Bernhard Peter
Kyoto, Higashi Hongan-ji (1): Beschreibung


Lage und Erreichbarkeit
Der Tempel Higashi Hongan-ji (östlicher Hongan-ji) liegt im Stadtbezirk Shimogyo zentral nördlich des Hauptbahnhofs von Kyoto in fußläufiger Entfernung (Adresse: 3 Karasuma Dori, Karasuma Shichi-jo Agaru, Shimogyo-ku, Kyoto 600-8505). Er wird im Norden begrenzt von der Hanayacho Dori, im Osten von der Hauptverkehrsachse Karasuma Dori, auf der auch Busse verkehren und unter der die U-Bahn fährt, im Süden von einer kleinen Parallelstraße der Shichijo Dori und im Westen von einer kleinen Parallelstraße der Shinmachi Dori. Das eigentliche Areal des Higashi Hongan-ji mißt 215 m in West-Ost-Richtung und 410 m in Nord-Süd-Richtung. Mit diesen Dimensionen von 93140 m2 ist es eine der größten Tempelanlagen der Stadt und des Landes.

Die Karasuma Line der U-Bahn bringt nicht wirklich etwas ab Hauptbahnhof, weil dieser und der U-Bahnhof Gojo etwa gleich weit weg sind vom Tempelareal. Wer aus Richtung des Bahnhofs Hankyu Kawaramachi anreist, kann an der Bushaltestelle Shijo Kawaramachi die Linie Nr. 5 in Richtung Kyoto Station nehmen und an der Haltestelle Karasuma Nanajo aussteigen. Auch vom Bahnhof Keihan Sanjo kann man die Bus-Linie 5 ab Sanjo Keihan-mae nehmen.

Dieser Tempel ist weniger durch sein Alter, sondern mehr durch seine schiere Größe beeindruckend, denn seine Gebäude gehören zu den größten Tempelhallen in Japan. Er bildet eine in sich geschlossene Anlage inmitten der modernen Großstadt mit entsprechend dichter und gesichtsloser Bebauung ringsum, ist aber so weitläufig, daß man einen Mikrokosmos für sich betritt. Man besucht den Higashi Hongan-ji meistens als Lückenfüller, weil er sich in Bahnhofsnähe gut zum Kombinieren mit Halbtagesausflügen eignet, oder zum Überbrücken der Zeit, bis man mit seinem am Bahnhof im Schließfach deponierten Gepäck zur Unterkunft weiterziehen kann. Deshalb ist dieser Tempel oft das erste Gebäude, das man sich in der Stadt anschaut. Je nach Ankunft in Kyoto und verfügbarer Zeit kann man dann in Bahnhofsnähe Higashi Hongan-ji, Nishi Hongan-ji und To-ji hintereinander auf das Programm setzen, denn in den meisten Unterkünften ist man erst am späten Nachmittag willkommen zum Einchecken. Man sollte sich nicht von der wenig idyllischen Lage, der Hauptverkehrsachse vor der Tür, dem geringen Alter der Gebäude etc. abschrecken lassen - man kann hier einen sehr beeindruckenden Tempel besichtigen, denn er spielt eine große Rolle bei der Bevölkerung und gehört bei den Städtern zu den beliebten, fest im Alltag verwurzelten Tempeln. Er ist zwar der jüngere und sekundäre der beiden Hongan-ji-Tempel, er gehört im Gegensatz zum westlichen Hongan-ji nicht zum Unesco-Weltkulturerbe, wird aber trotzdem gerne von der Bevölkerung gerne besucht, so daß man hier auf eine sehr lebendige buddhistische Glaubenskultur trifft und nicht auf einen Museumstempel. Durch seine günstige Lage ist der Tempel zwar etwas stärker besucht als der westliche Hongan-ji, dennoch ist insgesamt wenig "Touristendruck", weil die 0815-Pauschal-Touristen hier nicht hingehen und das Gelände weitläufig ist.

