Bernhard Peter
Kathmandu, der Shiva-Parvati-Tempel
auf dem Durbar Square (1)

Der Shiva-Parvati-Tempel (Shiva Parvati Mandir, Mahadev Parvati Mandir) ist Teil der Bebauung des Durbar Square von Kathmandu. Er ist im Newar-Stil erbaut worden, besitzt nur ein einziges Dach  und steht im Westen des Hanuman Dhoka, des alten Königspalastes. Auf der Ostseite wird er vom Bhagvati-Tempel (Bhagvati Mandir) flankiert, der in die Baugruppe des Königspalastes integriert ist, und im Westen vom Narayan-Tempel (Garud Narayan Mandir) und im Südwesten vom Shiva-Tempel Maju Deval. Im Nordosten steht die Taleju-Glocke. Nach Süden besteht eine größere Freifläche bis zum Trailokya Mohan und dem Kumari Chowk.

Das Besondere an dem Shiva-Parvati-Tempel ist seine Rechteckform. Vielleicht kommt das daher, daß der für nepalesische Verhältnisse recht junge Tempel auf einer älteren dreistufigen Plattform errichtet wurde. Oben unter dem Dach kann man im Obergeschoß zwischen den Dachstreben inmitten der ganzen dunkelbraunen Fenster voller herausragend schöner Schnitzarbeiten das Götterpaar selbst in Form weiß gestrichener Holzfiguren am offenen Fenster sehen, ab ob es dem Treiben auf dem Platz von oben zusähe. Der Tempel wurde von Rana Bahadur Shah Dev (1775-1806, regierte 1777-1799) gestiftet, dem dritten König der Shah-Dynastie. Er kam als kleines Kind im Alter von zwei Jahren als Nachfolger seines Vaters Pratap Singh Shah auf den Thron und stand zuerst unter der Vormundschaft seiner Mutter, Rajendra Rajya Laxmi Devi, ab 1785 unter der Regentschaft von Bahadur Shah, dem zweiten Sohn des Reichs- und Dynastiegründers Prithvi Narayan Shah, in dem wir daher den wirklichen Bauherrn des um 1790 errichteten Tempels sehen können. Bahadur Shah wurde übrigens später von seinem Neffen ins Gefängnis gesteckt, wo er starb. Aber auch Rana Bahadur Shah Dev nahm kein schönes Ende: Er wurde vertrieben, ging für 4 Jahre nach Varanasi ins Exil, konnte dann zurückkehren, wurde aber 1806 von seinem Stiefbruder, Sher Bahadur Shah, enthauptet.

Das Erdgeschoß wird geprägt von einer Reihe  von insgesamt fünf geschnitzten Fenstern mit filigranen Gittereinsätzen und reichgeschnitzten Rahmen und Bogenfeldern darüber. Im Innern beherbergt der Tempel im Erdgeschoß neun Darstellungen von Göttinnen, Navadurga genannt, die neun Durga-Göttinnen bzw. neun verschiedene Erscheinungsformen der Muttergöttin Durga abbilden. Dazu werden Devi Saulaputri (Shailaputri), Devi Brahmacharini, Devi Candraghanta (Chandraghanta), Devi Kusamanda (Kushmanda), Devi Skandamata, Devi Katyayani, Devi Kalaratri, Devi Mahagauri und Devi Siddhidatri gezählt. Diese Göttinnen sind ferner den "neun Planeten" der vedischen Astrologie zugeordnet, Saulaputri -> Mond, Brahmacharini -> Mars, Candraghanta -> Venus, Kusamanda -> Sonne, Skandamata -> Merkur, Katyayani -> Jupiter, Kalaratri -> Saturn, Mahagauri -> Rahu und Siddhidatri -> Ketu.

Der Shiva-Parvati-Tempel hat das Erdbeben des Jahres 2015 bis auf Kleinigkeiten überstanden, während dieses die im Westen und Süden benachbarten Tempel Maju Deval (Maju Dega), Santanesvara-Tempel, Garud Narayan Mandir und Trailokya Mohan (Pun Dega) völlig in Schutthaufen verwandet hat, so daß er zusammen mit dem Kumari Chowk zu den wenigen das Naturereignis überlebenden Gebäuden gehört.

Literatur, Links und Quellen:
Stefan Loose Reiseführer Nepal, S. 135-136 https://books.google.de/books?id=3FzzCQAAQBAJ&pg=PA136
The Rough Guide to Nepal, S. 60-62
https://books.google.de/books?id=AcF0AQAAQBAJ&pg=PA60
Zerstörungen in Kathmandu 2015:
http://unesdoc.unesco.org/images/0024/002468/246817E.pdf
Nelles Guide Reiseführer Nepal, S. 95-97
https://books.google.de/books?id=wZZ1DQAAQBAJ&pg=PA97
Shiva-Parvati-Tempel:
http://dbrevisited.weebly.com/shiv-parvati-temple.html
Rana Bahadur Shah Dev:
https://en.wikipedia.org/wiki/Rana_Bahadur_Shah
Shah-Dynastie:
https://en.wikipedia.org/wiki/Shah_dynasty

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© Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2017, Photos aus dem Jahr 2009
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