Bernhard Peter
Typisch japanische Dinge (49): Chabitsu



Chabitsu
       
Rantai Shikki

Ein Chabitsu gehört zur Kultur des Sencha-Tees, also zum Bereiten von Tee aus nicht-pulverisiertem grünen Tee. Vom Namen her setzt sich das Wort zusammen aus Cha = Tee und Hitsu = kastenförmiger Behälter, Kiste, aber auch im anatomischen Sinne Brustkasten. Und im Kontext wird das "h" zu "b", wie bei Hako -> -bako (Kiste), Hori -> bori (Graben) etc. Interessanterweise wird das entsprechende, mit 18 Strichen geschriebene und das Radikal "ki" (Baum, Holz) enthaltende Kanji in der ON-Lesung "ki" gelesen, und es besitzt zwei verschiedene kun-Lesungen, nämlich "hako" und "hitsu". Also sind "Hako" und "Hitsu" mit demselben Zeichen geschriebene Kisten, die nur je nach Kontext unterschiedlich ausgesprochen werden. Das gleiche Wort "Hitsu" verwendet man nicht nur kür Kisten und Koffer, sondern auch für runde Holzbehälter zur Aufbewahrung von gekochtem Reis. Also Cha-bitsu = Tee(utensilien)-kiste, denn in so einer runden Deckelkiste werden alle Utensilien (mehrere Teetassen aus Keramik, Yunomi; Unterteller aus Keramik oder Holz; Teekanne aus Keramik, Houhin; Abkühlschale, Yusamashi; Teeblätterbehälter) verstaut, die man zur Zubereitung von Sencha-Tee benötigt, dem mit 75 % der gesamten Teeproduktion des Landes verbreitetsten und beliebtesten Alltagstee.

In der Regel ist ein Chabitsu rund und niedrig zylindrisch und besitzt einen Deckel. Das typische Material ist Holz oder Bambus, in modernen Zeiten gibt es auch solche aus Plastik. Früher war ein Chabitsu in jedem, wirklich jedem japanischen Haushalt zu finden. Das war ein so typisches Utensil, daß die Kombination aus Chabudai, einem traditionellen langen Eßtisch, und einem Chabitsu darauf fast klischeehaft häusliche Idylle darstellte und genauso auch in Filmen verwendet wurde, wenn häusliches Familienleben als Setting erforderlich war. Und wenn in einer Tee-Schule der Umgang mit Sencha-Tee gelehrt wird, ist ein Chabitsu mit all den benötigten Utensilien darin unverzichtbares Accessoire ab der ersten Lektion. Doch im täglichen Leben verschwindet dieses Utensil immer mehr, denn seit an jeder Ecke grüner Tee in Plastikflaschen oder Aludosen aus dem Automaten zu haben ist, befindet sich die traditionelle Zubereitung auf dem Rückzug, und entsprechend verschwinden die Utensilien aus dem Alltagsleben eines normalen japanischen Haushalts. Wo man diese Chabitsu noch antreffen kann, sind Hotels im traditionellen japanischen Stil, in traditionellen familiengeführten Unterkünften (Minshuku) und natürlich in den Stätten, an denen traditionelle Teekultur gelehrt und praktiziert wird.

Meist sind Chabitsu aus lackiertem Holz und haben geschlossene Wände. Aber es gibt sie auch aus naturbelassenem oder lackiertem Bambusgeflecht. Und es gibt sie mit Kirschbaumrinde überzogen (Kabazaiku-Technik). Der Durchmesser beträgt ca. 29-33 cm, die Höhe ca. 12-14 cm. Das oben und unten abgebildete, ca. 1980-1990 hergestellte Beispiel ist aus zu Mustern geflochtenem bzw. gewebtem natürlichem Bambus hergestellt und hat eine relativ offene Seitenwandung. Das Geflecht wurde in unzähligen aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten mit Lack überzogen. Diese in der Präfektur Fukuoka besonders ausgereifte Technik nennt man "Rantai Shikki", also Rantai-Lackwaren, und mit Rantai bezeichnet man das netzartige Geflecht. In dieser Technik werden auch Teller, Körbchen und Tabletts hergestellt. Neben Kurume (Präf. Fukuoka) sind weitere Herstellungszentren in Takamatsu (Präf. Kagawa) und in Beppu (Präf. Oita).


Literatur, Links und Quellen:
Rantai Shikki auf JAANUS:
https://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/r/rantaishikki.htm
Chabitsu:
https://www.japanesewiki.com/culture/Chabitsu.html


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