Bernhard
Peter
Schwertschmuck
- Motive und Symbolik
Wie so viele Kunstobjekte
begannen auch die Teile des Schwertschmucks als funktionale
Objekte, die mehr und mehr Projektionsfläche für Darstellungen
wurde. Der Dekor wurde mehr und mehr, qualitativ hochwertiger und
inhaltlich differenzierter. Begonnen hatte alles damit, daß sich
die Träger über die Schmuckmotive mit Samurai-Tugenden, Kampf
und Tod beschäftigten. Tapferkeit und Todesverachtung gehörten
zu den an sie herangetragenen Erwartungen, und deshalb finden
sich häufig Vergänglichkeitssymbole. Und jeder Krieger trug
natürlich in seinem Herzen die Hoffnung, den Kampf zu gewinnen,
deshalb gehören zum gestalterischen Ur-Repertoire Symbole für
Glück und langes Leben.
Durch die lange
Friedensperiode der Edo-Zeit trat die Funktionalität als Teil
des Waffenhandwerks gegenüber der Schmuckfunktion immer mehr
zurück, und es gab auch einen Wandel in der Motivwahl. Der
Motivschatz wurde größer, umfaßte Tiere, Menschen, Pflanzen,
Landschaften, Szenen aus Geschichte, Religion und Mythologie,
religiöse Symbole, Statussymbole oder einfach schöne
geometrische Ornamente.
Auch die Fortschritte in
den Bearbeitungs-Techniken, die Wahl weicherer Metalle (Kinko)
und die Entwicklung der Einlegemethoden bildeten die Basis für
immer kompliziertere und elaboriertere Dekorationen. Als die
Tsuba noch standardmäßig aus einer einfachen Eisenplatte
bestand (frühe Tsuba der Schwertfeger und Plattner), standen die
einfachen Motive im Vordergrund: simple, aber wirkungsvolle
Pflanzen, Tiere und Gegenstände durchbrachen die Fläche. Die
Beschränkung auf ein Pars pro toto und die Abstraktion des
Motivs macht die hohe Ästhetik dieser frühen Arbeiten aus. Mit
größerem Aufwand konnten dann auch mehrere Motive kombiniert
werden, so daß fixe Kombinationen entstanden, die vom Betrachter
als Symbolbild entschlüsselt werden konnten. Am Ende der
Entwicklung standen mehrfigurige Szenen, die ganze Sagen oder
Geschichten zu erzählen in der Lage waren und wirken, als habe
man die Idee der Malerei auf das Medium Tsuba und das Material
Metall übertragen.
Dadurch, daß der Dekor
des Schwertschmucks immer mehr als Aussage des Trägers
verstanden wurde, wurde der Dekor auch anlaßbezogen gewählt, d.
h. man baute sein Schwert je nach Anlaß um, um mit den passenden
Motiven eine künstlerische Aussage zu treffen, die nicht nur dem
Anlaß gerecht war, sondern ihm seine persönliche Note verlieh.
Die unten zusammengestellte Liste soll einen Eindruck einerseits
von der Vielfalt der Motive und andererseits von der
Hintergründigkeit geben, mit der sich für den der Symbolsprache
Kundigen anhand weniger Schlüsselmotive vielfältige Bedeutungen
und Absichten erschließen. Durch den Dekor und seine Wahl kann
der Betrachter einen Blick in die Seele des Trägers werfen, in
seine Gedankenwelt, auf seine Vorbilder und auf seine
Stimmungslage.
Tiere und
ihre Symbolik:
- Tiger = Symbol für
den buddhistischen Glauben, gilt zusammen mit dem Drachen
als mächtigstes Tier. Der Atem des Tigers gilt als Wind
und der des Drachens als Wasser -> die beiden
vertreten die stärksten Naturgewalten. Der Tiger ist
weiterhin ein Tier des Zodiak, außerdem steht er für
die 7. Stunde des Tages. In China ist der Tiger ein
Symbol für Männlichkeit. Der Sage nach kann er 1000
Jahre alt werden.
- Karpfen = Symbol für
Ausdauer, Entschlußfreudigkeit, männliche Tugend. Er
gilt als einziger Fisch, der die größten Hindernisse
überwinden kann. Daher Darstellung auch vor einem zu
überwindenden Wasserfall. Wenn er nach Überwindung des
Wasserfalls das Drachentor durchschreitet, wird er zum
Drachen und erlangt Unsterblichkeit in Glückseligkeit.
