Bernhard
Peter
Nara:
Kofuku-ji, Teil (1): Beschreibung und Pläne
Lage,
Erreichbarkeit und Touristisches
Der Tempel Kofuku-ji
(Koufuku-ji, Adresse: 48 Noboriojicho, Nara, 630-8213, Japan)
liegt in der Stadt Nara am verkehrsgünstigsten von allen
Sehenswürdigkeiten der Stadt. Am bequemsten in Bezug auf das
Ziel reist man von Kyoto aus mit Kintetsu an; vom Bahnhof
Kintetsu Nara aus geht man gerade nach Osten und biegt nach 400 m
rechtwinklig nach Süden auf das Gelände des Tempels ab. Wer mit
JR-Paß unterwegs ist, wird an JR Nara ankommen. Man verläßt
den Bahnhof in östlicher Richtung und wendet sich an der
Hauptverkehrsstraße vor dem Bahnhofsvorplatz nach links
(Norden). An der dritten Querstraße (an der zweiten Ampel) biegt
man nach rechts in die Sanjo Dori, eine schnurgerade durch die
modernen Einkaufsviertel nach Osten führende Straße. Sobald man
rechterhand einen See erreicht, liegt linkerhand etwas erhöht
das Tempelgelände. Der Fußweg ist 1,3 km lang, durch den Bummel
durch die Einkaufsstadt aber trotzdem kurzweilig.
Wer mit dem Bus anreist, endet wohl am Nara Park Bus Terminal östlich des Nara Prefecture Government Office und nördlich des Noborioji-Parks; von dort sind es nur kurze Wege zu den Tempelgebäuden. Vom JR-Bahnhof aus kann man auch den Ringbus nehmen, den Bus Nr. 2 sowie alle Busse in Richtung Kasuga Taisha, alle passieren die Haltestelle Kencho-mae, von der aus es nur noch ein kurzes Stück bis zum Tempel ist. Die Busse 70, 72, 97, 160, 50, 51, 53, 82 und 92 halten alle an der genannten Haltestelle, die sich exakt im Norden des Museums befindet.
Das Tempelgelände ist weitläufig und parkartig. Es mißt in West-Ost-Richtung ca. 470 m, in Nord-Süd-Richtung 260 m. Das Gelände wird von rechtwinklig verlaufenden, rasterartigen Wegen durchzogen und im Norden von der Omiya Dori, im Süden von der Sanjo Dori sowie im Osten von der Nara Kaido begrenzt. Nach Westen ist die Trennung nicht so scharf, hier erfolgt ein naher und unregelmäßiger Übergang in die städtische Bebauung.
Viele weitere Sehenswürdigkeiten liegen in nächster Nähe: Im Osten liegt das Nara National Museum. Wenn man die Sanjo Dori weiter verfolgt, geht diese nach Queren des Nara Kaido in den Kasuga Taisha Omote-Sando über, den vorderen Zuweg zum Kasuga-Schrein, dort steht auch schon das erste Torii (Ichi-no-torii). Nordöstlich des Kofuku-ji liegen die Gärten Yoshiki-en und Isui-en und der Schrein Himuro jinja. Südöstlich des Tempels liegen der Ara-See, der See Saga-ike mit dem malerischen See-Pavillon Ukimi-do und der Park Roku-en. Egal, ob man zum Todai-ji oder zum Kasuga Taisha will, man kommt irgendwie am Kofuku-ji vorbei.
Und genau diese Aussage drückt bereits aus, daß der Kofuku-ji zu Unrecht von den meisten Touristen nur "mitgenommen" wird, das eigentliche Hauptziel des Tages aber eine andere Sehenswürdigkeit ist. Eine große Fehleinschätzung, denn auch der Kofuku-ji bietet hervorragende alte Bausubstanz und noch wichtigere museale Schätze in den musealen Hallen. Wenn man sich wirklich alle Hallen innen mit ihren dort präsentierten Kunstschätzen, insbesondere Statuen, anschauen möchte, wird schnell feststellen, daß der Kofuku-ji ein lohnendes Tagesziel für sich darstellt. Die beiden zu besichtigenden Hallen und das Schatzhaus (Museum) sind in Kombination mit dem Nationalmuseum weiter im Osten auch ein ideales Programm für einen Regentag. Den Besucher erwarten mit den kulturellen Hinterlassenschaften des Fujiwara-Clans Kunstwerke von Weltrang, man kann den Kofuku-ji mit Fug und Recht als den Tempel mit der besten Sammlung von Buddhastatuen in Japan bezeichnen, und mehrere Gebäude des Kofuku-ji sind Teil des Weltkulturerbes der historischen Monumente der alten Hauptstadt Nara (Historic Monuments of Ancient Nara), nämlich die beiden Pagoden, die östliche Goldene Halle und der nördliche Achteckbau, die allesamt als Nationalschätze Japans klassifiziert sind. Das Gelände ist immer offen und kann frei durchstreift werden. Die Hallen sind 9.00-17.00 Uhr geöffnet; Photographieren ist im Inneren nicht erlaubt, wie überall, wo Nationalschätze ausgestellt werden.
Der Andrang an den musealen Bereichen ist bisweilen sehr groß, insbesondere von pflichtschuldigst bildungsbeflissenen Schulklassen. Und man sollte sich gleich darauf einstellen, daß jede Halle separat Eintritt kostet (zentrale Goldene Halle: 500 Yen, Kokuho-kan 700 Yen, Tokondo 300 Yen). Nicht maulen - davon werden die Kunstwerke erhalten, davon werden Restaurierungen bezahlt etc. Nur wer zur Erhaltung durch sein Interesse und seinen Eintrittsobolus beiträgt, kann helfen, die Meisterwerke japanischer Kunst und ihre Aufbewahrung vor Ort im historischen Kontext für die Zukunft zu bewahren. Außerdem gibt es Kombitickets (Kokuho-kan und Tokondo 900 Yen). In der Regel wird man nur das Museum, die mittlere Goldene Halle und die östliche Goldene Halle besuchen können (Eintritt zusammen also 1400 Yen), weil die beiden Achteckhallen stark eingeschränkten Besucherverkehr haben; da muß man schon etwas Glück haben, um dort hineinzukommen, anscheinend öffnen sie einmal im Jahr ihre Türen für Besucher. Die beiden Pagoden können innen nicht besichtigt werden. Die Bausubstanz ist eine von der Bauzeit her gesehen breitgefächerte Mischung: Wir haben aus der ältesten Zeit Fundamente, aus der Wiederaufbauzeit wertvolle sakrale Gebäude und wir sehen als jüngstes Gebäude einen Wiederaufbau, die erst 2018 äußerlich fertiggestellte mittlere goldene Halle. Dazu kommen moderne Museumshallen. Auf den ersten Blick ein Gemisch unterschiedlichster Bauzeiten, insgesamt aber ein Querschnitt durch die lange Geschichte eines der wichtigsten Tempel der damaligen Hauptstadt.
Geschichte
und Bedeutung
Gegründet wurde der Tempel
Kofuku-ji vermutlich im Jahre 669 vom Fujiwara-Clan, zunächst in
Kyoto, wobei Yamashina als Standort naheliegt, wozu der
ursprüngliche Name Yamashina-dera Anlaß gibt. Als Gründerin
gilt Kagami-no-O-kimi (-683), die Ehefrau von Fujiwara no
Kamatari (614-669), und der Tempel sollte die Genesung ihres
kranken Mannes befördern. Nur drei Jahre später wurde der
Tempel vermutlich in die Gegend von Asuka verlegt und bekam den
Namen Umayasaka-dera nach seinem Standort in Umayasaka; er befand
sich dort, wo ein paar Jahre später die Hauptstadt Fujiwara-kyo
entstand. Im Jahre 710 wurde der Tempel von dem großen
Staatsmann und Daijoudaijin Fujiwara no Fuhito (659-720), dem
Sohn des oben genannten Fujiwara no Kamatari, erneut
auseinandergebaut und nach Nara verlegt, der damals gerade im
selben Jahr neu angelegten Hauptstadt (damals Heijo-kyo), und
dort wiedererrichtet, und seitdem ist die Tempelgeschichte
belegbar. In Nara hatte man 16 Cho Bauland erhalten. Im Raster
der planmäßig angelegten Stadt nahm der Tempelbezirk vier
Blöcke an jeder Seite ein, war vier Blöcke breit und vier
Blöcke tief, also quadratisch und doppelt so tief in
Nord-Süd-Richtung wie das heutige Gelände. Im Bauplan der
Hauptstadt lag der Tempel an der östlichen Begrenzung. Die
westliche Verlängerung der am Nordrand des Tempelgeländes
entlanglaufenden Straße (2. Querstraße) zieht südlich am
Palastgelände vorbei. Die südliche Begrenzung ist die dritte
Querstraße, und auch heute noch heißt sie so: San-jo Dori. Die
westliche Begrenzung des Tempelgeländes war die 6. Straße, die
östliche Begrenzung die 7. Straße. Seit der Verlegung nach Nara
trägt der Tempel auch den Namen Kofuku-ji (Koufuku-ji). Der Name
enthält "fuku" = Glück und "ji" = Tempel,
es ist der Tempel, welcher Glück bzw. Segnungen erzeugt. Der
Name ist abgeleitet von einer buddhistischen Schrift, der
Vimalakirti Sutra.
