Bernhard Peter
Wakayama (Präf. Wakayama), Kimii-dera, Teil (1): Beschreibung und Pläne


Lage und Erreichbarkeit, Touristisches
Der Tempel Kimiidera liegt im Südosten der Stadt Wakayama, am Hang einer Hügelgruppe jenseits der Mündung der beiden vereinigten Flüsse Waka und Wada ins Meer, ca. 5 km südsüdöstlich der Burg Wakayama (Adresse: 1201 Kimiidera, Wakayama-shi, Wakayama-ken). Kimiidera ist JR-Bahnstation und wird von Lokalzügen in Richtung Süden angefahren. Vom JR-Bahnhof Wakayama aus kann man jede ganze Stunde einen Zug der Kinokuni Line nach Gobou und jede halbe Stunde einen Zug nach Minoshima bekommen, er fährt jeweils 6 min. mit zwei Zwischenstops. Alternativ kann man auch am Bahnhof Wakayama die Busse 40, 42, 43 (Bussteig 1) oder 20, 121, 22, 122 (Bussteig 2) nutzen. Als JR-Paß-Inhaber wird man sich die 400 Yen aber sparen und statt dessen den Zug nehmen.

Der Tempel liegt 410 m südöstlich des Bahnhofs, am besten folgt man dem Fußweg entlang der Gleise nach Süden, beginnend an den vielen Fahrrädern, nimmt den ersten Bahnübergang, gleich die nächste rechts weiter nach Süden, läßt die kleine Straßeneinmündung links unbeachtet und wendet sich an der nächsten größeren Kreuzung nach links, dann sieht man schon das Tempeltor am östlichen Ende der Straße. Den Besuch des Tempels kombiniert man am besten mit dem der Burg Wakayama, und je nach Zeit kann man von hier aus zu weiterer Erkundung der Halbinsel Kii aufbrechen, z. B. nach Yuasa oder anderen netten Orten.

Der Tempel ist gut besucht, weil er eine wichtige Pilgerstätte ist. Touristen finden eher selten hierhin, und wenn, dann sind es meistens Leute, die selber rauf dem Pilgerweg unterwegs sind, oder Leute, die gerne abseits der Hauptrouten unterwegs sind. Das schafft eine sehr angenehme und authentische Atmosphäre. Im Frühjahr ist das Tempelgelände eine bekannte Stelle zum Genießen der ersten Kirschblüte. Aufgrund des milden, meeresnahen Klimas beginnt hier die Kirschblüte der Yoshino-Sakura sehr früh und markiert den Anfang der Kirschblütensaison für die Region Kansai. Insgesamt gibt es auf dem Tempelgelände mehrere Hundert Kirschbäume. Wer qualitativ hochwertige Kunstdenkmäler sucht, ist in diesem Tempel genau richtig, denn mehrere Gebäude sind als wichtige Kulturgüter eingestuft, und noch mehr Statuen werden dazugerechnet, die zu sehen aber eine Seltenheit ist.


Geschichte und Bedeutung
Der Kimii-dera wurde im Jahr 770 in der Nara-Zeit durch den chinesischen Mönch Iko Shounin gegründet. Der Legende nach sah er im Traum ein helles Licht auf einem Berg und ging dem nach. Am Berggipfel sah er eine Kannon als Quelle und Ursache dieses Lichts. Er war so überwältigt von dieser Vision, daß er unverzüglich eine Statue nach dem Gesehenen schuf. Eine andere Version besagt, er habe auch dem Berg eine kleine goldene Kannon-Statue gefunden und diese dann im Inneren der aus einem heiligen Baum geschnitzten Kannon-Figur plaziert und dann die vereinigten Statuen als Hauptkultbild im ersten Tempel aufgestellt. Noch mehr wird von dem Mönch Iko berichtet: Er habe den Drachenkönig in seinem unterseeischen Palast besucht und als Geschenk Kirschbaumsamen mitgebracht, aus denen die Vorläufer der heutigen Kirschbäume gezogen wurden. In einer nächsten Ausschmückung hatte er die Samen von der Tochter des Drachenkönigs bekommen, die als wunderschöne Frau aus einer der drei heiligen Quellen des Tempels erschien. Soweit die Welt der Legenden. 

