Bernhard Peter
Katsuragi (Präf. Nara): Taima-dera (1):
Beschreibung und Pläne


Lage und Erreichbarkeit
Der Taimadera ist eine Tempelanlage am südwestlichen Rand der Ebene von Nara. Er liegt in Taima, das zu Katsuragi (Präfektur Nara) gehört (Adresse: Taima, Taima-cho, Kitakatsuragi-gun). Ein Gebirgszug mit Nijo-yama (= Futakamiyama) und Iwahashiyama grenzt hier das Becken von Nara von der Küstenebene von Sakai und Osaka ab, und die Tempelanlage liegt direkt am Fuß der Berge. Man erreicht den Tempel über den Bahnhof Taimadera der Kintetsu Minami Osaka Line, die zwischen Kashiharajingu-mae, Yoshino und Gose in der einen und Furuichi, Osaka Abenobashi, und Kawachinagano in der anderen Richtung verkehrt. Die Station wird von Zügen der Kategorie Local und Semi Express angefahren, von Express-Zügen nur zur Päonien-Blütezeit Ende April bis Anfang Mai. Vom Bahnhof ist es 1 km Fußweg, nicht die direkt vor dem Bahnhof nach Westen führende Straße nehmen, sondern die südliche Parallelstraße, dann geradewegs nach Westen durch ein ländliches Wohngebiet mit traditioneller Wohnarchitektur, Reisfeldern und ummauerten Gärten, eine Viertelstunde zu Fuß.

Am besten erreicht man den Taimadera von Osaka aus, nicht von Nara aus. Man kann z. B. von Kyoto aus den Haruka Express nach Tennoji nehmen und dort zum Bahnhof Kintetsu Osaka-Abenobashi laufen (3 min.). In 37 Minuten bringt einen die Kintetsu Minami Osaka Line mit dem Ziel Kashiharajingu-mae nach Taimadera (F21). Diese Variante ist für Inhaber eines JR Railpasses die kostengünstigste. Alternativ kann man von Shin-Osaka mit der U-Bahn der Midosuji Line nach Nakamozu bis zum U-Bahnhof Tennoji (M23 oder auch T27) fahren und dann zu Kintetsu wechseln. Innerhalb Osaka erreicht man mit der Loop Line auch Tennoji. Man kann auch von Kyoto aus schon mit Kintetsu starten, 90 min. via Yamato-Saidaiji nach Kashiharajingu-mae fahren, dann in den Zug nach Osaka-Abenobashi steigen und 19 min. bis Taimadera fahren. Von Kintetsu Nara aus ist es erheblich komplizierter: Man nimmt die Kintetsu Line nach Yamato-Saidaiji, dann nach Kashihara-jingu-mae, schließlich über die Shakudo Station nach Taimadera, alles zusammen 45 min. bis 1 h.

Im Tempel werden verschiedene Aktivitäten angeboten wie Yoga-Kurse, Tee-Zeremonie und Shabutsu, das Kopieren buddhistischer Bilder, z. B. wichtige Figuren aus dem hier verehrten Mandala. Es gibt hier kein Gesamt-Ticket, sondern man wird für jeden Subtempel einzeln zur Kasse gebeten: Hauptgelände mit den 3 wichtigen Hallen: 500 Yen, Naka-no-bo: 500 Yen, Sainan-in: 300 Yen, Okuno-in: 300 Yen bzw. 500 Yen mit dem Homotsukan, Gonen-in: 300 Yen - zusammen 2100 Yen, knapp 20 €, da beißt man schon die Zähne zusammen, wie viel man so "von Mautstation zu Mautstation" zum Erhalt von Kulturgut beiträgt. Dennoch ist der Tempel ein Juwel abseits der üblichen Touristenrouten, er bietet uralte und wertvolle Kunstschätze und ist noch nicht von den Massen geflutet, sondern wunderbar authentisch. Ländliche Entspanntheit, wunderbare Tempelhallen mit wertvollem Inhalt, interessante Teeräume, uralter Statuenbestand und herrliche Gärten ganz unterschiedlichen Charakters und durchweg hoher gestalterischer Qualität verbinden sich zu einer einzigartigen Atmosphäre. Man sollte wirkich jeden einzelnen der für Gäste offenen Subtempel besichtigen, die Gärten sind von großer Schönheit und sollten keinesfalls versäumt werden.