Seinem Wesen nach war der Tempel also zunächst nichts anderes als der Ahnentempel (Uji-dera) der Fujiwara, des damals mächtigsten Adelsgeschlechts, im Gegensatz zum staatlichen Todai-ji, der noch weiter im Osten entstand. Dennoch entwickelte er sich zu einem wichtigen buddhistischen Zentrum, das einen beträchtlichen Einfluß auf die kaiserliche Regierung ausübte. Der Kofuku-ji war ein Haupttempel der Hosso-shu, einer frühen Schule des japanischen Buddhismus und seine bis in die Heian-Zeit hinein einflußreichste Richtung. Der nach 18 Jahren aus China zurückgekehrte Mönch Genbo (Genbou, -746) hatte die Schule, die sich vom chinesischen Faxiang ableitet, im Jahre 735 in den Tempel eingeführt. Er hatte über 5000 Faszikel Schriften aus China mitgebracht, die im Tempel aufbewahrt wurden. Seine Interpretation der Doktrin gilt als die "nördliche Hosso-shu".
Bis 740 war der Kofuku-ji fertiggebaut. In einer Achse von Süden nach Norden lagen die wichtigsten Tore und Hallen. Es gab insgesamt drei Goldene Hallen, eine Haupthalle in der Mitte und zwei seitliche, die ihre Front zur Hauptachse gedreht hatten. Glockenturm und Sutrenspeicher standen isoliert beiderseits der Lehrhalle etwas weiter nach Norden gerückt. Seitlich und im Norden lagen die regelmäßig angeordneten Quartiere für Mönche und Akolythen in verschiedener Bauweise, alternierend gestaffelt. Die Quartiere der Mönche werden Nakamuro, die der einfachen Mönche Nakamuro-Shoshibo genannt. Im Osten lag der Versorgungskomplex mit Küche, Zubereitungshalle, Refektorium und Vorhalle. Dabei unterscheiden wir das eigentliche Refektorium (Jikido) und einen südlich vorgebauten Annex (Hosodono). Dieser Bereich wurde 1955-1956 ausgegraben, bevor man das Museum genau an dieser Stelle in den alten Abmessungen beider Hallen baute. Zwei Korridore wurden ausgegraben; einer verlief in Ost-West-Richtung und verband das Refektorium mit den Mönchsquartieren, der andere verband in Nord-Südrichtung die Halle Moridono (Anrichte-Bereich) mit dem Refektorium (Eßbereich). Die Halle zum Kochen befand sich isoliert ganz im Norden dieser Gebäudegruppe. Im Westen war mit dem nördlichen Achteckbau der erste Memorialbau entstanden, ein zweiter folgte 813 im Süden. Soweit sehen wir einen typischen Aufbau eines Tempels dieser Zeit, und diese grundsätzliche Anlage können wir auch heute noch nachvollziehen. Weil der Kofuku-ji zu den "großen Tempeln" gezählt wurde, bekam er 1000 Cho (1 Cho = 11664 m2) steuerfreien Landes zugewiesen. Durch Schenkungen nahm der steuerbefreite Grundbesitz immer mehr zu.
Der Kofuku-ji war schon in der ersten Hälfte des 8. Jh. das führende Zentrum der genannten Hosso-Schule. Insgesamt gab es in der Nara-Zeit im Buddhismus sechs dominierende Strömungen, die sogenannten sechs Nara-Schulen, das waren die Hosso-shu, die Kegon-shu, die Risshu (Schule der Ordensregeln), die Sanron-shu, die Kusha-shu und die Jojitsu-shu. Sie verteilten sich auf sieben große Tempel (Nanto Shichi Dai-ji), den Todai-ji, den Yakushi-ji, den Kofuku-ji, den Horyu-ji, den Saidai-ji, den Gango-ji und den Daian-ji. Diese sechs Schulen sahen sich damals als komplementär, indem jeweils eine Schule einen bestimmten Aspekt in den Vordergrund stellte, ergänzten sich alle sechs zusammen zu einem umfassenden religiös-philosophischen System, als dessen Teil sich jede Schule empfand. Damals war man noch weit entfernt von späteren Richtungskämpfen. Umgekehrt bildeten die Tempel und Schulen ein enges Korsett für den Staat, bildeten schließlich eine solche Macht, daß der Kaiser schließlich die Hauptstadt nach Kyoto verlegte und erst einmal keinen Tempel innerhalb der neuen Mauern sehen wollte. So weit sind wir aber noch nicht: Im Jahre 801 gab es einen bedeutungsvollen Wechsel im Status des Kofuku-ji, denn in diesem Jahr wurde er durch kaiserliches Dekret offiziell mit der Durchführung des staatstragenden Yuima-e-Rituals betraut, das auf der Vimalakirti-Sutra (Yuima-kyou) basiert. Die feste Zuweisung dieser Zeremonie zu "ihrem" Tempel bedeutete zugleich die Konsolidierung der Macht des nördlichen Zweiges der Fujiwara und die Verbindung von Familie, Tempel und Macht in diesem "Staatstheater".
Während der Heian-Zeit überflügelte der Kofuku-ji den benachbarten Todai-ji hinsichtlich der Bedeutung und absorbierte diesen sogar mehr oder weniger. Die anderen sechs der Nanto Shichi Dai-ji (sieben = shichi große = dai Tempel = ji der südlichen = nan Hauptstadt = to) verloren mit dem Umzug der Hauptstadt an Einfluß und Bedeutung, doch der Kofuku-ji wuchs auf ihre Kosten an, vor allem aufgrund der engen Verbindung mit dem Fujiwara-Clan. Die Fujiwara waren anfangs nur Patrone des Tempels (dan-otsu), doch zunehmend entstand eine sehr enge Verflechtung von Familie, Tempel, Wirtschaftsmacht und Politik. Den Fujiwara gelang es, ihre Führungspositionen im Staat quasi zu monopolisieren. Der Tempel wurde immer stärker von der Familie kontrolliert. Die Regierung hatte immer weniger Einfluß auf den Tempel und konnte den Land- und Machtzuwachs nicht mehr kontrollieren. Für die Familie wiederum war der Tempel eine wichtige Versorgungsinstitution für nachgeborene adlige Söhne des weitläufigen Clans. Und der Tempel Kofuku-ji wurde so der größte und mächtigste Tempel, den es je in der Geschichte Japans gab.
Den Höhepunkt der Macht hatte der Kofuku-ji im 11. Jh. Zahlreiche Gönner und Förderer sorgten für Macht und Wohlstand, und aufgrund seiner Macht konnte er weitere Tempel unter seine Kontrolle bringen, darunter den Yakushi-ji, den Horyu-ji, den Saidai-ji und den Daian-ji in und bei Nara, sogar den Kiyomizu-dera. Zeitweise besaß der Tempel 175 Gebäude. Und die Grenzen zwischen dem Kofuku-ji und dem im Osten liegenden Kasuga-Taisha verschwommen zeitweise, denn ersterer war der Familientempel, letzterer der Familien- und Ahnenschrein der Fujiwara. Das jeweilige Familienoberhaupt der Fujiwara ernannte den Oberpriester des Kasuga-Schreins. Der Oberpriester (Betto, Bettou) des Kofuku-ji wurde zwar vom Kaiser ernannt, doch der Chef des Fujiwara-Clans besaß ein Vorschlagsrecht für diese Ernennung. Da er zugleich meist Regent (Kampaku oder Sessho) war, handelte es sich bei der kaiserlichen Zustimmung in der Regel nur um eine Formsache, um eine Art Abnicken des Vorschlags. De facto wurden Schrein und Tempel vollständig von den Fujiwara kontrolliert, und umgekehrt stand die Wirtschaftskraft des Tempels der Versorgung von dort eintretenden Familienmitgliedern zur Verfügung. Und weil der große Landbesitz von Schrein und Tempel steuerbefreit war, handelte es sich im Grunde um eine Familienstiftung, in der man viel Geld mit wenig Kosten kontrollierte. Mittlerweile war der Komplex aus Schrein und Tempel die führende Wirtschaftskraft in der Provinz Yamato geworden, und damit zur de facto sie beherrschenden Institution. Die Fujiwara schlugen der Einfachheit halber gleich ihre nachgeborenen Familienmitglieder als Betto vor, wenn das Amt wieder einmal zu vergeben war.