Weiterhin hat der Karpfen noch eine Symbolik nach der
buddhistischen Lehre: So wie sich ein Fisch im Wasser
frei bewegen kann, so ist der Mensch nach Erreichen der
höchsten buddhistischen Erkenntnisstufe frei von
Einschränkungen und Behinderungen.
- Schmetterling =
Personifizierung der Seele des lebenden Menschen.
- Pferd = Unruhe der
Gedanken. Zugleich ist das Pferd ein Tier des Zodiak, und
es steht für die 9. Stunde des Tages. Wegen Gebrauch als
militärisches Reittier ist es weiterhin je nach
Zusammenhang auch ein Symbol für Männlichkeit,
Tapferkeit und Ausdauer. Junge, spielende Pferde = Symbol
einer freien, ungestümen, jugendlichen Männlichkeit.
- Affe = Egoismus
- Flußkrebs oder Hummer
= langes, ehrenhaftes Leben. Wird deshalb auch häufig
als Dekoration für das Neujahrsfest verwendet. Ganz
anders die darstellung vieler kleiner Krebse:
Diese gelten als geisterhafte Überreste der Krieger des
Taira-Clans, der 1185 von den Minamoto geschlagen wurde
- Fledermaus =
Neutralität, weder Feind noch Freund, weil Kombi aus
Vogel und Säugetier.
- Sperling: Leichtheit,
Sanftmut, Freundlichkeit
- Spinne =
Geschicklichkeit und Schnelligkeit, aber auch Hinterlist
- Tsuru = Kranich =
Symbol für Langlebigkeit, vor allem in Kombination mit
Kiefer und Steinen. Dazu ein Symbol für Weisheit, weil
das Sterben taoistischer Priester als Verwandlung in
einen Kranich angesehen wird. Die Wesen und das Universum
bestehen aus zwei Grundbestandteilen, den göttlichen
(symb. durch Kranich) und den weltlichen (symb. durch
Schildkröte). In wiederum anderem Zusammenhang kann der
Kranich auch ein Symbol für positiv besetzte Tugenden
und Ziele wie Glück, Treue etc. stehen. Ein ganzer Schwarm
Kraniche steht für viele gute Wünsche. Der
Name Tsuru wird übrigens auch für den Storch verwendet.
- Taube = Symbol für
langes Leben
- Eule = Vogel des
Teufels, nicht bes. pflichtbewußt, Vorbote des Todes
- Wildentenpaar =
Symbol der Vermählung und der ehelichen Treue
- Ochse = Symbol des
Zen-Buddhismus wegen seiner stoischen Ruhe, Figur des
Zodiak, steht für die 1.-3. Stunde am Morgen und für
den 12. Monat
- Schildkröten =
langes Leben
Pflanzen
und ihre Symbolik:
- Kiri = Pawlonienblüte
= Symbol der kaiserlichen Familie, Kiri-Mon = Wappen.
Kiri-Mon = persönliches Wappen von Hideyoshi, in der
Edo-Zeit auch von anderen Mitgliedern der kaiserlichen
Familie benutzt. Typische Darstellung mit 5 seitlichen
und 7 mittigen Knospen über dreilappigem Blatt.
- Kiku = Chrysanthemenblüte,
entweder Randform, oder radiale Strahlen (ganze Tsuba =
Kiku) oder Einzelmotiv. Kiku heißt wörtlich Abendsonne.
In Japan ist sie als japanische Nationalblume
allgegenwärtig. Weil die Chrysantheme so spät im Jahr
blüht, wenn andere Blumen schon verwelkt sind, ist sie
ein Symbol der Unsterblichkeit. Zugleich besticht die
regelmäßige Anordnung der Zungenblüten, was sie zu
einem Symbol der Vollkommenheit macht. Die Chrysantheme
ist auch ein kaiserliches Symbol: Der Thron des Kaisers
ist der Chrysanthementhron, der kaiserliche Palast ist
der Chrysanthemenpalast, und das japanische Staatswappen
ist eine 16-blättrige Chrysantheme. Der höchste
japanische Staatsorden ist der Kiku no gomon
(Chrysanthemen-Orden, wörtlich: Edles Zeichen der
Chrysantheme). Das Kiku no sekku ist das
Chrysanthemenfest.