Nach der Besichtigung des Taima-dera bietet sich an, zum Tempel Sekko-ji zu laufen, der sich 800 m nördlich befindet. Man nimmt das Tor rechts neben dem Fudo-in und wählt an den Abzweigungen immer die nordwärts führende Alternative. Der Sekko-ji besitzt einen wunderbaren Garten.


Geschichte und Bedeutung
Die Legende siedelt den Ursprung des Tempels im 7. Jh. an: Maroko no O, Sohn des Kaisers Yomei und jüngerer Bruder des legendären Prinzen Shotoku, soll nach der Überlieferung im Jahre 612 einen Tempel namens Nijosan Manpozoin Zenrin-ji gegründet haben. Taima no Kunimi, des Gründers Enkel, verlegte nach dieser Geschichte den Tempel dann im Jahre 692 an den heutigen Ort. Wahrscheinlicher ist, daß es sich um eine Nara-zeitliche oder früh Heian-zeitliche Gründung als Familientempel der Taima-Familie handelt. Im Genpei-Krieg wurde der Tempel 1180 weitgehend zerstört; nur die Haupthalle und die beiden Pagoden blieben erhalten. Der Wiederaufbau erfolgte anschließend unter Minamoto no Yoritomo (1147-1199).

Religiös folgte der Tempel zuerst der Sanron-shu, der "Schule der drei Shastra". Später wandte sich der Tempel der Shingon-shu zu, vor allem unter dem Einfluß des Priesters Kobo Daishi. Auch der Amidismus der Jodo-shu spielte eine Rolle, insbesondere wegen der Paradies-Darstellung auf dem berühmten Mandala. Das Hauptkultbild des Tempels ist jedoch ein Buddha Maitreya. Die Subtempel folgen entweder der Jodo-shu oder der Shingon-shu.

   

Goshuin des Taimadera, erhalten in der Haupthalle, rechte Spalte unten: Datum: 7.9.2019.


Rundgang und Beschreibung
Ungewöhnlich an dieser Tempelanlage (Garan) ist die Ausrichtung von Osten nach Westen, auch das Haupttor, das To-dai-mon (großes Ost-Tor, wichtiges Kulturgut) liegt im Osten. Auch die wichtigste Halle hat ihre Front entsprechend nach Osten ausgerichtet. Die beiden Pagoden stehen aber im Süden, nicht beiderseits der Hauptachse des Tempels wie sonst üblich.

Wenn man sich von Osten der Tempelanlage nähert, passiert man neben den Restaurants und Souvenirläden erst den Hiratakasuga-Schrein und kurz vor dem Eingang rechterhand einen kleinen Tenmangu-Schrein (Sugahara-jinja, Sugawara-Schrein). Das To-dai-mon ist von der Bauweise her ein Ro-mon (turmartiges Tor) mit zwei Stockwerken und von der Ausstattung her ein Nio-mon mit zwei Tempelwächtern (Agyo- und Ungyo-Kongorikishi) in den seitlichen Kompartimenten rechts und links des Durchgangs. Eine längere Treppe führt zu ihm hoch.

Nördlich des Tores befindet sich das Taimachiku-Gemeinschaftszentrum, daneben die sanitären Einrichtungen. Nach dem Tor führt der Weg (Sando) nicht geradewegs auf die Haupthallen zu, sondern erfährt einen kleinen Versatz nach Norden, ehe er auf die drei Hauptgebäude zuläuft.

Als erstes passiert man den südlich des Zuweges gelegenen Glockenturm (Shoro, wichtiges Kulturgut). Auf einem Steinsockel ist die Holzkonstruktion unten trapezförmig geböscht und vollständig mit Brettern beschlagen; das offene obere Geschoß trägt ein ausladendes Satteldach. Dort hängt eine als Nationalschatz eingestufte Tempelglocke (Bonsho) aus Bronze; sie mißt 1,50 m in der Höhe und 0,85 m im Durchmesser und stammt aus der Nara-Zeit (bzw. Hakuho-Zeit). Ihre Form ist lang und schmal; die Oberfläche ist schlicht und ohne Inschriften. Sie ist die älteste Glocke Japans. Man kann die Glocke aber nur mit Abstand von außen sehen und nicht in den Turm hineingehen.