Je größer die Wirtschaftskraft war, desto besser mußte sie geschützt werden, also wurden die Mönche bewaffnet. Die Mönchssoldaten setzten die Interessen des Tempels zunehmend kompromißlos durch. Es war zeitweise so schlimm, daß 1050 der Gouverneur der Provinz Yamato ins Exil gehen mußte, weil er der Gewalttätigkeiten der Mönche nicht mehr Herr wurde und machtlos zusehen mußte, wie der Tempel machte, was er wollte. Das lag daran, daß der Tempel eine der größten Brutstätten der Mönchskrieger (Sohei) geworden war, und er ergriff Partei für den Jimon-Zweig der Tendai-shu und paktierte mit dem Miidera in Otsu und dem Todai-ji. Ihre Gegner waren die Sohei des Sanmon-Zweiges der Tendai-shu vom Enryaku-ji. Immer wieder suchten Brände den Tempel heim, 1046, 1060 und 1096. Jedesmal erfolgte der Wiederaufbau des Zerstörten.
Während des Genpei-Krieges (Genpei no kassen, 1180-1185) wurde der Tempel gleich zu Beginn der kriegerischen Handlungen im Jahre 1180 von der Armee des Taira no Kiyomori vollständig zerstört; kein einziges Gebäude überlebte den Brand. In diesem Krieg kämpften die Minamoto (Genji) mit den Taira (Heike) um die Macht. Die Taira unterstützten den Kaiser Antoku, einen Enkel von Taira no Kiyomori, die Minamoto unterstützten den Prinzen Mochihito, Sohn des Kaisers Go-Shirakawa. Beide Seiten umwarben die Tempel, um ihre Mönchskrieger als Bundesgenossen zu gewinnen. Prinz Mochihito wurde nach der Schlacht von Uji, der ersten des Genpei-Krieges, auf dem Weg nach Nara, wo er einer Einladung seitens des Kofuku-ji folgen wollte, gefaßt und getötet, und Antoku ertrank während der Seeschlacht von Dan-no-ura. Noch im selben Jahr belagerten die Taira Nara. Erst schickten sie eine Abordnung von ca. 500 Mann nach Nara, und der Befehl lautete, Gewalt nur anzuwenden, wenn es unvermeidlich war. Doch die Mönche des Kofuku-ji griffen die Anordnung sofort an und töteten sechzig Samurai. Ihre Köpfe stellte man gegenüber dem Nan-dai-mon am Ufer des Sarusawa-no-ike zur Schau. Taira Kiyomori entsandte sofort seinen Sohn, um die gesamte Stadt Nara gewaltsam zu unterwerfen. Um den Minamoto die Unterstützung der Klöster zu entziehen und den Nachschub abzuschneiden, zündete Taira no Kiyomori Tempel und Klöster in Nara an, und dabei wurde auch der Kofuku-ji komplett vernichtet. Ebenfalls noch 1180 traf Minamoto no Yoritomo in der Schlacht von Ishibashiyama (Ishibashiyama no tatakai) auf die übermächtigen Taira und verlor. Nach dem Genpei-Krieg war der Enryaku-ji der einzige Kampfmönch-Tempel, der nicht zerstört worden war.
Der Einfluß des Kofuku-ji nahm im Verlauf des 12. Jh. ab, und auch Zuwendungen der Gönner flossen spärlicher. Der Tempel wurde nach dem Genpei-Krieg, neun Jahre nach der Zerstörung, wiederaufgebaut; nach wie vor stand er unter dem Schutz der Familie Fujiwara, die seinen Wiederaufbau finanziell möglich machte. Des Tempels große wirtschaftliche Ressourcen durch Grundbesitz trugen das Ihrige zur Finanzierung des Wiederaufbaus bei. Nara als Rückhalt der letztendlich siegreichen Minamoto wurde komplett wiederaufgebaut. Im Kofuku-ji gab es mehrere Subtempel, wovon zwei besonders privilegiert waren, das waren der Ichijou-in und der Daijou-in. Beide waren quasi private Tempel der Fujiwara-Sprößlinge, und deshalb hatten sie den Status eines Monzeki-Tempels. Abwechselnd wurde von den beiden der Betto gestellt. Andere Familien kamen gar nicht mehr zum Zuge. Auch die folgenden Jahrhunderte waren bewegte Zeiten für den Kofuku-ji. 1093 und 1145 war der Tempel in Kämpfe mit den Mönchen vom Kimpusan verwickelt. Etliche kriegerische Auseinandersetzungen setzten der Bausubstanz immer wieder aufs Neue zu, und immer wieder gingen Gebäude verloren. Auch am Shokyu-Krieg von 1221 waren die Mönche von Nara beteiligt, doch man war weit von den besten Zeiten der Kampfmönche entfernt, und die Vergeltungsmaßnahmen von damals hatten sich ins Gedächtnis eingebrannt. Nara sollte nie wieder von Kämpfen erschüttert werden.
Der Kofuku-ji hatte während der Kamakura-Zeit und der Muromachi-Zeit die Rolle eines Schutztempels der Provinz Yamato (entspricht etwa der heutigen Präfektur Nara). Das Gemeinwesen war gut organisiert: Der Betto (Bettou) war der Oberpriester bzw. Abt. Dazu gab es als Führungsgremium die Goshi, die "fünf Meister" und den Tempelrat, den "Sango", der sich um das Tagesgeschäft und die Verwaltung kümmerte. Die beiden Monzeki standen hier schon außen vor; sie waren auf dieser Ebene autonom. Insgesamt gab es im Tempel sieben Haupthallen, und für jede Halle war ein Daidoshi (Daidou-shi) oder Daigyoso (Daigyousuo) als Chef zuständig. Die ganzen Mönche wurden unterteilt in ältere, gelehrtere Mönche (Daikuryo, Daikuryou) und in jüngere Mönche (Ropposhu, Roppoushu) sowie die breite Masse der einfachen Mönche (Genro, Genrou). Kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, konnte man noch die außerhalb des Tempels lebenden Shuto (Shutou) mobilisieren. Es gab außerdem noch die Doshu (Doushu), die sich mehr einem meditativen Leben widmeten und deshalb einfach "Hallen-Leute" genannt wurden.
Als sich das Land in einen nördlichen und einen südlichen Hof aufteilte, erlitt der Kofuku-ji eine empfindliche Schwächung, weil er nur noch den südlichen Teil von Yamato kontrollieren konnte. Weitere Brände setzten dem Tempel zu, 1277, 1327, 1356 und schließlich 1411. Der nächste Tiefschlag kam, als Oda Nobunaga den bewaffneten Tempeln den Kampf angesagt hatte. Er beließ dem Tempel zwar den Grundbesitz und damit die Wirtschaftskraft, doch er verbot den Mönchen das Tragen von Waffen. Spätestens seit der Vernichtung des Enryaku-ji 1571 war klar, daß eine Reichseinigung nur möglich war, wenn die Macht der kriegerischen Mönche dauerhaft gebrochen wird.
Erst in der Edo-Zeit kehrte Ruhe ein, die Kampfmönche waren endgültig Geschichte. Ein katastrophales Feuer vernichtete 1717 die ganze zentrale Einheit, Galerien, Tore, mittlere und westliche Haupthalle, Lesehalle, Glockenturm und Sutrenspeicher. Nur drei Gebäude und die Pagoden überdauerten bis zur Meiji-Zeit. Man hatte weder die Kraft noch die Mittel, um den Tempel wiederaufzubauen. Man richtete sich in der Ruine provisorisch ein. Im Norden und Osten des Areals gab es noch etliche Subtempel, die nicht nur an der Stelle des heutigen Parks, sondern auch weiter nördlich im Bereich der Präfekturregierung und der anderen dortigen öffentlichen Gebäude wie Präfekturmuseum, Kulturhalle etc. lagen. In einem Plan des Jahres 1760 sind noch die Subtempel Jissou-in, Shoubou-in, Myouon-in, Sonkyou-in, Shinmy-in, Fukuju-in, Goda-in, Tou-in, Ichijou-in go monzeki, Amida-in, Jisson-in, Kangaku-in, Kichijou-in, Enju-in, Shoujou-in, Houshou-in, Hourin-in, Daigi-in, Chougaku-in, Jufuku-in, Gyokuzou-in, Ryuu-un-in, Fumon-in, Saion-in, Shougan-in, Kanzen-in, Chikurin-in, Jimon-in, Monju-in, Kongou-in, Futenkyou-in und Houtoku-in etc. verzeichnet.
