Bernhard
Peter
Sprache:
Warui kotoba
Warui
kotoba - schlechte Worte (Schimpfwörter)
Japanische Schimpfwörter -
ist das nicht ein Widerspruch in sich? Diese netten,
wohlerzogenen, zuvorkommenden, immer höflichen, ehrerbietigen
und rücksichtsvollen Menschen, können die überhaupt
Schimpfwörter (warui kotoba, schlechte Wörter) benutzen und
fluchen? Sie können, denn Schimpfen ist menschlich. Und Japaner
haben so viel Streß den ganzen Tag, da braucht man auch mal ein
Ventil. Also prinzipiell können sie es, sie werden es natürlich
nur in absoluten Ausnahmesituationen anwenden, und sie werden
peinlich genau auf die Situation achten, wie sie zu dem
Gesprächspartner stehen etc., Vertrautheitsgrad,
Stellungsunterschiede etc. beachten.
Der Ton macht wie immer die Musik - allein schon die Aussprache kann beleidigend gewählt werden, z. B. wenn am Ende eines Wortes statt "ei", "ai", "oi" und "ui statt dessen "ee" gesprochen wird, was die Jugend ganz gerne mal macht. Man kann auch mit Grammatik beleidigen, noch schlimmer ist nämlich die Verb-Endung "da yo". Wenn man fragt: "Was hast du gesagt?" und die Form "Nante ittan-dayo?" verwendet, hat das eine sehr beleidigende Form, im Sinne von: "Womit wolltest du Nervensäge mich belästigen?". Oder "Baka iwanai deyo!" bedeutet: "Blödmann, rede nicht so einen Schwachsinn!". Harmlose Wörter werden durch entsprechende Verbformen beleidigend. Wegen der verschiedenen Sprachebenen reicht es auch schon zum Beleidigen aus, wenn man die falsche Anrede aus einer Sprachebene benutzt, die unangemessen ist, wenn man das "-san" wegläßt, das falsche "du" verwendet (z. B. "omae" = "he, du da" statt "anata"), das "-masu" wegläßt etc.
Aber es gibt auch richtige, eigenständige Beleidigungen für jeden Zweck. Insgesamt hat das Japanische aber viel weniger richtige Schimpfwörter als das Deutsche. Und es fehlt den Schimpfwörtern die bei uns so häufige sexuelle Konnotation, dafür stehen Tiere hoch im Kurs. Viel höher ist jedoch die Kunst, zu beleidigen, ohne Schimpfwörter zu benutzen, und darin ist das Japanische weiter entwickelt als die meisten anderen Sprachen. Wir bekommen es nur meistens aufgrund unserer beschränkten Sprachkenntnisse nicht mit.
Uns als Ausländern steht es schon mal gar nicht zu, Schimpfwörter zu verwenden. Also zumindest nicht, bis wir gut genug Japanisch können, um es verbal wieder gut zu machen, wenn ein benutztes Schimpfwort schlecht beim Gegenüber angekommen ist. Solange man sich nicht nach allen Regeln der Kunst in Landessprache entschuldigen kann, wäre es sehr unvorsichtig, mit Absicht unhöflich zu sein. Also nehmen wir dieses Kapitel als etwas völlig Nutzloses: Wörter, die man nicht benutzen sollte, zur reinen Kenntnisnahme und Bereicherung der Allgemeinbildung ohne praktischen Wert, nicht wahr? Trotzdem ist es ein Phänomen, daß es beim Lernen einer beliebigen Sprache immer interessanter (und erfolgreicher) ist, sich Kraftausdrücke zu merken als Passivkonstruktionen zu büffeln.
Wer dennoch Schimpfwörter benutzen will, trage dann bitte auch die Konsequenzen: Denn wie es in den Wald hineinruft, so schallt es auch heraus - und ich bin sicher, daß uns unser Gesprächspartner im Zweifelsfall überlegen ist. Außerdem: Wenn man in dem Gespräch irgend etwas erreichen möchte, dann rückt das Ziel in ganz, ganz weite Ferne, wenn man einen der "stärkeren" Ausdrücke unten zur Verstärkung des Wunsches benutzt. Aber es ist nützlich, Japaner zu verstehen, wenn wir mal einen äußerst seltenen Gefühlsausbruch belauschen können. Merken, aber nicht verwenden, ok? Denn in der Regel wird uns als Ausländer nie ein solches Wort in der Praxis begegnen, die Japaner machen das eher in ihren Köpfen mit sich aus als es wirklich auszusprechen. Wo uns diese Wörter aber oft und in epischer Breite begegnen, sind Manga und Anime - doch die bilden natürlich nicht die Realität ab, Gott sei Dank.
Und es gibt noch eine Besonderheit: In Manga werden Beleidigungen oft in Katakana geschrieben, auch wenn es japanische Wörter sind. Das macht man, um ihren besonderen Charakter hervorzuheben, die andere Schreibweise ist sozusagen wirkungsverstärkend.
