Bernhard Peter
Uji (Präfektur Kyoto), Byodo-in (1): Beschreibung


Lage und Erreichbarkeit
Der Byodo-in (Byoudou-in) liegt in der Stadt Uji an der Südwestseite des Flusses Uji-gawa, in Höhe der Insel Tachibana-jima, vom Fluß nur durch den Damm mit der Straße Ajirogi-michi getrennt (Adresse: 116 Uji-renge, Uji). Als Tourist reist man vermutlich mit der Eisenbahn nach Uji, was die einzig sinnvolle Weise ist, entweder mit JR zum JR-Bahnhof (ca. 680 m Fußweg durch die Sträßchen der Kernstadt bis zum Eingangstor) oder mit der Keihan Line zum am nordöstlichen Brückenkopf der Uji-bashi gelegenen Bahnhof dieser Gesellschaft (ca. 570 m Fußweg). Besitzer eines JR Railpasses werden natürlich die erste Alternative wählen, denn die zweite wird nur von einer kostenpflichtigen Privatbahn bedient. Alle JR-Züge nach Nara halten in Uji, aber die Fahrzeit reicht von 19 bis 30 Minuten, bezogen auf Kyoto Hauptbahnhof, also besser auf einen Rapid Service achten und ankunftszeitoptimiert den Zug wählen. Wer Keihan fährt, kann z. B. in Sanjo Station oder Gion Shijo Station zusteigen; von Kyoto Hauptbahnhof nimmt man den JR-Zug nach Tofuku-ji und wechselt dort Bahnhof und Linie. Der Zugang zum tropfenförmig geschnittenen, 250 m langen und bis zu 160 m breiten Tempelgelände erfolgt von Norden über die Straße Byodoin Omote Sando (Vorderer Tempelweg), die von Cafés und Andenkenläden gesäumt wird.

Der Byodo-in ist eine absolute Top-Sehenswürdigkeit. Dieser Tempel ist ein Muß für jeden Japan-Touristen, er ist so einzigartig und kunstgeschichtlich bedeutsam, daß sich jeder Aufwand lohnt. Die berühmte Halle ist eines der ältesten, schönsten und bedeutungsvollsten buddhistischen Bauwerke des Landes und eines der ganz wenigen original erhaltenen Gebäude aus der Heian-Zeit. Der Byodo-in ist seit 1994 Teil des Weltkulturerbes "Historisches Kyoto" und eine Sehenswürdigkeit der Superlative, quasi ein nationales Symbol, nicht umsonst ist der Tempel seit 1951 auf die 10 Yen-Münzen geprägt, und einer der auf dem Dach befestigten, für die Phönixhalle (Hoo-do) namengebenden Phönixfiguren ziert seit 2004 die Rückseite der 10000 Yen-Banknoten.

Deshalb geht hier pflichtschuldigst auch jede Schulklasse besichtigen, und der große Busparkplatz im Süden des Geländes spricht eine deutliche Sprache: Dies ist eine Top-Sehenswürdigkeit, die als Standardziel auf der Liste vieler Reiseveranstalter steht. Entsprechend kann es hier sehr voll werden, man sollte wirklich gleich morgens als erster am Tor stehen, wenn der Garten um 8:30 Uhr öffnet. Dann hat man auch schönes Licht von Osten auf dem Gebäude. Nur wenig später treffen die ersten Schulklassen ein. Alle super nett, wohlerzogen, höflich und super diszipliniert (im Vergleich zu deutschen Schulklassen), aber eben doch viele. Und die Reisebusse treffen ein. Die Vielzahl der Menschen kann schon nerven, wenn man einfach nur die Stimmung genießen will. Möglichkeiten zum Niederlassen gibt es kaum. Das Gelände ist weitläufig, die meisten Gruppen laufen eh nur einmal herum und das war es. In das sehr sehenswerte Museum dringen Gruppen kaum ein, und komischerweise ist man in den westlich gelegenen Nebenbereichen der Subtempel fast für sich, wenn man durch eines der Tore hineinschlüpft. Also: Wenn es zuviel wird, einfach ins Museum gehen, oder zur Fudo-Halle oder zur Jizo-Halle gehen, da ist man alleine.

Man bezahlt zweimal Eintritt, einmal am Haupttor 600 Yen für das Gelände mit Garten und Museum (öffnet um 9:00 Uhr), und einmal für das Betreten des Hauptgebäudes 300 Yen am Ticket-Kiosk nahe der nördlichen Brücke über den See. Vordergründig mag das nach doppeltem Abkassieren aussehen und den Besucher verstimmen, doch es erfüllt einen durchaus begrüßenswerten Zweck: Die Halle selbst ist nur im Rahmen einer hinsichtlich der Teilnehmerzahl auf 50 Personen beschränkten Gruppenführung (ausschließlich auf Japanisch, englischer Erläuterungszettel) zu besichtigen, und das ist auch gut so - denn wenn alle Außenbesucher die Tempelhalle betreten würden, sich alle Schulklassen im Innern drängeln würden, wäre das Gebäude bald unter den vielen Füßen zu Staub atomisiert. Die wunderbare Halle hat nicht 1000 Jahre überlebt, damit sie jetzt dem ungebremsten Ansturm der Massen hingegeben wird. So werden die Massen, die meistens eh nur ein Selfie oder Gruppenphoto vor dem Tempel wollen und in 10 Minuten die Sehenswürdigkeit abgehakt haben, außen um den See herum kanalisiert, und ins Innere kommen nur die wenigen, die das wirklich wollen und wirklich kunstinteressiert sind, während die Pausenbrote in sicherer Entfernung gegessen werden und die Pauschaltouristen längst wieder in ihren Bussen sitzen. Wegen der limitierten Anzahl der Teilnehmer pro Tag ist es auch hier gut, früh da zu sein und sich gleich das zweite Ticket zu besorgen (der zweite Ticketkiosk öffnet um 9:10 Uhr). Die Innenführung beginnt am nördlichen Brückenkopf und findet alle 20 Minuten ab 9:30 Uhr statt. Im angenehm klimatisierten Museum und in der Phönixhalle selbst ist Photographieren nicht erlaubt.

