Bernhard
Peter
Kalender
und Zeitrechnung:
Einleitung
Warum
diese Zusammenschau der Kalender? Was will diese Übersicht?
- In prägnanter Form die jeweils
relevanten Prinzipien und Regeln erläutern
- Alle Kalender gleicherweise in
übersichtlicher Darstellung und Graphik präsentieren
- Die Idee des jeweiligen Kalenders in
den Vordergrund stellen und begreifbar machen
- Die kulturellen Eigentümlichkeiten
des Kalenders hervorheben
- Den Kalender als Ausdruck seiner
Kultur verständlich machen
- Neugierde wecken, was Menschen bewegt,
auf die verschiedenste Art die Zeit zu strukturieren
- den Grundstein für das Verständnis
für die Lage von Feiertagen legen
Was will
diese Übersicht nicht?
- Mathematische Ansätze aller
Berechnungen anbieten
- vollständig alle - auch die
abgefahrensten - Regeln erläutern
- Einen Astronomiekurs ersetzen
- Lexikon für alle Monats- und
Wochenbezeichnungen weltweit sein
- Umrechnungsmöglichkeiten für jeden
und alle Tage anbieten
- Programmieranleitung sein oder
Programme zur Umrechnung anbieten
Dafür sei auf die
einschlägige Fachliteratur in Printmedien und Internet (siehe Literaturliste) verwiesen.
Was gibt
es für Kalender?
Zwei Himmelskörper bieten
sich zur Rhythmisierung der davoneilenden Zeit seit alters her
an: Die Sonne und der Mond. Entsprechend haben sich
Sonnenkalender und Mondkalender entwickelt. Spannend wird das
Ganze dadurch, daß man stets nicht nur versucht hat, eine
größere Präzision in die Zeitbestimmung hineinzubringen, immer
besser die wahrnehmbaren Zeiträume wie Mondphasen, Jahreszeiten,
Tageslängen zu korrelieren, sondern auch die unterschiedlichen
Zyklen von Sonne und Mond zusammenzubringen. Ferner ist äußerst
interessant, wie unterschiedlich die verschiedenen Kulturen mit
dem Problem umgehen, daß die Einheiten Jahr, Monat, Woche, Tag
eigentlich inkommensurabel sind und doch möglichst ineinander
konvertierbar sein sollen.
Die Kalender kann man
einteilen in:
- arithmetische Kalender:
Kalender, die eine mathematische Funktion zur Berechnung
benutzen, insbesondere für die Schalttage. Es ist immer
möglich, ein in der Zukunft liegendes Ereignis exakt zu
datieren, denn diese Kalender können vollständig in
Form von Regeln spezifiziert werden, ohne daß eine
Observation der Himmelsvorgänge nötig wäre.
- Gregorianischer Kalender
- Nationaler Indischer Kalender
- Baha'i-Kalender
- Kalender der Göttinnen
- astronomische Kalender:
Kalender, deren wichtige Eckdaten durch Beobachtung der
Himmelsgestirne festgelegt werden. Die arithmetischen
Funktionen dienen nur dazu, sich den astronomischen
Ereignissen anzunähern. Die Datierung eines Ereignisses
in der Zukunft ist mit einer gewissen Unsicherheit
behaftet.
- Orissa-Sonnenkalender in
Indien
- Bengal-Sonnenkalender in
Indien
- Tamil-Sonnenkalender in Indien
- Malayalam-Sonnenkalender in
Indien
- islamischer Kalender
- chinesischer Kalender
Man kann die Kalender
aber auch augenfälliger nach vorherrschendem Gestaltungsprinzip
einteilen, was hier versucht werden soll. Ganz grob kann man
demnach unterscheiden:
- Reiner Sonnenkalender:
Das Jahr richtet sich nach dem Sonnenjahr, nach dem
tropischen Jahr, Monate sind definierte Abschnitte des
Sonnenjahres. Solarkalender basieren auf dem Lauf der
Jahreszeiten, die sich aus der Bewegung der Erde um die
Sonne auf ihrer elliptischen Bahn und mit ihrer geneigten
Rotations-Achse ergeben. Die Monate sind unabhängig von
den Mondphasen. Die Jahre dieser Kalender stimmen mit den
Jahreszeiten überein und beginnen an einem festen Punkt,
z. B. dem Frühlingspunkt o.ä. Wo es nicht ganz paßt,
gibt es Schalttage, um die Zählung den Jahreszeiten und
dem Verlauf des tropischen Jahres wieder anzupassen.
Beispiele:
- Gregorianischer Kalender
- Julianischer Kalender
- Kalender der französischen
Revolution
- Badi-Kalender der Bahai
- Miladi-Kalender in der Türkei
- Suriyakati-Kalender in
Thailand
- Bikram Sambat in Nepal
- koptischer Kalender
- Orissa-Kalender in Indien
- Malayalam-Kalender in Indien
- Bengali-Kalender in Indien
- Tamil-Kalender in Indien
- die iranischen Kalender
- Reiner Mondkalender: Diese
Kalender basieren auf den natürlichen Zyklen des Mondes.
