Bernhard
Peter
Kalender
und Zeitrechnung:
Der gedruckte Kalender in Bali
Kein Mensch kann das komplexe System des balinesischen Kalenders im Kopf behalten, selbst Balinesen nicht. Ein wichtiges Hilfsmittel, das in keinem Haushalt fehlt, ist der gedruckte balinesische Kalender. Ein verwirrendes Stück Papier voller Zahlen in Schwarz und Rot, ist es ein Höchstmaß an kondensierter Information. Nicht nur kann man daraus ableiten, welchen Tag nach welcher Zeitrechnung man gerade zählt oder wann wichtige Tempelfeste und Zeremonien stattfinden, sondern auch wann welche Tage für welche Handlungen besonders günstig und ungünstig sind. Das Interessanteste ist daran der große Unterschied zu unseren Kalendern, sowohl in der Art der Zählung als auch an der Einstellung zum Kalender. Wir brauchen Kalender, in die wir all unsere Pläne und Termine in vorhandene Freiräume eintragen, wir füllen den zeitlichen Rahmen mit Aktivität durch eigene Einträge. Der Balinese aber läßt sich durch den Kalender mitteilen, welche Handlungen er wann am besten unternimmt oder unterläßt. Er akzeptiert den den Dingen innewohnenden Rhythmus und paßt sein Handeln diesem an.
So sieht ein typischer balinesischer Kalender aus (Ausschnitt):
Lange Kolonnen fremder Begriffe und viele Ziffern - wie um Himmels willen findet man sich in der verwirrenden Vielfalt der Daten zurecht? Ein paar Regeln:
3er Woche |
5er Woche |
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6er Woche |
4er Woche |
|
Tag
des Gregorianischen |
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10er Woche |
2er Woche |
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8er Woche |
9er Woche |
Zwei fehlen:
- Die 7er-Woche steht in der allerersten Spalte des ganzen Kalenderblattes.
- Die 1er-Woche erübrigt sich denn sie leitet sich aus der 2er-Woche ab. Ist diese Menga, ist jene immer Luang. Ist sie aber Pepet, fällt die Eintageswoche aus.
3 Beispiele mögen dies illustrieren:
Gregorianisches
Datum: Mo., 10. Juni 2002 Saka-Datum: Monat Sasih Jiyestha 1924 18. Woche namens Merakih Mondphase: Neumond, 15. Tag der abnehmenden Mondphase Islamische Zeitrechnung: 29. Rabi I 1423 Tagesnamen
(Wochenlänge): |
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Gregorianisches
Datum: Di, 18. Juni 2002 Saka-Datum: Monat Sasih Sadha 1924 19. Woche namens Dwi Tambir, Mondschalttag: 2 Monddaten, 1 Sonnendatum Mondphase: 8./9. Tag der zunehmenden Mondphase Islamische Zeitrechnung: 7. Rabi II 1423 Tagesnamen
(Wochenlänge): |
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Gregorianisches
Datum: So., 16. Juni 2002 Saka-Datum: Monat Sasih Sadha 1924 19. Woche namens Dwi Tambir Mondphase: 6. Tag der zunehmenden Mondphase Islamische Zeitrechnung: 5. Rabi II 1423 Tagesnamen
(Wochenlänge): |
Unter den Wochenspalten findet sich noch eine Rubrik "Ingkel" - das sind die in dieser Woche verbotenen Tätigkeiten.
Der Kalender enthält die Daten anderer Zeitrechnungen ganz oben (hier für Juni 2002):
Caka |
Chinesisch |
Japanisch |
Buddhistisch |
Der Kalender enthält unten auch noch einen umfangreichen Textteil.
Ganz rechts ist noch eine lange Spalte mit den jeweiligen Attributen der einzelnen Tage (Tgl. Ala Ayuning Dewasa). Daraus ergeben sich z. B. Charaktereigenschaften von Leuten, die an einem solchen Tag geboren werden. Weiterhin geben sie indirekt Hinweise auf Tätigkeiten, die man an einem solchen Tag besser tun oder unterlassen sollte. Bsp. (Ausschnitt):
Ach ja, und das Photo ist das von I Ketut Bangbang Gedé Rawi, der diese Art der Notierung erfunden hat.
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Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004, 2005
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