Natürlich ist der Byodo-in die Hauptsehenswürdigkeit von Uji. Aber es wäre verfehlt, danach gleich wieder in den Zug zu steigen, weil Uji noch viele andere schöne Orte aufweist: Zunächst könnte man vom Südausgang 200 m der Straße nach Westen folgen, bis kurz vor der Kreuzung mit der Agata Dori, denn dort steht der Shinto-Schrein Agata-jinja. Man sollte anschließend auf der Fußgängerbrücke den Uji-gawa überqueren zum Stadtteil Yamada. Dort warten zwei sehr schöne Schreine, der Uji Jinja und der noch wertvollere und kunsthistorisch bedeutungsvollere Ujigami Jinja, und vor allem der wunderbare Kosho-ji auf Entdeckung, und hier drüben am Berghang fällt sofort aller Streß durch den zuvor erlebten Besucherandrang von einem ab, denn hierher verirrt sich kein Pauschaltourist, und die Atmosphäre ist sehr schön, und irgendwie befreiend nach dem Schwergewicht Byodo-in. Wer noch mehr Zeit hat, kann noch den Mimuroto-ji weiter im Norden einplanen einplanen und dann weiterfahren zum Manpuku-ji, einem weiteren Höhepunkt der Tempelarchitektur.


Geschichte und Bedeutung
Der Tempel hat eine über tausendjährige Geschichte, denn er wurde im Jahr 1052 unter dem Hofadligen Fujiwara-no Yorimichi (992-1074) gegründet, entstammt also der mittleren Heian-Zeit (794-1185). Als Tempel wohlgemerkt, denn die Geschichte reicht noch weiter zurück, bis ins ausgehende 10. Jh.: Der Vorbesitzer aus der Familie Minamoto nutzte die Anlage als ländlichen, villenartigen Wohnsitz. Mit der Verlegung der Hauptstadt nach Kyoto wurde Uji von Hofadligen als Ort für Sommersitze und Landvillen entdeckt, und so entstand auch diese erste Anlage im damals üblichen Stil Shinden-zukuri. Danach wurde der Landsitz Uji-den oder Uji-dono im Jahre 998 von Fujiwara-no Michinaga (966-1028, Mido Kanpaku) der Witwe von Minamoto-no Shigenobu (-995, Minister zur Linken unter Kaiser Uda) abgekauft. Er war eines der einflußreichsten Mitglieder des höchsten Adels aus einer Familie, die mit dem Kaiserhaus verschwägert war. Nach seinem Tod wandelte sein Sohn, Fujiwara-no Yorimichi, welcher 1017-1068 Regent (1017-1020 Sessho, 1020-1068 Kanpaku) war, die Anlage 1052 in einen Tempel um, nachdem er sie selber fast ein halbes Jahrhundert als Sommersitz genutzt hatte. Seine eigene Residenz wurde zur Haupthalle. In diesem Jahr, Beginn der Mappo-Zeit, ging aufgrund von Vernachlässigung von Religion und zunehmender Dekadenz eine gewisse Endzeitstimmung um, und die Jodo-shu gewann mit ihrer Paradies-Verheißung viele Anhänger. Denn weil in diesem dritten Zeitalter nur noch die Doktrin existiert und Erleuchtung nicht mehr möglich ist, wird die Kraft Amitabhas, alle Lebewesen in sein Reines Land aufzunehmen, um so bedeutungsvoller. 1053 entstand die Phönix-Halle, und bis zu Anfang des 12. Jh. kamen Hokke-do (für die Lotus-Meditation, 1056), Tahoto (zweistöckige Pagode, 1061), Godai-do (Halle für die fünf großen zornvollen Gottheiten, 1066), Kodo (Lesungshalle), Kyozo (Sutrenspeicher), Hozo (Schatzhaus) und andere Bauten hinzu. Im Jahre 1070 entstand ein Palast im Westen der Phönix-Halle, vermutlich der Palast Uji Izumi-dono, den des Gründers Sohn Morozane später reparierte. 1073 entstand in der Südwestecke des Tempelgeländes eine Fudo-Halle. 1074 gab der Gründer eine Goma-Halle (Goma-do) in Auftrag, die esoterischen Feuer-Ritualen dienen sollte, aber die Fertigstellung erlebte er nicht mehr. Von den Glaubensrichtungen war die Anlage ambivalent: Die Existenz der Gebäude Fudo-do, Goma-do und Tahoto zeigen einen starken Shingon-Einfluß auf die eigentlich ursprünglich zur Tendai-shu gehörende Anlage, und der Amidismus ist durch den Bau der Halle Amida-do ein beherrschender Zug, und die Vorstellung des Reinen Landes als Paradies Amidas wurde zum dominierenden Merkmal. Bis zum Tod von Fujiwara-no Yorimichi waren über einen Zeitraum von etwas mehr als 20 Jahren bereits insgesamt 33 Bauwerke entstanden, 26 Gebäude und 7 Pagoden. Des Gründers eigener Palast lag am Ostufer des Sees und war nach Osten ausgerichtet, so daß er von seinen privateren Gemächern aus nach hinten den optimalen Blick auf seine Andachtshalle hatte. Am 2. März jeden Jahres, seinem Todestag, findet in der Mittelhalle des Byodo-in eine Erinnerungszeremonie für den Tempelgründer statt (Kanpaku Yorimichi-ki).

Im 12. Jh. wurde der Tempel in die kriegerischen Wirren jener Zeit hineingezogen, als die großen Clans Minamoto und Taira gegeneinander und um die Kontrolle über den kaiserlichen Hof kämpften. Es kam im Zuge des Genpei-Krieges (Genpei gassen) zur ersten Schlacht bei Uji im Jahre 1180, bei der der bei der Thronfolge zugunsten von Antoku übergangene Prinz Mochihito, von den Minamoto als Kaiser-Nachfolger favorisiert, von den Kräften der Taira (= Heike) verfolgt wurde. Ein Mönch des Mii-dera, der mit den Taira sympathisierte, hatte dafür gesorgt, daß die Hauptarmee der Minamoto zu spät kam. Der Prinz wurde von Minamoto-no Yorimasa (1106-1180) einerseits und den Kampfmönchen (Sohei) des Miidera andererseits unterstützt. Sie flohen südwärts nach Uji, und um den Verfolgern unter der Führung von Ashikaga Tadatsuna das Leben schwer zu machen, rissen sie die Planken aus der Brücke nach Überquerung des Uji-Flusses heraus. Sie verschanzten sich in der Nähe des Byodo-in, doch die Taira-Kräfte, die es aufgrund des hier sehr seichten Wassers dennoch geschafft hatten, den Uji-gawa zu durchqueren, waren zu stark: Die Niederlage zeichnete sich ab. Minamoto-no Yorimasa, selbst bereits von einem Pfeilschuß verletzt, ging in den Tempel, um dort Seppuku zu begehen, während seine Söhne Nakatsuna und Kanetsuna sich draußen aufopferten, um Zeit zu gewinnen. Er wählte den alten Pavillon zum Fischefangen, der etwa an der Stelle der Kannon-Halle stand. 76 Jahre wurde er alt, und das wurde der erste aufgezeichnete Fall eines Seppuku eines Samurai-Führers in auswegloser Lage (vorbehaltlich Minamoto-no Tametomo 10 Jahre zuvor). Auch Nakatsuna beging hier Seppuku. Das Opfer erwies sich im Nachhinein als sinnlos: Der Prinz Mochihito konnte zunächst fliehen, wurde aber später von den Taira getötet. Am 26. Mai jeden Jahres, dem Todestag von Minamoto-no Yorimasa, findet eine Erinnerungszeremonie für den berühmten Krieger an dessen Seppuku-Stätte und an seinem Grab statt (Yorimasa-ki).