Den absoluten Tiefpunkt erlebte der Tempel nach den Meiji-Reformen im 19. Jh., als der Shintoismus als Staatsreligion gefördert und der Buddhismus unterdrückt wurde. In dieser Zeit erfolgte die Trennung zwischen Kofuku-ji und Kasuga Taisha, die eigentlich zusammengehörten und sich als familienbezogene Andachtstätten der Fujiwara gegenseitig ergänzten. Der Kofuku-ji wurde dabei zum größten Teil enteignet. Einige Gebäude wurden abgerissen, darunter selbst solche, die aus der Kamakura-Zeit stammten, wie das Refektorium. Später wurde er restituiert und bekam 1892 wieder den Status als einer der drei Haupt-Tempel der Hosso-shu; die beiden anderen sind der Yakushi-ji und der Horyu-ji. Zu dem Zeitpunkt war die Hosso-shu weit entfernt von ihrer einstigen Bedeutung und hatte nur noch ca. 40 Zweigtempel.
Von den überlieferten 175 Gebäuden des größten Bestandes zur Zeit seiner größten Macht hat sich nichts erhalten. Was existiert, sind historische Gebäude aus der Zeit nach dem Genpei-Krieg, zwei Pagoden und einige Hallen. Seit 1998 gehört der Kofuku-ji zum Unesco-Weltkulturerbe als Teil der Sammelkategorie "Historische Monumente der Stadt Nara". Das hier verehrte Hauptkultbild ist ein Shaka Nyorai (Buddha Shakyamuni, historischer Buddha). Sammler von Goshuin können sich hier fünf verschiedene Pilgerstempel geben lassen, eines mit dem Wortlaut "Kofuku-ji", eines mit dem Wortlaut "Chu-kondo" etc.
Rundgang
und Beschreibung: Gebäude
Ganz grob läßt sich der rechteckige Tempelbereich dritteln,
entsprechend den beiden in Nord-Süd-Richtung durchgehenden
Wegen. Das westliche Drittel enthält den eigentlichen
Tempel-Kern mit der zentralen oder mittleren goldenen Halle (Chu-Kondo,
Chuu-Kondou), dem größten und zugleich neuesten Gebäude des
ganzen Geländes. Sie mißt 9 x 6 Interkolumnien, hat also 10
Pfosten auf der Längsseite und 7 Pfosten an der Schmalseite. Die
äußersten Pfosten hatten jeweils einen Abstand von 124 Shaku an
der Längsseite bzw. 78 Shaku an der Seite. Die Interkolumnien
sind unterschiedlich breit, außen schmäler als zur Mitte hin:
Der äußere Umgang ist jeweils 10 Shaku von dem nächstinneren
Pfostenkranz entfernt. Auf der Längsseite messen die beiden
äußersten Abstände also 10 Shaku, dann folgen auf jeder Seite
zwei Interkolumnien mit 14 Shaku, und die drei mittleren Lücken
sind mit je 16 Shaku die breitesten. An der Seite ist das Bild
ähnlich, außen zweimal 10, dann 2x 14 und in der Mitte 2x 15
Shaku. Die 710-714 auf Initiative von Fujiwara no Fuhito
(659-720) errichtete Halle Chu-Kondo, früher die älteste und
zentrale Haupthalle des Tempels, war seinerzeit eine der
größten Tempelhallen in Nara. In dieser Halle war das
Hauptkultbild des ganzen Tempels aufgestellt, ein Buddha
Shakyamuni (Shaka Nyorai, historischer Buddha). Die
Originalausstattung dieser Halle umfaßte neben diesem
Hauptkultbild zwei begleitende Bodhisattvas, zwei Figuren der
elfgesichtigen Kannon, die vier Himmelskönige und eine ganze
Figurengruppe, die den Himmelspalast des Buddhas der Zukunft
(Miroku, Sanskrit: Maitreya) bevölkern.
Seit ihrer Ersterrichtung wurde die Halle Chu-Kondo insgesamt sechsmal niedergebrannt. Nachdem sie ein letztes Mal im Jahre 1717 durch ein Feuer zerstört worden war, war sie lange Zeit nur als Fundament mit den Basissteinen der Holzpfosten zu sehen, denn für einen nochmaligen Wiederaufbau fehlten damals die notwendigen finanziellen Ressourcen. 1819 entstand eine kleinere Rekonstruktion, durch Spenden der Bürger von Nara finanziert. Sie war nur als Provisorium gedacht und sollte wenig später, wenn das Geld da war, einer richtigen Halle weichen, deshalb verwendete man auch wenig haltbares Kiefernholz für den Bau, das schnell altert, und auch die Dachziegel waren von geringer Qualität. Doch wie so oft bleiben Provisorien länger als gedacht. Erst im Jahr 2000 baute man diese doppelstöckige Halle wegen zunehmender Baufälligkeit wieder ab, die im Grunde schon in den 1970er Jahren aufgegeben worden war. In den letzten Jahren ist die Halle Chu-kondo in Originalgröße rekonstruiert worden: Der im Jahre 2010 zum 1300. Jahrestag der Etablierung des Tempels in Nara begonnene Neubau, der hinsichtlich der Dimensionen und des Architekturstils exakt dem ursprünglichen Bau aus dem Jahre 710 ff. entspricht, war 2018 fertiggestellt, der Innenausbau zog sich bis 2020 hin. Aber nachdem ein Jahrzehnt lang die zentrale Stelle des Tempels von einer riesigen Gerüsthalle beherrscht wurde, war die Enthüllung der neuen Halle 2018 ein lange herbei gesehnter Moment, in dem die rekonstruierte Halle dem Tempel wieder ihren wohlproportionierten Mittelpunkt gab. Der Name "Goldene Halle" leitet sich davon ab, daß in diesen wichtigsten Hallen eines Tempels meist vergoldete Statuen aufgestellt waren, deren Goldüberzug das Licht der Kerzen und Öllampen vielfach zurückwarf und die ganze Halle in ein golden Schimmern tauchte. Dieses Licht ist zugleich ein buddhistisches Symbol für das Licht der Weisheit und Erkenntnis, daß von den Figuren aus auf die Umgebung abstrahlt.
Nördlich hinter der Chu-Kondo liegt die Lehrhalle (Kodo, Koudou). Während des Neubaus der Halle Chu-kondo diente diese 1975 errichtete Halle wenige Meter weiter nördlich als Kari-kondo, eine temporäre Goldene Halle zur Aufbewahrung des Statuenschatzes und der Reliquien der Haupthalle bis zu deren Fertigstellung. Nachdem sie als solche ausgedient hatte, dient sie nun als neue temporäre Lehrhalle (Kodo) bis zu deren irgendwann erfolgenden originalgetreuen Rekonstruktion. Wie man an den Basissteinen rechts und links der neuen Halle sieht, war die alte, originale Lehr- und Lesehalle größer. Sie war sogar breiter als die mittlere Goldene Halle, aber schmäler. Sie maß 9 x 4 Interkolumnien, hat also 10 Pfosten auf der Längsseite und 5 Pfosten an der Schmalseite. Die äußersten Pfosten hatten jeweils einen Abstand von 142 Shaku an der Längsseite bzw. 62 Shaku an der Seite. Die Interkolumnien sind unterschiedlich breit, außen schmäler als zur Mitte hin: Auf der Längsseite wie an der Schmalseite messen die beiden äußersten Abstände 15 Shaku, alle anderen 16 Shaku. Ein Shaku ist hier als Nara Shaku mit 29,59 cm definiert. Bei der gegenwärtig hier stehenden provisorischen Halle handelt es sich um den alten, nicht mehr benötigten Kondo des Yakushi-ji-Tempels; die Halle stammt aus der Muromachi-Zeit, ist 26,7 m bzw. 9 Pfostenabstände breit und 15,6 m bzw. 6 Pfostenabstände tief und trägt ein Walmdach. Nachdem sie als temporäre Kofuku-ji Kondo ausgedient hatte, ist sie jetzt temporäre Kodo für den Kofuku-ji.