Südlich des Glockenturmes befindet sich hinter der Mauer der Matsumuro-in mit zweistöckigen Gebäuden und einem Päoniengarten (Botan no teien). Westlich davon liegt der Subtempel (Tatchu) Naka-no-bo (mittlerer Tempel), dessen Shoin (Miyuki-Raum, Adler-Raum und Kranich-Raum, Malereien von Nichokuan Soga, einem Künstler der frühen Edo-Zeit) sich im Westen befindet und auf seiner Südseite an den Garten Koguen (Kouguu-en) angrenzt, welcher einer der besten Gärten in ganz Yamato ist. Zusammen mit den Gärten des Chikurin-in und des Jokou-in wird dieser Garten zu den "drei szenischen Gärten von Yamato" gezählt. Der Garten ist konzeptionell eine Mischung aus dem Chisen-Kaiyuu-Stil (Wandelgarten mit Teich) und dem Kanshou-Stil (Teich-Betrachtungsgarten). Der Garten wurde in der Kamakura-Zeit angelegt und in der Momoyama-Zeit vollendet. Später wurde er in der Edo-Zeit von Sekishu Katagiri (= Sadamasa Katagiri, 1605-1673, Daimyo von Yamato-Koizumi) erneuert, dem Gründer der Sekishu-Teeschule (Sekishu-ryu). Er renovierte den Garten, um hier Kaiser Go-Sai zu empfangen. Zwei ganz niedrige Erdmauern trennen den Garten in zwei Bereiche. Dieser Garten besticht durch seine ungeheure Vielgesichtigkeit, seine Höhenstaffelung und seine äußerst gekonnte Anordnung, deren wahre Kunst im Understatement liegt, alles so natürlich wie möglich wirken zu lassen. Der Gartenteich ist ein Shinji-Teich, also einer, der mit seiner Form das Schriftzeichen für Kokoro, Herz, nachbildet. Im Garten, der wirklich eine atemberaubend schöne Atmosphäre besitzt, befindet sich ein Teehaus mit einem großen runden Fenster als Symbol der Erleuchtung (Maru-mado-seki, Teeraum mit Rundfenster). Dieses Teehaus von 4,5 Tatami-Matten Größe wurde ebenfalls von Sekishu Katagiri renoviert. Nach Süden hin entdeckt man mehrere Teeräume und einen Warte-Unterstand für Besucher einer Teezeremonie. Der Teeraum Chisoku-an besitzt nur zwei Tatami-Matten mit Holzdielen in der Mitte dazwischen. Dieser Raum wurde von Sekishu Katagiri bevorzugt, wenn er eine Teezeremnie mit nur einem Gegenüber durchführte. Der Naka-no-bo wurde ursprünglich bei der Gründung des Taimadera von En-no-Gyoja als Dojo, als Trainingshalle, eröffnet. Später entwickelte sich der Subbereich des Taimadera zum Wohnsitz des Oberpriesters des Taimadera und wurde "Naka-no-in Gobo" genannt. Seitdem nimmt der Naka-no-bo eine Sonderstellung als höchstrangiger der auf dem Taimadera-Gelände befindlichen Tempel ein. Als sich der Tempel den Lehren von Kobo Daishi zuwandte und sich der Shingon-shu anschloß, war der Naka-no-bo das Zentrum der neuen Kobo-Daishi-Lehre und der Kannon-Verehrung. Der Naka-no-bo gilt ferner als derjenige Tempel, in dem Prinzessin Chujo Nonne wurde, und in dem Gebäude Mihatsu-do bzw. Teihatsu-do im Nordwesteck des Subtempelkomplexes, das die Funktion einer Haupthalle (Hondo) hat, soll sie sich das Haar geschoren haben. Der westliche Teil des zum Tempelvorplatz weisenden Traktes enthält das Tor, der östliche Teil ein Museum (Reihoden).