Der Tempel Byodo-in besitzt aktuell nur noch drei alte Gebäude. Das Kriegsjahr 1180 brachte erste Zerstörungen für den Tempel, und ca. 1180-1185 brannte die alte Haupthalle ab. Im Jahre 1336 (die Zeit der Nanboku-cho-Kriege) wurde der Tempel angezündet, worauf die meisten Gebäude abbrannten. Und 1483 und 1570 brannte der Tempel erneut. Von der ursprünglichen Tempelanlage steht nur noch die Phönix-Halle, alle anderen Gebäude wie die Haupthalle sind in diversen Kriegen, insbesondere Bürgerkriegen wie dem Onin-Krieg, abgebrannt. Nur die Phönixhalle allein hat alle Wirren der Zeit, Kriege, Unwetter etc. überstanden. Sie ist damit eines der ganz wenigen Gebäude in der Präfektur Kyoto, die unversehrt aus der Heian-Zeit erhalten sind. Von den wenig später hinzugekommenen Gebäuden stehen noch die Kamakura-zeitliche Kannon-Halle und der Glockenturm.

Von der religiösen Ausrichtung her gehört der Tempel heute sowohl zum Amida-Buddhismus (Reines-Land-Buddhismus, Jodo-shu) als auch zur Tendai-shu. Die Erklärung ist kompliziert. Da der Haupttempel selbst nur noch drei religiöse Gebäude besitzt und keine eigenen Mönche mehr hat, wird er von den auf seinem Gelände ansässigen Subtempeln als religiöse Institution aufrechterhalten. Nach einer kurzen Zeit als Tendai-Tempel kam der Byodo-in zur Jodo-shu. Dann kam er zur Shingon-shu. Im frühen 17. Jh. stritt man darüber, welche von beiden Richtungen nun den Byodo-in kontrollieren sollte, die Jodo-shu oder die Shingon-shu. Im Jahre 1654 wurde mit dem Saisho-in ein Subtempel eröffnet, der zur Tendai-shu gehörte. Folglich stritten nun Jodo-shu und Tendai-shu um die Kontrolle über den Tempel, bis die im Tokugawa-Shogunat für religiöse Angelegenheiten zuständige Verwaltung entschied, daß sich die beiden Subtempel, der zur Tendai-shu gehörende Saisho-in und der zur Jodo-shu gehörende Jodo-in die Verwaltung des Byodo-in teilen sollten, und so blieb es bis heute. Im Tempelbüro sind zwei verschiedene Pilgerstempel (Goshuin) erhältlich, eines mit der Schrift "Hoo-do" = Phönixhalle mit den beiden Phönixen in dem roten Stempel und eines mit der Schrift "Amitabha", also Amida Buddha.


Eine Kopie auf Hawaii
Übrigens ist der Byodo-in so sehr Symbol, daß 1968 in O'ahu auf Hawaii eine minimal größenreduzierte Kopie erbaut wurde, im Valley of the Temples Memorial Park Kahaluu am Fuß der Ko'olau Mountains im Osten der Insel. Mit diesem insgesamt 50 m breiten Bau, der aber eine andere Ausrichtung und eine ganz andere naturräumliche Umgebung hat, wurde der 100. Jahrestag der ersten japanischen Migration nach Hawaii gefeiert. Es handelt sich aber nicht um einen aktiven buddhistischen Tempel; er hat keine Mönche und steht allen Religionen zur Andacht offen. Die weitgehend aus Beton erbaute Kopie ist ein beliebter Hintergrund für Hochzeiten und eine mehrfach benutzte Filmkulisse.


Struktur der Anlage, Rundgang und Beschreibung
Von Norden kommend betritt man die Anlage auf dem gepflastertem Sando (Weg zum Tempel). Noch vor dem Tor befindet sich linkerhand im Osten des Sando ein Gerüst mit einer Glyzinie (Wisteria). Gleich hinter dem Kassenhäuschen steht das Torgebäude Omote-mon (äußeres, vorderes Tor), auch Seimon (Westtor) oder Kita-mon (Nordtor) genannt, weil es sich nach Nordwesten öffnet. Der Weg führt an Verwaltungsgebäuden (Tempelbüro, Jimusho) vorbei in leichter Biegung nach Süden, zunächst vorbei an der Kannon-Halle (Kannon-do), die aus der frühen Kamakura-Zeit (Ende 12. Jh.) stammt und als wichtiges Kulturgut eingestuft ist. Sie steht rückseitig nahe der in Ufernähe bogenförmig um das Gelände führenden Straße Ajirogi-no-michi. Sie ist, auf das Dach bezogen, 16 m breit und 25 m lang und mißt 7 x 4 Pfostenabstände. Die Vorderfront ist 19,09 m breit. Sie befindet sich dort, wo früher die Haupthalle des Tempels stand. Diese hatte einen Dainichi Nyorai als Haupt-Kultbild, flankiert von weiteren Figuren (v. l. n. r.: Daitoku, Shaka, Dainichi, Yakushi, Fudo). Von den Dimensionen her ist es wahrscheinlich, daß es sich bei der Kannon-Halle um einen funktional variierenden Nachbau der alten Haupthalle an gleicher Stelle handelt, denn auch diese maß 7 x 4 Pfostenabstände, und ihre Vorderfront war gegen Osten gerichtet. Die Kannon-Halle kann innen nicht besichtigt werden; die Kultbilder im Inneren sind Kannon, Jizo und Fudo (vgl. Museum).