Man kann sich in die beiden wirklich riesigen Hallen setzen und in Ruhe bei den alltäglichen Ritualen und Geschehnissen zusehen, die Stimmung genießen, den reichen Schmuck betrachten, eine kontemplative Pause machen, das weitläufige Gelände erkunden, und das ganz ohne Eintritt zu zahlen. Ohne jedes Ticket kann man den gesamten Vorhof und die beiden Haupthallen durchstreifen und besichtigen. "Nur zwei Hallen" sind bei dieser Größe durchaus nicht wenig zum Anschauen. Innen ist in allen Gebäuden Photographieren nicht erlaubt. Und wegen der ausgedehnten gedeckten Korridore und Veranden (Engawa) und den riesigen Hallen, die zu den größten sakralen Gebäuden der Stadt gehören, ist der Tempel auch gut für Regentage geeignet. Da es sich um einen Tempel des Amida-Buddhismus handelt, wird als Hauptbild neben dem Gründer ein Amida Nyorai (Amitabha Tathagata) verehrt. Die Sammler von Goshuin werden enttäuscht sein, aber in Tempeln dieser buddhistischen Schule gibt es keine Pilgerstempel.


Geschichte und Bedeutung
Der Higashi Hongan-ji gehört zur buddhistischen Richtung Jodo-Shinshu, deren Geschichte und Rolle bei den Ikko-Ikki- Aufständen im Detail beim Nishi Hongan-ji erläutert wurde. Der Higashi Hongan-ji entstand durch Spaltung des ursprünglichen Hongan-ji, denn beide waren mal eine einzige Schule. 1602 trennte sich der Hongan-ji auf in den Hongan-ji-Zweig (Jodo Shinshu Hongan-ji-ha) mit dem Nishi Hongan-ji als Leittempel und den Otani-Zweig mit dem Higashi Hongan-ji als Leittempel. Zur Spaltung kam es durch zwei Brüder, von denen der ältere vom Vater bei der Nachfolgefrage übergangen worden war. Monshu Kennyo (Kosa), der letzte Abt des vereinigten Tempels, hatte in seinem Testament verfügt, daß sein dritter Sohn, Junnyo, die Leitung des Tempels übernehmen solle, was er auch als 12. Monshu tat. Der älteste Sohn, Kyonyo, der Tokugawa Ieyasu offen unterstützte, wurde von diesem dazu ermuntert, seinen eigenen Tempel zu gründen, vordergründig als Belohnung für seine Loyalität, hintergründig, um die Macht des Tempels zu schmälern. Er gab ihm jedenfalls das Land ein wenig östlich des bisherigen Tempels, worauf der Higashi Hongan-ji erbaut wurde, und 1619 wurde die Spaltung in zwei separate Institutionen offiziell anerkannt. Kyonyo wurde der 12. Monshu (Oberpriester, Abt) des Otani-Zweiges, wobei sich später allerdings der Name "Hossu" für die Oberpriester dieses Tempels durchsetzte. Das heißt, auch wenn der Higashi Hongan-ji seine Tradition auf Shinran Shonin zurückführt, ist er als Tempelgründung 330 Jahre jünger als der Nishi Hongan-ji.

Der Name "Higashi Hongan-ji" bedeutet "östlicher (Higashi) Tempel (-ji) der fundamentalen Verheißung (Hongan). Diese Verheißung ist die 18. von insgesamt 48 Versprechungen, die Amitabha in der längeren Sukhavativyuha Sutra macht. Hongan ist die grundlegende Zusage, daß Amida all jene vom Leid erlösen wird, die an ihn glauben. Volkes Stimme nennt den Tempel auch mit doppeltem Honorativ "O-Higashi-san", "großer ehrenwerter Ost-(Tempel)".

Im Verlauf des 20. Jh. kam es innerhalb des Otani-Zweiges zu weiteren Aufspaltungen. Der verbleibende Hauptzweig der Otani-Richtung (Otani-ha) hat aber immer noch weltweit ca. 5,5 Mio. Anhänger. Der offizielle Name des Tempels ist übrigens seit 1987 Shinshu Honbyo. Als Higashi Hongan-ji-ha bezeichnet sich eine in Tokyo ansässige Abspaltung. Es ist kompliziert, aber der Tempel Higashi Hongan-ji wird nicht von der Higashi Hongan-ji-ha, sondern von der Otani-ha geführt und heißt deshalb eigentlich Shinshu Honbyo, auch wenn ihn alle Welt weiterhin Higashi Hongan-ji nennt. Um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es auch noch einen Higashi-Hongan-ji in Nagoya, der 1692 erbaut und 1836 vollständig rekonstruiert wurde.