Nördlich des Glockenturms auf der anderen Seite des Weges befindet sich erst in der nördlichen Abschlußmauer das Tor Kusushi-mon, dann kommt man zur Halle Shaba-do. Sie spielt eine Rolle bei einem jährlich am 14.5. stattfindenden Tempelfest, der Prozession der 25 Bodhisattvas (Nijugo bosatsu raigei kai bzw. Nijugo bosatsu raigoe, Willkommensfest für die 25 Bodhisattvas mit Taima-Parade = Taima-o-neri). Damit wird einer Legende gedacht, nach der Prinzessin Chujo-hime, die Tochter von Fujiwara no Toyonari, welche hier im Tempel Zuflucht vor einer ungewünschten Verheiratung gesucht hatte und von 25 Bodhisattvas ins Nirvana oder ins Gokuraku-Jodo geführt wurde (weitere Varianten der Geschichte sind in Umlauf). Jedenfalls verkleiden sich die Teilnehmer als Bodhisattva mit goldenen Gesichtsmasken und prächtigen Roben und tragen einen Schrein mit der Figur der Prinzessin von dem Mandara-do zum Shaba-do und zurück.

Weiter im Nordosten von diesem, jenseits der kleinen Straße, steht auf einer hohen Steinplattform eine Yakushi-Halle (Yakushi-do, wichtiges Kulturgut), in dem Yakushi Nyorai (heilender Buddha, Medizin-Buddha) verehrt wird. Sie mißt 3 x 3 Pfostenabstände. Diesseits der Straße, also auf deren Westseite, befindet sich der Subtempel Shiun-in. Daran schließt sich westlich ein ganzer Block mit Subtempeln an, Munetane-in und Senbutsu-in. Diese sind nicht öffentlich zugänglich, man kann nur ins Tor hineinspähen.

Zurück zum Hauptweg: Nach dem Versatz führt der Weg zu den beiden nebeneinander stehenden, einstöckigen Hauptgebäuden: Links im Süden steht die Goldene Halle (Kondo, wichtiges Kulturgut), rechts die Lehrhalle (Kodo, wichtiges Kulturgut). Beide Gebäude stehen erhöht auf einer steinernen Plattform und wenden ihre Hauptfassade dem Weg zu, von dem jeweils eine kleine Treppe auf die Plattformen führt. Die Halle Kondo trägt ein Irimoya-Dach, die Halle Kodo ein Walmdach im Yosemune-Stil. Im nach den Zerstörungen des Genpei-Krieges zwischen den Minamoto und den Taira neu erbauten Kondo befindet sich die älteste existierende Statue eines Miroku Bosatsu (Sozo miroku butsu zazo) in Japan. Die sitzend dargestellte Maitreya-Figur ist Asuka-zeitlich und stammt aus der zweiten Hälfte des 7. Jh. Sie ist als Nationalschatz klassifiziert und stellt das eigentliche Hauptkultbild des Tempels Taima-dera dar. Die 2,19 m hohe Figur besteht aus Ton, der lackiert und mit Gold überzogen (Shippaku) wurde. Die vier Himmelskönige (Shitenno) sind wichtige Kulturgüter, ebenso die hölzerne Kichijo-ten. Die Shitenno sind nach denen im Horyu-ji die zweitälteste Gruppe in Japan. Im Osten neben dem Kondo steht ein weiterer Glockenturm. Im aus der Kamakura-Zeit stammenden Kodo (1303) sind ebenfalls drei als wichtige Kulturgüter eingestufte Statuen zu sehen, die Holzfiguren von Amida-Nyorai, Myodo Bosatsu und Jizo Bosatsu.