 

Der richtige Name des Tempels, den aber kaum jemand benutzt, lautet Kongoho-ji, Tempel des Vajra-Juwels, oder noch vollständiger: Kongoho-ji Gokoku-in, wobei im zweiten Namensbestandteil der Schutz des Landes herausgestrichen wird. Der volkstümliche Name Kimii-dera bezieht sich auf die drei heilige Quellen auf dem Tempelgelände, die immer noch fließen, das sind die Quelle der Reinheit, die Quelle der Heilung und die Quelle des günstigen Schicksals (Yoryu-sui/Youryuu-sui = heilendes Wasser, Shojo-sui/Shoujou-sui = sauberes Wasser und Kissho-sui/Kisshou-sui = verheißungsvolles Wasser). Die beiden Quellen Yoryu-sui und Seijo-sui passiert man, wenn man die Stufen zur Hauptebene hinaufsteigt. Die drei Quellen, deren Fassungen Ende des 20. Jh. restauriert wurden, sind als Ort besonderer landschaftlicher Schönheit der Stadt Wakayama ausgewiesen. Der Name Kimiidera wird mit 4 Kanji geschrieben, das erste ist ki/- mit vielen Bedeutungen, u. a. Geschichte, Erzählung, Jahrhundert, das zweite ist san/mi/mi(ttsu) = drei, das dritte ist i/sei = Brunnen, das vierte ist tera/ji = Tempel. Das Tempelwappen zeigt in einem kreisförmigen Rahmen drei (1:2) auf der Spitze stehende, leicht gedrückte Rauten mit überlappenden Strichen an den Ecken, und in der Zahl 3 und den Elementen, die an das schräggestellte Kanji für Brunnen erinnern, gibt das den Tempelnamen wieder. Als Bergname wurde auch genau dieses Wesensmerkmal gewählt: Kimii-san. Am allervollständigsten lautet der Tempelname damit "Kimii-san Kongoho-ji Gokoku-in". Der Tempel war auch bei den Feudalherren des Lehens Kishuu beliebt, die hier für Wohlergehen der Provinz beteten. Der Tempel hat die meiste Zeit seiner Geschichte zum Shingon-Buddhismus gezählt und zwar zur Yamashina-Richtung, ist aber seit 1951 kein Shingon-Tempel mehr, sondern folgt einer eigenen Richtung der Kannon-Verehrung (insbes. der heiligen bzw. erlösenden Kannon, Guze-Kannon) und ist der Haupttempel einer eigenen selbständigen Tempelgruppe mit 16 Zweigtempeln.

Der Kimii-dera ist ein Wallfahrtsort auf dem ca. 1300 km langen Saigoku-Pilgerweg (Saigoku sanjuusankasho), wo er die zweite von insgesamt 33 Stationen (Fudasho) darstellt. In allen Stationen wird Kannon als Hauptgottheit verehrt, eine weibliche Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshvara. Der Pilgerweg beginnt am Seiganto-ji in Nachi-Katsuura (Präfektur Wakayama), wo eine Kannon mit wunscherfüllendem Juwel (Nyoirin Kannon) verehrt wird. Nach dem Kimii-dera, wo eine elfköpfige Kannon (Juuichimen Kannon) verehrt wird, geht es weiter zum Kokawa-dera in Kinokawa, Präfektur Wakayama, wo eine tausendarmige Kannon (Senju Kannon) als Kultbild verehrt wird. Dieser Pilgerweg endet am Kegon-ji in Ibigawa, Präfektur Gifu, wiederum mit einer elfköpfigen Kannon (Juuichimen Kannon).

Goshuin des Kimii-dera, erhalten in der Haupthalle, rechte Spalte unten: Datum: Mo, 28.8.2023 = Reiwa 5 nen hachi-gatsu ni-juu-hachi-nichi. Der obere rechte rote Stempel mit der Zahl 2 erinnert daran, daß die hier verehrte elfköpfige Kannon (Juuichimen Kannon) die Station Nr. 2 auf dem Saigoku-Kannon-Pilgerweg ist.