Zwischen Chu-Kondo und Kodo befinden sich seitlich die Fundamente zweier isoliert stehender Bauten, das ist im Westen das Fundament mit den Basissteinen des Glockenturmes (Shoro ato), und das ist im Osten dasjenige des Sutrenspeichers (Kyozo ato). Beide messen 3 x 2 Ken, haben also in Nord-Süd-Richtung je vier Pfosten und senkrecht dazu drei Pfosten. Nur wenige Basissteine fehlen.
Im Süden an die Goldene Halle angrenzend sieht man die ausgegrabenen Fundamente der den großen Hof einschließenden Galeriebauten (Korridore, Kairo) mit dem mittleren Tor (Chu-mon) in der Mitte gegenüber der Halle und weiter südlich abgesetzt des einstigen großen Südtores (Nan-dai-mon), alles achsial in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Chu-mon und Nan-dai-mon waren jeweils fünf Kompartimente breit, hatten also 6 Pfosten in der Breite und wie die Korridore 3 Pfosten in der Tiefe. Südlich des Torfundaments führt eine Treppe zur Straße hinab, jenseits derselben liegt der Sarusawa-See. Östlich des Weges zur Straße Sanjo-dori befindet sich ein Häuschen mit sanitären Anlagen. Heute sind die Basissteine sicher eingebettet, die ganze Fläche ist frei und gut überschaubar. Doch bis weit ins 20. Jh. war das nicht so, sondern die Ruinen lagen unter Erde und waren von Bäumen bewachsen. Das wurde alles erst in der zweiten Hälfte des 20. Jh. freigelegt und archäologisch erforscht und im Gelände fixiert.
In diesem Bereich liegt im Südwesten der Komplex mit dem größeren Achteckbau, dem Nan-en-do. Die erste Halle wurde im Jahr 813 durch Fujiwara no Fuyutsugu errichtet. Sie sollte ein Erinnerungstempel für seinen Vater Fujiwara no Uchimaro sein. Denn der Kofuku-ji war der Familientempel des mächtigsten Adelsgeschlechtes des damaligen Japan, und hier wurden die Großen der Familie verehrt, am Nan-en-do mit Uchimaro und Fuyutsugu die Stammväter dieser Familienlinie, was ihn zu einer Art besonderen Schutztempel für diese Familie macht. Viermal wurde diese Halle durch Brand vernichtet, und jedesmal wurde sie wieder aufgebaut. Natürlich brannte sie auch 1180 bei der Eroberung und Zerstörung Naras durch die Taira und 1717. Die heutige, im Jahr 1741 begonnene Achteckhalle ist die insgesamt fünfte Halle. Im Jahr 1789 wurde sie noch einmal erneuert und überarbeitet. Sie ist 22 m hoch. Stilistisch orientiert sie sich an der nördlichen Achteckhalle und bildet damit einen Architekturstil der frühen Kamakura-Zeit ab. Sie besitzt einen Vorbau mit geschwungenem Giebel (Karahafu), das ist eine typische Hinzufügung der Edo-Zeit. Erstaunlicherweise stellt aber genau dieser Vorbau ein Stabilitätsproblem bei Erdbeben dar - so bei einem gut untersuchten Erdbeben des Jahres 2018, bei dem die nördliche Achteckhalle keinen Schaden davontrug, die südliche Achteckhalle aber Auswirkungen zeigte und leichte Schäden erlitt. Untersuchungen von Prof. Kaori Fujita haben ergeben, daß dieser Vorbau zu stärkeren, irregulären und asymmetrischen Schwingungen führte und die höhere Empfindlichkeit gegenüber Erdstößen verursachte, während die nördliche Halle nur zirkuläre Vibrationen hatte, die sie viel besser wegstecken konnte. Die südliche Achteckhalle ist zwar im Vergleich zu den anderen Gebäuden relativ jung, aber dennoch als wichtiges Kulturgut Japans eingestuft. Im Inneren werden wertvolle Statuen aufbewahrt. Der Publikumsverkehr ist jedoch stark eingeschränkt, so daß man nur mit viel Glück eine Innenbesichtigung machen kann. Diese Halle ist die neunte Station des Kannon-Pilgerweges Saigoku Sanjusan-sho, die 33 Tempel im Gebiet Saigoku umfaßt. Hier wird Fukukenjaku Kannon (fuku-uken-saku kannon bosatsu, Sanskrit: Amoghapasa, die Kannon, die die unfehlbare Schlinge trägt) als Hauptkultbild verehrt; diese Kamakura-zeitliche, dem Bildhauer Kokei zugeschriebene Figur ist als Nationalschatz klassifiziert. Bevor man die Nan-en-do aufsucht, war man als Pilger zuvor im Hasedera in Sakurai, wo man eine Juichimen Kannon verehrt hat, und danach geht es weiter nach Uji zu einer Senju Kannon im dortigen Mimuroto-ji.
Südöstlich dieser Achteckhalle steht im Eck erhöht neben der Treppe ein Glockenturm (Shoro), den getreppten Weg nach Süden folgend kommt man zum Enmei Jizoson. Östlich vor der Achteckhalle steht eine Fudo-Halle (Fudo-do). Dahinter ist zwischen den Hortensienbüschen aufragend ein mit Gras bewachsener Hügel zu sehen, das ist der Sukumo-dzuka, auch Chausu-yama genannt.
Südlich steht die dreistöckige hölzerne Pagode (Sanju-no-to, Sanjuu-no-tou), heute zusammen mit dem Hokuen-do das älteste Gebäude im ganzen Kofuku-ji. Sie ist 19 m hoch. Das Basisgeschoß ist mit 4 Pfosten auf jeder Seite in einem System von 3 x 3 Ken konstruiert. Die Dächer sind im Hongawarabuki-Stil gedeckt. Diese Pagode wurde im Jahr 1143 erbaut, stammt also aus der späten Heian-Zeit. Sie wurde von der Gattin des Kaisers Sutoku-Tenno (1119-1164) dem Tempel gespendet, das war Fujiwara no Kiyoko (1122-1182, bekannter unter ihrem Titel Kokamon-in). Ende des 12. Jh. wurde sie nach der Zerstörung des ganzen Tempels im Jahr 1180 bald darauf wieder in der frühen Kamakura-Zeit wiederhergestellt, also gegen Ende des 12. Jh., wobei man die alte Form bewahrte; aus dieser Zeit stammt die heutige Bausubstanz. Die Pagode ist deshalb eines der herausragendsten Beispiele der buddhistischen Architektur der späten Heian-Zeit. Sie zählt aufgrund ihrer anmutigen Linienführung zu den schönsten Pagoden des Landes und ist als Nationalschatz eingestuft. Diese Pagode ist zwar kleiner, aber älter als die andere dieses Tempels.
Im Inneren befinden sich kunsthistorisch wichtige Wandmalereien, vier Gemälde auf Holz, die wiederum jeweils tausend kleine Abbilder der in der fünfstöckigen Pagode ausgestellten vier Buddhas darstellen. 1000 Yakushi Nyorai sind im Osten, die Shaka Nyorai im Süden, die Amida Nyorai im Westen und die Maitreya Nyorai im Norden dargestellt. Alle inneren Wände, die Türen, die Decken sind bemalt, mit Arabesken, Buddhas, Bodhisattvas und weiteren Bildnissen. Unter dem berühmten Mönch Kobo Daishi (Kukai, 774-835) wurde an der Ostseite der Mittelsäule ein Bildnis der Gottheit Benzaiten angebracht, umgeben von 15 Begleitern. Bemerkenswert ist, daß auf der Krone der Gottheit Benzaiten ein Shinto-Torii zu sehen ist, unter dem sich eine Schlange mit dem Gesicht eines alten Mannes windet. Das zeigt die Verschmelzung der indischen Gottheit Benzaiten (Sanskrit: Sarasvati) mit der originär japanischen Gottheit Uga-jin an.
Nordöstlich der südlichen Achteckhalle steht ein Komplex von Gebäuden des Subtempels Kozen-in (Kouzen-in), in dessen Haupthalle eine Hitokoto Kannon verehrt wird, rechts an der Seite ein Tempelbüro (Nokyojo, Noukyoujo). Sowohl vor dem Fudo-do als auch vor dem Kozen-in bieten Klettergerüste für Wisterien (Fujidana) schattige Lauben.