Auf der rückwärtigen Südseite des Kondo steht eine besondere Steinlaterne (Kondo ishidoro) aus Tuff unter einem Schutzdach. Sie stammt aus der Nara-Zeit und ist 2,27 m hoch. Hier zweigt ein Seitenweg nach Süden ab, der geradewegs zu zwei aufeinander folgenden Toren und dem Friedhof führt, während man nach einer Abzweigung nach links ostwärts zur Ostpagode (Taimadera To-to) findet (s.u.), die hinter dem Garten Koguen steht. Wenn man nach Süden den Hang hochführenden Weg geradeaus weitergeht und nicht zur Pagode abzweigt, gelangt man zum Friedhof mit dem Nenbutsu-in. Auf dem Friedhof fallen die vielen Wappen (Kamon) an den Gräbern auf.

Zurück zur Hauptachse: Dann führt der Weg gerade zwischen zwei rechteckigen Wasserbecken (im nördlichen steht in der Mitte eine Statue von Prinzessin Chujo-hime, im südlichen gedeiht Lotus) hindurch auf die mittig stehende Haupthalle oder Mandala-Halle (Nationalschatz) zu. Die Haupthalle des Tempels (Hondo oder Mandara-do = Mandala-Halle) ist spät Heian-zeitlich und wurde 1161 in der gegenwärtigen Form erbaut. Die Hauptfassade ist nach Osten gerichtet. Den Zweitnamen trägt die Halle, weil hier ein 397 x 395 cm messendes, aus dem 8. Jh. stammendes Mandala mit der Darstellung des Reinen Landes, dem Paradies von Amida, aufbewahrt wird, das samt seinem Aufbewahrungsschrein als Nationalschatz eingestuft ist (dem Besucher unzugänglich). Das Mandala wird in einem aufrechten Schrein im Heiligtum (Naijin) aufbewahrt. Aus der Muromachi-Zeit stammt eine deutlich besser erhaltene Kopie (wichtiges Kulturgut, 1502), die man sehen kann. Auch wenn einige andere Haupthallen japanischer Tempel Mandalas beinhalten, wird nur diese eine Halle des Taima-dera Mandara-do genannt. Die Haupthalle ist einstöckig und basiert auf einem Schema von 7 x 6 Pfostenabständen. Sie ist 21,01 x 17,96 m groß. Ursprünglich bestand die Halle aus einem Kernbereich (Moya) von 5 x 2 Pfostenabständen und war rundum von einer Veranda umgeben, insgesamt 7 x 4 Pfostenabstände groß. Noch in der frühen Heian-Zeit kam eine Erweiterung von 7 x 1 Pfostenabständen hinzu, Magobisashi genannt. Diese Struktur wurde im 12. Jh. durch eine 7 x 2 messende Einheit ersetzt (davon 5 x 2 äußeres Heiligtum, Gejin), wodurch die gegenwärtigen 7 x 6 Pfostenabstände erreicht wurden. In der Kamakura-Zeit wurde ein 3 x 1 Pfostenabstände messendes Akadana hinten rechts hinzugefügt. Die beiden seitlichen Bereiche (Hisashi) sind mehrfach zu kleinen Räumen unterteilt. Das Dach ist ein Walmdach im Stil Yosemune-zukuri, das mit Hongawarabuki gedeckt ist. Im Jahre 1161 erhielt der Bau ein "verstecktes Dach" (Noyane).

Nördlich und südlich grenzen wiederum Subtempel an die Zentralstruktur an, im Norden befindet sich der Fudo-in, daneben steht der Itokuri-do. Durch das grüne Kupferdach erkennbar ist der Takenobo. Dahinter liegt weiter zurück nach Norden am Ende einer Freifläche der Kobo-Daishi-do (auch kurz: Kobo-do, Koubou-dou), eine Halle, in der die Erinnerung an den Shingon-Gründer Kobo Daishi (Kukai) gepflegt wird. Vor der Halle sind mehrere steinerne Grabpagoden aufgestellt, und hier gibt es auch einen eigenen Glockenturm und noch eine kleine Halle von sechseckgem Grundriß. Dieses Areal wird im Westen begrenzt von der hohen Mauer zum Okuno-in. Im Süden der Hauptachse liegt der Subtempel Gonen-in (Gebets-Subtempel), in dem die Masken und Kostüme der Bodhisattva-Darsteller aufbewahrt werden, und hinter diesem gelangt man südwärts zur zweiten Pagode (West-Pagode, Sai-to). Der Gonen-in kann besichtigt werden, doch die Subtempel Naka-no-bo und Sainan-in sind um Klassen besser.