- Botan = Päonie:
Zeichen kaiserlicher Macht. Symbolisch für weibliche
Schönheit, Liebe, Zärtlichkeit. Die Päonie hat auch
eine sexuelle Komponente als Symbol der Liebe zwischen
jungen Menschen, wobei die Tautropfen dem Samen
entsprechen und die Blüte dem weiblichen Geschlecht.
Weiterhin verkörpert die Päonie in der taoistischen
Symbolik den Frühling. Nach wiederum anderer
Überlieferung ist sie das Symbol für den Monat Juli.
Zugleich buddhistische Legende: Die blühenden Triebe der
Päonie sind aus den Fußabdrücken des jungen
Buddhas entsprossen.
- Lotusblüte, Lotusfrucht:
ausgedehnte Symbolik: 1.) aufgrund der regelmäßigen
Radform: immerwährende Existenz in Form eines Rades, das
sich ohne Anfang und Ende dreht. 2.) Der Legende zufolge
wurde Buddha auf einer Lotuspflanze geboren. Es gibt
deshalb auch viele Buddha-Abbildungen, wo Buddha auf
einem Lotus im sogenannten Lotussitz meditiert. 3.) Lotus
verkörpert den Sommer. 4.) vollkommene Reinheit. Etc.
- Kiefer: Zeichen der
Ausdauer, Stärke und Langlebigkeit, Grundattribute eines
Kriegers. Bonsai-Kiefer auf goldener Schale = Symbol für
Erfolg und Glück. Junger Kiefernbaum mit Wurzel: Im
Frühjahr wird traditionell ein ausgerissener junger
Kiefernbaum guten Freunden verschenkt, damit diese ihn
einpflanzen können. Ausgeprägte Wurzeln stehen für
Lebenskraft.
- Walnuß = geöffnete
Walnuß ist Symbol der Fruchtbarkeit
- Granatapfel =
buddhistisches Fruchtbarkeitssymbol
- Hana-bishi = Rautenblüte,
Raute aus 4 kleine Rauten, stilisierte Blüte,
diamantförmige Blüte mit 4 Blütenblättern = Mon der
Daimyo-Familie Takeda
- Flaschenkürbis =
Geheimnis, Geisterbeschwörung, Attribut eines alten
Mannes oder des Unsterblichen Chokwaro, steht auch für
ein langes Leben und die Abwehr böser Geister je nach
Zusammenhang.
- Herbstblumen =
allgemein Vergänglichkeitssymbol
- Myoga = gepaarte Ingwerblätter,
punktsymmetrisch angeordnet = Wappen der Familie
Nabeshima
- Ume = Pflaume: Die
Wilde Pflaume verkörpert den Winter. Der Pflaumenbaum
ist der Baum der Dichter. In Kombination: Pflaumenbaum +
Nachtigall = friedvolle, romantische, poetische,
verträumte Stimmungslage
- Auberginen = gutes
Vorzeichen, stehen zusammen mit Berg Fuji und Falken für
ein glückliches, langes Leben
- Bohne: Am Neujahrstag
oder zu Frühlingsanfang werden die bösen Geister in den
Häusern durch das Werfen von schwarzen Bohnen
vertrieben.