Der Monat richtet sich nach dem Mondmonat, sie sollen so
nah wie möglich den beoachtbaren Mondphasen entsprechen.
Das Jahr ist ein definiertes Vielfaches dieses
Mondmonats. Ein Mondkalender ignoriert das tropische Jahr
und die Jahreszeiten, der Lauf der Sonne ist schlicht und
einfach irrelevant. Beispiele:
- Islamischer Mondkalender,
Hicri
- Lunarkalender mit
Solarzählung: Der Charakter als Mondkalender
steht im Vordergrund. Auch wenn die Jahreszählung an das
Sonnenjahr angepaßt wird, ist die Bindung an die
Jahreszeiten deutlich geringer als beim
Lunisolarkalender.
- Lunisolare Kalender, gebundene
Sonnen- und Mondkalender. Diese Kalender
vereinigen Eigenschaften von Mondkalendern und
Sonnenkalendern. Sie setzen sich aus Jahren zusammen, die
mehr oder weniger mit dem Lauf der Sonne und den
Jahreszeiten korrelieren, und aus Monaten, die den Lauf
der Mondphasen widerspiegeln. Hier gibt es zwei
Untertypen:
- Kalender, bei dem die Summe
der Mondmonate durch zusätzliche Tage
oder Monate an das Sonnenjahr angepaßt
wird
- Newar Sambat in Nepal
- Jüdischer Kalender
- Chantarakati-Kalender
in Thailand
- Myanmar Era Kalender
- Buddhistischer
Kalender
- Saka Kalender auf Bali
- lunisolare Elemente im
chinesischen Kalender
- japanischer
traditioneller Kalender
- Khmer-Kalender
- Kalender, bei dem durch Auslassen
von Tagen oder Jahren die Anpassung an
das Mondjahr gesucht wird. Beispiel:
- Maliye-Kalender,
türkischer Finanzkalender
- Lunistellare Kalender:
Kalender, die sich aus dem Lauf des Mondes und bestimmter
Sterne ableiten (Klassifikation von Lance Lantham):
- Ägyptischer Kalender (Richard
Parker)
- Kalender der Loango
(westafrikanischer Stamm, Sirius, nach Lance
Lantham)
- Zyklische Kalender:
Davon gibt es drei Formen:
- Zyklische Kalender, die
ineinandergeschachtelte Zyklen zur Strukturierung
der Zeit verwenden, kleine Zyklen werden zu
großen und diese zu noch größeren
zusammengefaßt, wobei die Einheiten
kosmische Relevanz haben
- Zyklen und Rhythmen
des chinesischen Kalenders
- verschachtelte Zyklen
des indischen Schöpfungsmythologie
- Zyklische Kalender, bei denen
die Zyklizität auf den arithmetischen
Regeln beruht
- Kalender der
Göttinnen
- neuiranischer Kalender
- Daneben gibt es auch Kalender,
die sich überhaupt nicht am Lauf der
Himmelsgestirne orientieren, sondern
Rhythmus aus sich selbst heraus schaffen oder
sich selbst durch ein Interferenzmuster
strukturieren:
- Pakuwon-Kalender auf
Bali
- Zyklische Elemente der
Kalender auf Java
Und vor allem sollte man
zwei Dinge sorgsam auseinanderhalten: Den Kalender und die
Zeitrechnung. Ein Kalender regelt die Jahreseinteilung und die
Zeitverlaufsbeschreibung, die Zeitrechnung (oder die Ära) gibt
den Nullpunkt der Zählung vor, den Ursprung der jeweiligen
Zeit-Geschichte. Bei den meisten Kalendern ist die
Zeitbeschreibung mit dem Zeitursprung gekoppelt. Aber in Ländern
wie Indien oder Iran, wo viele Kalendersysteme und viele
Zeitrechnungssysteme nebeneinander existieren, ist das System
äußerst komplex. Jeder Kalender kann rein theroretisch mit
jeder Zeitrechnung kombiniert werden, auch wenn bestimmte
Kombinationen die Regel sind. Daß mindestens sechs Kalender in
Indien alle von mindestens 5 verschiedenen Nullpunkten aus
gezählt werden können, macht die Ordnung und das Verstehen
schwer. Gerne werden weiterhin trotz Verwestlichung historische
Daten als Startpunkt beibehalten - selbst wenn man sich in
Thailand das System des gregorianischen Kalenders zu eigen
gemacht hat, zählt man dennoch ab Buddhas Tod.
Bei allem Respekt vor der
großartigen astronomischen und mathematischen Leistung
die Beschäftigung mit den Kalendern der Welt ist sowohl ein
Erkennen der Relativität des Zeiterlebens als auch ein Streifzug
durch das allzu menschliche Prinzip Was nicht paßt, wird
passend gemacht....
Kalendersysteme, Literatur zu
Kalendersystemen
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