Im Norden der Halle befindet sich das viertelkreisförmig oder wörtlich fächerförmig geschnittene Rasenstück Ogi-no-shiba (Ougi-no-shiba), mit einer Kiefer bepflanzt und mit ein paar Felsen in Szene gesetzt. Dieses Stückchen Rasen ist eng mit Minamoto no Yorimasa verbunden. Nachdem er und seine Truppen nahe dem Uji-Fluß geschlagen worden waren, nahm er sich auf dem Gelände des Byodo-in das Leben. Im letzten Augenblick öffnete er seinen Faltfächer und verfaßte sein Todesgedicht. Er starb mit der Anrufung "Namu Amida Butsu". An die Stelle seines Todes erinnert das mit einem niedrigen Steinzaun umgebene Rasenstück in Form eines geöffneten Fächers.

Direkt hinter der Kannon-Halle befindet sich ein riesiges Wisteria-Klettergerüst bzw. -Spalier (Treillage, Fujidana, Fuji = Wisteria), ca. 18 m x 20 m groß, am schönsten natürlich Ende April und Anfang Mai, wenn überall die blaßblauen Kaskaden von oben herabhängen. Diese Glyzinie soll über 200 Jahre alt sein.

Dahinter erreicht man schon das nördliche Seeufer, von dort führt der Weg über eine kleine Insel (Ko-jima) als Zwischenstop zwischen zwei zinnoberrot gestrichenen Brücken mit gegeneinander versetzten Abschnitten (erst die gerade und flache Hira-bashi und dann die nach oben gebogene Sori-hashi) auf die Haupt-Insel mit der 1053 erbauten und damit mittel-Heian-zeitlichen Phönix-Halle (Hoo-do). Beide Brücken und das Inselchen wurden 2002 nach Ausgrabungsbefund rekonstruiert. Die Phönix-Halle ist das einzige erhaltene Bauwerk aus der Zeit der Fujiwara-Regentschaft. Die Halle ist elegant und majestätisch zugleich. Die perfekte Symmetrie wird noch durch die Spiegelung im See verstärkt. Sie wirkt einerseits so offen und zierlich, und andererseits so entrückt auf der Insel, daß sich aus der Kombination von Architektur und Landschaft ein ganz besonderer Reiz ergibt. Um den Tempel optimal in die Landschaft einzubetten, verließ man für den Byodo-in das klassische Konzept der Nord-Süd-Ausrichtung der Anlage, legte das Haupttor in den Norden und drehte die Halle mit der "Gesicht" nach Osten. Durch den schmalen Inselstrand (Suhama) wirkt die Halle wie ein schwimmender Palast (eine Anspielung auf den Schatzsee des Paradieses), allseits offen und dennoch unerreichbar über das Wasser. Die Fläche zwischen Halle und Wasser war früher in drei Zonen aufgeteilt, ganz außen Gras am Ufer, eine Zone mit weißem Sand in der Mitte und eine Zone mit groben Flußkieseln in Gebäudenähe. Bei der letzten Renovierung verschwand die Graszone, außen befinden sich die Flußkiesel, innen der weiße Sand bis an die Plattform, die in einem rechteckig geschnittenen Bett wieder von hellen Kieseln eingefaßt wird. Die komplette Halle wurde aus Holz ohne Verwendung von Nägeln erbaut. Die Renovierung der als Nationalschatz eingestuften Phönix-Halle wurde 2012 begonnen und 2014 vollendet. Dabei wurden alle Holzteile von abblätternder Farbe befreit und neu gestrichen, alle schmückenden Details wie auch die berühmten Phönix-Figuren (Originale im Museum) wurden neu vergoldet, und das Dach wurde neu gedeckt, so daß die Heian-zeitliche Architektur heute wieder in Bestform strahlt.

Die zentrale Halle wird als Chu-do (Mittel-Halle) oder Naka-do bezeichnet. Die zentrale Konstruktion ist 3 x 2 Säulenabstände groß, mit umlaufendem schmalen Bereich. Das Hongawarabuki-Dach ist im Irimoya-Stil gebaut. Aufgrund der angesetzten Dächer wirkt die Mittelhalle so, als wäre sie zweistöckig, doch in Wirklichkeit ist sie nur eingeschossig und besonders hoch gebaut, um die riesige Statue im Innern zu beherbergen. Die zusätzlichen Dächer kennzeichnen also kein echtes Zwischengeschoß. Der Dachfirst der mittleren Halle wird von zwei vergoldeten, bronzenen, einander zugewendeten Phönix-Figuren verziert (Phönix = Ho-o, Hou-ou). Der aus der chinesischen Mythologie übernommene Phönix gilt als Beschützer im Buddhismus. Aber nicht nur von diesen beiden als Nationalschatz bewerteten Figuren hat die Halle kurz nach ihrer Erbauung den Namen bekommen, sondern auch wegen ihres Gesamtkonzepts mit zwei Flügelkorridoren (Ryoyokuro, Ryouyokurou) rechts und links des zentralen Körpers und dem Mittelkorridor, der den Schwanz darstellt, so daß das ganze Bauwerk mit einem riesigen, majestätischen Vogel assoziiert wurde, der sich auf der Erde niedergelassen hat.

Der nördliche Seitenflügel heißt Kita Ryoyokuro oder Kita Tsubasa ro, der südliche Minami Ryoyokuro oder Minami Tsubasa ro, wobei "ro" (rou) die korridorartige Bauweise beschreibt. An den Ecken, wo die Seitenflügel nach Osten abknicken, sind sie turmartig erhöht mit einem Zeltdach, ein Motiv, das von der Heian-zeitlichen Architektur des Kaiserpalastes übernommen wurde. Die Korridore messen 8 x 1 Säulenabstände, mit dem Knick gerechnet. Beide Korridore besitzen ein Obergeschoß mit umlaufenden Geländer. Ihr Dach ist im Kirizuma-Stil konstruiert, d. h. in Form eines Giebeldaches mit gleichbleibenden Längen der Sparren zum First hin. Die beiden Eckaufbauten weisen ein Stockwerk mehr auf und sind im Hogyo-Stil konstruiert, also mit einem pyramidenförmigen Dach über quadratischem Grundriß. Auch hier finden wir ein Hongawarabuki-Dach. Nach hinten stößt eine dritte Galerie T-förmig rückseitig an die Mittelhalle an, sie wird Bi-ro oder O-ro genannt. Sie mißt 7 x 1 Pfostenabstände und ist einstöckig. Sie stieß früher an ein anderes Gebäude, das im Laufe der Zeit verlorengegangen ist. Das Dach im Kirizuma-Stil ist ebenfalls mit Hongawarabuki gedeckt. Alle Untereinheiten haben unterschiedliche Höhen, Proportionen und Bauweisen - die Genialität der Architektur liegt im perfekten und harmonischen Zusammenspiel. Im Osten steht auf der kleinen Ausbuchtung der Insel vor der Mittelhalle eine besondere Steinlaterne (Ishidoro), deren Form einen eigenen, nach diesem Tempel benannten Stil bildet: Byodo-in-gata ishidoro ("Byodo-in-Form-Stein-Laterne"). Im Süden verbindet eine weitere Brücke aus einer großen, leicht nach oben gebogenen Steinplatte die Insel mit dem Gartengelände, die leicht gebogene Sori-hashi, auch Minami-no-hashi (Südbrücke) genannt.