Jahreszeitliche
Pflanzen und ihre Symbolik:
- Frühlingspflanzen
- Pflaume
(Prunus mume) = Ume
- Kirsche =
Sakura
- Kamelie =
Tsubaki
- Trauerweide
- Narzisse
- Goldnessel
(Kerria japonica) = Yamabuki
- Löwenzahn
- Sommerpflanzen
- Schwertlilie
(Iris laevigata) = Kakitsubata
- Kalebasse
(Lagenaria leucantha var. clavata) = Yugao
- Trompetenblume
(Campsis chinensis) = Nozenkazura
- Schilf= Ashi
- Pfeilkraut
(Sagittaria trifolia) = Omodaka
- Glyzinie
(Wisteria)
- Lilie
- Azalee
- Herbstpflanzen
- Buschklee
(Lespedeza bicolor) = Hagi
- Ballon-Glockenblume
(Platycodon grandiflorum) = Kikyo
- Goldbaldrian
(Patrinia scabiosaefolium) = Ominaeshi
- Susuki-Gras,
Chinaschilf, Pampasgras (Miscanthus sinensis) =
Susuki
- Enzian
(Gentiana scabra) = Rindo
- Nelke
(Dianthus superbus) = Nadeshiko
- Pfeilwurz
(Pueraria thunbergiana) = Kuzu
- japanischer Ahorn
(Acer sp.) = Kaede
- Trichterwinde
(Ipomoea purpurea) = Asagao
- Hibiskus
(Hibiscus mutabilis) = Fuyo
- Wasserdost
(Eupatorium stoechadosmum) = Fujibakama
- violette Aster
(Aster tataricus) = Shion
- Efeu
(Parthenocissus triscupidata) = Tsuta
- Chrysantheme
- Winterpflanzen
- verschneite Kiefern
- Zwegbambus =
Sasa
- Winterpflaume
= Ume
- Weide (Salix
sp.)
Symbolik aufgrund
sprachlicher Assoziationen:
- Komori = Fledermaus =
Symbol für Glück und Reichtum, denn chines. fuh =
Fledermaus klingt wie fu = Glück, phonetisch sind beide
Zeichen gleich. In China ist die Fledermaus mehr ein
reines Glückssymbol, in Japan eines für Glück und noch
mehr für Wohlstand. Wird oft in Kombination mit dem Mond
dargestellt.
- Hirsch = Symbol für
Glück und langes Leben. Auch das beruht auf sprachlicher
Nähe: Das chines. Zeichen für Hirsch ist
lu, steht gleichzeitig für Glück. Feste
Begleiter: Glücksgötter Fukurokujo und Jurojin. Der
Hirsch ist Bestandteil vieler Legenden.
- Karpfen (1): gepaarte
Karpfen = Symbol für langes und glückliches Eheleben,
denn jap. koi kann auch mit Liebe
übersetzt werden. Zwei Karpfen = Partnerschaft und Ehe.
- Karpfen (2) = Symbol
für geschäftlichen Erfolg, weil chin. Karpfen = Li,
Vorteil = Li -> Gleichklang.
- Eichhörnchen und Trauben
(Weintrauben) - Budo ni Risu. Auf den ersten Blick
befremdlich, weil Eichhörnchen bei uns mit Nüssen
dargestellt werden und eher die Bilche wie die Haselmaus
als Früchteesser bekannt sind. Doch es ist völlig
belanglos, ob Eichhörnchen Trauben essen oder nicht,
denn hier wird ein Rebus dargestellt: Es handelt sich um
ein Wortspiel, denn Budo = Traube und Budo = Bushido (Weg
des Kriegers, geistige Haltung der Samurai), sowie Rissu
= Verhalten und Risu = Eichhörnchen. Eichhörnchen und
Traube symbolisieren bildlich: Verhalten wie ein Krieger,
und die unter Samurai beliebte Redensart "Budo ni
Rissu" bedeutet, sich in einer so disziplinierten
Weise zu verhalten wie dem Geist der Samurai-Krieger
entsprechend.
Symbolik von
unbelebten Dingen:
- Schriftrolle = Symbol
der Lebensdauer des Menschen
- Blattfächer = Symbol
der Macht, der Gewalt und des Vermögens
- Schwert: Schneide
nach oben = kriegsbereit, Schneide nach unten = höfische
Tracht
- Spielpuppen (falsch:
Pilze) = Stehaufmännchen, entspricht innerer
Einstellung des Kriegers, sich immer wieder aufzurichten
- Gunbai, Gunbai uchiwa
= Dansen = militärischer Fächer aus Eisen und Leder,
Mittelstab und zwei halbkreisförmige seitliche Flächen,
nur für höhere Offiziere, zur Signal- und
Nachrichtenübermittlung verwendet, Hinweis auf eine
solche Aufgabe
- Sattelgurt: Zeichen
eines Kriegers von höherem Rang, Hinweis auf die
Stellung
- Fischernetz = Ruhe
nach der Arbeit, wenn Netze zum Trocknen aufgehängt
werden
- Reitpeitschen: Nur
beim Adel. Pferderennen waren lange Zeit dem Adel
vorbehalten. Daher ein Hinweis auf diesen Stand.