Rundgang und Beschreibung
Der Tempel liegt am Berghang ca. 50 m über dem Meeresspiegel. Dahinter steigt die Hügelkette bis auf 228 m Höhe an. Man beginnt die Besichtigung unten am Roumon, dem turmartigen Tor. Seine Holzteile sind zinnoberrot gestrichen. In den schwarz vergitterten Seitenkompartimenten bewachen zwei grimmige Wächterfiguren (Nio) den Tempelzugang. Der Durchgang in der Mitte besitzt keine Türflügel, sondern ist prinzipiell offen. Das Tor trägt den Namen Sakura-mon, wurde 1509 in der Muromachi-Zeit erbaut, 1559 repariert und ist seit 1908 als national wichtiges Kulturgut klassifiziert. Die Querbalken tragen Schnitzereien in Form von Pfingstrosen (Botan) und Chrysanthemen (Kiku), wie sie für die Momoyama-Zeit typisch sind. Vor dem Tor steht eine Steinstele mit dem Tempelnamen "Kimii-san Gokoku-in". In Tornähe befindet sich auf der Nordseite der Plattform vor dem Durchgang eine 2019 aufgestellte Figur von Enma, dem König der Unterwelt.

An diesem Tor hat man die Wahl: Man kann die 2022 fertiggestellte Kabinenbahn rechterhand nehmen und es sich bequem machen, die Talstation liegt gleich rechterhand. Linkerhand gibt es im Norden bei der Autozufahrt (dort steht übrigens noch ein zweites hölzernes Tor), den Parkplätzen und den sanitären Anlagen auch einen dort 2020 installierten Aufzug, den man im Anschluß nehmen kann. Oder man läßt sich von dem Schild "Free to enter the temple if you go up the stairs on foot" inspirieren. Klar doch! Die ersten 20 Stufen bis zum Tor sind erst der Anfang, die Toröffnung gibt den Blick auf die nächsten Stufen frei - insgesamt sind es bis oben noch 231 Stufen. Der Aufstieg wird nach einem literarischen Vorbild Ketsuen genannt, oder auch Yuen-zaka (wörtlich Partnerfindungs-Anstieg). Ein Schild weist darauf hin, daß ein Sportler (Shinji Aoto, Sprinter und mehrfacher Olympia-Teilnehmer) den Aufstieg einmal in 21,9 sec. geschafft hat. Doch der Aufstieg ist kurzweilig, weil rechts und links lauter kleine Gebäude zum Zwischenstop einladen, Schreine, Devotionalienläden mit unglaublich vielfältigem Angebot an Amuletten etc. Hier kann man staunen, schauen, durchatmen, Figuren besichtigen, Omikuji (Wahrsagezettelchen) kaufen oder Ema (Holztäfelchen) erwerben, mit Wünschen beschriften und an den Ständern aufhängen. Gleich hinter dem Tor liegt noch vor der großen Treppe linkerhand der Fumon-in, während es rechterhand über ein paar Stufen zum Shinto-Schrein Gionsha mit einem weiteren Subtempel geht.

Nun aber die Treppe hinauf! Linkerhand erreicht man an einer Zwischenebene zuerst den Takimoto-in, mit der ersten Quelle daneben rechts des Aufstiegs. Etliche Stufen weiter oben liegt an einer weiteren Zwischenebene linkerhand der Houzou-in, während rechterhand der Weg zum Shoju-in führt, und dahinter liegt die zweite Quelle. Hinter diesem Höhenniveau führt linkerhand ein Weg zum Parkplatz, zum Aufzug und zu den sanitären Anlagen, rechterhand führt der Weg zur Bergstation der Kabinenbahn. Entlang des Weges, der Kabinenbahn und Aufzug verbindet, sind 33 steinerne Kannon-Figuren aufgestellt, die denen des Saigoku-Pilgerweges nachempfunden sind (Saigoku Sanjuusansho-Figurengruppe). Hier kommt man auch zu der weit im Norden jenseits des Parkplatzes etwas tiefer am Hang liegenden dritten Quelle. Und geradeaus geht es noch eine weitere, letzte steile und lange Treppe hinauf. Eintrittsgeld sparen und auch dort noch hinauf in sommerlicher Schwüle!

Oben kann man rechts oder links wählen; rechts gelangt man nach Süden zu einer riesigen modernen Halle, Shin-Butsuden genannt und 2000-2002 erbaut. In dieser 25 m hohen Halle wird eine aus Holz geschnitzte und vergoldete Statue einer Senjuu-juuichimen-Kannon (tausendarmige und elfgesichtige Kannon, Bodhisattva der Barmherzigkeit) verehrt, die ebenfalls 2002-2007 fertiggestellt und 2008 feierlich eingeweiht wurde und mit 12 m Höhe eine der größten hölzernen Standfiguren überhaupt ist (Dai-Kannon). Innen befindet sich ein Eisengerüst, weil das erdbebensicherer ist. Es ist aber nicht die Kannon-Figur, die für den Pilgerweg gezählt wird, das ist eine andere Figur, die sich lange in der Haupthalle befand, jetzt hinten in einem speziellen Gebäude gesichert ist und nur ganz selten gezeigt wird, das nächste Mal wohl erst 2070. Hier gibt es außerdem auf der obersten Ebene eine Aussichtsplattform mit phantastischer Aussicht auf die Wakanoura-Bucht und bei gutem Wetter bis hin zur Insel Awaji-jima und bis nach Tokushima auf Shikoku.