Nordwestlich des Kozen-in liegen spärliche Fundamentreste der ehemaligen westlichen Goldenen Halle (Sai-Kondo), die sich einst genau hier befand. Vermutlich hatte sie die gleichen Dimensionen wie die östliche Goldene Halle gegenüber. Die Hauptfront war nach Osten gerichtet. Ihre einstigen Maße lassen sich rekonstruieren: Sie besaß 7 x 4 Interkolumnien, hat also 8 Pfosten auf der Längsseite und 5 Pfosten an der Schmalseite. Die äußersten Pfosten hatten jeweils einen Abstand von 97 Shaku an der Längsseite bzw. 52 Shaku an der Seite. Sie war also 26m breit an ihrer Front und hatte 14 m Tiefe. Die Interkolumnien sind unterschiedlich breit, außen schmäler als zur Mitte hin: Auf der Längsseite wie an der Schmalseite messen die beiden äußersten Abstände 11 Shaku, alle inneren Abstände betragen 15 Shaku. Diese Halle wurde zweimal in der Heian-Zeit und einmal in der Kamakura-Zeit zerstört und jedesmal wiederaufgebaut. In der Edo-Zeit wurde sie 1717 durch Brand beschädigt, genau wie die Halle Chu-Kondo und die Halle Nanen-do. Doch diesmal ließen die finanziellen Verhältnisse einen Wiederaufbau nicht zu, und so blieben nur die Basissteine übrig, bis heute. Glücklicherweise wurde der Statuenbestand gerettet und bis heute bewahrt; man kann das Gerettete im Museum bewundern.
Folgt man dem Wegeraster nach Norden, entweder vor oder hinter dem Nan-en-do, kommt man zum zweiten, aber kleineren Achteckbau, dem Hoku-en-do (Hoku-en-dou), an zwei Seiten umgeben von den Fundamenten mit den Säulenbasen ehemaliger Galeriegänge und des einstigen südlichen Torzugangs in diesen separaten Bereich. Diese 15 m hohe Halle auf achteckigem Grundriß, die als die schönste Achteckhalle Japans bezeichnet wird, ist einstöckig und besitzt weiß gestrichene Wände zwischen zinnoberrot gestrichenen Pfosten. Sie ist zusammen mit der dreistöckigen Pagode das älteste Gebäude des ganzen Kofuku-ji. Sie trägt ein Dach im Hongawarabuki-Stil. Aufgrund ihrer achteckigen Architektur ist sie als Gedächtnishalle zu identifizieren. Die erste Halle an dieser Stelle wurde im Jahr 721 durch die Kaiserinnen Gemmei und Gensho erbaut, um damit des ersten Jahrestages des Todes von Fujiwara no Fuhito (659-720) zu gedenken, welcher der Gründer und einer der größten Unterstützer dieses Tempels war und dessen Seele durch den Bau besänftigt werden sollte. Der Originalbau ging 1049 durch einen Brand und nach Wiederherstellung erneut 1180 (Jisho 4) bei der Zerstörung der südlichen Hauptstadt (Nara) durch Taira no Shigehira (1158-1185) verloren. Die gegenwärtige Halle ist eine Rekonstruktion aus der frühen Kamakura-Zeit, aus dem Jahr 1210. Die beiden verheerenden Brände der Jahre 1327 und 1717 überlebte sie unbeschadet. Sie ist als Nationalschatz Japans klassifiziert. Das Hauptkultbild dieser Halle ist ein Miroku Nyorai.
Im Inneren werden wertvolle Statuen aufbewahrt, darunter die bereits genannte des Buddhas der Zukunft (Maitreya, Miroku) als Hauptkultbild (Honzon), zweier Gründer der Hosso-shu (Hosso-Schule) und der vier Himmelskönige; der Publikumsverkehr ist jedoch stark eingeschränkt, so daß man nur mit viel Glück eine Innenbesichtigung machen kann.
Kleiner Exkurs zu den Achteckhallen (Hakkaku-do, Hakkaku-dou): Von den sechs existierenden historischen Achteckhallen sind fünf als Nationalschatz klassifiziert und eine als wichtiges Kulturgut. 1.) Die älteste Halle ist der Yumedono im Ost-Garan des Horyu-ji in Ikaruga (Präfektur Nara). Sie stammt aus der Nara-Zeit, erhielt aber 1230 eine andere Dachkonstruktion. 2.) Die zweitälteste Achteckhalle stammt ebenfalls aus der Nara-Zeit und steht im Eisan-ji in Gojo, am Nordufer des Yoshino-Flusses und ganz im Süden der Präfektur Nara. 3.) Der Hokuendo des Kofuku-ji in Nara stammt aus dem Jahr 1210 (Kamakura-Zeit), und dann 4.) kommt zeitlich der Saien-do des Horyu-ji aus dem Jahr 1250 (Kamakura-Zeit). 5.) Die kleine Halle des Koryu-ji Keigu-in Hondo in Kyoto stammt auch aus der Kamakura-Zeit (1251). 6.) Die neueste dieser historischen Hallen ist der Nanen-do im Kofuku-ji, diese Halle stammt aus der Edo-Zeit und ist "nur" wichtiges Kulturgut.
Das zweite, mittlere Drittel des Tempelareals ist schmäler als die beiderseits angrenzenden Bereiche und enthält drei wichtige Bauwerke. Ganz im Süden steht die fünfstöckige hölzerne Pagode (Goju-no-to, Gojuu-no-tou, go = 5, juu = Stockwerk, no = Genitiv-Partikel, tou = Turm), ein original erhaltenes Meisterwerk japanischer Architektur. Das Basisgeschoß ist mit 4 Pfosten auf jeder Seite in einem System von 3 x 3 Ken konstruiert. Die Wände zwischen den Pfosten sind weiß gestrichen. Mit ihren 50,10 m Höhe ist sie die zweithöchste Pagode Japans (die größte mit 55 m Höhe steht im To-ji in Kyoto). Die Dächer sind im Hongawarabuki-Stil gedeckt. Die erste Pagode an dieser Stelle ist 725-730 durch die Gemahlin von Kaiser Shomu gebaut worden. Das war Kaiserin Komyo (701-760), Fujiwara no Komyoshi, die Tochter von Fujiwara no Fuhito (659-720) dem Gründer von Kofuku-ji, aus dessen zweiter Ehe. Die jetzige Pagode stammt aus der mittleren Muromachi-Zeit und wurde 1426 errichtet, nachdem der Vorgänger in den Bürgerkriegen kaputtgegangen war. Zuvor war sie insgesamt fünfmal seit ihrer Erstaufrichtung abgebrannt und jedesmal wiederaufgebaut worden. Beim Wiederaufbau wurden Standort, Dimension und Erscheinungsbild des Nara-zeitlichen Vorbilds beibehalten, wiewohl der dynamische Stil der Muromachi-Zeit durchaus seinen Widerhall im Detail gefunden hat. Diese Pagode ist zwar jünger, aber deutlich größer als die andere dieses Tempels. Sie ist ein Nationalschatz Japans.
Im Inneren sind vier Buddha-Triaden um die zentrale Säule gruppiert, die jeweils einen der vier Buddhas Yakushi Nyorai (Heilender Buddha, Medizin-Buddha, im Osten), Shaka Nyorai (Buddha Shakyamuni, historischer Buddha, im Süden), Amida Nyorai (Buddha des unendlichen Lebens, im Westen) und Miroku Nyorai (Maitreya, Buddha der Zukunft, im Norden) mit jeweils zwei Begleitern dar. Dieses Konzept der Buddhas der vier Richtungen stellt ein Mahayana-buddhistisches Grundkonzept von Zeit und Raum dar: Die Nord-Süd-Achse ist die Zeitachse, mit dem Buddha der Vergangenheit im Süden und dem Buddha der Zukunft im Norden. Die Querachse steht für Raum, mit dem westlichen Paradies Amidas und dem östlichen Reich des Yakushi Nyorai. Der Schnittpunkt beider Achsen ist diese Welt, das Hier und Jetzt, und genau hier ist die zentrale Säule auf den Basisstein gesetzt, die das Rückgrat der ganzen Pagode bildet, und wo ganz unten Reliquien im Fundament liegen.