- Blumenwagen =
Hanaguruma, Glückssymbol:
Früher transportierten von Ochsen gezogene Wagen die
Blumen an den Kaiserhof. Für hohe Gäste wird ein
üppiges Arrangement im Blumenwagen alsWillkommensgruß
zusammengestellt. Als kleinere Variante setzt man Vasen
oder Körbe mit Blumen auf Aufsätzen mit Rädern. Auch
schon die Andeutung der Räder werden als Glückssymbol
verstanden.
Symbolik kleiner
Szenen und Kombinationen:
- Tiger zwischen Bambus:
steht emblematisch für Gastfreundschaft des schwachen
Baumes gegenüber dem starken Tier.
- Tiger im Regen:
Ohnmacht des stärksten Tieres gegenüber den
Naturgewalten.
- Granatapfel und Vogel:
als den Winter überdauernde Frucht Hinweis auf das
Überleben des Vogels in Abhängigkeit von dieser Nahrung
- Shishi und Päonie
= kaiserliche Staatsgewalt.
- Löwe und Päonien
sind aber auch ein Hinweis auf den Bodhisattva Monju, der
einen Löwen als Reittier benutzt. Denn als ein Priester
den Aufenthalt von Monju aufsuchen wollte, tanzten Löwen
im Päoniental und zeigten so seine Anwesenheit an.
- Shishi + Wasserfall
+ Päonie = poetische Einheit des
Königs der Tiere mit der Königin der Blumen
- Wachteln in der Hirse
= Herbst
- Pflaumenblüte vor Teehaus
= Frühlingsbeginn
- Vogel Hoo =
"Phönix" mit Kiri-Blumen
(Pawlonie) kombiniert = Zeichen der Staatsgewalt. In
China war Hoo das Privatsymbol der Kaiserin, in Kombi mit
Drachen Symbol des Kaisers.
- Beil und Zweig:
Im 13. Jh. besuchte ein Prinzregent inkognito einen
Samurai namens Sano Gensaimon, der so arm war, daß er
zur Erfüllung der Gastfreundschaft seinen letzten
Bonsaibaum mit der Axt zerhackte, um dem Gast daraus eine
Mahlzeit zu kochen.
- Affe und Mondsichel
= alles existiert nur in der Vorstellung des Einzelnen:
Mond und Spiegelbild gehören beide der Realität an, und
dennoch ist die Spiegelung eine Illusion - nichts bleibt,
wenn man danach greift.
- Wildente mit Rosenzweig
im Schnabel: Am Ende einer Reise tragen Wildenten einen
kleinen Rosenzweig im Schnabel und lassen ihn dort
fallen, wo sie landen wollen -> Symbol für
sorgfältige Auswahl von Dingen
- Krähe mit Trauerweide
= Symbol für Tod. Der Schrei der Krähe bringt Unheil.
Die Krähe hat eine vielfältige Symbolik.
- Hase in Blumen
= Frühling
- Felsen und Wellen:
Krieger soll stehen wie ein Fels in der Brandung
- Fächer und Blume:
Romantik und Unbeschwertheit des höfischen Lebens
- Drache in Wolken:
Himmlischer Drache, der die Häuser der Götter bewacht,
oder Geistiger Drache, der Regen und Wind herbeiruft. Die
Wolken stehen ferner für das Ki, die Grundmaterie, aus
der nach chinesischer Vorstellung alle Dinge am Anfang
der Welt hervorgegangen sind. Die Drachen symbolisieren
dabei die verschiedenen Wesen der Schöpfung.
- Katze und Schmetterling:
Katze und achtzigjährig sind lautgleich,
chin. mao -> Wunsch, derjenige möge 80 Jahre alt
werden.
- Sperling im Bambus:
Gnade, Anmut, Freundschaft, Freundlichkeit. Erinnert an
die Freilassung von gefangenen Spatzen in Tempeln durch
Pilger.
- Schwert und Scheide:
jenseits der mititärischen Bedeutung: Männlichkeit und
Weiblichkeit, verdeckt eindeutig
- Krähe im Vollmond
= Einheit der Natur, denn Krähe = Männlichkeit,
Vollmond = Weiblichkeit
- Schachtelhalm und Kaninchen:
Schachtelhalm = Poliermittel. Kaninchen verwenden dem
Volksglauben nach den Schachtelhalm nachts zum Polieren
der Mondsichel.