Geht man hingegen an der Treppe nach Norden, kommt man als erstes zu zwei sehr schönen alten Gebäuden, dem sechseckigen Rokkakudo (roku = 6, kaku = Pavillon, do = Halle, Kulturgut der Präfektur) und dem Glockenturm (Shourou, seit 1908 national wichtiges Kulturgut) aus dem Jahr 1588. Im ca. 1750 erbauten und damit aus der mittleren Edo-Zeit stammenden Rokkakudo werden 33 Kannon-Figuren aufbewahrt, die den Figuren der 33 Stationen des Saigoku-Pilgerweges stellvertretend entsprechen. Diese Halle ist also so etwas wie der ganze Pilgerweg en miniature zusammengefaßt an einem Ort. Die Halle zu besuchen ist also fast so gut wie die ganzen 1300 km zurückzulegen, um die Originalstationen zu besuchen, und entsprechend hoch geschätzt ist diese Halle von den Pilgern. Die Halle ist quasi halbiert, die Trennwand erlaubt den Blick in den geschlossenen hinteren Bereich, und in der offenen, überdachten vorderen Hälfte stapeln sich rechts und links der Öffnung nach hinten die Sake-Fässer. Der Glockenturm besitzt einen stark geböschten Sockel und ein Obergeschoß mit zinnoberrot gestrichenen Holzelementen und umlaufender Galerie. Aufgrund seiner Eleganz gilt er als einer der besten Glockenturmbauten des Landes überhaupt. Das Irimoya-Dach ist mit Ziegeln gedeckt. Der Glockenturm stammt aus der Azuchi-Momoyama-Zeit. 1781 erfuhr er eine Renovierung, und 1937 wurde er noch einmal umfassend repariert. Die historische Glocke wurde beschlagnahmt und an anderen Ort verbracht; sie existiert nicht mehr. In der Gebäudeflucht folgt ein Stück weiter nach Norden die Gründerhalle (Daishi-do, Kulturgut der Präfektur), wo Koubou Daishi (774-835) verehrt wird, der auch unter dem Namen Kuukai bekannte Begründer des Shingon-Buddhismus.

Direkt hinter dem Daishi-do führt eine Treppe durch einen Tunnel aus 30 roten Torii auf die nächsthöhere Terrasse, wo sich der Shinto-Schrein Sanshagongen befindet, in dem drei einzelne kleine Schreine unter einem gemeinsamen Dach zusammengefaßt werden (Kulturgut der Präfektur). Zurück zur Hauptebene: Weiter nördlich folgt ein rechteckiges Wasserbecken, das an seiner Taille von der Paradiesbrücke (Gokuraku-bashi) überspannt wird. Jenseits der Brücke steht eine bronzene Kannon-Figur. Beiderseits der Kannon-Figur sind hinter den beiden Beckenteilen Stellagen für Papierlaternen aufgebaut. Dahinter steht wiederum auf der höheren Ebene die zweistöckige Pagode (Tahoutou) aus dem Jahr 1449 (seit 1908 national wichtiges Kulturgut); sie stammt aus der Muromachi-Zeit. Die untere Ebene ist quadratisch und basiert auf einem 4 x 4 Pfosten-Schema, die obere Zone ist rund, und darauf ruht auf 12 Pfosten das wiederum quadratische obere Dach, was zu geometrisch anspruchsvollen Klammerkonstruktionen führt. Die Dächer sind mit Ziegeln gedeckt. Solche Pagoden entsprechen dem typischen Shingon-Stil (heute ist der Kimiidera aber kein Shingon-Tempel mehr). Im Inneren der Pagode werden die Gochi Nyorai verehrt, die fünf Weisheitsbuddhas. Man erreicht die Pagode entweder durch den Torii-Tunnel vor dem Wasserbecken oder über die Treppe hinter dem Wasserbecken.