Im Inneren des Hoo-do befindet sich eine ebenfalls als Nationalschatz eingestufte sitzende Amitabha-Figur (Amitabha Tathagata, Mokuzo Amida Nyorai zazo), die von dem Künstler Jocho (Jouchou) aus japanischem Zypressenholz hergestellt wurde, einem der besten Künstler der Heian-Zeit. Er perfektionierte die Herstellungstechnik und gab der Figur den edlen und milden Gesichtsausdruck, der sie so schön macht. Sie ist die einzige Figur, die sicher diesem Künstler zuzuordnen ist. Spätere Künstler orientierten sich an dieser Figur als ästhetisches Vorbild. Sie sitzt auf einer Lotusblüte und mißt 2,84 m in der Höhe und ist im Stil Yosegi-zukuri hergestellt worden, bei dem mehrere Holzblöcke zusammengefügt wurden und nicht aus einem einzigen Stamm geschnitzt wurde, den es aufgrund der Dimensionen so gar nicht gegeben hätte. Der Scheitel der Figur liegt 8 Shaku über der Grundfläche - bei sitzenden Figuren wurde das Standardmaß Joroku = 16 Shaku halbiert. Auch die riesige Mandorla und der doppelte, innen runde und außen viereckige Thronhimmel (Mokuzo Tengai, ebenfalls Nationalschatz) sind aus mehreren Teilen zusammengesetzt. Die Stellen der Figur, an denen die einzelnen Hölzer aneinander stoßen, sind genagelt oder verklammert, dann mit Stoff bedeckt und überlackiert und schließlich mitvergoldet, so daß man die Verbindungsstellen nicht mehr sehen kann. Die ganze Statue ist lackiert (Kuro-Urushi) und vergoldet (Shippaku). Aufgrund dieses Kultbildes ist dieses größte Gebäude des Byodo-in vom Typ und von der Funktion her eine Amida-Halle (Amida-do). Vor der Statue ist ein grobmaschiges hölzernes Gitter angebracht, das die oberen zwei Drittel der Öffnung abdeckt, aber genau vor dem Gesicht der Statue eine runde Öffnung besitzt. Da die Halle nach Osten offen ist, beleuchten die Strahlen der Morgensonne das Kultbild im Westen und erfüllen das Westliche Paradies mit Licht, während man ihn von der anderen Seite des Westlichen Ozeans aus betrachtet. Die ganze riesige, 13,50 m hohe, mit Dächern ca. 52 m breite und 39 m tiefe Komposition aus Halle und Seitenflügeln dient nur dazu, diese Statue des Amida Nyorai angemessen in Szene zu setzen.

Auf den oberen Innenwänden waren einst 52 originale musizierende Bodhisattvas auf Wolken (Un-chu Kuyo Bosatsu, Mokuzou Un-chuu Kuyou Bosatsu-suzou) befestigt, von denen sich die Hälfte noch in der Halle befindet, die andere Hälfte aber im Museum ausgestellt wird, so daß die Figuren dort aus der Nähe in wirkungsvollem Licht betrachtet werden können. Sie sind zwischen 40 und 87 cm groß. Die aus dem 11. Jh. stammenden Figuren, die einzigen erhaltenen ihrer Art, tanzen, musizieren auf Koto, Biwa oder Trommel und fliegen auf ihren Wolken im Paradies Jodo um Amitabha herum und glorifizieren ihn. Sie bestehen aus Holz, wurden dann lackiert und mit Goldfolie überzogen (Shippaku) und bemalt, teilweise auch mit ausgeschnittener Goldfolie belegt (Kirikane). Der Gegensatz zwischen diesen lebendigen, fröhlichen kleinen Gottheiten und der edlen Ernsthaftigkeit der Zentralfigur schaffte einen einzigartigen Kontrast.

Malereien des Hofmalers Tamenari Takuma stellen das Gokuraku-Jodo dar und verstärken so die Inszenierung von Amidas westlichem Paradies. Von besonderem Interesse ist das Türgemälde (Tobirae). Vor ca. 50 Jahren wurde eine Kopie angefertigt, dort sieht man die Szene besser als auf dem schon sehr verblaßten Original. Eines der Motive ist Kuhon-Reiko-zu und zeigt die neun möglichen Ebenen der Wiedergeburt in Amidas Paradies. Auch die Wände, Decken und Balken waren einst bemalt, mit Blumen, Ornamenten und himmlischen Wesen. Die Wand hinter dem Hauptkultbild trägt ebenfalls ein Gemälde. Alle 14 Gemälde sind Nationalschätze. Eine ganz besondere, fast überirdisch verwirrende Atmosphäre schufen einst 66 Bronze-Spiegel, die von der Decke herabhingen und das Licht der Votivkerzen reflektierten. Die nach den Vorstellungen von Amidas Palast gestaltete Phönixhalle schuf mit dem entsprechenden "Personal" und den überwältigenden Sinneseindrücken die irdische Inszenierung des Paradieses. Sie ist eines der herausragendsten und bedeutendsten Beispiele für die Jodo-Architektur und war ihrerseits wegweisend für die Entwicklung späterer Tempelarchitektur. Ihre ganze Botschaft ist: Wer "namu amida butsu" betet, wird ins Paradies geholt, und dieses ist so unendlich schön, daß man sofort mit der Verehrung von Amida Nyorai anfangen sollte.

