Bernhard Peter
Sadhus in Pashupatinath (1)

Pashupatinath wird auch von vielen Sadhus bevölkert. Das Wort "Sadhu" leitet sich ab von "sadh", zum Ziel führend. Alternativ werden sie von der Bevölkerung "Baba" genannt. Eigentlich ist ein Sadhu im Hinduismus eine Person, die sich ganz der Askese und dem spirituellen Leben hingibt, der Welt entsagt, ein äußerst genügsames Leben führt und von Spenden lebt. Diese werden von Gläubigen gerne gegeben, weil die Askese der Sadhus damit zur Ersatzhandlung für sich selbst "gebucht" werden kann, der Sadhu wird in seinen Handlungen zum Stellvertreter. Sadhus können Wandernde sein oder aber einen festen Wohnsitz haben, entweder in Gemeinschafts-Ashrams oder alleine, meist aber mit Tempeln assoziiert. Ihre Lebensweise kann sehr verschieden sein, je nach Gruppierung, Guru und geleisteten Enthaltsamkeits-Gelübden. Die Askese macht sie frei für Anstrengungen, ihren Weg in die göttliche Wirklichkeit zu suchen. Von ihnen geht stets eine Aura von Strenge und Unabhängigkeit aus, von Freiheit von unseren Bindungen und Gebundensein dort, wo wir Freiheiten ausleben. Heilige oder Scheinheilige, das ist hier oft die Frage, haben doch viele Sadhus die malerische Askese mit dem Nützlichen verbunden, und sie betreiben die fromme Handlung und die parallele Existenz als Photomodell durchaus auf kommerzieller Basis. Insbesondere wenn sie beim Nahen eines Touristen ihr schönstes Lächeln auskramen und ihr Leben zwischen Bettelschale, far niente und Haschischpfeife gegen aktiv heischende Kontaktaufnahme austauschen, liegt der Eindruck nahe, daß finanzielle Enthaltsamkeit wohl nicht zum Gelübde gehörte.

Die meisten Sadhus sind Anhänger Shivas, kenntlich an drei horizontalen Streifen aus Asche oder Farbe auf der Stirn (Tripundraka Tilak). Die drei Streifen stehen für das Auslöschen der sog. drei Unreinheiten oder andere Dreiheiten, an denen der Hinduismus reich ist. Sie tragen bisweilen auch einen Dreizack als Symbol Shivas. Man findet aber auch vertikale oder nasenförmige Stirnzeichnungen in den Farben Weiß, Gelb und Rot. So z. B. das Urdhvapundra Tilak, ein Zeichen aus zwei vertikalen Linien in einer "U"-Form, wie eine lange Zunge, deren Zentrum mit einer anderen Farbe ausgefüllt sein kann oder eine dritte, oft andersfarbige Linie enthält. Es kennzeichnet Anhänger Vishnus, die Vaishnaviten. Die zwei weißen oder gelben Linien stehen für die Fußabdrücke Vishnus, die auf einem Lotus ausruhen, das rote Zentrum repräsentiert Lakshmi. Die Farbe kann variieren, weiß, orange, rot, je nachdem, ob das Zeichen aus Asche oder Sandelholzpaste gefertigt wurde, welches seine farblichen Akzente je nach Sekte des Vishnuiten noch durch Beimengung von Curcuma oder Zinnoberrot erhält. Sadhus sind typischerweise in den heiligen Farben Gelb, Orange und Rot gekleidet. Es gibt übrigens auch Sadhus, die unbekleidet leben und ihren Körper ganz mit Asche einreiben. Ein weiteres typisches Attribut sind die Rudraksha-Ketten um Hals und Handgelenke.

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2009
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