Nördlich der Pagode steht in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet die östliche Lehrhalle (Tokon-do, Toukondou, tou = Osten, Kondou = Lehrhalle). Sie ist mit ihrer Hauptfassade nach Westen ausgerichtet und basiert auf einer Pfostenkonstruktion von 7 x 4 Ken, hat also 8 Pfosten entlang der Längsseite und 5 Pfosten an der Schmalseite. Die äußersten Pfosten hatten jeweils einen Abstand von 80 Shaku an der Längsseite bzw. 44 Shaku an der Seite. Die Interkolumnien sind unterschiedlich breit, außen schmäler als zur Mitte hin: Der äußere Umgang ist jeweils 9 Shaku von dem nächstinneren Pfostenkranz entfernt. Auf der Längsseite messen die beiden äußersten Abstände also 9 Shaku, dann folgt auf jeder Seite ein Abstand von 10 Shaku, und die drei mittleren Lücken sind mit je 14 Shaku die breitesten. An der Seite ist das Bild ähnlich, außen zweimal 9, dann in der Mitte 2x 13 Shaku.
Die einstöckige Halle mit weißgestrichenen Wänden zwischen den Pfosten trägt ein trapezoidales Dach im Yosemune-Stil und ist mit Hongawarabuki gedeckt. Sie ist nur eine von einst insgesamt drei Goldenen Hallen, denn früher gab es eine westliche, eine zentrale (mittlere) und eine östliche Goldene Halle. Die erste östliche Goldene Halle wurde 726 auf Befehl von Kaiser Shomu (701-756) erbaut, um für die Gesundung seiner Tante zu beten, die ehemalige Kaiserin Gensho (683-748). Die Halle wurde fünfmal zerstört und wiederaufgebaut. Der letzte Band fand 1411 statt. Die gegenwärtige Halle ist eine Rekonstruktion aus der mittleren Muromachi-Zeit, aus dem Jahr 1415. Obwohl technisch und substanzmäßig aus der Muromachi-Zeit, ist die Architektur stilistisch an diejenige der Nara-Zeit angelehnt. Eine überdachte Veranda erstreckt sich über die gesamte Vorderseite des Bauwerks. Die Klammerkomplexe unter den Dachsparren sind dreistufig. Gedeckt wird die Halle von einem Walmdach. Im Innern besteht der Boden aus einem gefliesten Steinboden, auch das ein bewußter Rückgriff auf die Nara-zeitliche Architektur. Die Halle ist als Nationalschatz Japans klassifiziert. Sie ist die einzige der drei Goldenen Hallen, die heute noch mit alter Bausubstanz existiert. Sie wurde bis Oktober 2018 einer umfassenden Restaurierung unterzogen.
Im Inneren der Halle Tokon-do werden wertvolle buddhistische Statuen aufbewahrt (für Details siehe unten), darunter als Hauptkultbild eine große, Muromachi-zeitliche Sitzfigur des Yakushi Nyorai (heilender Buddha, Medizin-Buddha, wichtiges Kulturgut). Diese Hauptfigur wird begleitet von Statuen der Bodhisattvas Nikko Bosatsu und Gakko Bosatsu. Weiterhin gibt es hier eine Figur eines Monju Bosatsu.
Im alten Garan waren Pagode und Tokondo von einem Korridor (Kairo) umschlossen, der auf der Westseite in Höhe der Mittelachse beider Gebäude ein Tor besaß. Diese Tore waren nur drei Pfostenabstände breit, das mittlere Kompartiment jeweils breiter als die seitlichen.
Noch weiter im Norden steht, von Parkplätzen umgeben, die 1959 errichtete Schatzhalle (Kokuho-kan, Kokuhou-kan), der Museumsbau mit Museumsladen (Kokuho-kan shoppu). Der Bau, der erste tempelspezifische Museumsbau in ganz Japan, ist zwar modern und feuerfest mit viel Stahlbeton, aber innendrin befindet sich eine der weltbesten Sammlungen buddhistischer Statuen (für Details siehe unten). Besonders hervorhebenswert sind fünf aus der Frühzeit des Buddhismus stammende Statuen, darunter die des Kriegsgottes Ashura, sowie ein bronzener Buddhakopf. Weiterhin werden im Museum auch Beispiele des damaligen Kunsthandwerks sowie Bücher, Gemälde und historische Dokumente ausgestellt. Das Museum steht genau an der Stelle, wo sich im ursprünglichen Garan das Refektorium (Jikido, Speisesaal) befand, der vordere Flügel mit dem Museums-Shop entspricht dem alten Hosodono, dem südlichen Annex des Refektoriums. So ist zwar heute die Funktion eine ganz andere, der Baukörper als solcher füllt jedoch eine Stelle, die früher im 8. Jh. genau so von Hosodono und Refektorium eingenommen wurde. Im Keller sind die Überreste der alten Bauten mit ihren granitenen Basissteinen konserviert. Das Gebäude mißt 35,3 m bzw. 9 Pfostenabstände in der Breite und 31,8 m bzw. 3+5 Pfostenabstände in der Tiefe, auch hier werden die Dimensionen der Baukörper aus dem ursprünglichen Garan aufgegriffen. Die beiden genannten Bauten, Refektorium und Eingangshalle, brannten 1046 und 1180, nach erneutem Wiederaufbau aber nicht mehr, waren also Kamakura-zeitlich und standen bis 1874, dann wurden sie während der Hochphase der antibuddhistischen Politik der Meiji-Zeit abgerissen. Statt dessen wurde hier ein moderner zweistöckiger Schulbau im europäischen Stil hingebaut. 1955-1956 wurde nach dem Abriß des Gebäudes das Gelände ausgegraben. Dabei fand man die alten, Nara-zeitlichen Fundamente von Jikido und Hosodono 40 cm unter der Erdoberfläche. Die Plattform der Refektoriumshalle war nach Ausgrabungsbefund 39,9 m breit und 21,5 m tief, die Halle selbst war 35,3 m breit und 17 m tief, gemessen zwischen den jeweils äußersten Säulenbasen, und besaß 10 tragende Pfosten in der Breite und 6 in der Tiefe. Der Annex Hosodono besaß eine Plattform von 39,9 m Breite und 14,6 m Tiefe, die Halle selbst war 35,5 m breit und 8,8 m tief, gemessen zwischen den jeweils äußersten Säulenbasen, und besaß 10 tragende Pfosten in der Breite und 2 in der Tiefe.
Ganz verschwunden sind die ehemaligen Mönchsquartiere. Hinter der Lesehalle bildeten sie drei parallele Querriegel, der mittlere schmäler als der nördliche und der südliche. In der Mittelachse (Nord-Süd-Richtung) verband ein Korridor die Trakte untereinander und mit der Lesehalle. Seitlich befanden sich im Layout (Garan) je zwei weitere Mönchsquartiere zwischen Hokuendo und Shoro und symmetrisch östlich des Kyozo, ein größerer innen und ein schmälerer außen. Von diesen beiden östlichen Quartieren zog sich ein Verbindungsgang weiter ostwärts zu weiteren Funktionsbauten, dem Hosodono im Süden, dem Refektorium und zwei weiteren Hallen für die Küche und die Zubereitung der Speisen. Hiervon ist nichts mehr zu sehen. Von Ausgrabungen kennt man aber die Maße des Refektoriums: Es maß 9 x 5 Pfostenabstände (Ken), hat also 10 Pfosten auf der Längsseite und 6 Pfosten an der Schmalseite. Die äußersten Pfosten hatten jeweils einen Abstand von 120 Shaku an der Längsseite bzw. 58 Shaku an der Seite. Die Interkolumnien sind unterschiedlich breit, außen schmäler als zur Mitte hin: Der äußere Umgang ist jeweils 11 Shaku von dem nächstinneren Pfostenkranz entfernt. Auf der Längsseite und auf der Schmalseite messen die jeweils äußersten Abstände also je 11 Shaku, alle anderen inneren Pfostenabstände betragen 14 Shaku an der Längsseite und 12 Shaku an der Schmalseite.
Das östliche Drittel des Tempelareals besteht im nördlichen Teil aus einem Park, dem Noborioji-Park (Narakoen Noborioji enchi). Im südlichen Teil liegt der Kofukuji Honbo, ein für Besucher nicht zugänglicher Mönchs- und Verwaltungsbereich mit dem Haupttor im Süden. Dieses Omote-mon (Vordertor) ist vom Typ eines vierbeinigen Tores (Shikya kumon) und mißt 4,50 m in der Breite und 2,60 m in der Tiefe. Es ist mit Ziegeln im Hongawarabuki-Stil gedeckt. Das in der Tensho-Ära (1573-1592) erbaute Tor befand sich früher auf der Nordseite des Subtempels Bodai-in und wurde 1907 hierhin versetzt. Die wesentlichen Gebäude des Honbo sind die südliche Gästehalle (Minami kyakuden, 16,70 m x 10 m) und die nördliche Gästehalle (Kita kyakuden, 20 m x 11 m, 1854 wiederaufgebaut). Im Nordwesten des Honbo liegt ein Jibutsu-do, Daien-do genannt, in der Meiji-Zeit errichtet. In der Halle wird eine Figur der Heiligen Kannon verehrt (Sho-kannon bosatsu).