Struktur der Anlage und Beschreibung
Im Osten ist die abschließende, bedachte und mit fünf weißen Linien gekennzeichnete Mauer (Tsuijibei) noch gänzlich erhalten, im Norden und Süden teilweise, im Westen rudimentär. Diese Mauer besteht aus getrocknetem Lehm, in den in regelmäßigen Abständen Pfosten eingesetzt sind, die die Struktur stabilisieren und das Ziegeldach tragen. Die Jogi-suji genannten weißen Linien kennzeichnen den rang des Tempels; 5 wie hier entsprechen dem höchsten Rang. Auch der Nishi Hongan-ji hat fünf Linien. Am beeindruckendsten ist Außeneinfriedung jedenfalls im Osten mit davor liegendem Wassergraben, den insgesamt sechs Brücken überspannen.Mehrere teils sehr beeindruckende Tore geben Zugang von Osten her.

Das größte davon ist zweite von Süden gezählte Tor, das 1907-1911 erbaute, zweistöckige Goeido-mon, das größenmäßig mit den jeweiligen San-mon des Chion-in und des Nanzen-ji mithalten kann. Es besitzt drei Durchgänge, aber keine geschlossenen seitlichen Interkolumnien, und das ziegelgedeckte Dach ist ca. 31 m weit ausladend. Die Höhe des Tores beträgt ca. 28 m. Die Tafel über dem Eingang trägt die Schriftzeichen für Shinshu Honbyo, Mausoleum der Shin-Schule. Die Zeichen sind nach einer Kalligraphie von Prinz Fushimi geformt. Ein alternativer Name des Tores lautet Daishido-mon. Im normalerweise für Besucher unzugänglichen, durch zwei seitliche Treppen erreichbare Obergeschoß befinden sich Bildnisse von Shaka (Buddha Shakyamuni, historischer Buddha), Bodhisattva Maitreya und Ananda (Buddhas Hauptschüler), angeblich von Rennyo Shonin geschnitzt. Die Deckenmalereien wurden angeblich von Seiho Takeuchi angefertigt.

Ganz anders ist das erste von Süden gezählte Tor gebaut, das ebenfalls 1909-1911 errichtete Amidado-mon. Es ist viel kleiner und besitzt in Durchgangsrichtung beiderseits einen geschwungenen Giebel mit Karahafu. Sein Dach ist im Hiwadabuki-Stil mit Zypressenrinde (Hinoki) gedeckt. Hier stand früher ein Tor, das ursprünglich aus dem Schloß Fushimi kam, das aber 1864 durch Brand verlorenging. Das neue Tor ist eine Rekonstruktion. Diese beiden Tore sind in der Regel für Besucher geöffnet.

Das dritte Tor, von Süden gerechnet, ist immer verschlossen. Es handelt sich dabei um ein ebenfalls im Kara-mon-Stil erbautes zeremonielles Tor, das die Rolle eines Chokushi-mon einnahm, eines Tores für die kaiserlichen Gesandten. Es wurde in der Meiji-Zeit in den Jahren 1911-1913 errichtet, nachdem der aus dem Schloß Fushimi stammende Vorgängerbau 1864 abgebrannt war. Von der Bauweise ähnelt es dem Amidado-mon. Sein unterscheidendes Merkmal aber ist die Dekoration; der Momoyama-Stil seines Vorgängers wurde kopiert. Auf den Torflügeln prangen zwei große kaiserliche Mon, die Chrysanthemenblüten mit 16 Zungenblüten. Deshalb wird das Tor auch Kiku-no-mon genannt, Chrysanthemen-Tor.

Noch weiter nördlich befindet sich das ebenfalls immer verschlossene Genkan-mon, das Tor zum Eingangsbau. Es führt zum Eingang des Dai-Shinden, der aber nicht öffentlich zugänglich ist. Der Dai-Shinden oder O-Shinden ist eine zeremonielle Halle im Norden des Komplexes, geradewegs vom Tor nach Westen. Das Genkan-mon, das ein ziegelgedecktes Satteldach besitzt, wurde in der Meiji-Zeit im Jahre 1911 erbaut. Ca. 75 m nach Westen liegt in einem rückwärtigen Garten nordwestlich des Dai-Shinden die Noh-Bühne des Tempels, im Grundriß erkennbar an dem schräg angesetzten Laufgang für Auf- und Abtritt der Schauspieler. Im Nordwesten des Dai-Shinden liegt der Shiro-shoin, im Südwesten der Kuro-shoin. Alle diese Gebäude sind mit langen Korridoren verbunden und für den Besucher nicht zugänglich.