Der Taima-dera ist die einzige Tempelanlage mit zwei erhaltenen Pagoden, die beide noch aus dem ursprünglichen Bestand und der Entstehungszeit der Erstanlage stammen. Bei anderen vergleichbaren Tempeln wie dem Yakushi-ji in Nara wurde mindestens eine Pagode später ersetzt oder neu gebaut, aber dennoch wird diese Anordnung Yakushi-ji-shiki-garan genannt. Die 2018-2019 restaurierte West-Pagode (Sai-to, Sai-tou) steht südlich der Halle Mandara-do und stammt aus dem 9. Jh. und ist früh Heian-zeitlich. Die Ost-Pagode (To-to, Tou-tou) steht südlich der Halle Kondo und stammt aus dem 8. Jh. und ist früh Nara-zeitlich. Beide Pagoden sind als Nationalschatz klassifiziert. Sowohl die West- als auch die Ost-Pagode sind dreistöckig und auf der Basis von 3 x 3 Pfostenabständen erbaut worden. Beide tragen ein Hongawarabuki-Dach.

Ganz im Westen schließen sich weitere Subtempel (Tatchu) an. Nicht zu besichtigen sind ganz im Westen auf der Südseite des Weges der Gokuraku-in und der Raigo-in. Zwischen diesen und der West-Pagode liegt noch der Sainan-in (wörtlich: West-Süd-Subtempel), in dessen Haupthalle drei Kannon-Bildnisse verehrt werden. Dieser Tempel kann besichtigt werden, und das sollte man unbedingt tun. Nach Durchschreiten des äußeren Tores kommt man erst in einen Vorgarten und muß sich 90° nach links wenden zu einem zweiten Tor, nach diesem kommt man in den erhöht liegenden inneren Vorgarten. Geradeaus liegen die Wohnquartiere, rechts (westlich) liegt separat die Haupthalle des Subtempels. Zwischen Gästehalle und Haupthalle führt der Weg nach hinten in den Garten, steigt den Hang hinauf und führt im großen Bogen wieder zur Ostseite der Anlage hinunter. Unterwegs übertrifft ein atemberaubender Ausblick den anderen. Das Spiel mit Licht und Schatten modelliert die künstlich geformten Azaleenbüsche und Bäume. Die ganze Südseite der Gebäude entlang bildet ein mehrteiliger Teich das Zentrum der Kulisse, mit Brücken, Trittsteinwegen, Schildkröten- und Kranichinsel. Der Sainan-in bietet auf der Südseite einen der schönsten Gärten, der äußerst kunstvoll den schmalen ebenen Bereich und den angrenzenden Hang in Szene setzt. Es umfaßt nur eine kleine Grundfläche, entfaltet aber einen großen Reichtum an Arrangements und ist mit größter Kunst angelegt. In dem während der Edo-Zeit angelegten Garten tönt eine Suikinkutsu (ein Wasserharfe-Klangspiel, Wasser-Koto). Vom Garten aus hat man auch den besten Blick auf die West-Pagode. Im Frühling blühen hier Päonien, Rhododendren, Azaleen, Shiba-Kirschbäume und Magnolien. Zur Regenzeit erblühen die Hortensien. Im Herbst ist Ahorn-Zeit. Im Winter sind die Kamelien in der Blüte. Der Sainan-in besitzt drei wichtige und wertvolle Kultbilder, eine elfgesichtige Kannon (in der Mitte auf dem Altar) aus der frühen Heian-Zeit, eine Heilige Kannon (rechts) auch aus der frühen Heian-Zeit und eine tausendarmige Kannon (links) aus der späten Heian-Zeit. Der Sainan-in folgt wie die meisten anderen Tempel des Taimadera der Shingon-shu.


Goshuin der Subtempel

 

Abb. links: Goshuin des Subtempels Sainan-in, rechte Spalte unten: Datum: 7.9.2019. Abb. rechts: erstes Goshuin des Subtempels Nakanobo, rechte Spalte unten: Datum: 7.9.2019.