Wieder zurück auf der Hauptebene, kommt man im Norden der Terrasse zur Haupthalle (Hondou, Kulturgut der Präfektur). Sie stammt aus der Mitte der Edo-Zeit und wurde 1759 aus Zelkovenholz errichtet. Im wesentlichen ist das Dach im Irimoya-Stil, das vorne und hinten rechteckig zu einem Vordach ausgezogen ist, besitzt aber zusätzlich einen Karahafu auf der Südseite und dahinter noch einen Chidorihafu. Das Dach ist mit Hongawarabuki-Ziegeln gedeckt. Die Haupthalle ist in eine äußere Halle mit Devotionalien und eine innere Halle (Naijin) mit den Kultbildern unterteilt. In der vorderen Halle bekommt man linkerhand die Pilgerstempel. Wer auf dem Pilgerweg unterwegs ist, hat bisweilen eine Hängerolle dabei, auf der er seine Goshuin sammelt. Weil das Material Stoff ist, trocknet das langsamer, deshalb gibt es Tische mit Fönen, damit das Sumigaki vor dem Zusammenrollen sicher getrocknet ist. Vorne und an den Seiten basiert der Aufbau auf einem 5 Ken-Schema. Innen werden hier mehrere Kultbilder im Rang wichtiger Kulturgüter aufbewahrt; dieser Bereich ist jedoch abseits der Teilnahme an Ritualen nur zu bestimmten Zeiten im Jahr zugänglich, in der Regel zur Kirschblütensaison und zur Herbstlaubsaison. An der Trennwand ist aber ein großes Stück geöffnet, so daß man gut hineinsehen kann und den bedeutenden Statuenbestand und die Atmosphäre wenigstens aus dieser Distanz würdigen kann. In dieser Haupthalle wurde lange auch die für den Pilgerweg relevante elfgesichtige Kannonfigur aufbewahrt (national wichtiges Kulturgut, 1,615 m hoch, aus einem einzigen Stück Kampferbaum-Holz geschnitzt, Heian-zeitlich, frühes 10. Jh.). Sie ist aber in der Regel in ihr Behältnis (Zushi) eingeschlossen und wird nur alle 50 Jahre der Öffentlichkeit gezeigt. Wegen dieser Statue wird die Haupthalle auch als Kannon-do bezeichnet.

1983 hat man hinter der Haupthalle ein feuersicheres Gebäude auf achteckigem Grundriß errichtet (Daikomyoden), in dem die wichtigsten und wertvollsten Figuren des Tempels aufbewahrt werden, das sind 1.) besagte elfgesichtige Kannon (wichtiges Kulturgut, das Hauptkultbild, Go-Honzon, Hibitsu Honzon), und 2.) eine tausendarmige Kannon (wichtiges Kulturgut, 1,83 m hoch, aus einem einzigen Stück Kampferbaum-Holz geschnitzt, mit erheblich mehr als den üblichen 42 Armen dargestellt, spätes 10. - 11. Jh.). Beide sind verborgene Statuen und werden nur alle 50 Jahre gezeigt. Weiterhin werden dort Figuren von 3.) Taishakuten (wichtiges Kulturgut, 1,612 m hoch, aus Zypressenholz, 10. -11. Jh.) und 4.) Bonten (= Brahma, 1,639 m hoch, aus Kampferbaum-Holz, 10. - 11. Jh., erheblich weniger kunstvoll als Taishakuten), 5.) eine stehende Bishamonten-Figur (11. - 12. Jh., Heian-zeitlich, Dämon unter den Füßen in der Edo-Zeit erneuert) und 6.) eine dritte Kannon-Figur mit elf Gesichtern (wichtiges Kulturgut, 1,567 m hoch, aus einem einzigen Stück Zypressen-Holz geschnitzt, ehemals bemalt, Heian-zeitlich, 10.-11. Jh.) aufbewahrt, diese vier aber außerhalb des Zushi. Alle buddhistischen Statuen, die als wichtige Kulturgüter gelten, stammen aus der mittleren bis späten Heian-Zeit. Insgesamt sind also in dieser Halle 6 Figuren aufgestellt, zwei davon verborgen.

