Bernhard
Peter
Japanische
Schwerter und Schwertschmuck
Fachbegriffe
Arten
von Schwertern und Begriffe
Nihonto = auch Nippon-To
(Japan-Schwert) oder Shinken = ein nach
traditionellen Methoden hergestelltes japanisches Schwert. Es
gehören nicht dazu industriell gefertigte wie Gunto und
Murata-to.
Einteilung
nach Alter:
- Jokoto =
altertümliche Schwerter = älteste Schwerter
- Koto = alte Schwerter
= Schwerter ab Mitte der Heian-Zeit (794-1185) bis zur
Azuchi-Momoyama-Zeit (1573-1603) oder der Keicho-Ära
(1596-1615)
- Shinto = neue
Schwerter bis einschließlich der Anei-Ära
(1772-1781)
- Shinshinto = neuere
neue Schwerter bis 1876
- Gendaito =
Gegenwartsschwerter ab 1876
Einteilung
nach Länge und Typ:
- Daito = Überbegriff
für alle langen Schwerter der Samurai mit Klingen
zwischen 60 und 180 cm, also > 2 Shaku Klingenlänge.
Zu den Daito gehören Tachi, Katana und Nodachi.
- Tachi =
Langschwert, ein immer über 60 cm (Klinge),
meist 75-80 cm (Klinge) langes Kampfschwert der
Reiter, zusammen mit Tanto (Kodachi) getragen,
mit der Schneide nach unten getragen, zusammen
mit Hofkleidung getragen, das Tachi blieb
zeremoniellen Zwecken vorbehalten. Stärker
gebogen und etwas länger als Katana.
Schwertgriff länger und stärker gebogen. Tachi
wurde in einem Wehrgehänge getragen, Schneide
zeigte nach unten -> Signatur des
Schwertschmieds auf der vom Träger abgewandten
Seite, also auf der anderen Seite im Vergleich zu
Katana (->Tachi mei).
- Katana =
Langschwert, ein immer über 60 cm (Klinge),
meist etwa 70-75 cm (Klinge) langes Schwert, das
im Fußkampf benutzt wurde, zusammen mit dem
Wakizashi getragen, Schneide wird nach oben
getragen, wird zusammen mit Zivilkleidung
getragen, eigentliches Kampfschwert
- Nodachi = Das
Odachi (jap. Groß-Tachi) oder
auch Nodachi (Feld-Tachi) ist eine längere
Variante des Tachi und wurde wegen seiner Länge
über den Rücken geschlungen oder in der Hand
getragen. Länge der Klinge meist über 3 Shaku,
also > 90 cm.
- Naginata = langes
Schwert, Schwertlanze, die zwischen 150 und 260
Zentimeter lang ist, seit dem 12. Jh., wurde von
Mönchen, Kriegern (Bushi) und Fußsoldaten verwendet.
- Nagamaki = lange
Umwicklung, Langwaffe für Fußkämpfer, ähnelt einer
Mischung aus Naginata (Schwertlanze) und Katana. Die
Klinge der Nagamaki hat in etwa Katana-Länge, der Griff
ist ca. 10 % länger als die Klinge. War vom 12. bis
zum 14. Jh. verbreitet.
- Tsurugi = Ken =
gerades Schwert mit einer symmetrischen, zweischneidigen
Klinge und zentrierter Spitze.
- Tanto = Dolch ohne
Stichblatt, kürzer als Wakizashi, Klingenlänge < 30
cm, max. 1 Shaku Länge
- Aikuchi = kurzes
Tanto, vor allem in der Zeit des 15. Jh., ohne
Stichblatt, Griff schließt fast nahtlos an die Saya
(Messerscheide) an
- Kaiken (auch Kwaiken)
= ein Messer mit einer Klingenlänge von ca. 8-16 cm.
