Bernhard Peter
Kyoto, Honman-ji


Lage und Erreichbarkeit
Der Honman-ji (gesprochen: Homman-ji) liegt im Stadtbezirk Kamigyo an dessen Ostgrenze, im Nordosten des Kaiserpalastes unweit der V-förmigen Vereinigung der Flüsse Kamo-gawa und Takano-gawa. Man kann vom Ausgangspunkt Hauptbahnhof (Kyoto Eki) aus die U-Bahn nordwärts bis zur Station Imadegawa nehmen und dann ostwärts entweder durch das Gelände des Shokoku-ji oder die Imadegawa Dori am Nordende des Kaiserpalastgeländes entlang laufen, ca. 1 km Fußweg. Mit dem Bus kommt man näher, ab Hauptbahnhof (Kyoto Ekimae) verkehrt die Linie 17 bis zur Haltestelle Kawaramachi Imadegawa, von da sind es 400 m nach NNW zu Fuß. Wer mit Keihan anreist, fährt bis zum nördlichen Endpunkt Demachiyanagi und wechselt von der rechten auf die linke Flußseite (zwei Brücken!).

Der Tempel ist völlig untouristisch. Das Gelände ist frei zugänglich; die Besichtigung erstreckt sich aber lediglich auf die Außenansicht der Gebäude. Wer zur Kirschblütenzeit einen ruhigen Tempel möchte, ist hier richtig, denn hier stehen viele Bäume einer besonderen Varietät mit hängenden Ästen. Außerhalb der Saison gibt es eher wenig zu sehen, andererseits ist das ein schöner Ort, um sich nach dem Besuch der Hauptsehenswürdigkeiten ein wenig zu erholen.


Geschichte und Bedeutung
Der 1410 gegründete Tempel wurde mehrfach verlegt und zerstört, zuletzt 1788 und noch einmal 1911. Alle Gebäude sind daher neueren Datums und stammen größtenteils aus dem frühen 20. Jh. Der Tempel folgt dem Nichiren-Buddhismus. Hier wirkte u. a. der 1549 geborene Priester Nichiju, der zuvor am Honkoku-ji lebte. Im Tempel wird eine Statue verehrt, die Nichiren selbst geschnitzt haben soll. Der Tempelname Honman-ji ist eine Zusammenziehung aus Hongan-manzoku-ji, Tempel der vollständigen Erfüllung des ursprünglichen Versprechens (von Amida).


Rundgang und Beschreibung
Der Zugang liegt an der Teramachi Dori; das Sanmon vom Typ eines Korai-mon liegt 30 m von der Straße zurückgesetzt. Auf dem Weg dahin passiert man rechterhand den zweistöckigen Hosen-in und linkerhand etwas weiter hinten jenseits der Parkplätze gelegen einen weiteren kleinen Tempel, beide mit eigenem Tor. Kurz vor Erreichen des Tores führt der Weg nach links durch ein hellgraues Stein-Torii zum Myoken-gu, einer Halle mit rechteckig an der Schmalseite vorgezogenem Irimoya-Dach, in der Myoken Bosatsu (Sanskrit: Sudrsti/Sudarsana), eine Vergöttlichung des Polarsternes, verehrt wird. Die seitlich mit glockenförmigen Fenstern versehene Halle ist an den zwei offenen Seiten von einem steinernen Zaun umgeben und wird an den beiden rückwärtigen Seiten von der Tempelmauer begrenzt. Torii und die Bezeichnung "-gu" signalisieren, daß hier Shinto-Kult für einen Bosatsu (Bodhisattva) stattfindet. Und die Verehrung von Myoken ist auch ein Indiz dafür, daß im Tempel der Nichiren-Buddhismus praktiziert wird.

Wenn man sich nach Durchschreiten des Sanmon nach links (Norden) in Richtung Kuri wendet, gelangt man zum Garten (Teien) mit den Kirschbäumen mit den hängenden Ästen, den Honmanji-no-shidare-sakura. Vor dem Kuri gelangt man rechterhand an zwei mit Spiralmotiven verzierten Steinen vorbei zu einem Genkan des Hojo (Abtsquartier), der durch Korridore mit dem Kuri und der Haupthalle verbunden ist.

Vom Sanmon aus gelangt man geradeaus in nordöstlicher Richtung zu einem isolierten, quadratischen Gebäude, dem Shichimen-do, der Halle für den siebengesichtigen Daimyo-jin (Shichimen-daimyo-jin). Vor diesem Gebäude stehen jenseits des Weges das Handwaschbecken (Chozusha) und jenseits der Hecke der Glockenturm (Shoro), nahe bei den Parkplätzen. Die Haupthalle (Hondo) liegt noch weiter im Osten, sie ist einstöckig. Im Südosten des Areals befindet sich ein weiteres Tor, gleichfalls vom Typ Korai-mon, das den Tempel auch von der Seitengasse der Teramachi Dori aus zugänglich macht; zu dieser Querstraße führt ein 14 m langer, gepflasterter Weg. Die Verlängerung des Torweges führt in nordwestlicher Richtung geradewegs an zwei weiteren, rechterhand gelegenen Kleintempeln vorbei zum im Nordosten gelegenen Friedhofsgelände, wo sich auch das Grab von Yamanaka Yukimori befindet (Yamanaka Yukimori no haka). Die hinter der Haupthalle, dem Hojo und dem Kuri liegenden Gebäude und Gärten sind für den Besucher nicht zugänglich.


Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung aus Google Maps: https://www.google.de/maps/@35.0320744,135.7676878,20.41z - https://www.google.de/maps/@35.0320744,135.7676878,81m/data=!3m1!1e3
Honmanji auf Kyotofukoh:
https://kyotofukoh.jp/report303.html
Dietrich Seckel: Buddhist Temple Names in Japan, Monumenta Nipponica, Vol. 40, Nr. 4 (1985), S. 359-386
https://namakajiri.net/misc/nonfree/2384822.pdf


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