 

Abb. links: zweites Goshuin des Subtempels Nakanobo, rechte Spalte unten: Datum: 7.9.2019. Abb. rechts: drittes Goshuin des Subtempels Nakanobo, rechte Spalte unten: Datum: 7.9.2019.


Subtempel Okuno-in
Der größte Subtempel von allen ist jedoch der den gesamten nordwestlichen Endteil einnehmende Tempel Oku-no-in (innerer Tempel). Eigentlich bezeichnet der Name Okuno-in eine kleinere Ausgabe des Haupttempels weiter hinten, beispielsweise in einem Waldstück hinter dem eigentlichen Tempel. Hier ist der Okuno-in aber kein Untertempel des Taima-dera, sondern des Chion-in in Kyoto, welcher der Haupttempel der Jodo-shu ist. Das kommt dadurch, daß das Taima-Mandala ein dermaßen populäres Ziel der Pilger des Amidismus wurde, daß der Haupttempel der Jodo-Schule hier eine Dependance zur Betreuung der Pilger und des Kultes gründete. Von den anderen Subtempeln unterscheidet sich daher der Okuno-in deutlich, weil er einen anderen Muttertempel besitzt und einer anderen Glaubensrichtung folgt.

Von Osten führt das rotgestrichene Tor Shoro-mon (auch: Shuro-mon) in die Anlage hinein. Es ist eine Kombination aus Tor im unteren Teil und Glockenturm im oberen Teil. Das ist aber nicht der heutige Besuchereingang. Der Besucher zweigt vorher rechts ab, durchschreitet ein kleines Tor mit links davor postierter Wächterfigur und folgt einem langgezogenen Treppenweg und stößt nach einer Linkswendung zuerst auf das Tempelbüro und den Kuri. Geradeaus gelangt man hinter dem Shoro-mon zum Garten Oku-no-in-Jodo-teien (Paradies-Garten des Reinen Landes des inneren Tempels) mit einem zentralen Teich und unzähligen Stein-Arrangements. Fast die ganze Wasserfläche ist mit Seerosen bedeckt. Die weitläufig mit Korridoren vernetzten Tempelgebäude liegen nördlich des Tores Shoro-mon, zuerst kommt im Südwesten die Amida-Halle (Amida-do) mit Irimoya-Dach, dann die Haupthalle (Hondo) mit Walmdach, beide sind mit einem Gang verbunden, dann folgt weiter im Norden, hinter einer Mauer abgegrenzt, der Hojo (Abtsresidenz, Dai-Hojo, O-Hojo). Zwischen Mauer und Hojo liegt der schmale Garten Nigabyokudo-no-niwa mit interessantem roten Kies für deen Karesansui-Garten. Hinter dem Hojo liegt im Norden ein weiterer großer Garten mit Teehaus. Nach Osten grenzen daran der Sai-Genkan (West-Eingangshalle) und die persönlichen Lebensbereiche der Mönche mit Kuri und rechts angesetztem Tempelbüro an. Im Südosten liegt hinter einem weiteren Garten das moderne Schatzhaus (Homotsu-den oder Homotsu-kan), ein feuersicherer undschöner Zweckbau. Der Garten (Okuno-in-teien) ist für seine Strauch-Päonien berühmt. Im Garten findet man eine Statue des Mizu-ko-jizo, ein auf einem Lotussitz niedergelassener Jizo mit kleinen Kindern an der Seite auf einem bemoosten Felsen.

 

Abb. links: erstes Goshuin des Subtempels Okuno-in, linke Spalte: Datum: 7.9.2019. Abb. rechts: zweites Goshuin des Subtempels Okuno-in, linke Spalte: Datum: 7.9.2019.