- Wakizashi =
Kurzschwert, länger als Tanto, Klingenlänge 30-60 cm =
1-2 Shaku, außerdem mit Stichblatt versehen
- Kodachi = kurzes
Tachi, Länge wie Wakizashi, aber prunkvoller verziert,
wurde in einem Wehrgehänge statt im Obi getragen,
Wakizashi für offizielle Anlässe, passend zum Tachi.
- Daisho = Langschwert
und Kurzschwert zusammen, Privileg der Samurai, Katana
und Wakizashi wurden seit dem 16. Jahrhundert als Paar (=
Daisho, "Groß und Klein") zusammen im Gürtel
getragen
- Kogatana = kleines
Messer, bezeichnet entweder das Beimesser jap. Schwerter
(Kozuka) oder ein Werkzeugmesser (Kiridashi bzw.
Kiridashi-kogatana)
Industriell gefertigte
Schwerter, zählen nicht zu den Nihonto:
- Gunto = Armeeschwert,
Militärschwert, Blütezeit im Zweiten Weltkrieg,
Abwandlung des Katana
- Murata-to = wurden
aus einer einzigen Stahlsorte gefertigt und in Öl
gehärtet
Grundsätzlicher
Aufbau von Katana und Wakizashi, Zubehör und Bestandteile des
Schwertschmuckes:
Schwertzierat = die von
Metallhandwerkern künstlerisch gestalteten Teile der Griffe von
Schwert, Kozuka (kleinem Beimesser) und Kogai (Schwertnadel).
- Saya = Scheide. Auch
die Scheide kann mit Metallschmuck versehen sein.
- Habaki =
Klingenhalterung, -Fassung, Hülse, die auf das Heft
geschoben wird und im Nakago-ana steckt
- Seppa = Unterlegteile
des Heftes, je eines vorne und hinten, liegen der Tsuba
auf, genau auf das Seppadai passend
- Tsuka = Heft, Griff
(Holz)
- Tsuka-ito =
Heft-Garn, Bindfaden des Heftes, Umwicklung des Griffs
mit Seidenschnüren
- Same = Rochenhaut mit
Knötchen, liegt auf dem Holz und unter dem Heft-Garn
- Mekugi = Nagel aus
Bambus, Horn, Metall, geht durch Heft und Löcher im
Tang, Rückhaltepflock
- Toshin = Klinge des
Schwertes
- Koshirae = Montierung
des Schwertes = alles außer Klinge, was am fertig
montierten Schwert zu finden ist
- Tang = Angel,
unpolierter Teil, der im Heft "verschwindet",
ein Loch besitzt und die Signatur trägt
- Tsuba = Stichblatt,
sitzt unmittelbar oberhalb der Schwertklinge zum Schutz
der Hand
- Kodogu = Zubehör,
kleine Stücke des Schwertschmucks, also die Summe aus
Kozuka, Kogai, Fuchi, Kashira, Menuki etc., ohne Tsuba.
- Mitokoro-mono = Set
aus Menuki, Kogai und Kozuka
- Menuki = Paar kleiner
Ornamente in dekoriertem Metall auf jeder Seite des
Heftes. Diese Metallplättchen dienten ursprünglich zur
Abdeckung des durch den Zapfen der Klinge fuhrenden
Holzpflocks, verloren dann aber diesen Zusammenhang und
wurden zum rein dekorativen Element. Treten paarweise
auf, sind passend, aber selten identisch.
- Soroi-mono =
Komplettes Set Metallbeschläge für 1 Schwert
- Daisho-soroi-mono =
Komplettes Set Metallbeschläge für 2 Schwerter
- Fuchi-kashira =
Festigung des Heftes an beiden Seiten, oft gemeinsam
ornamentiert
- Fuchi = flaches
Metallband, ringförmige Zwinge, bis 1/2 Zoll breit, geht
an der Griff-Seite um das Heft
- Kashira = Heft-Kopf,
Knauf-Kappe, Knaufbeschlag in Form einer kleinen ovalen
Kapsel. Seitlich befinden sich mit Hülsen verkleidete
Schlitze zum Durchziehen der um den Griff gewundenen
Seidenschnüre
- Kozuka = Beimesser,
steckt in Seitenfach der Scheide auf der körpernahen
Seite
- Kogai = Schwertnadel
in der Seitentasche der Scheide, auf der körperfernen
Seite, dafür Aussparung in der Tsuba. Nur bei Schwertern
des Katana-Types, nie des Tachi- oder Handachi-Types.