Im inneren Heiligtum der Haupthalle (Naijin) stehen 1.) ein Yakushi Nyorai (Medizin-Buddha, Heian- bis Kamakura-Zeit), 2.) ein Amida Nyorai (Amida-Buddha, Heian-Zeit) und 3.) eine tausendarmige Kannon (Senjuu kanzeon bosatsu, aus der Nanbokucho-Zeit). Weiterhin steht im inneren Heiligtum 4.) eine Muromachi-zeitliche Juuichimen-Kannon (elfgesichtige Kannon). In der Haupthalle steht im westlichen Zushi 5.) ein Heian-zeitlicher Jikokuten, im östlichen Zushi steht 6.) ein Edo-zeitlicher Zochoten. Mit Glück kann man diese Figuren während der Sonderöffnungszeiten zu sehen bekommen. In einer Höhle unter der Haupthalle wird eine Guze-Kannon (Kannon der Erlösung) aufbewahrt, die größte Kannon-Figur des Landes aus Keramik. Sie ist wichtig für die neue religiöse Ausrichtung des Tempels. Eine stehende Statue des Jizou Bosatsu und eine hölzerne Statue von Buddha Shakyamuni sowie ein Mandala sind als Kulturgut der Stadt Wakayama geschützt.

Vor der Haupthalle steht eine Steinstele mit dem Tempelnamen "Kimii-dera". Vor der Haupthalle gibt es weiterhin unter Bäumen einen Bussokuseki, einen Stein mit Buddhas Fußabdruck. Im Süden der Terrasse, von der man einen guten Blick über die Küste hat, steht ein uralter Kampferbaum (Naturdenkmal der Stadt Wakayama) mit einem kleinen Schrein davor, an dem die Gottheit des Baumes verehrt wird. Und den südlichen Abschluß der Terrasse bildet ein Café (Tenkuu-Café, Tenkuu = Himmel) mit toller Aussicht. Rechts neben der Haupthalle führen Treppen hoch zum alten Kaizan-dou (Kulturgut der Präfektur), der Gründerhalle, diesmal ist der Tempelgründer gemeint. Sie liegt östlich der Haupthalle auf einer höheren Terrasse. Von dort kommt man auch wieder südwärts zur Pagode. Weiter hinten, wenn man links um die Haupthalle herum nach Norden geht, gibt es noch einen Kuri und einen alten Shoin (Gokoku-in-goten, Kulturgut der Stadt Wakayama, um 1800, Edo-Zeit), das ist eine ehemalige Residenz- oder Palast-Halle (Onari-goten) der Kishuu Tokugawa, und mehrere neue Gebäude. Der Bereich ist in der Regel nicht zu besichtigen. Dazu gibt es noch mehrere Subtempel wie den Zenju-in westlich der Haupthalle tiefer am Hang.


Literatur, Links und Quellen
Lokalisierung auf Google maps: https://www.google.de/maps/@34.1849427,135.1893002,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@34.1849427,135.1893002,214m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Webseite des Kimiidera:
https://www.kimiidera.com/ - Rundgang: https://www.kimiidera.com/precinct_yard/ - Geschichte: https://www.kimiidera.com/history/ - Jahreszyklus mit Veranstaltungen: https://www.kimiidera.com/annual/ - die drei Quellen: https://www.kimiidera.com/sanseisui/ - Kirschblüte: https://www.kimiidera.com/tree/ - buddhistische Statuen: https://www.kimiidera.com/buddhist/ - weitere historische Gebäude: https://www.kimiidera.com/landmark/
Kimiidera auf Japan Experience:
https://www.japan-experience.com/all-about-japan/wakayama/temples-shrines/kimiidera
Kimiidera auf Wikipedia:
https://ja.wikipedia.org/wiki/%E7%B4%80%E4%B8%89%E4%BA%95%E5%AF%BA
Kimiidera auf Japan Travel:
https://www.japan.travel/de/spot/960/ - https://en.japantravel.com/wakayama/kimiidera-temple-sakura-festival/65878
Kimiidera auf Wanderweib:
https://wanderweib.de/wakayama-reise-kimiidera-tempel/
Kimiidera auf Kansai Odyssey:
https://kansai-odyssey.com/kimiidera-temple/
Kimiidera auf Zekkei-Japan:
https://zekkeijapan.com/spot/index/539/
Kimiidera auf My secret Wakayama: https://www.mysecretwakayama.com/introduce/43/


Kimii-dera, Wakayama, Teil (2): Photos: der Weg nach oben - Kimii-dera, Wakayama, Teil (3): Photos: die Hauptebene und die obere Ebene

Andere Artikel über Japan lesen
Andere Länder-Essays lesen
Home

© Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2023
Impressum