Bernhard
Peter
Gestaltung
des Randes (Mimi)
Der Rand einer Tsuba wird
Mimi genannt, wörtlich "Ohr". Der Rand kann
prinzipiell entweder ausgeschmiedet sein (aus dem gleichen Stück
Metall) oder angeschmiedet (aus einem unterschiedlichen Stück
Metall). Man unterscheidet verschiedene Formen des
ausgeschmiedeten Randes:
- Kaku-mimi = gerader,
rechtwinklig geschnittener Rand, Oberfläche der Tsuba
ohne Gefälle (niku) zur Kante hin
- Ko-kaku-mimi = eckig
geschnittener Rand, sich verjüngend (Ko = alt,
altmodisch)
- Maru-mimi = runder,
nicht erhöhter Rand, Oberfläche der Tsuba mit Gefälle
zur Kante hin
- Ko-maru-mimi = rund
geschnittener Rand, sich verjüngend
- Kaku-mimi-koniku =
leicht gewölbt geschnittener Rand, d. h. ein Mittelding
aus den beiden vorherigen: Gerader eigentlicher Rand,
aber Oberfläche der Tsuba mit Gefälle zur Kante hin
- Suki-nokoshi-mimi =
flach ausgearbeiteter, leicht erhabener Rand
- Uchi-gaeshi-mimi =
Uchi-kaeshi-mimi = umgeschlagener, umgefalteter,
erhöhter, erhabener Rand
- Hineri-mimi = stark
umgeschlagener, umgefalteter, erhöhter, erhabener Rand
- Ko-bineri-mimi =
gering umgeschlagener, umgefalteter, erhöhter, erhabener
Rand
- Dote-mimi = ovaler
oder runder Querschnitt des Randes, deutlich abgesetzt
und dicker als die Platte, wird erhalten entweder durch
einen besonders ausgeprägten Uchi-gaeshi-mimi oder durch
Drumherumschmieden eines separaten Metallstücks
- Kan-mimi = ovaler
oder runder Querschnitt des Randes, zwar deutlich
abgesetzt, aber nicht dicker als die Platte, weil diese
bis zum Ansatz des Randes erheblich dünner wird,
wörtlich Rad-Rand oder Ring-Rand. Hier wird also die
Platte so bearbeitet, daß zum Rand hin ein Absatz
entsteht.
Das Dote-mimi leitet über zu zweiteiligen
Konstruktionen, denn schon beim Dote-mimi kann ein separates
Metallstück außen herumgeschmiedet werden. Das kann dann das
gleiche Metall sein oder ein anderes.
- Tomo-tetsu Fukurin =
angeschmiedeter Rand aus dem gleichen Metall, wörtlich:
gleiches-Eisen-Ring-Bedeckung
- Fukurin =
angeschmiedeter Zier-Rand aus Weichmetall, wörtlich:
Ring-Bedeckung, meistens ornamental bearbeitet
- Unterscheidung je nach
Material:
- Kin-Fukurin
= Rand aus Gold
- Gin-Fukurin
= Rand aus Silber
- Shakudo-Fukurin
= Rand aus Shakudo
- Sentoku-Fukurin
= Rand aus Messing
- Unterscheidung je nach Form:
- Ito-Fukurin
= sehr dünner Zierrand, geht nur bei
dünn auslaufenden Flächen mit starkem
Niku = Gefälle, wörtlich Faden-Zierrand
- Nawame-Fukurin
= wie ein Seil gedrehter
Rand, der Eindruck wird erzeugt durch
diagonale Kerben
- Shigure-Fukurin
= Modellierung durch systematisch
angebrachte, diagonale Kratzer
- Wari-hame-Fukurin
= Wari-Ire-Fukurin = dünner Zierrand auf
einem breiteren Mimi, nimmt nicht die
ganze Dicke des Mimi ein, wörtlich:
eingelegter Zierrand
- Odawara-Fukurin
= Zierrand ungleichmäßiger Breite, der
nach innen wie Wellen ausgezogen ist
Literatur,
Quellen und Links:
Markus Sesko: Handbook of Sword Fittings related Terms, Verlag:
Books on Demand, 1. Auflage 2011, ISBN-10: 3842364229, ISBN-13:
978-3842364226
B. W. Robinson: The Arts of the Japanese Sword, Faber and Faber,
London 1970, S. 90-92
Lydia Icke-Schwalbe: Das Schwert des Samurai, Exponate aus den
Sammlungen des Staatlichen Museums für Völkerkunde zu Dresden
und des Museums für Völkerkunde zu Leipzig, Brandenburgisches
Verlagshaus, Berlin 1990, ISBN-10: 3327007357, ISBN-13:
978-3327007358
Steffi Schmidt, Peter Bausch: Japanische Schwertzierate 1: Tsuba,
Museumspädagogische Schriften des Ostasiatischen Museums in
Berlin-Dahlem, Nr 533 a, Staatliche Museen Preußischer
Kulturbesitz Berlin, 1976
Günther Heckmann: Tsuba. Band I der Japan-Edition aus dem H.U.B.
Verlag, Nürtingen 1995, 176 S., Farbabbildungen von über 145
Tsuba in Originalgröße mit Vorder- und Rückseite, ISBN
3-931150-00-3.
Günther Heckmann: Kodogu. Band II der Japan-Edition aus dem
H.U.B. Verlag, Nürtingen 1996, 264 S., Farbabbildungen von über
200 Menuki, Fuchi-kashira, Kozuka und Kogai in Übergröße
1,3:1. ISBN 3-931150-01.1.
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