Im Zwischenraum zwischen dem Goeido-mon und dem Goeido befindet sich etwas nach Süden verschoben das rituelle Waschbecken (Chozuya), mit einem ziegelgedeckten Irimoya-Dach, das im Gegensatz zu allen anderen Gebäuden dieses Bereiches mit First in West-Ost-Richtung ausgerichtet ist. Wie so oft dient ein Drache als Wasserspeier.

Im Südosteck des Hofbereiches befindet sich der Glockenturm (Shoro). Die tragende Konstruktion wurde 1894 errichtet; die Glocke selbst ist jedoch Edo-zeitlich und wurde 1604 gegossen. Sie stammt also noch aus der Zeit des ersten Tempelbaus an dieser Stelle nach Spaltung des Muttertempels.

Die größte Halle ist der Goei-do, die zweistöckige Gründerhalle. Hier wird der Gründer der Jodo-Shinshu, Shinran Shonin, verehrt. Die riesige Halle, auch Daishi-do genannt nach dem religiösen Titel des Gründers aka Kenshin Daishi, oder einfach Miei-do, Gründerhalle, stammt aus der Meiji-Zeit und wurde 1879-1895 errichtet. Der Architekt war Ito Heizaemon. Es dauerte 15 Jahre, sie zu errichten. Die Halle ist ca. 76 m breit und 58 m tief. Das entspricht einer Größe von 927 Tatami-Matten; und der ganze vordere Bereich für die Andächtigen ist auch tatsächlich damit ausgelegt. Der Bau ist 38 m hoch. Das von 90 Stützen aus Zelkoven-Holz getragene Dach trägt ca. 175000 handgefertigte Ziegel, die von den Gläubigen in Mikawa gespendet worden waren. Damit handelt es sich um einen der größten Holzbauten der Welt, von der Grundfläche vermutlich das größte Holzgebäude der Welt, vom umbauten Volumen auf Platz 2 hinter dem Todai-ji in Nara. Das Innere ist reich mit Vergoldungen, Metallbeschlägen, filigranen Lampen etc. dekoriert. Auf dem Altar befindet sich eine Statue von Shinran. Hinter dem Altar befindet sich noch eine Statue von Rennyo Shonin, und links sind weitere Bildnisse der aufeinander im Amt folgenden Oberpriester zu sehen. Besonders sehenswert sind die Ranma ("Ramma") über den Schiebetüren; dort sind vergoldete Schnitzereien von musizierenden himmlischen Wesen zu sehen. Eine Schrifttafel trägt die beiden goldenen Zeichen "Ken-shin" für "siehe die Wahrheit". Das ist ein Titel, den Kaiser Meiji 1876 Shinran postum gab, und die Schrift ist eine Nachbildung der originalen kaiserlichen Kalligraphie. Genau so eine Tafel hängt übrigens auch im westlichen Hongan-ji. Besonders schön ist bei diesen Tempelhallen die Klammerkonstruktion zu sehen, weil die Stirnflächen weiß abgesetzt sind. Die Halle wurde 2004-2009 renoviert.

Südlich davon liegt die einstöckige Amida-Halle (Amida-do). Auch sie wurde in der Meiji-Zeit im Jahre 1895 errichtet. Sie erfüllt die Funktion eines Hondo und hat die Größe von 401 Tatami-Matten. 70 Säulen tragen das Dach. Der überreich mit Gold dekorierte Altarbereich (Nai-jin) stellt das Paradies des Reinen Landes dar, wie es in der Sutra Amida-kyo beschrieben wird. In dieser Halle wird erwartungsgemäß Amida Nyorai (Amitabha Tathagata) als Hauptbild verehrt. Daneben wird rechts Prinz Shotoku Taishi (574-622), dargestellt, links der Mönch Honen (1133-1212), Shinrans Lehrer. Das Heiligtum besteht aus drei Abschnitten, Nai-jin in der Mitte und zwei Yoma an den Seiten. Die Fusuma tragen Gemälde der Künstler Gesshu Hata und Chikudo Kishi. Die Halle ist nicht ganz so groß wie die Gründerhalle, aber immer noch riesig: Das Dach kommt auf ca. 50 m Breite und 55 m Tiefe. Die Höhe beträgt 27 m. Die Ausstattung ist etwas feiner und prächtiger. Die Amida-Halle wurde erst 2012-2015 restauriert.