- Fasan mit Blick auf Sonne
oder Mond = Zeichen der Staatsgewalt
- Kiefernnadeln in
einem See = Zeichen der
Vergänglichkeit, da im Herbst vorkommend
- Fuji = heiliger Berg Fuji, Symbol
Japans in der gesamten kunst- und Kulturgeschichte. Berg Fuji,
Falken und Auberginen =
Symbol für ein langes Leben, Gesundheit und Glück.
- Paar Mandarinenten =
eheliche Treue und Vereinigung. Wenn Lotusfrucht
im Schnabel -> bevorstehende Geburt, Morgentau
-> Paar ist noch nicht verheiratet
Fabelwesen und
Mischwesen:
- Vogel Hoo = Phönix
Ostasiens = Mischung aus Fasan, Pfau und Paradiesvogel.
Zeichen der kaiserlichen Staatsgewalt, insbesondere wenn
er mit Kiri-Blumen (Pawlonie) kombiniert wird. Gefieder
besteht aus 5 Farben: rot-gelb-schwarz-blau-weiß = fünf
Grundtugenden Menschlichkeit, Anstand, Weisheit, Treue
und Freundlichkeit.
- Shishi = Fo-Hunde
= ursprünglich waren das chinesische Wächterlöwen an
Tempeleingängen. Mittelding aus Löwe und Hund.
Kara-shishi = chinesischer Löwe. Der Löwe ist in der
japanischen Tierwelt unbekannt. Typisch sind ein
grimmiges Gesicht, große, hervorquellende Augen,
wallende Mähne, Locken an Beinen, buschiger Schwanz mit
einem ausgeprägten Wirbel. Wie so ein Wächterlöwe
aussah, wußte wohl niemand so genau, also orientierte
man sich an den chinesischen Hof verbreiteten
Schoßhündchen, die Modell für die ersten Steinlöwen
gestanden hatten, und steigerte ihre Merkmale ins
Überzeichnete. Daß er überhaupt in der japanischen
Kunst auftaucht, ist dem Einfluß Chinas zuzuschreiben.
- Drachen: sehr
verbreitetes Fabelwesen. Er gilt zusammen mit dem Tiger
als mächtigstes Tier. Der Atem des Tigers gilt als Wind
und der des Drachens als Wasser -> die beiden
vertreten die stärksten Naturgewalten. Es werden vier
Hauptgruppen von Drachen unterschieden: Der Himmlische
Drache bewacht die Wohnsitze der Götter. Der Geistige
Drache bringt den Regen. Der Erddrache regelt die
Flußläufe. Der Drache der verborgenen Schätze bewacht
die Bodenschätze. Der Drache ist zudem ein Tier des
Zodiakkreises und steht außerdem für die 7. und 9.
Stunde des Tages.In der Darstellung gibt es Unterschiede
zwischen chinesischen und japanischen Drachen: japanische
Drachen haben drei Klauen, chinesische vier, der
kaiserliche chinesische fünf. Wenn die Schwanzspitze wie
ein Schwert geformt ist, handelt es sich um einen
männlichen Drachen. Oft findet sich eine Darstellung als
Drachenschwert, das verkörpert die
Legende des buddhistischen Gottes Fudo Myoo, der sich
beim Kampf mit einem anderen Gott in den Drachen Kurika
verwandelte, das Schwert des Gegners umwand und es von
der Spitze her herunterschlang.
Götter und
Mythologie:
- Shoki und Oni:
Dämonenjäger und Dämon, meist humoristisch
dargestellt, Shoki = chines. Bekämpfer der Dämonen,
wird oft karikiert dargestellt, immer mit dem blanken
Schwert, oft auf dem koreanischen Löwen reitend
- Glücksgötter
- Benten =
Glücksgöttin, einzige Frau
- Bischamonten
= Glücksgott, mit Fächer
- Ebisu =
Glücksgott, Herr der Meerestiere, dargestellt
mit einer Roten Meerbrasse, oft an der Angel
- Hotei =
Glücksgott, Haushalts- und Küchengott, steht
für Glück, Erfolg, Reichtum und Kindersegen.
