Bernhard Peter
Kyoto, Hoju-ji (Houjuu-ji)


Der Hoju-ji (Houjuu-ji) ist ein kleiner Tempel im Stadtbezirk Higashiyama. Er liegt östlich des Sanjusangendo und westlich der Straße Higashi Oji Dori sowie nördlich der Straße Shiokoji Dori (Adresse: 655 Sanjusangendomawari, Higashiyama-ku, Kyoto 605-0941). Der Tempel hat seine beiden sehr unterschiedlich gestalteten Tore auf der Westseite des Bereiches. Das südliche Tor ist im chinesischen Stil mit gerundetem Körper und zierlichem Dach, das zwei Shachi trägt. Im Norden grenzt der Tempel an den dreimal so großen Yogen-in. Den Hoju-ji (Houjuu-ji) erreicht man am besten ab Hauptbahnhof Kyoto (Kyoto eki) mit den Buslinien Raku 100, City-Bus 206 und 208, Haltestelle Hakubutsukan Sanjusangendo-mae. Oder man kommt mit der Keihan Line und steigt an der Station Shichijo aus und läuft nach Osten. Der Eingang liegt gegenüber der Ostseite des Sanjusangendo, kurz nördlich des großen Südtores, das die Straße überspannt. Dieser Tempel - mit langem "o" und "u" - ist leicht zu verwechseln mit einem anderen, gleichklingenden, aber mit anderen Kanji geschriebenen Tempel: Der Hoju-ji - mit kurzem "o" - liegt im südlichen Yamashina-Tal, schon im nördlichen Uji. Und es gibt noch einen weiteren Hoju-ji in der Präfektur Ehime. Der Tempel ist untouristisch und ruhig, bietet nicht viel zu sehen, ist andererseits ein netter Eindruck ohne zusätzlichen Aufwand, wenn man sowieso den Sanjusangendo besichtigt und zum Tor an der Südostecke läuft.

Heute ist es ein unspektakulärer kleiner Tempel ohne Besonderheiten, doch die mit dem Namen verbundene Geschichte ist erwähnenswert. Der erste Tempel dieses Namens wurde 988 von Fujiwara no Tamemitsu erbaut, aber 1032 zerstört. Kaiser Go-Shirakawa (lebte 1127-1192, regierte 1155-1158) dankte zugunsten seines Sohnes ab und zog sich in den 120 Jahre nach der Zerstörung wiederaufgebauten Tempel Hoju-ji-den (= Hoju-ji-dono, Palast des Hoju-Tempels) zu einem klösterlichen Leben zurück, wo er nach nur drei Jahren eigener Regierung noch das Regieren von fünf weiteren Kaisern erlebte, seinen Söhnen und Enkeln. Der General Minamoto no Yoshinaka (1154-1184), der gegen seine Cousins Yoritomo und Yoshitsune opponierte, gerne den Minamoto-Clan geleitet hätte und gerne eine eigene Regierung im Norden aufgebaut hätte, besetzte 1183 Kyoto im Genpei-Krieg (Genpei kassen, Jisho-Juei no ran). Die Taira zogen sich aus Kyoto zurück und nahmen den Kindkaiser Antoku mit sich. Yoshinaka bekam vom alten Kaiser den Titel "Asahi Shogun". Die Lage schlug um, als die Minamoto sich entzweiten und Yoshinaka erfuhr, daß Go-Shirakawa seinerzeit seinen Cousin um Hilfe gebeten hatte. 1184 belagerte Yoshinaka den Hoju-ji-dono, nahm den abgedankten Kaiser gefangen und zündete die Gebäude an. Trotz Eingreifens der Kriegermönche vom Enryaku-ji und vom Mii-dera schaffte er es mit seiner Geisel heraus aus Kyoto. Doch dort erwarteten ihn die vereinigten Streitkräfte seiner Cousins, so daß Minamoto no Yoshinaka nach Uji fliehen mußte und dort in der zweiten Schlacht von Uji verlor, in Umkehrung der Ereignisse der ersten Schlacht an der Brücke von Uji. Er wurde in der Schlacht getötet, als er fliehen wollte. Das Grabdenkmal des Kaisers Go-Shirakawa befindet sich auf dem Tempelgrund.



Literatur, Links und Quellen
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@34.9874582,135.7727928,20.73z - https://www.google.de/maps/@34.9874582,135.7727928,66m/data=!3m1!1e3
eigene Webseite:
http://hojyuji.jp/
Geschichte des Hoju-ji-dono:
https://en.wikipedia.org/wiki/H%C5%8Dj%C5%ABjidono - https://fr.wikipedia.org/wiki/H%C5%8Dj%C5%AB-ji
Belagerung des Hoju-ji-dono:
https://en.wikipedia.org/wiki/Siege_of_H%C5%8Dj%C5%ABjidono
Zweite Schlacht von uji:
https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Uji_(1184)
Kaiser Go-Shirakawa:
https://en.wikipedia.org/wiki/Emperor_Go-Shirakawa
Genpei-Krieg:
https://en.wikipedia.org/wiki/Genpei_War


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