Zwei gedeckte Korridore verbinden die beiden wichtigsten Hallen des Higashi Hongan-ji miteinander. Der Korridor setzt sich auf der nördlichen Schmalseite des Goei-do fort, knickt nach Osten ab und bildet dort einen rechteckigen Hof. Wegen seiner zweistöckigen Bauweise, unten geschlossenen Räumen, Zwischendach und oben offener Galerie, wird das Bauwerk Taka-Roka genannt, hoher Korridor. Ein besonderes Ausstellungsstück in den Verbindungskorridoren ist ein Seil aus Menschenhaar, eigentlich aus einer Mischung aus Hanf und Menschenhaar. Die benötigten Balken für die riesigen Hallen waren so schwer, daß man damals Seile besonders hoher Reißfestigkeit aus gespendetem Haar der weiblichen Gemeindemitglieder aus dem ganzen Land drehte. Insgesamt stellte man damals 50 solcher Seile her. Ebenfalls wird hier ein hölzerner Schlitten ausgestellt, mit dem man die riesigen Baumstämme die Berghänge hinunterschleifte.

Im Westen befindet sich hinter dem Amida-do der Kenshu Dojo, südlich davon der Doho Kaikan. Im Westen hinter dem Goei-do steht das Gebäude Shikimubu. Neueren Datums ist das Besucherzentrum (Sanpai Setto-sho) am nördlichen Ende des großen Hofes, etwa auf der Höhe zwischen Goeido-mon und Kiki-no-mon. Das 1934 fertiggestellte Besucherzentrum, einstöckig mit ganz weit ausgezogenem Dach, ist ein Werk des Architekten Goichi Takeda, Gründer der Architektur-Fakultät der Universität Kyoto. Es ist mit einer Ausstellungs-Galerie und mit einer 350 Personen fassenden Audiovisionshalle verbunden, beide in einem sehr modernen, 1998 fertiggestellten, größtenteils unterirdisch angelegten Gebäude von Shin Takamatsu. Oberirdisch sieht man nur den interessant in Form eines mondförmigen Kreissegmentes angelegten Lichtgaden des unterirdischen Raumes nördlich des Besucherzentrums. Im dritten Untergeschoß befindet sich der Altarraum (Butsu-ma). Dieses moderne Gebäude entstand 1998 im, Vorfeld der Erinnerungsfeier an den 500. Todestag des Abtes Rennyo (1415-1499). Nördlich des Goiedo-mon und südlich des Amidado-mon sind kleine Zweckbauten mit Sanitäranlagen zu finden. Der nördliche und der ganze rückwärtige Bereich im Westen mit den funktionalen Räumen des lebendigen Tempels sind nicht frei zugänglich. Jenseits der Straße Hanayacho Dori liegt noch die die Shinran Community Hall. Außerhalb des hier beschriebenen Tempelgeländes liegt ein paar Straßen weiter im Osten der zum Higashi Hongan-ji gehörende Shosei-en-Garten (= Kikoku-tei). Ebenfalls zum Tempel gehört das Otani-Mausoleum in Higashiyama.


Nationalschätze, wichtige Kulturgüter und sonstige Kunstschätze
Von den Gebäuden ist kein einziges Nationalschatz oder wichtiges Kulturgut. Aber die Gebäude Goeido-mon, Amidado-mon, Goei-do, Amida-do, Taka-Roka, Shoro, Chozuya, Chrysanthemen-Tor, Genkan-mon und Tsuijibei sogenannte registrierte materielle Kulturgüter. Der zum Tempel gehörende Shosei-en-Garten ist als Ort von nationaler landschaftlicher Schönheit registriert.