Auch der Garten mit seinem 1997 im Rahmen von Ausgrabungen ausgebaggerten und entsprechend dem Befund wiederhergestellten See und der jahreszeitenabhängigen Blütenvielfalt (rings um den See vorherrschend Kirschbäume, dazu Azaleen, japanische Quitten, Seerosen, Lotus, Glyzinien, die bis in den September blühenden Lagerströmien oder Kräuselmyrten, Kamelien) war dazu gedacht, eine Vorstellung des himmlischen Paradieses Gokuraku zu antizipieren. Der Besucher sollte im Jodo-Garten (Jodo-shiki teien) eine Vorstellung von der Schönheit des Reinen Landes bekommen, in dem Amida Nyorai residiert und wohin er alle seine Anhänger holt, die an dieser Verheißung durch Anrufung Amidas teilhaben werden. Die Heian-zeitliche Gartenanlage ist 1997 ausgegraben und anschließend rekonstruiert worden. Der See Aji-ike führt komplett um die Insel (Naka-jima) herum, ist im Nordosten am breitesten, hat im Südosten einen zipfelförmigen Ausläufer in Richtung des Uji-gawa, in dem etliche Lotus-Pflanzen und Seerosen wachsen, und wird im Südwesten der Halle sehr schmal, so daß hier nur Bachbreite die Insel vom Ufer trennt. Der Garten verwendet die umgebenden Hügel jenseits des Uji-Flusses (Asahi-yama) als Hintergrund mit nach dem Prinzip der "geborgten Landschaft". Somit geht man im weiten Bogen um die Amida-Halle mit ihren Flügelbauten herum und kann sie von jedem Blickwinkel aus wie auf einem Drehteller genießen, bei schönem Wetter und Windstille zusammen mit ihrem Spiegelbild im Wasser.

Im Südosten steht nahe dem südlichen Ausgangstor (Minami-mon oder Nan-mon) ganz im Südosteck das Shuin-sho, das Tempelbüro, in dem es die Goshuin (Pilgerstempel) gibt. Das Büro hat unregelmäßige Öffnungszeiten. In westlicher Richtung folgen ein als Ruhebereich gedachter sechseckiger Pavillon (Rokkaku-do), die öffentliche Toilette (Minamimon-gawa koshu toire) und dann der Glockenturm (Shoro) mit Satteldach. Hier hängt eine der besten und berühmtesten alten Tempelglocken (Bonsho) Japans; die beiden anderen hängen im Mii-dera in Otsu und im Jingo-ji im Nordwesten von Kyoto im Dorf Takao. Die Glocke ist 1,99 m hoch und hat eine Öffnungsweite von 1,23 m. Sie besitzt ein Gewicht von 2 t. Die Oberfläche ist mit wunderschönen flächigen Reliefs (Ma) und Zierbändern (Obi) verziert, und der oben angegossene Bogen zum Aufhängen (Ryuu-zu) besitzt die Form eines Drachens. An der Seite ist eine runde Stelle hervorgehoben (Tsukiza), die den besten Punkt zum Anschlagen markiert. Bei dieser Glocke sind Ryuu-zu und Tsukiza zur selben Seite gerichtet. Ganz oben die Nippel werden Chi genannt. Die Reliefs zeigen passend zur Phönixhalle auch hier Phönixe und musizierende himmlische Wesen zwischen Arabesken und Lotus. Ganz oben sind Drachen dargestellt. Das ist die einzige Glocke im ganzen Land mit einer so hohen Reliefdichte, wie man sie ansonsten nur bei alten koreanischen Glocken wiederfindet. Im Shoro hängt heute freilich eine Replik (fukusei); das Original (sugata no byodo-in) ist als Nationalschatz eingestuft und befindet sich im Museum, direkt nach dem Souterrain-Eingangsbereich am Ende des Korridors hinter einem Lattengitter. Am 31. Dezember jedes Jahres wird die (neue) Glocke um Mitternacht 108 mal angeschlagen, wofür der Balken von einer ganzen Gruppe gemeinsam bewegt wird; diese Zeremonie wird Joya-no-kane genannt; bei dieser Gelegenheit gibt es auch spezielle Ema mit dem Tier des chinesischen Tierkreises für das jeweils kommende Jahr.

Noch weiter im Westen folgt ein moderner Zweckbau, das Museum (Byodo-in Hoshokan, Houshou-kan) mit angrenzendem Tee-Salon "Toka", hier sehr passend, denn Uji ist ein bekanntes Anbaugebiet für Tee, und hier wird Uji Matcha, Uji Sencha und Uji Gyokuro serviert. Beim Hoshokan handelt es sich um das erste Kunstmuseum einer religiösen Institution in Japan, also eines echten Tempelmuseums; der vom Architekten Akira Kuryu gestaltete und mehrfach preisgekrönte Bau wurde am 1.3.2001 eröffnet. Es löste ein Vorgängermuseum ab, das als Homotsukan 1965 eröffnet worden war. Ein Großteil des Baus liegt unterirdisch in einem anstehenden Hügel, um das Landschaftsbild so wenig wie möglich zu stören. Hier werden unter anderem 26 originale musizierende Bodhisattvas auf Wolken aus der Phönixhalle ausgestellt, die als Nationalschatz gelten. Hier werden auch eine stehende elfköpfige Kannon (Juichimen Kannon Bosatsu) und andere Heian-zeitliche Statuen aus der Zeit der Gründung des Byodo-in ausgestellt. Hervorhebenswert sind eine Statue des Taishakuten und eine Statue des Jizo Bosatsu. Daneben werden Ausgrabungsfunde ausgestellt, darunter Oni-gawara (Dachziegel mit Dämonenfratze) aus der Heian-Zeit. Ein spezieller Raum erschafft die farbige Ausmalung der Phönixhalle neu, wie sie einst im 11. Jh. ausgesehen haben könnte. Im Osten des Museums wurde von Miyagi Shun ein moderner Garten mit Moosfläche und Steinen angelegt, der in seiner Einfachheit einem Zen-Garten ähnelt. Eigentlich ist es ein Flachdach-Garten, weil sich darunter ein unterirdischer Teil des Museums befindet. Im Westen schließt an das Museum das Südtor (Minami-mon) an. Von hier gelangt man an der Westseite des Sees entlang wieder zum Ausgangspunkt, wo das Ticketbüro für die Innenbesichtigung der Phönixhalle steht (Hoo-do uketsuke). Dahinter das Gebäude zwischen der Nordmauer des Saisho-in und dem Sando ist wiederum eine öffentliche Toilette (Omotemon-gawa koshu toire).


