affengott Hanuman und Bhairava. Im Unterschied zur vorherigen Darstellung sind hier die insgesamt fünf Tierköpfe in drei Etagen übereinander gestellt, zuoberst wieder der Pferdekopf. Ganz unten kriechen zwei menschliche Wesen.

Beide Abb.: Die Göttin Bhrikuti (Gelbe Tara), polychrom gefaßte Holzskulptur aus dem 17./18. Jh. Die vierarmige Bhrikuti behört ins buddhistische Pantheon und wird als Bodhisattva angesehen. Der Legende nach war sie die nepalesische Ehefrau des tibetischen Königs Srong-tsen-gampo, der im 7. Jh. lebte.

Literatur, Quellen und Links:
Legenden an den Exponaten im Museum Patan
Lexikon der östlichen Weisheiten, 1986 Scherz Verlag, 2005 Albatros Verlag, ISBN 3-491-96136-X

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2009, 2012
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