Bernhard Peter
Schwertschmuck - Motive und Symbolik

Wie so viele Kunstobjekte begannen auch die Teile des Schwertschmucks als funktionale Objekte, die mehr und mehr Projektionsfläche für Darstellungen wurde. Der Dekor wurde mehr und mehr, qualitativ hochwertiger und inhaltlich differenzierter. Begonnen hatte alles damit, daß sich die Träger über die Schmuckmotive mit Samurai-Tugenden, Kampf und Tod beschäftigten. Tapferkeit und Todesverachtung gehörten zu den an sie herangetragenen Erwartungen, und deshalb finden sich häufig Vergänglichkeitssymbole. Und jeder Krieger trug natürlich in seinem Herzen die Hoffnung, den Kampf zu gewinnen, deshalb gehören zum gestalterischen Ur-Repertoire Symbole für Glück und langes Leben.

Durch die lange Friedensperiode der Edo-Zeit trat die Funktionalität als Teil des Waffenhandwerks gegenüber der Schmuckfunktion immer mehr zurück, und es gab auch einen Wandel in der Motivwahl. Der Motivschatz wurde größer, umfaßte Tiere, Menschen, Pflanzen, Landschaften, Szenen aus Geschichte, Religion und Mythologie, religiöse Symbole, Statussymbole oder einfach schöne geometrische Ornamente.

Auch die Fortschritte in den Bearbeitungs-Techniken, die Wahl weicherer Metalle (Kinko) und die Entwicklung der Einlegemethoden bildeten die Basis für immer kompliziertere und elaboriertere Dekorationen. Als die Tsuba noch standardmäßig aus einer einfachen Eisenplatte bestand (frühe Tsuba der Schwertfeger und Plattner), standen die einfachen Motive im Vordergrund: simple, aber wirkungsvolle Pflanzen, Tiere und Gegenstände durchbrachen die Fläche. Die Beschränkung auf ein Pars pro toto und die Abstraktion des Motivs macht die hohe Ästhetik dieser frühen Arbeiten aus. Mit größerem Aufwand konnten dann auch mehrere Motive kombiniert werden, so daß fixe Kombinationen entstanden, die vom Betrachter als Symbolbild entschlüsselt werden konnten. Am Ende der Entwicklung standen mehrfigurige Szenen, die ganze Sagen oder Geschichten zu erzählen in der Lage waren und wirken, als habe man die Idee der Malerei auf das Medium Tsuba und das Material Metall übertragen.

Dadurch, daß der Dekor des Schwertschmucks immer mehr als Aussage des Trägers verstanden wurde, wurde der Dekor auch anlaßbezogen gewählt, d. h. man baute sein Schwert je nach Anlaß um, um mit den passenden Motiven eine künstlerische Aussage zu treffen, die nicht nur dem Anlaß gerecht war, sondern ihm seine persönliche Note verlieh. Die unten zusammengestellte Liste soll einen Eindruck einerseits von der Vielfalt der Motive und andererseits von der Hintergründigkeit geben, mit der sich für den der Symbolsprache Kundigen anhand weniger Schlüsselmotive vielfältige Bedeutungen und Absichten erschließen. Durch den Dekor und seine Wahl kann der Betrachter einen Blick in die Seele des Trägers werfen, in seine Gedankenwelt, auf seine Vorbilder und auf seine Stimmungslage.

Tiere und ihre Symbolik:

Pflanzen und ihre Symbolik:

Jahreszeitliche Pflanzen und ihre Symbolik:

Symbolik aufgrund sprachlicher Assoziationen:

Symbolik von unbelebten Dingen:

Symbolik kleiner Szenen und Kombinationen:

Fabelwesen und Mischwesen:

Götter und Mythologie:

Unbelebte Natur:

Gegenstände:

Personen der japanischen Geschichte, der Dichtung und der Heldensagen:

Geometrische Ornamente:

Literatur, Quellen und Links:
Steffi Schmidt, Peter Bausch: Japanische Schwertzierate 3: Motive, Museumspädagogische Schriften des Ostasiatischen Museums in Berlin-Dahlem, Nr 533 c, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz Berlin, 1991
Günther Heckmann: Tsuba. Band I der Japan-Edition aus dem H.U.B. Verlag, Nürtingen 1995, 176 S., Farbabbildungen von über 145 Tsuba in Originalgröße mit Vorder- und Rückseite, ISBN 3-931150-00-3.
Günther Heckmann: Kodogu. Band II der Japan-Edition aus dem H.U.B. Verlag, Nürtingen 1996, 264 S., Farbabbildungen von über 200 Menuki, Fuchi-kashira, Kozuka und Kogai in Übergröße 1,3:1. ISBN 3-931150-01.1.
Graham Gemmel: Tosogu, Treasure of the Samurai, fine Japanese Sword Fittings from the Muromachi to the Meiji Period, London, 1991.
B. W. Robinson: The Baur Collection, Japanese Sword Fittings ans associated Metalwork,Genf, 1980.
Masayuki Sasano: Early Japanese Swordguards, Sukashi Tsuba, London, 1974

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