Subtempel Jodo-in
Entlang des Weges vom Minami-mon zum Nordende des Sees warten linkerhand etliche Substrukturen auf Entdeckung: Dort liegt der Subtempel (Tatchu) Jodo-in (Joudo-in) mit seinen vielen durch verschachtelte und geknickte Korridore verbundenen Einzelhallen. Der Tempel wurde von dem Priester Eiku errichtet, der zur Jodo-Schule gehörte und im späten 15. Jh. den Byodo-in wieder zu neuem Leben erwecken wollte. Dieser Subtempel steht immer im Schatten der berühmten Phönixhalle, ist aber für sich betrachtet ein ganz exzellenter Tempel. Im Süden steht der Yorin-an-Shoin mit einem Dach aus Naturmaterialien, das über den Mauern sichtbar ist. Diese Halle wurde 1601 mit Elementen aus der Burg Fushimi erbaut. Die Wandgemälde, die vielleicht von Kano Sansetsu stammen, sind als Kulturgüter der Stadt Uji gelistet. Dieses Gebäude ist als wichtiges Kulturgut eingestuft, aber innen nicht zu besichtigen. Zu einem kleinen Platz öffnet sich die Haupthalle (Hondo) des Jodo-in mit einem auf Stützen vorgezogenen Dach. Hier gibt es eine interessante Darstellung einer Kannon in einem Boot mit Paddel. Der Jodo-in besitzt einige weitere Kulturgüter wie die sitzende Amida-Figur und eine Statue von Taishakuten. Dahinter liegt der O-Shoin oder Dai-Shoin (großes Arbeitszimmer). Am nördlichen Ende des Platzes befindet sich isoliert stehend der Edo-zeitliche Rakan-do (Kulturgut der Stadt Uji), eine Halle, in der die Rakan (Buddhas Gefährten bzw. Schüler) verehrt werden. Das zweiflügelige Eingangstor wird von zwei glockenförmigen Fenstern flankiert. Diese Halle wurde 1640 von dem Tee-Meister Dosai Hoshino und seinen Söhnen erbaut. Innen sind auf der Decke Drachen gemalt. Rechterhand führt der Weg über Stufen wieder hinab an das Seeufer.


Subtempel Saisho-in
Danach kann man wiederum durch zwei kleine Tore zu den Gebäuden des Subtempels (Tatchu) Saisho-in gelangen. Das ist eine Kuriosität: Einerseits handelt es sich um einen Subtempel des Byodo-in, andererseits folgt er nicht der gleichen religiösen Richtung, sondern gehört zur Tendai-Schule und hat mit Amidismus gar nichts zu tun. Er wurde 1654 gegründet. Ein aus dem Shosen-in (Jushin-in) in Kyoto ließ sich damals hier auf dem Gelände des Byodo-in nieder, in einer Zeit, als die Tendai-Schule, die hier seit dem Mittelalter keine Rolle mehr gespielt hatte, eine kleine Renaissance erlebte. Vom ersten Tor gelangt man nach links zur Fudo-Halle (Fudo-do, Fudou-dou) mit rechteckig vorgezogenem Irimoya-Dach, die als zentrales Bild eine Kamakura-zeitliche Figur des Fudo Myo-o (Acala) enthält. Weiterhin ist hier eine Statue des Enno Ozuru (= Enno Gyoza) zu finden. Links neben der Fudo-Halle befindet sich eine kleinere Halle mit Pyramidendach für Jizo Bosatsu, das ist die Jizo-do (Jizou-dou, Jizo-Halle).

Noch weiter links, im Winkel direkt unterhalb des Rakan-do, liegt das Grab von Minamoto-no Yorimasa (Minamoto-no-Yorimasa-no-haka), der auf dem Gelände des Byodo-in Seppuku beging und hier bestattet wurde und dessen Geschichte eingangs erläutert wurde. Meist sind frische Blumen in den Vasen, und Opfergaben liegen auf Spendentabletts vor der Steinpyramide inmitten üppiger Vegetation. Jedes Jahr am 26.5. wird eine Zeremonie zu seinem Gedächtnis durchgeführt.

Die Haupthalle (Hondo) liegt nordwestlich der Fudo-Halle zurückgesetzt hinter einem zum Weg hin mit einer Mauer abgetrennten Karesansui-Garten. Nach dem zweiten Tor in der Mauer, durch das man die Stirnseite des Kuri (Küchenbau und persönlicher Lebensbereich der Mönche) des Saisho-in mit linkerhand seitlich vorgebautem Genkan sieht, ist man wieder am Nordzipfel des Sees angelangt.


Nationalschätze Japans und wichtige Kulturgüter
Der zum Weltkulturerbe zählende Byodo-in besitzt etliche erstrangige Kunstschätze. Die komplette Phönixhalle selbst ist ein Nationalschatz. Die Kannon-Halle ist als wichtiges Kulturgut eingestuft. Zu den Nationalschätzen gehören die Skulpturen des Amida Nyorai in der Phönix-Halle, der doppelte Thron-Baldachin und die 52 Un-chu Kuyo Bosatsu, außerdem noch die beiden Phönix-Figuren des Daches und die große Tempelglocke. Auch die insgesamt 14 Malereien in der Phönix-Halle (Hoo-do chudo hekihiga), davon 8 ehemalige Tür-Paneele, 2 Tür-Malereien, 1 Gemälde auf der Wand hinter dem Kultbild und 3 Wandgemälde, sind ein Nationalschatz.

Die Figur der Juichimen Kannon Bosatsu im Museum gilt als wichtiges Kulturgut. Der Yorin-an-Shoin ist als wichtiges Kulturgut eingestuft. Der Garten ist einerseits aufgrund seiner Rolle als eine der wenigen noch existierenden Heian-zeitlichen Anlagen und als Schauplatz des Genpei-Krieges als national wichtige Stätte und andererseits in seiner Funktion als Jodo-Paradies-Garten als Stätte besonderer landschaftlicher Schönheit eingestuft. Die Wandgemälde im Yorin-an-Shoin sind als Kulturgüter der Stadt Uji gelistet. Auch der Rakan-do ist ein Kulturgut der Stadt Uji. Im Museum gehören die Figur des Gottes Taishakuten und eine Statue von Jizo Bosatsu zu den Kulturgütern der Stadt Uji.



Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@34.8892711,135.8078008,20z - https://www.google.de/maps/@34.88929,135.8075966,110m/data=!3m1!1e3
John H. Martin, Phyllis G. Martin: Kyoto - 29 Walks in Japan's Ancient Capital, 376 S., Verlag: Tuttle Pub. 2011, ISBN-10: 4805309180, ISBN-13: 978-4805309186, S. 360-363
John Dougill: Japan's World Heritage Sites - Unique Culture, Unique Nature, 192 S., Verlag: Tuttle Shokai Inc., 2014, ISBN-10: 4805312858, ISBN-13: 978-4805312858, S. 68-69
Judith Clancy, Ben Simmons: Kyoto - City of Zen, 144 S., Verlag Tuttle Shokai Inc. 2012, ISBN-10: 4805309784, ISBN-13: 978-4805309780, S. 136-137
Akihiko Seki, Thomas Daniell: Houses and Gardens of Kyoto, 224 S., Verlag: Tuttle Shokai Inc.  2010, ISBN-10: 480531091X, ISBN-13: 978-4805310915, S. 46-49
Toshio Fukuyama: Heian Temples - Byodo-In and Chuson-Ji, Heibonsha Survey of Japanese Art Band 9, 170 S., Verlag: Weatherhill 1976, ISBN-10: 0834810239, ISBN-13: 978-0834810235, S. 72-78
Handbook of the old Shrines and Temples and their Treasures, hrsg. vom Bureau of Religions, Department of Education, Tokyo, 1920, S. 73-75
David Young, Michiko Young: Die Gärten Japans: Tradition & Moderne, 176 S., Verlag Eugen Ulmer, 1. Auflage 2006, ISBN-10: 3800151626, ISBN-13: 978-3800151622, S. 90-93
Webseite des Tempels:
https://www.byodoin.or.jp - Architektur: https://www.byodoin.or.jp/en/learn/architecture/ - Skulptur: https://www.byodoin.or.jp/en/learn/sculpture/ - Geschichte: https://www.byodoin.or.jp/en/learn/history/ - Übersichtskarte: https://www.byodoin.or.jp/around/watch/ und https://www.byodoin.or.jp/en/around/watch/ - Gartenplan: https://www.byodoin.or.jp/en/around/smell/
auf Discover Kyoto:
https://www.discoverkyoto.com/places-go/byodo/
auf JPManual:
http://jpmanual.com/en/byodoin
bei Christian Kaden auf Japan-Kyoto:
https://japan-kyoto.de/byodoin-tempel-in-uji-31-07/
auf Kyoto Project:
http://thekyotoproject.org/english/byodoin/ - http://thekyotoproject.org/le-temple-byodoin-hodo/
auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/By%C5%8Dd%C5%8D-in - https://en.wikipedia.org/wiki/By%C5%8Dd%C5%8D-in
auf Oriental Architecture:
http://www.orientalarchitecture.com/sid/202/japan/kyoto/byodo-in-temple
auf Japan Guide:
https://www.japan-guide.com/e/e3923.html
bei Chris Rowthorn auf Inside Kyoto:
https://www.insidekyoto.com/a-trip-to-uji
auf Kyoto Travel:
https://kyoto.travel/de/shrine_temple/124
auf JNTO:
https://www.japan.travel/en/spot/685/
auf Sacred Destinations:
http://www.sacred-destinations.com/japan/kyoto-byodoin
Webseite des Bahnhofs Kyoto:
https://www.kyotostation.com/traveling-from-kyoto-station-to-uji/
Weltkulturerbe von Kyoto:
http://www2.city.kyoto.lg.jp/bunshi/bunkazai/isan-h-e.htm
auf JW WEbmagazine:
https://jw-webmagazine.com/the-temple-on-your-10-coin-byodo-in-temple-c87c0e8b854b
Tale of Genji:
http://www.taleofgenji.org/byodo-in.html
bei Asano Noboru:
http://kyoto.asanoxn.com/places/uji/byodoin.htm
auf Japan Visitor:
https://www.japanvisitor.com/japan-temples-shrines/byodoin-temple
auf Japanhoppers:
https://www.japanhoppers.com/de/kansai/uji/kanko/1611/
auf Japantravel:
https://en.japantravel.com/kyoto/h%C5%8D-%C5%8D-d%C5%8D-phoenix-hall/5243
auf Uji city tourist association:
http://www.kyoto-uji-kankou.or.jp/multilingual/index-en2.html
auf travel around Japan:
http://www.travel-around-japan.com/k62-87-byodo-in.html
auf Kanpai:
https://www.kanpai-japan.com/uji/byodo-in
Tempel auf Kyotofukoh:
https://kyotofukoh.jp/report782.html
auf traditional Kyoto:
http://traditionalkyoto.com/gardens/byodo-in/
Besucher-Faltblatt des Tempels
Genpei-Krieg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gempei-Krieg
1. Schlacht von Uji:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Uji_(1180) - https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Uji_(1180)
Minamoto-no Yorimasa:
https://de.wikipedia.org/wiki/Minamoto_no_Yorimasa - https://en.wikipedia.org/wiki/Minamoto_no_Yorimasa
Fujiwara-no Michinaga:
https://en.wikipedia.org/wiki/Fujiwara_no_Michinaga
Fujiwara-no Yorimichi:
https://en.wikipedia.org/wiki/Fujiwara_no_Yorimichi
Künstler Jocho:
https://en.wikipedia.org/wiki/J%C5%8Dch%C5%8D
Michael Sharpe: Die Schlachten der Samurai - die Kriegsherren Japans in über 700 Jahren Krieg, 192 S., Motorbuch-Verlag, 1. Auflage 2010, ISBN-10: 3613306433, ISBN-13: 978-3613306431, S. 38-62
Liste Nationalschätze und wichtiges Kulturgut:
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(temples) - https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(sculptures) - https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(paintings) - https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(crafts:_others) - https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Important_Cultural_Properties_of_Japan_(Heian_period:_structures) - https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Important_Cultural_Properties_of_Japan_(Kamakura_period:_structures)
Nachbau auf Hawaii, eigene Homepage:
https://www.byodo-in.com/
Nachbau auf Hawaii:
https://en.wikipedia.org/wiki/Byodo-In_Temple


Byodo-in, Uji (2): Phönix-Halle - Byodo-in, Uji (3): Phönix-Halle - Byodo-in, Uji (4): Subtempel Jodo-in - Byodo-in, Uji (5): Subtempel Saisho-in

Andere Artikel über Japan lesen
Andere Länder-Essays lesen
Home

© Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2018
Impressum