Kunstschätze: Nationalschätze und wichtige Kulturgüter
Als Nationalschätze sind folgende Bauwerke gelistet: West-Pagode, Ost-Pagode, Hondo oder Mandara-do. Zu den Nationalschätzen gehören auch die aus der Hahuko-Zeit stammende Bonsho (älteste Tempelglocke Japans), die Asuka-zeitliche Statue des sitzenden Miroku Bosatsu (Sozo miroku butsu zazo) im Kondo, das Nara-zeitliche Taima-Mandala (Tsuzureori taima mandara-zu), der Heian-zeitliche Schrein aus Holz für das berühmte Mandala (Taima mandara no zushi) mit Dekorationen (Lotus-See auf den Tür-Paneelen, himmlische Musikanten unter dem Dach, Blumen, Kraniche, Enten, Schmetterlinge, Fasane, Wildgänse), sowie eine Heian-zeitliche Sutra-Aufbewahrungsbox (Kurikararyu makie kyobako) mit Maki-e auf schwarzem Lack und dem Kurikara-Drachen als Motiv zwischen Kongara Doji und Seitaka Doji.

Als wichtige Kulturgüter sind gelistet: Glockenturm (Shoro), Haupthalle (Kondo), Lehrhalle (Kodo), Yakushi-Halle (Yakushi-do), Osttor (To-dai-mon), im Kondo die vier Himmelskönige (Shitenno) und die hölzerne Kichijo-ten, im Kodo die Holzfiguren von Amida-Nyorai, Myodo Bosatsu und Jizo Bosatsu, sowie im Mandara-do die Kopie des Mandala aus der Muromachi-Zeit.


Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@34.5161686,135.6949971,18.47z - https://www.google.de/maps/@34.5162843,135.6942056,185m/data=!3m1!1e3
Webseite des Tempels:
http://www.taimadera.org/ - http://www.taimadera.or.jp/en/
auf Wikipedia:
https://en.wikipedia.org/wiki/Taima-dera - https://de.wikipedia.org/wiki/Taima-dera
Liste der Nationalschätze:
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(temples) - https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(crafts:_others) - https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(sculptures)
Japanese Architecture ans Art Net Users System JAANUS: Mandaradou 
http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/m/mandaradou.htm
auf Visit Nara:
https://www.visitnara.jp/venues/A00511/ - https://www.visitnara.jp/destinations/destination/taimadera-temple/
auf Japan Geographic:
https://japan-geographic.tv/nara/taimadera.html
auf Japan Travel:
https://www.japan.travel/en/spot/1015/
auf Japan Travel:
https://en.japantravel.com/nara/taimadera-temple/1910
Taimadera auf den Seiten der Stadt Katsuragi:
http://www.city.katsuragi.nara.jp/index.cfm/23,4021,89,248,html
auf travel around Japan:
http://www.travel-around-japan.com/k63-25-taimadera.html
Photos auf Kansai-Odyssey:
http://kansai-odyssey.com/taima-dera-princess-chujo-mandala/
Erläuterung des Taima-Mandala:
https://web.archive.org/web/20090411180038/http://www12.canvas.ne.jp:80/horai/con-ex.htm - https://web.archive.org/web/20131215142654/http://www12.canvas.ne.jp/horai/con-ex.htm
Toshio Fukuyama: Heian Temples - Byodo-In and Chuson-Ji, Heibonsha Survey of Japanese Art Band 9, 170 S., Verlag: Weatherhill 1976, ISBN-10: 0834810239, ISBN-13: 978-0834810235, S. 72-78, Grundrisse S. 152-153.


Taima-dera, Teil (2): Stadtbild, Häuser, Sugahara-jinja - Taima-dera, Teil (3): Todai-mon, Shoro, Shabado, Yakushido - Taima-dera, Teil (4): Mandara-do, Kodo, Kondo - Taima-dera, Teil (5): Ostpagode, Westpagode, Nenbutso-in, Friedhof - Taima-dera, Teil (6): Kobo-Daishi-do, Wasserbecken - Taima-dera, Teil (7): Subtempel Senbutsu-in, Gokuraku-in, Raigo-in, Matsumuro-in - Taima-dera, Teil (8): Subtempel Nakanobo - Taima-dera, Teil (9): Subtempel Sainan-in - Taima-dera, Teil (10): Subtempel Gonen-in - Taima-dera, Teil (11): Subtempel Okuno-in - Taima-dera, Teil (12): Garten des Okuno-in

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