Attribute: Fächer, Bettelsack, Kind ->
Kinderfreundlichkeit, Schutz für Schwache und
Hilfsbedürftige. Bettelsack = Vergangenheit als
Bettelmönch, praller, nackter Bauch = Zeichen
der Zufriedenheit, Lachen = Ausdruck seiner
fröhlichen Grundhaltung.
- Jurojin = ein
Glücksgott, Attribute Wurzelstab (Wanderstab),
Schriftrolle, Fächer, Kranich und
Kürbisflasche, Symbol für langes Leben, denn ju
= langes Leben, rojin = Greis. Die Schriftrolle
steht symbolisch für die Rolle, in der das
Lebensalter der Menschen verzeichnet ist
- Sonstige Götter
- Futen = Gott
des Windes: dämonischer Kopf, je 3 Krallen an
den Händen und 2 an den Füßen, trägt einen
großen Sack, aus dem die Winde entweichen.
- Raiden =
Donnergott, Darstellung mit mehrren Trommeln für
den Donner. Raiden gleicht mit roter Hautfarbe,
dämonischem Gesicht und kleinen Hörnern einem
Teufelchen. Oft grotesk und hilflos dargestellt.
- Fudo =
Gottheit, die alles Böse mit dem Schwert
vernichtet, Symbol = ein Drache, der sich um ein
Schwert ringelt. Fudo verwandelte sich beim Kampf
mit einem anderen Gott in den Drachen Kurika,
umwand das Schwert des Gegners und verschlang es
von der Spitze her.
- Sennin, geisthafte
Greise, leben der Sage nach 100000 Jahre, führen ein
abgeschiedenes Dasein, der Meditation und Religionslehre
gewidmet.
- Tsugen = Sennin
Chokwaro = einer der 8 Unsterblichen des
Taoismus. Darstellung mit weißem Pferd und
Kürbisflasche, evtl. Stab. Pferd kann in der
Kürbisflasche verschwinden, immer dabei.
- Sennin Kokaku
= chin. Hwang Peh = Darstellung in Begleitung
eines Storches auf dem Berg Bui, um dort
Märchenbücher zu lesen.
- Gama-Sennin:
spärl. Haarwuchs oder ganz ohne, ohne
Augenbrauen, Beulen am Körper, in Begleitung
einer Kröte, lernte von einer Kröte das
Geheimnis der Unsterblichkeit
- Sennin Tekkai:
wichtigster der 8 Unsterblichen der Mythologie,
hat die Fähigkeit, Körper und Geist zu trennen.
Darstellung: bläst seinen Geist in Form seines
verkleinerten Körpers in den Himmel.
- Shoriken =
einer der 8 wichtigsten unsterblichen Geister des
Taoismus. Häufig in Begleitung eines großen
Tigers dargestellt.
- Weise, Heilige und Religionsstifter
- Drei Sake-Koster, drei Männer
mit Sake-Schale = Laotse, Buddha
und Konfuzius, schmecken Sake
ab, als symbol fürversch. Auslegungen derselben
Wahrheit. Zeigt, daß versch.
Glaubensbekenntnisse der gleichen Grundidee
entspringen.
- Rakan =
Heilige, die eine Verehrung erfahren, erlangen
Erlösung aus eigener Kraft, haben aber noch ein
menschliches Wesen. Unzählige Formen.
- Daruma
(Bodhidharma) und Fliegenwedel: Als er während
Meditation einschlief, schnitt er sich die
Augenlider ab -> Fliegenwedel als Schutz
nötig
Unbelebte Natur:
- Zwei Felsen mit Tau dazwischen
gespannt = Felsen von Futamigaura,
Symbol für Vermählung, denn die beiden Felsen gelten
durch dieses Tau als miteinander vermählt.
- Mondsichel = Altern,
fortschreitender Lebensabend; abnehmender Mond:
Vergänglichkeit
- Brücke über Wasser
= lange Brücke von Seta am Biwa-See, Anspielung auf die
legende von Tawara Toda
Gegenstände:
- Rimbo = Radjuwel,
gehört zu den Sieben Juwelen der Majestät eines
altindischen Königs = kosmologisches Erdsymbol,
Erdkreis. Scheibe mit Speichen.