Wenn man
sich über andere Mitmenschen aufregt: Dummkopf, Vollpfosten,
Idiot, Schwachmat!
baka = Idiot,
- das harmloseste Schimpfwort zu diesem Thema, wörtlich ein
Tiername "Pferde-Reh"
aho = Idiot, Dummkopf, Vollpfosten
aho ka? = bist du völlig bekloppt oder was?
do-ahou = stärker: Vollidiot, Ober-Dummkopf,
Ober-Vollpfosten
boke = fauler Dummkopf, ziemlich grobe
Beschimpfung
Wenn man
sich andere Mitmenschen wirklich beleidigen will: Scheißkerl,
Miststück etc.
Anrede "temee" =
"eyy, du da" - gröbste Duzerei, kann man
"ungestraft" nicht verwenden
kasu = Abschaum, Stück Dreck
gomimushi = Ungeziefer, wörtlich: Müllkäfer
zako = wertlose Person, wörtlich: kleiner
unbedeutender Fisch
dasai = adj. uncool, provinziell, Landei - wörtlich: einfach.
Geht auch in Kombinationen: dasamen = uncooler Typ
Wenn man
sich über irgendwas aufregt, das passiert ist: Mist, Scheiße!
zannen desu = noch ganz
höflich, bedeutet "schade", "das ist
enttäuschend"
fun - harmlos: so ein Pech
shimatta = Mist! Verdammt! - sehr allgemein und
gebräuchlich, vom verpaßten Bus bis zum runtergefallenen Teller
chikushou! = Mist! Verdammt! - wörtlich: Tier,
Biest, eine Person, die als Tier wiedergeboren wird
kon-chikushou! = heilige Scheiße! Was für ein verdammter
Mist(kerl)!
kuso! (gesprochen "kso") = hier ist
etwas schon richtig "scheiße", sehr gebräuchlich,
meist für konkrete Dinge oder Vorgänge, zum Fluchen in jeder
Lebenslage geeignet.
kuso ga, kuso gaaaaaa! = verdammt nochmal! -
wenn man irgend etwas gerade verbockt hat
kuso-XYZ = geht auch als verstärkendes Präfix,
so ist kuso-benkyou die Scheiß-Lernerei, und kuso-densha ist der
Scheiß-Zug.
chietsu! = Anglizismus von "Shit"
muka = Übelkeit. Dandan muka-tsuite kita = das ist langsam zum
Kotzen! Muka-tsuku = ich kotze gleich!
Richtig
grobe Beleidigungen: Hurensohn, Bastard, Arschloch etc.
kono kuso me
= dieser Scheißkerl
yarou! = catch-all-Bezeichnung für alles in
diese Richtung
jiji = alter Sack, wörtlich: alter Mann -
höflich wäre oji-san
baba = alte Schachtel, alte Hexe - wörtlich:
alte Frau, höflich wäre obaa-san
baka-yarou! = Steigerung für dummes Arschloch,
Voll-Arschloch, deutlich abwertender als nur baka
kono kuso-yarou! = dieser elende Scheißkerl!
konna yarou! = so ein Scheißkerl!
sukebe = Perverser, geiler Sack
kisama = Bastard - wörtlich etwas ganz anderes:
"edler Herr" - so nannten früher Samurai ihren
schlimmsten Feind. Wer diese Anrede benutzt, hat danach einen
solchen.
kuso-t-tare = Scheißkerl
bontsuke = Idiot
"gute
Wünsche" und Aufforderungen für andere:
uzai = Ruhe
jetzt! Du störst!
urusai = halt die Klappe! Du bist mir zu
vorlaut! Noch deutlicher, wenn "urusee"
gesprochen.
kutabare! = fick dich! verschwinde!
jigoku ni ike! = fahr zur Hölle! gehe in die
Hölle!
koroshite yarou! = ich bring dich um, du Arsch!
usero! = verpiß dich!
mukou ike! = hau ab!
shine! = fahr zur Hölle! - wörtlich: stirb!
shinjimae = stirb!
kuso-kurae = scheiß drauf!
Hier wurde bewußt auf die japanische Schreibweise (Kanji, Hiragana, Katakana) verzichtet. Dieses kleine Kapitel soll keinen Sprachkurs ersetzen, sondern ein Hilfsmittel und Rettungsanker für den Reisenden sein, dessen Hauptziel sein wird, höfliches Entgegenkommen durch einige wenige Kenntnisse zu signalisieren und das Gelingen der Reise zu gewährleisten. Alle vertiefenden Kenntnisse, zu denen ich ausdrücklich ermuntern möchte, inclusive der Schriftform, finden sich in der einschlägigen Literatur.
Literatur,
Links und Quellen:
Japanische Schimpfwörter auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=aGNhhPH85k4
Japanische Schimpfwörte: https://schimpfanse.de/kategorien/schimpfwoerter/japanische-schimpfwoerter/
Japanische Schimpfwörter: https://www.japanwelt.de/blog/detail/sCategory/467/blogArticle/1335
Japanische Schimpfwörter: https://8900km.de/2015/08/06/auf-japanisch-fluchen/
Japanische Schimpfwörter: https://www.japandigest.de/alltag/sprache/japanisch/fluchen-auf-japanisch/
Japanische Schimpfwörter: https://skdesu.com/de/schlechte-worte-warui-kotoba/
Andere Artikel über Japan lesen
Andere Länder-Essays lesen
Home
©
Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2023
Impressum