Alter der Gebäude
Dieser Tempel brannte in der Edo-Zeit viermal ab, weswegen er auch den Spitznamen "flammender Hongan-ji" trägt. Der letzte große Brand war im Jahr 1864 aus Anlaß einer Erhebung von Kaiseranhängern gegen das Tokugawa-Shogunat; der rebellierende Daimyo von Choshu wollte den Kaiser unter seine Kontrolle bringen (Kinmon-Vorfall, Vorfall des Verbotenen Tores, Kinmon no Hen, Hamaguri Gomon no Hen) und stand am 20.8.1864 vor dem Kaiserpalast, um ihn sich zu schnappen. In der Folge bekämpften sich kaisertreue Truppen und Kräfte des Shoguns. Die beiden Hongan-ji nahmen unterschiedliche Positionen ein: Die Hongan-ji-ha paktierte mit dem Anti-Bakufu-Lager, also für Kaiser und Öffnung, gegen Shogun und Abschottung. Die Otani-ha stand bis zum Ende loyal zum Tokugawa-Shogunat. Als die Rebellen zu verlieren begannen, setzten sie Teile von Kyoto in Brand. Dabei wurden alle historischen Gebäude des Tempels zerstört. Ab 1879 begann der Wiederaufbau. Während der Meiji-Zeit gab sich der Nishi Hongan-ji eher regierungsnah und nationalistisch, während der Higashi Hongan-ji eher auf Distanz zur Regierung ging, was ihm insbesondere in der frühen Meiji-Zeit Benachteiligungen einbrachte. Alle wesentlichen Gebäude sind daher spät Meiji-zeitlich - aber damit immer noch älter als die meisten der sonstigen Rekonstruktionen im Land, und bei den Rekonstruktionen orientierte man sich am Edo-zeitlichen Stil; nur bei zwei Toren wählte man den Momoyama-zeitlichen Stil wie bei den verlorenen Originalen.


Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps: https://www.google.de/maps/@34.9912691,135.7584296,17.75z - https://www.google.de/maps/@34.9912871,135.7586776,428m/data=!3m1!1e3
eigene Webseite:
http://www.higashihonganji.or.jp/english_top/ - Tempeltour: http://www.higashihonganji.or.jp/english/tour/ - Lageplan: http://www.higashihonganji.or.jp/english/access/ und http://www.higashihonganji.or.jp/english/access/pdf/map_en.pdf - Geschichte: http://www.higashihonganji.or.jp/english/about/
John H. Martin, Phyllis G. Martin: Kyoto - 29 Walks in Japan's Ancient Capital, 376 S., Verlag: Tuttle Pub. 2011, ISBN-10: 4805309180, ISBN-13: 978-4805309186, S. 110-113
auf JPManual:
http://jpmanual.com/en/higashihonganji
auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Higashi_Hongan-ji - https://en.wikipedia.org/wiki/Higashi_Hongan-ji
auf Oriental Architecture:
http://www.orientalarchitecture.com/sid/205/japan/kyoto/higashi-hongan-ji
auf Japan Guide:
https://www.japan-guide.com/e/e3920.html
auf Kyoto Station:
https://www.kyotostation.com/higashi-honganji-temple/
auf Inside Kyoto:
https://www.insidekyoto.com/higashi-hongan-ji-temple
auf Kyoto Travel:
https://kyoto.travel/de/shrine_temple/172
auf JNTO:
https://www.jnto.go.jp/eng/spot/shritemp/higashihonganji.html
Tale of Genji:
http://www.taleofgenji.org/higashi_honganji.html
auf Atlas Obscura:
https://www.atlasobscura.com/places/hair-rope-of-higashi-honganji-temple
Places of interest in Kyoto:
http://kyoto.asanoxn.com/places/honganji_toji/higashi_honganji.htm
auf Japan Visitor:
https://www.japanvisitor.com/japan-temples-shrines/nishi-higashi-honganji
auf Japanhoppers:
https://www.japanhoppers.com/de/kansai/kyoto/kanko/707/
auf Japantravel:
https://en.japantravel.com/kyoto/higashi-hongan-ji-temple/3154
auf travel around Japan:
http://www.travel-around-japan.com/k62-03-higashi-honganji.html
Zeitschrift "Mon":
http://jodo-shinshu.info/wp-content/uploads/2015/10/MON_vol.1-P1-P2.pdf, http://jodo-shinshu.info/wp-content/uploads/2015/10/MON_vol.1-P3-P4.pdf etc.
Modernere Geschichte:
http://www.buddhistchurchesofamerica.org/dec2016/wp-content/uploads/2016_winter_pac_sem_mark_blum_presentation.pdf
Temples of Japan:
http://templesofjapan.com/Higashi-Honganji-Temple.html


Higashi Hongan-ji (2): Goeido und Amidado - Higashi Hongan-ji (3): Goeido und Amidado - Higashi Hongan-ji (4): Goeido und Amidado - Higashi Hongan-ji (5): Goeido-mon - Higashi Hongan-ji (6): weitere Gebäude

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