- Speichenrad = buddh.
Rad der Lehre, sanskr. Dharmacakra, 8
Speichen = achtfacher Pfad.
- Der endlose Kreis der sieben
Schätze = sich überlagernde Kreise mit
mandelförmigen Überschneidungen = buddh.: Ein König
muß diese 7 Schätze besitzen, um ein Herrscher von Rang
zu sein.
- Perlenkranz = buddh.
Rosenkranz, hat 27, 54 oder 108 Perlen
- Totenschädel:
Vergänglichkeit
- Spirale:
Unendlichkeit
- Mühlstein für Tee:
Teehändler waren wohlhabende Mitglieder der
bürgerlichen Oberschicht, Hinweis auf diese
Zugehörigkeit
Personen der
japanischen Geschichte, der Dichtung und der Heldensagen:
- Michikaze = ein
Meister der Kalligraphie, allg. dargestellt in edlern
Gewändern, mit Yeboshi, unter einer Weide stehend, einen
Frosch betrachtend. Yeboshi = schirmartiger Hut, allg.
hohen Herren vorbehalten.
- Ariwara no Narihira =
Dichter, dargestellt beim Überqueren des Kristallflusses
(Tamagawa) bei Kyoto in Ide
- General Kwanyu:
Hellebarde, langer Bart, Schriftrolle oder Buch,
Begleiter: Knappe oder Sohn.
- General Minamoto no Yorimitsu =
Minamoto no Raiko zieht auf Befehl des Kaisers
Ichijo aus, um den Oger am Berg Oe zu töten,
oder, weniger blumig formuliert, um Banditen am Oeyama zu
vernichten.
- Feldherr Kusunoki Masashige
(1244-1336) = mit einem Banner, auf dem ein Teil seines
Wahlspruches bzw. Treuegelöbnisses wiedergegeben wird
- Murasaki Shikibu =
Dichterin, dargestellt als Hofdame am Schreibpult. Sie
verfaßte den Roman vom Prinzen Genji.
- Ju Zidong =
Chrysanthemenknabe, chinesische Legende: Er war vom
Kaiserhof verbannt, ging in ein Chrysanthemental und
schrieb magische Texte auf die Blütenblätter. Der Tau
wusch die Schriftzeichen ab und wurde zu einem Quell
ewiger Jugend. Darstellung: mit Tautropfen benetzte
Chrysanthemen im Fluß
- Lu Ji = tugendhafter
Sohn, chinesische Legende. Der Knabe steckte die ihm bei
einem Nachbarn zum Essen gegebenen Orangen ein. Bei der
Verabschiedung fielen sie aus seinem Gewand, und vom
Gastgeber zur Rede gestellt, erklärte der Knabe, daß er
sie für seine Mutter aufgehoben hätte.
Geometrische
Ornamente:
- Rinzu =
Schlüsselmuster, ähnelt Schlüsselbart, unendlicher
Rapport aus Linien und Swastika etc.
Literatur,
Quellen und Links:
Steffi Schmidt, Peter Bausch: Japanische Schwertzierate 3:
Motive, Museumspädagogische Schriften des Ostasiatischen Museums
in Berlin-Dahlem, Nr 533 c, Staatliche Museen Preußischer
Kulturbesitz Berlin, 1991
Günther Heckmann: Tsuba. Band I der Japan-Edition aus dem H.U.B.
Verlag, Nürtingen 1995, 176 S., Farbabbildungen von über 145
Tsuba in Originalgröße mit Vorder- und Rückseite, ISBN
3-931150-00-3.
Günther Heckmann: Kodogu. Band II der Japan-Edition aus dem
H.U.B. Verlag, Nürtingen 1996, 264 S., Farbabbildungen von über
200 Menuki, Fuchi-kashira, Kozuka und Kogai in Übergröße
1,3:1. ISBN 3-931150-01.1.
Graham Gemmel: Tosogu, Treasure of the Samurai, fine Japanese
Sword Fittings from the Muromachi to the Meiji Period, London,
1991.
B. W. Robinson: The Baur Collection, Japanese Sword Fittings ans
associated Metalwork,Genf, 1980.
Masayuki Sasano: Early Japanese Swordguards, Sukashi Tsuba,
London, 1974
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