- Wari-Kogai = Paarige,
teilbare Kogai, deren eigentlciher Zweck nicht ganz
geklärt ist.
- Umabori = Spez.
Higo-Provinz, Pferde-Nadel
- Futokuromono = Paar
aus Kogai und Kozuka, das gleich gearbeitet ist und am
selben Schwert montiert war.
Wertschätzung
und Klassifizierung von Kodogu:
Die Kleinteile besaßen
hierarchischen Stellenwert: Menuki > Kogai > Kozuka >
Fuchi-Kashira. Das lag an ihrer Verwendung je nach
Gesellschaftsklasse: Menuki bestanden meist aus Gold oder Shakudo
und waren nur bei Schwertern der höchsten Samurais oder der
Mitglieder des kaiserlichen Hofes montiert. Kogai waren Nadeln
zum Ordnen der Haare, und das setzt ein Zerdrücken der Frisur
durch schwere Helme voraus, was den Besitz eines solchen und
einer großen, wertvollen Rüstung voraussetzt -> Kogai waren
auf Krieger der oberen Klassen limitiert, zuzüglich der
Menuki-Träger. Kozukas kamen auf fast allen Montierungen vor,
deshalb standen sie eine Stufe tiefer. Es war aber möglich, ein
Schwert ohne zu montieren. Ein Schwert ohne Fuchi-Kashira hielt
nicht zusammen, deshalb hatte jedes Schwert diese beiden, ergo
niedrigster Rang. Erst später verwässerte diese Rangabstufung,
weil jeder natürlich die Zeichen der oberen Klassen haben
wollte, und deshalb hatte am Schluß auch ein Kogai und Menuki,
wer gar keine Rüstung sein eigen nannte. Ob dem Träger diese
Kleinteile zustanden, war belanglos geworden, als sie
inflationsartig von allen getragen wurden. Die gesellschaftliche
Zuordnung war verloren gegangen.
Literatur,
Quellen und Links:
B. W. Robinson: The Arts of the Japanese Sword, Faber and Faber,
London 1970.
Lydia Icke-Schwalbe: Das Schwert des Samurai, Exponate aus den
Sammlungen des Staatlichen Museums für Völkerkunde zu Dresden
und des Museums für Völkerkunde zu Leipzig, Brandenburgisches
Verlagshaus, Berlin 1990, ISBN-10: 3327007357, ISBN-13:
978-3327007358
Steffi Schmidt, Peter Bausch: Japanische Schwertzierate 1: Tsuba,
Museumspädagogische Schriften des Ostasiatischen Museums in
Berlin-Dahlem, Nr 533 a, Staatliche Museen Preußischer
Kulturbesitz Berlin, 1976
Günther Heckmann: Tsuba. Band I der Japan-Edition aus dem H.U.B.
Verlag, Nürtingen 1995, 176 S., Farbabbildungen von über 145
Tsuba in Originalgröße mit Vorder- und Rückseite, ISBN
3-931150-00-3.
Günther Heckmann: Kodogu. Band II der Japan-Edition aus dem
H.U.B. Verlag, Nürtingen 1996, 264 S., Farbabbildungen von über
200 Menuki, Fuchi-kashira, Kozuka und Kogai in Übergröße
1,3:1. ISBN 3-931150-01.1.
Markus Sesko: Handbook of Sword Fittings related Terms, Verlag:
Books on Demand, 1. Auflage 2011, ISBN-10: 3842364229, ISBN-13:
978-3842364226
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