Bernhard Peter
Durbar Square von Patan (11)
Der Mul Chowk innen

Abb. links: Der von Süden nach Norden zweite Palastinnenhof, der Mul Chowk oder Haupthof, der flächenmäßig größte Palasthof der Anlage. Es handelt sich auch zugleich um den ältesten Palasthof, eng verbunden mit dem rituellen Zentrum, den Taleju-Tempeln. Seit dem 14. Jh. war die Gottheit Taleju die persönliche Gottheit der Malla-Könige. Im Zentrum des Hofes befindet sich ein kleiner, metallbeschlagener Schrein der Göttin Bidya. Im Hintergrund erhebt sich der Taleju-Tempel. Der Unterbau ist vierstöckig, und darüber erhebt sich ein dreistöckiges Dach. Der Unterbau ist älter, und 1671, nach nepalesischer Zeitrechnung NS 791, wurde der Tempel in dieser Form unter König Shrinivasa Malla (1660-1684) aufgestockt, wobei die Ecken der im Wesen quadratischen Konstruktion so gekappt wurde, daß die Dächer achteckig sind, mit alternierend langen und kurzen Seiten. Abb. rechts: Einer der beiden Löwen vor dem Haupteingang zum Mul Chowk.

Nordseite des Innenhofes des Mul Chowk. Der Mul Chowk hat nur zwei Geschosse, ein Erdgeschoß und ein Obergeschoß, und ist damit der am niedrigsten umbaute der drei Höfe. Das Ensemble wurde 1660, in nepalesischer Zeitrechnung NS 786, unter König Siddhi Narasinha Malla (1620-1660) vollendet. Begonnen wurde er vermutlich bereits von seinem Vorgänger Shrinirash Malla. Da nur zwei Jahre später ein Feuer den Hof zerstörte, erfolgte die Wiederherstellung 1665-66 unter Shrinivasa Malla (1660-1684), des Erstgenannten Nachfolger. Die geschlossenen Räume werden "Kotha" genannt, die offenen Hallen "Dalan".

Abb. links: Nordseite des Innenhofes des Mul Chowk, im Hintergrund erhebt sich der Degutaleju-Tempel. Abb. rechts: Portal im Mul Chowk.

Torana eines Portals im Mul Chowk.

Torana eines Portals im Mul Chowk, Detail mit Makara an der Seite.

Torana eines Portals im Mul Chowk, Detail mit Garuda-Darstellung im Scheitel.

Zwei Portale im Mul Chowk mit hölzernen Gittereinlagen und Torana.

Torana eines Portals im Mul Chowk, rechts und links Makaras, oben Garuda.

Eine Öffnung im Mul Chowk mit hölzernen Gittereinlagen.

Nordseite des Innenhofes des Mul Chowk, im Hintergrund erhebt sich links der Degutaleju-Tempel, rechts angeschnitten der Taleju-Tempel. Im Vordergrund der Schrein der Göttin Bidya.

Prunkfenster im ersten Obergeschoß, davor zwei hölzerne Dachstreben.

Der Dachaufbau des Taleju-Tempels, unregelmäßig achteckig auf der Basis eines Quadrats mit abgeschnittenen Ecken. Man beachte die unzähligen Glöckchen entlang der Traufkanten auf allen oberen Ebenen.

Über einem Portal zum Schrein der Gättin Taleju ist oben mittig ein an den Armen geflügelter und gehörnter Garuda zu sehen, das mit seinen zwei Händen zwei Schlangen packt, die er gerade verspeist und die mit ihren Enden rechts und links aus dem Maul hängen. Diese Darstellung ist ganz ähnlich der am goldenen Portal zum nördlichsten Chowk. Taleju ist eine Reinkarnation der Göttin Kali und gilt als Beschützerin der königlichen Familie. Das Heiligtum im Südflügel des Chowks wurde unter König Siddhi Narasinha Malla (1620-1660) erbaut.

Detail des schlangenfressenden mythologischen Wesens Garuda.

Zu beiden Seiten des Bogens ist an dessen Ansatz ein Makara zu sehen, das den tiefgezogenen Rachen und die stämmigen Vorderbeine sowie die Leisten eines Krokodils und den nach oben aufgeworfenen Rüssel eines Elefanten hat.

Nepalesisches Vorhängeschloß.

Diese beiden bronzenen, lebensgroßen Statuen repräsentieren zwei wichtige indische Flüsse, Ganga und Yamuna, und sie befinden sich im von Süden nach Norden zweiten Palastinnenhof, dem Mul Chowk, dem flächenmäßig größten Palasthof der Anlage. Sie flankieren den Eingang zum Schrein der Gättin Taleju. Die linke Statue, Ganga, steht auf einer mystischen Schildkröte, die rechte, Yamuna, auf einer Makara stehend, dem krokodilartigen Mischwesen der hinduistischen Mythologie. Aus der jeweils äußeren, nach oben gerichteten Handfläche ragt eine Metallspitze, die das daraus fließende Wasser andeutet.

Mul Chowk, typisches Zierfenster mit zwei wuchtigen, seitlich weit in das Ziegelmauerwerk eingelassenen Balken oben und unten, geschnitzten Wangen und einer Gittereinlage..

Geschnitzte Torana eines Portals mit dem typischen ikonographischen Program, oben Garuda, zu beiden Seiten ein Makara. Oben figürlich beschnitzte Balkenköpfe des Obergeschosses.

Geschnitzte Torana eines Portals, Detailausschnitt mit schlangenfressendem Garuda.

Literatur, Links und Quellen:
Wolfgang Korn: The traditional architecture of the Kathmandu valley, Bibliotheca Himalayica, Series III, volume 11, Ratna Pustak Bhandar, Kathmandu, 1976/2007, ISBN: 978-99933-0-630-6.
http://www.come-to-nepal.de/sehen.htm
Restaurierung der Tempel:
http://www.kvptnepal.org/projects_cmp.php
http://www.spinybabbler.org/art_complex/display_art_complexes.php?id=patan.htm
Die späten Könige von Patan:
http://www.dspace.cam.ac.uk/retrieve/522633/kailash_04_01_02.pdf
Rainer Krack, Nepal, Reise Know-How Reiseführer, 5. Auflage 2000, ISBN 3-89416-836-6

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