Östlich der den Bereich umgebenden Mauer befindet sich ein Pavillon mit sanitären Anlagen. Der noch weiter südlich anschließende Parkbereich enthält einen See und das große Badehaus (O-yuya), das in seiner gegenwärtigen Form aus der Muromachi-Zeit stammt und 1394-1427 errichtet wurde, wahrscheinlich um 1426 (genaues Jahr nicht bekannt). Ein Vorgängerbau stammt aus der Heian-Zeit, erlitt aber immer wieder Zerstörung und Wiederaufbau bis zu diesem letzten Neubau, der zeitgleich mit dem der fünfstöckigen Pagode erfolgt sein könnte, wofür einige Details der Konstruktion sprechen. An der Westseite ist das Dach als Irimoya-Dach ausgeführt, während an der Ostseite ein unverbauter Giebel steht. Innen hat es einen Lehmboden und zwei große eiserne Kessel. Das Gebäude ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert.
Ein weiteres Gebäude des Kofuku-ji hat zwar überlebt, steht aber nicht mehr in Nara: Es gab einst ein Edo-zeitliches Teehaus (Chashitsu), das Roku-so-an (Sechs-Fenster-Hütte, Hütte mit sechs Fenstern) genannt wurde und aus dem 17. Jh. stammt. Es wurde aufgrund seiner ästhetischen Qualitäten hochgeschätzt und zu den drei berühmten Teeräumen (San-meiseki) gerechnet (die beiden anderen waren das Sarumen Chashitsu, Affengesicht-Teehaus, auf dem Gelände der Burg Nagoya, 1949 zerstört, und das Yatsu-mado-no-seki, Acht-Fenster-Felsen, des Isshin-ji in Osaka). Um es vor weiterem Verfall zu retten, wurde es in der zweiten Hälfte des 19. Jh. abgebaut und im Garten des Tokyo National Museums wieder aufgebaut. Auf dem Weg nach Tokyo erlitt das transportierende Schiff in einem Sturm Schiffbruch, dennoch wurden anscheinend genügend Teile geborgen, um die Wiederherstellung möglich zu machen. Noch einmal wurde das Teehaus abgebaut, um es vor den Luftangriffen des Zweiten Weltkrieges in Sicherheit zu bringen. Nach dem Krieg wurde es zum zweiten Mal wiederaufgebaut.
Wenn man in südöstlicher Richtung bis zur Straßenecke geht, kann man jenseits der Hauptstraße bereits das erste Torii des zum Kasuga-Schrein führenden Weges sehen, das Kasuga Taisha Ichi-no-torii. Südlich des Parkbereiches mit dem See und dem Badehaus befindet sich jenseits der Straße die Haupthalle des Subtempels Bodai-in. Das derzeitige Hauptgebäude stammt aus dem Jahr 1580, ist 17 m bzw. 5 Pfostenabstände breit und 14,20 m bzw. ebenfalls 5 Pfostenabstände tief. Das Hauptkultbild des Omido ist eine Figur des Amida Nyorai (wichtiges Kulturgut), außerdem gibt es hier eine Figur einer Kannon (Chigo kannon bosatsu).
Rundgang
und Beschreibung: Sammlungen im Inneren der Gebäude
Im Innern der Chu-kondo sind heute folgende
Figuren aufgestellt (gegen Eintritt zu besichtigen):
Im einzelnen gibt es im Inneren der südlichen Achteckhalle Nan-en-do folgende Kunstwerke (in der Regel nicht zu besichtigen):
Im einzelnen gibt es im Inneren der nördlichen Achteckhalle (Hokuen-do) folgende Kunstwerke (in der Regel nicht zu besichtigen):
Figuren im Inneren der östlichen Goldenen Halle Tokondo (gegen Eintritt zu besichtigen):
In dem Museum (Kokuho-kan) werden etliche sehr qualitätvolle und wertvolle Kunstwerke aufbewahrt. Einige stammen aus dem alten, 1874 abgerissenen Refektoriumsbau, andere aus der 1717 abgebrannten westlichen Goldenen Halle, weitere aus anderen nicht mehr existierenden Tempelgebäuden. Im einzelnen gibt es dort zu sehen (gegen Eintritt zu besichtigen):
Kunstschätze:
Nationalschätze und wichtige Kulturgüter
Als Nationalschatz sind bei den Gebäuden klassifiziert:
Als wichtiges Kulturgut sind bei den Gebäuden klassifiziert:
Als Nationalschatz sind bei den Statuen und Museumsbeständen klassifiziert:
Als wichtiges Kulturgut sind bei den Statuen und Museumsbeständen klassifiziert:
Literatur,
Links und Quellen
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@34.6831639,135.8322899,18z - https://www.google.de/maps/@34.6832366,135.8316047,281m/data=!3m1!1e3
Kofuku-ji auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/K%C5%8Dfuku-ji - https://en.wikipedia.org/wiki/K%C5%8Dfuku-ji
Webseite des Tempels: https://www.kohfukuji.com/ - https://www.kohfukuji.com/english/ - Plan: https://www.kohfukuji.com/construction/ - Chu-Kondo: https://www.kohfukuji.com/construction/c01/ und https://www.kohfukuji.com/english/e002/ - Sanjunoto: https://www.kohfukuji.com/construction/c02/ und https://www.kohfukuji.com/english/e003/ - Nanendo: https://www.kohfukuji.com/construction/c03/ und https://www.kohfukuji.com/english/e004/ - Hokuendo: https://www.kohfukuji.com/construction/c04/ und https://www.kohfukuji.com/english/e005/ - Kodo: https://www.kohfukuji.com/construction/c05/ - Gojunoto: https://www.kohfukuji.com/construction/c06/ und https://www.kohfukuji.com/english/e006/ - Tokondo: https://www.kohfukuji.com/construction/c07/ und https://www.kohfukuji.com/english/e007/ - Museum: https://www.kohfukuji.com/construction/c08/ und https://www.kohfukuji.com/english/e008/ - Honbo: https://www.kohfukuji.com/construction/c09/ - Badehaus: https://www.kohfukuji.com/construction/c10/ - Bodai-in: https://www.kohfukuji.com/construction/c11/ - Saikondo: https://www.kohfukuji.com/construction/c12 / - Kunstwerke in der mittleren Goldenen Halle: https://www.kohfukuji.com/english/e012/ - Kunstwerke in der südlichen Achteckhalle: https://www.kohfukuji.com/english/e014 - Kunstwerke in der nördlichen Achteckhalle: https://www.kohfukuji.com/english/e015/ - Kunstwerke in der Halle Tokondo: https://www.kohfukuji.com/english/e013/ - Kunstwerke im Museum: https://www.kohfukuji.com/english/e009/ -
https://www.kohfukuji.com/english/e010/ - https://www.kohfukuji.com/english/e011
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Kofuku-ji auf Nara Travel Guide: https://narashikanko.or.jp/en/spot/world_heritage/kofukuji/
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Genpei-Krieg: https://de.wikipedia.org/wiki/Gempei-Krieg
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Survey of Japanese Art, 192 S., Verlag: Art Media Resources 1973,
ISBN-10: 0834810107, ISBN-13: 978-0834810105
Stephen Turnbull, Wayne Reynolds: Ninja und Japanische
Kampfmönche 950-1650, 128 S., Verlag: Siegler, 2. Auflage 2013,
ISBN-10: 3877486312, ISBN-13: 978-3877486313
Kofuku-ji auf Japan Travel Manual: https://jpmanual.com/en/kofukuji
Ausgrabungen im Bereich Jikido: https://www.nabunken.go.jp/english/monograph/7.html - Übersicht über alle verfügbaren Artikel: https://www.nabunken.go.jp/english/monograph.html
John Dougill: Japan's World Heritage Sites - Unique Culture,
Unique Nature, 192 S., Verlag: Tuttle Shokai Inc., 2014, ISBN-10:
4805312858, ISBN-13: 978-4805312858, S. 89-99
Kofuku-ji, Teil (2): Photos - Kofuku-ji, Teil (3): Photos
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